„Ick bün allhier“: Greta jetzt auch Virusexpertin?

Lange nichts mehr von Greta Thunberg gehört? Sie ist wieder da! Der US-Fern­seh­sender CNN hat die bezopfte Sieb­zehn­jährige zu seinem Panel von Corona-Experten hin­zu­gefügt. Sie wurde zu einem Interview zum Thema Covid-19 Pan­demie ein­ge­laden und gab dort die Coro­na­virus-Expertin. Der schwe­dische Teenager sitzt dabei gleich­be­rechtigt neben hoch­ka­rä­tigen Ver­tretern der ame­ri­ka­ni­schen Gesund­heits­be­hörden und belehrt die Welt. Sie ermahnt die Jugend­lichen, auf die Experten zu hören und auf nie­manden sonst. Welche Experten damit gemeint sind, ist natürlich klar.

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Kennen Sie noch das Märchen vom Hasen und dem Igel? Sie wollten einen Wettlauf machen. Der Hase war sich sicher, das Wett­rennen zu gewinnen, denn der Igel mit seinen kurzen Beinchen würde niemals mit­halten können. Aber der Igel dachte gar nicht daran, ehrlich um die Wette zu laufen.

Und er schaffte es tat­sächlich, mit einem fiesen Trick den Hasen nicht nur um seinen Sieg zu bringen, sondern ihn bis zum Umfallen aus Erschöpfung zu treiben. Er plat­ziert nämlich seine ihm zum Ver­wechseln ähn­liche Frau am Ende der Renn­strecke, läuft ein paar Schritte los, der Hase fegt davon, aber als er sich dem Ziel nähert, springt Frau Igel hoch und ruft „Ick bün allhier!“ (Ich bin schon hier!) Der Hase kann‘s nicht glauben und ver­langt Revanche, doch es pas­siert immer wieder das­selbe, bis der Hase vor Erschöpfung zusammenbricht.

So geht es auch dem auf­merk­samen Bürger. Will er sich ein umfas­sendes und sach­liches Bild aus ver­schie­denen Blick­winkeln über die gerade die Welt aus den Angeln hebende Kata­strophe machen, was da pas­siert ist, ob es über­haupt eine Kata­strophe ist, Schwupp! Sieht er sich tag­täglich und rund um die Uhr von einer Arbeits­ge­mein­schaft von Poli­tikern, Qua­li­täts­medien und aus­ge­suchten Experten unisono bear­beitet und beschallt, was er zu glauben hat und was die unum­stöß­liche Wahrheit ist. Die­je­nigen, die es wagen sich ander­weitig zu infor­mieren, bei genauso ver­sierten und ver­dienst­vollen Experten, die aber anderer Auf­fassung sind, so werden diese gejagt und nie­der­ge­macht und dem Bürger gar Erschröck­liches erzählt, dass er da „irgend­einem Quatsch“ auf­sitze, dass das keine seriösen Wis­sen­schaftler, sondern XY-Leugner seien, dass er sich  von „bösen Rechten“ instru­men­ta­li­sieren lasse oder Gefahr laufe, zu den „Alu­hüten“ gezählt zu werden.

Eine End­zeit­ka­ta­strophe jagt die nächste, vom Wald­sterben über Peak Oil, Vogel­grippe, Schwei­negrippe — und ab in die Kli­ma­ka­ta­strophe und Die­sel­fein­staubtod und zack! über­gangslos in die Corona-Pan­demie. War es damals Greta Thun­bergs Vor­läufer, der kleine Felix Fink­beiner, der das die Welt ver­wüs­tende Wald­sterben und die Erd­er­wärmung mit „Plant for the Planet“ abwenden wollte, ist es heute Greta Thunberg, die auf Kilo­metern Ent­fernung CO2-Moleküle mit freiem Auge sehen kann.

Immer sind es die­selben Namen, die einem begegnen in den Panels, Peer Groups, Gremien, UN-Orga­ni­sa­tionen und Exper­ten­runden der alleinig lizen­sierten Wis­sen­schaftler, die das Denken in der jeweils ange­sagten Kata­strophe betreuen. Und immer ist ihr Argument: Wenn eine Wis­sen­schaft­liche Behauptung von allen Wis­sen­schaftlern dieser Gruppen als richtig ange­sehen wird (das nennt man Peer Group Reviewed), dann muss es ja stimmen, denn sie können sich nicht alle irren. Wirklich?

Nun ja, man ver­ur­teilte Galileo Galilei zu Arrest bis kurz vor seinem Tode und verbat ihm, wei­terhin zu behaupten, dass die Erde eine Kugel sei und dass die Erde sich um die Sonne drehe und nicht umge­kehrt. Galileo Galilei war Phi­losoph, Inge­nieur, Mathe­ma­tiker, Phy­siker, Astronom und Kos­mologe. Und er hatte Recht. Das half aber nichts, weil die damalige Peer Group, nämlich die Fürsten und Kle­riker, das anders sahen. Und deren (pto­le­maei­sches) Weltbild galt als DIE Wahrheit. Die einzige Wahrheit.

Genauso ist es heute. Alle großen Ent­schei­dungen werden immer wieder von den­selben Gesichtern und Namen gefällt und keine andere Meinung ist erlaubt. Wo man sich auch hin­wendet, es sind immer die­selben Insti­tu­tionen mit den­selben Hyper­kom­pe­ten­tikern, die die allein­gültige Wahrheit ver­künden. Und nun — „ick bün allhier!“ taucht Gretas Gesicht schon wieder auf, diesmal bei Corona.

Leute, wenn morgen ein Komet auf die Erde zurast, der uns alle ver­nichtet, seid sicher, Greta wird auch hier wieder als Expertin in vor­derster Reihe stehen und allen unter zwanzig sagen, was sie zu tun denken haben und allen über zwanzig, dass sie daran schuld sind. „How dare You!“

Die wel­ten­len­kenden Peer Groups haben Greta als Mul­ti­funk­ti­ons­expertin in ihre hei­ligen Hallen auf­ge­nommen. Der damals knapp 15jährige Teenager war die welt­be­kann­teste Kli­ma­wis­sen­schaft­lerin und mobi­li­sierte quer über den Globus Massen von Jugend­lichen zu den „Fridays for Future“ Pro­test­mär­schen. Da die junge Dame aus dem Beritt von Felix Fink­beiners Papa Fri­thjof Fink­beiner kommt, der ein Rie­sen­ge­schäft mit Erd­er­wärmung auf­ge­zogen hat, hat da natürlich keine Polizei diese Auf­märsche behindert, haben die Medien geschrieen, dass irgendwer diese Massen „instru­men­ta­li­siert“. Die Poli­tiker drän­gelten sich darum, ihre Hoch­achtung, Sym­pathie und Unter­stützung für Greta zum Aus­druck zu bringen. Sie war über Nacht ein Mit­glied der glo­balen Nomen­klatura geworden. Da konnten Meteo­ro­logen, Kli­ma­to­logen, Atmo­sphä­ren­for­scher, Solar­phy­siker usw. mit allen aka­de­mi­schen Weihen und Jahr­zehnten an Berufs- und For­schungs­er­fahrung daher­kommen und anderer Meinung sein – alles ver­stockte Kli­ma­leugner, die die Welt zugrunde richten wollen und das Leben der jungen Gene­ration zerstören.

Greta drohte in der Ver­senkung zu ver­schwinden, als Corona die Bühne übernahm. Aber unter Peer Groups und Panels hilft man sich doch gern. Okay, Greta, dann kommst Du eben jetzt auch als Corona-Expertin, ist eh‘ wurscht. Gretas Auf­tritt sorgte aller­dings für etwas Dis­kus­sionen. Da gab es doch tat­sächlich einige Zuschauer, die irri­tiert fragten, woher Greta denn plötzlich Exper­ten­wissen in Sachen Viro­logie erlangt habe. Die Sieb­zehn­jährige habe weder Medizin stu­diert, noch sich irgendwie vorher mit Viren, Pan­demien oder den gesell­schaft­lichen und wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen eines Lock­downs befasst.

So sahen es auch viele Leute auf der ganzen Welt. Auf Twitter wurde in vielen Sprachen die Frage gestellt „Was soll das?“ und „Welche Kom­petenz hat das Mädchen in diesem Thema?“ Ein User twit­terte „Greta Thunberg? Ist sie jetzt etwa Corona-Expertin? CNN ist ein Witz!“ Der Tweet erntete tau­send­fache Likes.

Andere ret­weeteten an CNN:

  • „Das darf doch nicht wahr sein. Greta ist jetzt also eine Covid-Spe­zia­listin? Man sollte es nicht ‚Fakten und Ängste‘ nennen. Man sollte es ‚Lügner und Ver­rückte‘ nennen.“
  • „Wenn sie weint, wird das ein toller Moment fürs Fern­sehen. CNN kennt das Reality-TV wie keine andere Nachrichtenorganisation!“
  • „Soso, wir sollen also nicht auf Trump hören, aber Greta ist eine Expertin?“
  • „Hahaha Greta Thunberg? Sie wenden sich an ein Kind, das von nichts eine Ahnung hat? Aber das über­rascht mich nicht.“
  • „Was um Himmels Willen hat Greta Thunberg zu einer Dis­kussion über Covid bei­zu­tragen? Das wird langsam lächerlich. SIE sind völlig lächerlich!

Der Washington Examiner titelte zu dem Thema: 
„Mehr als nur eine Parodie: CNN bezeichnet Greta Thunberg als Corona-Expertin.“ und meint in dem Artikel süf­fisant: „Sowas kann man sich gar nicht aus­denken, das wäre ein Parodie-Meis­ter­stück, eine der besten Arbeiten von ‚Babylons Bees!‘ Aber nein, das ist tat­sächlich wirklich auf CNN im Jahre 2020 gesendet worden.“

(The Babylon Bee ist eine sehr bissige Nach­richten-Satire-Web­seite, in den USA, auch bekannt als die christ­liche Version der berühmten Sati­re­zeit­schrift „the Onion“)

Auch ein Tweet von CNN, der das Panel of Experts für die Coro­na­dis­kussion zeigte, wurde ent­spre­chend ver­albert. Hier das Original:

Dar­aufhin tauchten auf Twitter neue Vor­schläge für das „Panel of Experts“ auf:

Das wie­derum rief die US-Ame­ri­ka­ni­schen Femi­nis­tinnen auf den Plan. Best­sel­ler­au­torin Roxane Gay echauf­fierte sich:

„Unqua­li­fi­zierte Männer dürfen täglich in den Medien endlos schwafeln. Aber bei Greta Thunberg geht das zu weit? OK.“

(Unqua­lified men appear on cable all day every day, blo­viating end­lessly, but Greta Thunberg is a bridge too far? Ok. — roxane gay (@rgay) May 13, 2020)

Die Buch­au­torin Char­lotte Clymer haut in die­selbe Kerbe:

„Also, versteh ich das richtig: Dr. Oz und zahllose andere Männer betreiben diese Fern­seh­nach­rich­ten­sen­dungen schon seit Jahren und speien ihren gefähr­lichen Blödsinn herum, und es hat kaum Kon­se­quenzen, aber viele von Euch ent­scheiden, dass die 17jährige Greta Thunberg doch ein Tacken zuviel ist. Und das ist kein Sexismus? Jetzt hört aber auf!“

(Let me see if I under­stand this: Dr. Oz and countless other men have been running in these cable news cir­cuits for years spouting dan­gerous non­sense with few con­se­quences, but a lot of y’all decided 17 year-old Greta Thunberg is a step too far. And that’s not sexism? Do tell. — Char­lotte Clymer ️‍ (@cmclymer) May 13, 2020)

Eine ungemein bestechende Logik: Weil manche Männer dummes Zeug ver­breiten, dann darf das eine sieb­zehn­jährige Göre gefäl­ligst auch und niemand hat das Recht, sie zu kri­ti­sieren. Wun­derbar. Einfach Grandios. Da ist die heilige „Equality“ wirklich am hehren Ziel aller Wünsche und Bemü­hungen endlich ange­kommen: „Jeder hat das Recht sich zu bla­mieren, so gut er kann.“

Wie wichtig und brisant die Sache ist, um die es geht – scheißegal.