Vor­be­reitung auf das Schlimmste: China ver­kauft US-Anleihen wegen Dollar-Sintflut

Die Dollar-Presse läuft und läuft. Die ultra­lo­ckere Geld­po­litik der US-Notenbank zeigt Wirkung: 26 Bil­lionen Dollar Staats­schulden und eine dro­hende Dollar-Ent­wertung. China – der zweit­größte Gläu­biger der Ver­ei­nigten Staaten – will den Sturz offenbar nicht länger abwarten und handelt prä­ventiv: mit dem Verkauf ame­ri­ka­ni­scher Staatsanleihen.

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Die ame­ri­ka­nische Federal Reserve hat sich pan­de­mie­be­dingt zu Maß­nahmen son­der­gleichen ent­schlossen: Im Jah­res­an­fangs­quartal hat die US-Zen­tralbank den Leitzins auf fast null gesenkt (mit Tendenz ins Negative) und die Wirt­schaft mit über zwei Bil­lionen Dollar geflutet. Das Geld wurde einfach gedruckt.

Peking – der zweit­größte Gläu­biger der Ver­ei­nigten Staaten – hat vor diesem Hin­ter­grund erkannt, dass Washington seine wirt­schaft­lichen Pro­bleme ohne die Dollar-Presse nicht lösen kann. Inves­ti­tionen in ame­ri­ka­nische Anleihen sind mithin zu einem Risiko geworden, schreibt das Portal „Sohu“: Die chi­ne­sische Führung wolle nicht abwarten, bis der Dollar abge­wertet sei, und beginne den Aus­verkauf ame­ri­ka­ni­scher Schatzpapiere.

Um ein Gefühl für das Ausmaß der Dollar-Flut zu bekommen: Seit 2008 hat die ame­ri­ka­nische Zen­tralbank rund acht Bil­lionen Dollar gedruckt, allein bis Ende dieses Jahres will die Fed fünf weitere Bil­lionen nach­schießen. Für den Dol­larkurs kann das nicht ohne Folgen bleiben.

Letztes Jahr ver­kaufte China ame­ri­ka­nische Anleihen im Wert von 110 Mil­li­arden Dollar. Kürzlich hat die Volks­re­publik ame­ri­ka­nische Papiere für weitere zehn Mil­li­arden abgestoßen.

Ana­lysten erklären, selbst nur ein Teil­aus­verkauf des chi­ne­si­schen Anleihen-Port­folios treffe die Ver­ei­nigten Staaten emp­findlich. Der Aus­verkauf trifft den Anlei­hen­markt umso mehr, da die USA die Wert­pa­pier­emission gerade hoch­ge­fahren haben, um ihre Hilfs­pro­gramme in Zeiten der Corona-Krise zu finanzieren.

Auf­grund des Han­dels­krieges hatte China ohnehin zum Aus­verkauf der Tre­asuries ange­setzt: Das Port­folio ist von 1,32 Bil­lionen im Jahr 2013 auf gegen­wärtig 1,09 Bil­lionen geschrumpft. Der größte Halter ame­ri­ka­ni­scher Papiere ist seit Juni 2019 nicht mehr Peking, sondern Tokio mit 1,12 Bil­lionen Dollar.

Auch andere Länder haben die ame­ri­ka­ni­schen Schatz­briefe mas­sen­weise abge­geben. Für Washington ver­heißt das nichts Gutes, denn das 1,5‑Billionen-Dollar-Loch im ame­ri­ka­ni­schen Haushalt wird mit dem Erlös aus dem Staats­pa­pier­verkauf gestopft.

Derweil schätzen große Banken, die Dif­ferenz zwi­schen den Staats­ein­nahmen und den Staats­aus­gaben erreicht in den USA bis Jah­resende vier Bil­lionen Dollar – der größte Wert seit dem Zweiten Welt­krieg. Die Bilanz der Federal Reserve wird indes nach Ban­ken­schätzung auf zehn Bil­lionen Dollar auf­ge­pumpt. Alles fast aus­schließlich frisch­ge­drucktes Geld.

„Rascher Absturz vor­pro­gram­miert“ – bri­tische Bank über Zukunft des Dollars

Die Notenbank der Ver­ei­nigten Staaten hat den Leitzins auf nahezu null gesenkt. Anders ist die ame­ri­ka­nische Wirt­schaft in ihrem Sinkflug nicht auf­zu­halten. Möglich sind auch Nega­tiv­zinsen. Kommt es soweit, ist ein rascher Dollar-Absturz unab­wendbar, sagen Experten von Standard Char­tered, einem der größten Finanz­dienst­leister der Welt.

Minus 50 Prozent – so lautet die Pro­gnose der Federal Reserve für die Ent­wicklung der ame­ri­ka­ni­schen Wirt­schaft im zweiten Quartal dieses Jahres. Um gegen­zu­steuern, hat sich die Fed darauf ein­ge­lassen, den Leitzins auf nahezu null abzu­senken. Sich Geld von der ame­ri­ka­ni­schen Notenbank zu leihen, kostet die Geschäfts­banken in den USA derzeit 0 bis 0,25 Prozent.

Vor der Pan­demie hatten die Ver­ei­nigten Staaten den höchsten Leitzins unter allen Indus­trie­na­tionen. Dies stärkte den Dollar auf­grund des Carry-Trades: Inves­toren liehen sich Geld in anderen Ländern mit nied­ri­gerem Zins, legten es höher­ver­zinst in den USA an und kas­sierten die Zins­dif­ferenz. Jetzt ist es damit vorbei.

„Carry-Trade ist tot, weil die Zen­tral­banken die Zins­un­ter­schiede ange­glichen haben. Statt kurz­fris­tigen Gewinnen hin­ter­her­zu­rennen, sind die Anleger mitt­ler­weile gezwungen, sich lang­fristig zu ori­en­tieren“, erklärt Ugo Lan­cioni, Wäh­rungschef bei Neu­berger Berman. Das Inves­to­ren­in­teresse am Dollar hat folglich nachgelassen.

Wäh­rend­dessen hat die Federal Reserve außer wei­teren Zins­sen­kungen keine volks­wirt­schaft­lichen Hebel in der Hand. Auch drängt Donald Trump darauf: Nach der jüngsten Ver­öf­fent­li­chung der Daten des Ver­brau­cher­preis­index für die USA hat der Prä­sident die Notenbank auf­ge­rufen, mit dem Leitzins ins Minus zu gehen.

Der Preis­index sank im April um 0,8 Prozent – der größte Rückgang seit dem Rezes­si­onsjahr 2008. Allent­halben fallen die Preise, weil die Ame­ri­kaner weniger fahren, fliegen und ein­kaufen. Viele Betriebe sind im Shutdown, Arbeiter dem­entspre­chend frei­ge­stellt. Das ame­ri­ka­nische Han­dels­mi­nis­terium spricht vom größten Wirt­schafts­rückgang der letzten Jahrzehnte.

Tiefer und tiefer

Noten­bankchef Jerome Powell erklärte letzten Freitag, Nega­tiv­zinsen seien nicht nötig: Die Fed habe andere Mög­lich­keiten, um die wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen der Epi­demie ein­zu­dämmen. Doch Experten sind weniger zuver­sichtlich. Es hänge alles vom wei­teren Verlauf der Epi­demie ab.

Eine vor­zeitige Auf­hebung des Shut­downs könne sich als Brand­be­schleu­niger erweisen, mahnte dieser Tage der US-Immu­nologe Anthony Fauci die Regierung. Bricht die Epi­demie mit neuer Kraft aus, wird die Federal Reserve ohne nega­tiven Leitzins sicherlich nicht mehr auskommen.

„Nega­tiv­zinsen sind unver­meidbar, wenn die Wirt­schaft sich nicht im erhofften Tempo erholt und die übrigen volks­wirt­schaft­lichen Steue­rungs­in­stru­mente erschöpft sind“, erklären Ana­lysten der bri­ti­schen Standard Char­tered. Noch hat man nicht das volle Bild, aber falls es so kommt, wird die Fed den Leitzins „auf minus 0,5 bis minus ein Prozent“ senken müssen.

Die US-Notenbank (Fed) ließ die Federal Funds Rate im Juni unver­ändert bei 0,00% bis 0,25%. Der Beschluss ent­sprach den Erwartungen.

Dabei sind sich die Experten auch darin einig, dass negative Leit­zinsen in Zukunft an sich wenig bringen. Theo­re­tisch sollen Geschäfts­banken durch nied­rigen Leitzins dazu ver­an­lasst werden, mehr Dar­lehen an die Wirt­schaft zu ver­geben, was ein Wirt­schafts­wachstum bewirken soll. Aber das Bei­spiel der Eurozone und das Bei­spiel Japans zeigen, wie schwach dieser Effekt sein kann.

Aller­dings wird eine Zins­senkung auf minus 0,5 bis minus ein Prozent die Rendite der ame­ri­ka­ni­schen Staats­an­leihen stark drücken, was es Washington erleichtern sollte, seinen Schuld­ver­pflich­tungen nach­zu­kommen. Nur: Dem Dollar ver­heißt das wenig Gutes, sagen Ana­lysten von Standard Chartered.

Das Dollar-Defizit in der Welt würde nach­lassen, die ame­ri­ka­nische Währung würde unaus­weichlich an Wert ver­lieren. Wann genau das ein­tritt, hängt maß­geblich von der Wirt­schaftslage und den Finanz­märkten ab. Sicher ist, dass die Nach­frage nach Gold zunehmen und das Edel­metall seine ohnehin his­to­ri­schen Höchst­stände erneuern könnte.

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Quellen: sputniknews.com