Eigentlich sind die Faktencheckerfinder, die sich anmaßen, Urteile darüber zu fällen, was wahr und was falsch ist, nicht zu beneiden. Sie ähneln dem Hasen, der im Rennen mit dem/den Igel/n nur unterliegen kann. Das hindert sie natürlich nicht daran, die prätentiöse Aura des Richters über das Fallbeil der Geschichte anzunehmen und in der Verblendung, die nur haben kann, wer so dumm ist, an die eigene Unfehlbarkeit zu glauben, darüber zu entscheiden, was die richtige wissenschaftliche Interpretation aktueller Probleme ist. Ganz so, als sei Wissenschaft ein Monolith, den man in eine Landschaft pflanzt, um ihn fortan zu umtanzen, quasi im Ringelreihen der Dilettanten.
Und so haben die Faktencheckerfinder verkündet, dass feststehe, dass SARS-CoV‑2 tierischen Ursprungs, fledermäusischen, um genau zu sein, ist. Unverrückbar ist diese Erkenntnis der Faktencheckerfinder. Ergo, muss alles, was abweicht, z.B. Einwände, die vorbringen, SARS-CoV‑2 sei ein Flüchtling aus einem chinesischen Labor, in den man ihn einsperren wollte, falsch, muss Fake News sein.
Wenn man, wie die Faktencheckerfinder so absolut keine Ahnung von der Materie hat, über die man sich anmaßt, zu Gericht zu sitzen, dann ist es von eminenter Wichtigkeit, die eigenen Quellen in der für Ahnungslose unausweichlichen Anwendung des Fehlschlusses ad auctoritatem als unfehlbar, als “renommierte Wissenschaftler” oder dergleichen Unirrbares hinzustellen und gleichzeitig diejenigen, die zweifeln, mit ideologischen Mitteln zu bekämpfen, zu versuchen, sie zu diskreditieren. Unumstrittener Meister in diesem Metier, der eine unglaubliche Ahnungslosigkeit mit einer ebenso unglaublichen Frechheit vereint, ist Patrick Gensing:
Wir haben heute für die Herren über die öffentlich-rechtliche Wahrheit eine Nuss zum Knacken, eine Nuss, die – nach allem, was man so über die Autoren, die sie geschaffen haben, sagen kann, von sehr renommierten Wissenschaftlern stammt, so dass die dpa-Faktenchecker und die ARD-Faktenfinder, die so großen Wert auf “Renommé” legen müssen, weil ihnen die Kompetenz fehlt, in Anomie verfallen müssen, wenn sie entscheiden sollen, was nun wahr ist, wo SARS-CoV‑2 nun wirklich herkommt.
Die Nuss sieht sie so aus:
Diese Nuss ist Teil einer Erklärung für das Auftauchen von SARS-Cov‑2, die von Edward J. Steele, Jiangwen Qu, Reginald M. Gorcynski, Robyn A. Lindley, Gensuke Tokoro, Robert Temple und N. Chandra Wickramasinghe gerade in der Zeitschrift “Advances in Genetics” publiziert haben (natürlich peer reviewed!). Deren Herausgeber sagt über die Autoren, dass sie “leading experts in the uncommon field of astrobiology” sind. “They have worked for almost 40 years on the role of recurrent asteroids/meteorites bombarding the earth and contributing to species evolution through recurrent mutations”.
Experten, nach allen Kriterien, Wissenschaftler obendrein, renommierte, für die dpa-Wichtel und die Gensings der Wahrheit.
Und die Nuss, die diese renommierten Wissenschaftler publizieren, hat einen Namen: Panspermie. Die Idee, dass Leben von außen auf die Erde gekommen ist. Als Bakterium, als Ribonukleinsäure, als Virus… Niemand hat gesagt, dass das, was aus dem All auf die Erde fällt, nur Positives mit sich bringt. Zuweilen, so die renommierten Wissenschaftler [wichtig!], bringen Meteoriten auch Viren mit, die Menschen gefährlich werden können. Eine Pandemie, von der man wenig hört, obwohl sie mit einer 60%igen Sterbewahrscheinlichkeit einhergeht, sei ein Ergebnis eines solchen Angriffs von Space Invaders, von Viren aus dem All. Keine Science Fiction: Realität! Die Pandemie, von der hier die Rede ist, trägt den Namen Candida Auris, ein Pilz, der eine üble Infektion hervorruft und 2009 fast zeitgleich in Japan, Südkorea, Lateinamerika, Europa usw. aufgetreten ist.#
Seine Ursache? Die gleiche, die die Autoren auch für SARS-CoV‑2 annehmen: eine Invasion aus dem All.
2008 war ein Jahr mit geringer Sonnenaktivität, ein Jahr mit sehr geringer Sonnenaktivität, ähnlich den Jahren, die nun vor uns liegen. Wenig Sonnenaktivität geht mit einem schwächeren Magnetfeld der Sonne einher, was wiederum zur Folge hat, dass kosmische Strahlung und mit ihr elektrisch aufgeladene Staubpartikel leichter die Oberfläche der Erde erreichen können. Das wird im Zusammenhang mit Meteoriten relevant, von denen die Autoren annehmen, dass sie Trillionen von Viren und Bakterien tragen, die sie, im Zuge ihres Eintritts und Verglühens in die Atmosphäre der Erde sehr großzügig und umfassend in ihrer Flugbahn verteilen und die in Zeiten solaren Minimums eine höhere Wahrscheinlichkeit haben, die Erdoberfläche zu erreichen und dort umfassend und großzügig für eine Infektion von Menschen und Tieren zu sorgen.
Das ist, in groben Zügen, was die Autoren argumentieren, dass mit SARS-CoV‑2 passiert sei. Das Virus kam huckepack auf dem Meteor, der oben zu sehen ist und am 11. Oktober über Sonjyan City in der Jilin Province Chinas verglüht ist: “Wir nehmen an”, so schreiben die Autoren, dass die mit Virus infizierten Partikel die Erde im Flugkorridor des Meteoriten mit dem Zentrum “Wuhan” erreicht haben. Die Flugbahn des Meteoriten war entlang des 40. Breitengrades, eine spannende Sache, denn die Epizentren der europäischen und nordamerikanischen Ausbrüche, die Lombardei, Madrid, New York, sie liegen alle entlang des 40. Breitengrades:
Nun muss man nur noch annehmen, dass sich der oben zu sehende Meteorit entlang seiner Flugbahn kegelförmig seiner viralen Last entledigt hat und hat eine schlanke Erklärung für die Verbreitung von SARS-CoV‑2. Ob sie zutrifft? Es gibt – wie immer – Korrelationen, keine Kausalitäten. Indes gibt es einige Indizien, die für die Erklärung der Autoren sprechen. Eine “Impfung” mit viraler Last aus dem Weltall, die mehr oder minder zeitgleich an den Epizentren des Ausbruchs erfolgt, steht im Einklang mit der Beobachtung, dass SARS-CoV‑2 ein träger Mutant ist, der schon in quasi perfekter Form auf uns gekommen ist und sich seither nicht wesentlich verändert hat. Eine merkwürdige Sache, die andere Autoren damit erklärt haben, dass SARS-CoV‑2 schon seit mehreren Monaten, wenn nicht seit mindestens sieben Jahren unter uns weilt..
Nun ihr Faktencheckerfinder, die ihr so sicher seit, dass SARS-CoV‑2 tierischen Ursprungs ist, was ist nun die Wahrheit?
Es gibt natürlich keine Wahrheit in der Wissenschaft, aber das wissen die Faktenfuzzis nicht (und man hält sie in ihrem dummdreisten Zustand, weil sie nützliche Idioten sind). Es gibt nur konkurrierende Hypothesen, die alle mehr oder weniger wahrscheinlich sind. Sowohl die sieben Jahres-Hypothese als auch die Annahme, SARS-CoV‑2 sei Monate vor dem Ausbruch in Wuhan bereits endemisch gewesen, erklären die bemerkenswerte Fähigkeit von SARS-CoV‑2, sich an menschliche ACE2-Rezeptoren anzuhängen und in menschliche Zellen einzudringen. Und beide schlagen eine Erklärung dafür vor, dass SARS-CoV‑2 bereits in optimierter Form vorliegt und entsprechend eher mutationsträge ist. Die Erklärung, die Steele und seine Ko-Autoren vorbringen, erklärt eben diese Fakten in gleicher Weise. Die Annahme eines Virus, das in vier verschiedenen Stämmen aus dem selben Meteor heraus verbreitet wird, ist in gleicher Weise mit dem stimmig, was wir über das Genom von SARS-CoV‑2 wissen.
So ist das eben in der Wissenschaft. Unterschiedliche Erklärungen konkurrieren miteinander darum, wer die Fakten am besten zu erklären vermag, sie streiten nicht darum, welche von ihnen wahr ist. Wissenschaft handelt nicht in Wahrheit, sondern in Wahrscheinlichkeit und in Bewährungsgrad, aber das wissen diejenigen, die Fakten checken, finden und prüfen wollen, nicht. Sie sind der irrigen Ansicht, man könne eindeutig festlegen, was wahr und was falsch ist. Nun, wir sind gespannt, welche Wahrheit die Faktotums uns nun als ihre Wahrheit präsentieren.
Ralf Giordano hat übrigens in den Bertinis das Folgende zum Faktotum geschrieben:
“Obwohl sich niemand solcher Gefahren bewusster gewesen wäre als das Faktotum selbst, konnte er nicht davon ablassen, seinen falschen Nimbus zu pflegen, so dass sich zwischen den beiden Polen Angst und Hochstapelei das entnervende Dasein seiner späten Tage abspielte.”
Eine sehr passende Beschreibung für Faktenfaktotums, wie wir finden.
Quelle: sciencefiles.com
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