„Wenn Du wissen willst, wer Dich beherrscht, überlege, wen Du nicht kritisieren darfst“, heißt ein altes Sprichwort. Egal welcher Couleur eine Diktatur ist, sie bemächtigt sich zuerst der Sprache und schreibt vor, was man wie sagen darf. Erinnern Sie sich noch an die „geflügelte Jahresendfigur“ in der ehemaligen DDR? „Weihnachtsengel“ durfte man im „Realen Sozialismus“ nicht sagen. In den 80-er Jahren bereits war es in den Behörden untersagt, das Wort „Zigeuner“ zu benutzen, stattdessen wurde im politisch-korrekten Beamtendeutsch das Wort „mobile ethnische Minderheiten“ vorgeschrieben. Die betreffenden Leute wurden dann in den Verwaltungsstuben kurz „Mems“ genannt, was auch nicht schmeichelhaft gemeint war.
Wenn es damals noch irgendwie nachvollziehbar war, solche diskriminierenden Bezeichnungen zu vermeiden, hat sich die politische Correctness noch weiter in die Hirne, Herzen und Sprache der Menschen vorangefressen. Jetzt ist es schon inkorrekt, das generische Maskulinum zu benutzen – also die männliche Form für eine Menge, die auch weibliche Individuen einschließt.
Es darf also nicht mehr „die Verkehrsteilnehmer“ heißen, andererseits sorgt das ungeliebte Verkehrsteilnehmer*Innen immer mehr für Hohn und Spott und lässt überdies auch noch in unverzeihlicher Weise diejenigen außen vor, die sich als „nicht binär“ (also entweder männlich oder weiblich) verstehen. Was also tun?
Die Polizeigewerkschaft Hamburg ist irritiert und ratlos und twittert:
Getreu der Regel „wenn man nicht mehr weiter weiß, macht man einen Arbeitskreis“ wurde daher von der Berliner Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung ein Diversity-Landesprogramm entwickelt. Es soll die Vielfalt im Verwaltungskontext fördern. Lustigerweise ist aber hier noch von „zentralen Akteur_innen“ die Rede, was sich im Folgenden noch als auch nicht politisch korrekt herausstellen wird, weil eben binär und daher für einen Großteil der zur Zeit ungefähr 26 Gender diskriminierend.
Damit sie mit den „Menschen dieser Stadt“ politisch korrekt kommunizieren können, wurde also ein 44 Seiten langer Leitfad_Innen erstellt, der die Mitarbeiter_Innen in den Ämtern darin schulen soll. Und zwar unabhängig von allen irgendwie gearteten Eigenschaften, wie Geschlecht/Gender, Hautfarbe, Alter, Religionszugehörigkeit, Behinderung, Weltanschauung (außer den bösen Rääächten, natürlich) oder sexueller Identität.
Beispielsweise ist der Begriff „Asylbewerber“ jetzt auch schon unzulässig, denn es besteht ja sowieso ein Grundrecht auf Asyl, daher muss man sich ja gar nicht mehr bewerben. Das steht jedem verdammtnochmal zu und daher heißt das jetzt „Schutzberechtigte“. Natürlich gibt es auch keine Ausländer mehr, sondern nur noch „Einwohnende ohne deutsche Staatsbürgerschaft“. Menschen mit Migrationsvorder- oder –hintergrund sind danach Menschen mit Migrationsgeschichte. Oder auch – komplett sinnlos – „Menschen mit internationaler Geschichte“. Die gibt es tatsächlich, wenn sie in sehr vielen verschiedenen Ländern zu Hause waren. Das dürften aber die wenigsten Zuwanderer sein.
Und noch etwas ist sehr bemerkenswert. Ab jetzt sind „Schwarze Menschen“ (die es sowieso nicht wirklich gibt) nicht mehr, wie bisher vollkommen wertfrei allgemein benutzt, Menschen, die einen zumindest teilweisen genetischen Ursprung in Afrika haben. Nein, ein „schwarzer“ Mensch zu sein heißt ab jetzt, dass man ein Mensch ist, der „Rassismuserfahrungen“ gemacht hat. Wenn also irgendjemand Sie, lieber Leser, als Schei**-deutsche Kartoffel“ beschimpft oder als chauvinistischer, weißer Mann niedergemacht werden, sind Sie automatisch ein „Schwarzer“. Weil das überhaupt nichts mit Ihrer Hautfarbe zu tun hat. Überhaupt gibt es auch keine Hautfarbe mehr. Hautfarbe ist ebenfalls an sich politisch inkorrekt. Deshalb gibt es auch nicht mehr „Schwarzfahren“, die Strafzahlungen dafür aber schon. Es gibt auch nicht mehr „Farbige“ oder „Dunkelhäutige“, das ist diskriminierend und kolonialistisch. Der Volksmund hat das übrigens schon lange antizipiert und nennt Menschen mit einem entsprechenden Teint gern „Maximalpigmentierte“.
Was zum Teufel ist eigentlich an dunkler Haut irgendwie auszusetzen oder schlecht? Nichts! Überhaupt nichts! Das ist doch eigentlich der Gipfel der Diskriminierung, solche peinlichen, sprachlichen Verrenkungen zu zelebrieren, um bloß nicht anzudeuten, dass es Menschen mit dunkler Haut gibt? Als wäre das etwas so unsäglich Schlimmes, dass man es nicht sagen darf? Was für ein Unsinn! Dunkle Haut ist doch KEIN Makel, den man tunlichst umschreiben oder negieren sollte?
Das ist aber noch nicht alles, was die Sprachpolizei an sprachlichem Irrsinn fabriziert.
Die Berliner Zeitung schreibt:
„Ausführlich über elf Seiten beschäftigt sich der Neusprech-Leitfaden mit Geschlechtsidentitäten, „geschlechtsunabhängigem Begehren“ und mit Begriffen wie „Cisgeschlechtlichkeit“. Mit der Vorsilbe „cis“ wird beschrieben, dass eine Person „in Übereinstimmung mit ihrem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht lebt“ – also dass sich Männer als Männer fühlen und Frauen als Frauen. Man erfährt alles über sexuelle Orientierungen und dass Bi-Sexualität für eine überkommene Zwei-Geschlechter-Ordnung steht. Diese solle durch den Begriff Pansexualität bewusst erweitert werden, indem auch trans- und intergeschlechtliche sowie „nicht-binäre“ Menschen mitgedacht werden.“
Es darf also nicht „Verkehrsteilnehmer“ oder„Verkehrsteilnehmer*Innen“ heißen, sondern „Verkehrsteilnehmende“, nicht Radfahrer, sondern Radfahrende, nicht Fußgänger, sondern zu Fuß Gehende. Heißt es jetzt auch Raubende, Einbrechende, Sanitäternde, Bauarbeitende, Soldatende? Und sind „Busfahrende“ die Menschen, die am Lenkrad sitzen oder die Fahrgastenden? Wie bitte, will man in Zukunft Frauenärzte nennen? Das dürfte spannend werden, wenn man weder „Frauen“ noch „Ärzte“ sagen darf. Wie will man überhaupt die „Patientenden“ benennen die einen Körper besitzen, den man bisher gemeinhin als „weiblich“ oder „Frau“ bezeichnete und um den sich die Verarztenden zu kümmern haben?
Ein wenig tröstend und überaus lesenswert sind die bissigen bis humorvollen Kommentare unter dem obigen Tweet der Hamburger Polizeigewerkschaft. Es sind doch noch nicht alle gaga.
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