Deutsch­lands “schänd­liche” zwei Jahre im UNO-Sicherheitsrat

Am 31. Dezember 2020 endete die zwei­jährige Amtszeit Deutsch­lands als nicht-stän­diges Mit­glied im Sicher­heitsrat der Ver­einten Nationen. Das deutsche Außen­mi­nis­terium erklärte in einer selbst-beweih­räu­chernden Zusam­men­stellung seiner angeb­lichen Leis­tungen zur “Stärkung der inter­na­tio­nalen Ordnung”, dass Deutschland nun einen stän­digen Sitz im UNO-Sicher­heitsrat ver­diene.

(von Soeren Kern)

Eine genauere Betrachtung des deut­schen Abstim­mungs­ver­haltens bei den Ver­einten Nationen in den letzten Jahren offenbart jedoch eine beun­ru­hi­gende Dop­pel­moral bei einer Reihe von Themen, ins­be­sondere bei den Men­schen­rechten, die nach Angaben der deut­schen Regierung “ein Eck­pfeiler” ihrer Außen­po­litik sind.

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Die Auf­zeich­nungen zeigen, dass Deutschland während seiner Zeit im UNO-Sicher­heitsrat für Dut­zende von Reso­lu­tionen gestimmt hat — von denen viele einen Bei­geschmack von Anti­se­mi­tismus haben — die Israel, die einzige Demo­kratie im Nahen Osten, ausgrenzen.

Die von Deutschland unter­stützten Anti-Israel-Reso­lu­tionen wurden von meist nicht-demo­kra­ti­schen mus­li­mi­schen Ländern getragen, dar­unter Ägypten, Algerien, Bahrain, Ban­gla­desch, Brunei, Komoren, Dschibuti, Indo­nesien, Irak, Jor­danien, Kuwait, Libanon, Mali, Mau­re­tanien, Marokko, Namibia, Nigeria, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Senegal, Sudan, Syrien, Tan­sania, Tunesien, Ver­ei­nigte Ara­bische Emirate und Jemen, aber auch von Dik­ta­turen wie Kuba, Nord­korea und Vene­zuela — und von Thailand im Auftrag Chinas.

Zudem schwieg Deutschland, als mehrere Serien-Men­schen­rechts­ver­letzer, dar­unter China, Kuba, Libyen, Mau­re­tanien, Pakistan, Russland, Somalia und Vene­zuela, in den UNO-Men­schen­rechtsrat, das höchste Men­schen­rechts­gremium der UNO, gewählt wurden.

Deutschland stimmte auch für Reso­lu­tionen zur Ver­ur­teilung der USA, die nicht nur die deutsche, sondern die euro­päische Sicherheit, Sta­bi­lität und Wohl­stand garan­tieren.

Im Jahr 2020 stimmte Deutschland 13 Mal für die Ver­ur­teilung Israels, brachte aber keine einzige Reso­lution zur Men­schen­rechts­si­tuation in China, Kuba, Pakistan, Saudi-Arabien, der Türkei oder Vene­zuela ein — oder zu 175 anderen Ländern, so UN Watch, eine in Genf ansässige, unab­hängige Nichtregierungs-Beobachtergruppe.

Eine der von Deutschland ver­ab­schie­deten Reso­lu­tionen bezog sich auf Jeru­salems Tem­pelberg nur mit seinem mus­li­mi­schen Namen Haram al-Sharif. Der geschäfts­füh­rende Direktor von UN Watch, Hillel Neuer, sagte dazu:

“Die UNO hat heute Ver­achtung sowohl für das Judentum als auch für das Chris­tentum gezeigt, indem sie eine Reso­lution ver­ab­schiedet hat, die den Namen Tem­pelberg nicht erwähnt, der die hei­ligste Stätte des Judentums ist und der allen heilig ist, die die Bibel ver­ehren, in der der alte Tempel von zen­traler Bedeutung war.”

In einer Pres­se­mit­teilung fügte UN Watch hinzu:

“Während fast alle EU-Länder in diesem Jahr 13 von 17 Reso­lu­tionen der UNO-Gene­ral­ver­sammlung unter­stützt haben, in denen Israel ange­prangert wurde, haben sie es ver­säumt, auch nur eine Reso­lution für Frau­en­recht­le­rinnen ein­zu­bringen, die in Saudi-Arabien inhaf­tiert und gefoltert werden, für dis­si­dente Künstler, die in Kuba ver­haftet werden, für Jour­na­listen, die in der Türkei hinter Gitter geworfen werden, für reli­giöse Min­der­heiten, die in Pakistan ange­griffen werden, und für Oppo­si­tio­nelle, die in Vene­zuela ver­folgt werden, wo mehr als fünf Mil­lionen Men­schen vor der Unter­drü­ckung durch die Regierung, vor Hunger und dem wirt­schaft­lichen Zusam­men­bruch geflohen sind.”

Im Jahr 2019 stimmte Deutschland 15 Mal für die Ver­ur­teilung Israels, brachte aber null Ver­ur­tei­lungen von Men­schen­rechts­ver­letzern wie China, Kuba, Pakistan, Saudi-Arabien, Türkei und Vene­zuela ein, so UN Watch. Einer der von Deutschland ver­ab­schie­deten Texte stellt Israel als “Besatzer” des jüdi­schen Viertels von Jeru­salem und der hei­ligsten Stätten des Judentums dar.

Am 15. November — an nur einem Tag — stimmte Deutschland für sieben Anti-Israel-Reso­lu­tionen und ent­hielt sich bei einer wei­teren, lehnte sie aber nicht ab. An diesem Tag gab es keine Ver­ur­tei­lungen eines anderen Landes in der übrigen Welt. Die Texte ver­ur­teilten Israel für “repressive Maß­nahmen” gegen syrische Bürger auf den Golan­höhen, erneu­erten das Mandat des kor­rupten UNO-Hilfs­werks (UNRWA) und erneu­erten das Mandat eines UNO-Son­der­aus­schusses zur Unter­su­chung “israe­li­scher Prak­tiken, die die Men­schen­rechte des paläs­ti­nen­si­schen Volkes betreffen.” Keine der Reso­lu­tionen erwähnte die Hamas oder den Paläs­ti­nen­si­schen Isla­mi­schen Dschihad.

Neuer lie­ferte den Kontext:

“Der Sturm­an­griff der UNO auf Israel mit einer Flut von ein­sei­tigen Reso­lu­tionen ist surreal. Tage nachdem die paläs­ti­nen­sische Ter­ror­gruppe Isla­mi­scher Dschihad israe­lische Zivi­listen mit einem Sperr­feuer von 200 Raketen ange­griffen hat — während die UNO-Gene­ral­ver­sammlung und der Men­schen­rechtsrat geschwiegen haben — fügt die Welt­or­ga­ni­sation nun Beschimpfung zu Belei­digung hinzu, indem sie acht ein­seitige Ver­ur­tei­lungen annimmt, deren ein­ziger Zweck es ist, den jüdi­schen Staat zu dämonisieren.

“Während von Frank­reich, Deutschland, Schweden und anderen EU-Staaten erwartet wird, dass sie 15 von ins­gesamt 20 Reso­lu­tionen unter­stützen, die im Dezember gegen Israel ver­ab­schiedet werden sollen, haben die­selben euro­päi­schen Nationen es ver­säumt, eine einzige UNGA-Reso­lution über die Men­schen­rechts­si­tuation in China, Vene­zuela, Saudi-Arabien, Weiß­russland, Kuba, der Türkei, Pakistan, Vietnam, Algerien oder über 175 andere Länder einzubringen.

“Vier der heu­tigen Reso­lu­tionen betreffen das UNRWA — doch keine erwähnt, dass der Chef der Agentur gerade gefeuert wurde, nachdem die oberste Füh­rungs­ebene in etwas ver­wi­ckelt war, was die UNO-interne Unter­su­chung als ’sexu­elles Fehl­ver­halten, Vet­tern­wirt­schaft, Ver­geltung, Dis­kri­mi­nierung und andere Miss­bräuche der Auto­rität zum per­sön­lichen Vorteil’ beschrieben hat. Alle EU-Staaten sind mit­schuldig an dieser Ver­schwörung des Schweigens.

“Eine der heu­tigen Reso­lu­tionen — von Syrien ver­fasst und mit ein­ge­bracht — ver­ur­teilt Israel fälsch­li­cher­weise für ‘repressive Maß­nahmen’ gegen syrische Bürger auf den Golan­höhen. Das ist obszön. Die Reso­lution ver­ur­teilt Israel dafür, dass es an den Golan­höhen festhält, und ver­langt, dass Israel das Land und seine Bewohner an Syrien ausliefert.

“Es ist erstaunlich. Wie kann die UNO, nachdem das syrische Regime eine halbe Million seiner eigenen Leute getötet hat, dazu auf­rufen, noch mehr Men­schen der Herr­schaft Assads zu über­geben? Der Text ist mora­lisch empörend und logisch absurd.”

Die Abstimmung erfolgte, nachdem der deutsche Außen­mi­nister Heiko Maas seine ver­meintlich uner­schüt­ter­liche Unter­stützung für Israel get­wittert hatte:

“FM @HeikoMaas zum 70. Jah­restag der Auf­nahme Israels in die UNO: Wir möchten heute noch einmal bekräf­tigen, dass Deutschland auch in der UNO an der Seite Israels steht, dessen Sicherheit und Exis­tenz­recht von nie­mandem und nir­gendwo in Frage gestellt werden darf.”

Deutschland ver­folgte eine ähn­liche Politik der Zustimmung zu Anti-Israel-Reso­lu­tionen bei der UNO in den Jahren 2018, 2017 und 2016, als Deutschland für eine besonders schänd­liche UNO-Reso­lution stimmte, die von der ara­bi­schen Staa­ten­gruppe und der paläs­ti­nen­si­schen Dele­gation mit ein­ge­bracht wurde und Israel als den ein­zigen Ver­letzer der “geis­tigen, kör­per­lichen und öko­lo­gi­schen Gesundheit” der Welt bezeichnete.

Deutsch­lands anti-israe­li­sches Abstim­mungs­ver­halten bei der UNO scheint breite Unter­stützung im deut­schen poli­ti­schen Estab­lishment zu haben. Im März 2019 lehnte der Deutsche Bun­destag mit über­wäl­ti­gender Mehrheit eine Reso­lution der Freien Demo­kra­ti­schen Partei (FDP) ab, die die Regierung von Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel auf­for­derte, ihr Anti-Israel-Stimm­ver­halten bei den Ver­einten Nationen zu ändern.

Mit 408 zu 155 Stimmen bei 65 Ent­hal­tungen lehnte der Bun­destag die For­derung der FPD ab, die Regierung solle sich “klar von ein­sei­tigen, vor­rangig poli­tisch moti­vierten Initia­tiven und Alli­anzen anti-israe­lisch ein­ge­stellter VN-Mit­glied­staaten zu distan­zieren und Israel und legitime Inter­essen Israels vor ein­sei­tigen Ver­ur­tei­lungen zu schützen.”

Deutsch­lands Anti-Israel-Kreuzzug wurde vom deut­schen Außen­mi­nister Heiko Maas ange­führt, der behauptet, er sei wegen Auschwitz, dem größten der deut­schen Nazi-Kon­zen­tra­ti­ons­lager, in die Politik gegangen. Bei seinem Amts­an­tritt als Außen­mi­nister sagte er:

“Für mich liegt in dieser deutsch-israe­li­schen Geschichte nicht nur eine his­to­rische Ver­ant­wortung, sondern auch für mich ganz per­sönlich eine tiefe Moti­vation meines poli­ti­schen Handels. Ich bin nicht – bei allem Respekt – wegen Willy Brandt in die Politik gegangen. Ich bin auch nicht wegen der Frie­dens­be­wegung oder der öko­lo­gi­schen Frage in die Politik gegangen. Ich bin wegen Auschwitz in die Politik gegangen. Und deshalb ist auch dieser Teil unserer Arbeit mir ganz besonders wichtig..”

Maas wurde von Deutsch­lands Stän­diger Ver­treter bei den Ver­einten Nationen, Christoph Heusgen, unter­stützt, der vom Simon Wie­senthal Center 2019 als einer der zehn größten Anti­se­miten der Welt bezeichnet wurde.

Deutsch­lands auf­la­gen­stärkste Zeitung, Bild, fragte: “Warum stimmt Deutschland bei den Ver­einten Nationen immer wieder gegen Israel?” Sie ant­wortete:

“Es ist ein schänd­liches Ritual: Jedes Jahr bringen auto­ritäre Staaten wie Syrien, Jemen und Saudi-Arabien zahl­reiche Reso­lu­tionen bei der UN ein, die sich gegen ein Land richten – Israel. Doch das Bittere ist: Die UN-Gene­ral­ver­sammlung macht mit und nimmt fast alle anti-israe­li­schen Reso­lu­tionen an.

“Auch die Bun­des­re­publik stimmt meist FÜR die Reso­lu­tionen – und damit GEGEN Israel. Und das, obwohl die Bun­des­re­gierung immer wieder betont, an der Seite Israels zu stehen…

“Heusgen gilt als erbit­terter Kri­tiker der israe­li­schen Sied­lungs­po­litik – eine legitime Position, die in Heusgens Falls jedoch zu völ­liger Kri­tik­lo­sigkeit gegenüber den Paläs­ti­nensern zu führen scheint. Und zu Ver­gleichen, die Zweifel an seinem mora­li­schen Kompass aufwerfen.

“Für einen Eklat sorgte Heusgen etwa im März 2019, als er die Raketen der isla­mis­ti­schen Terror-Gruppe Hamas mit israe­li­schen Bull­dozern gleich­setzte, mit denen Israel paläs­ti­nen­sische und israe­lische illegale Häuser abreißt. Dies tat er auch noch aus­ge­rechnet in der Woche, in der die Hamas massive Rake­ten­an­griffe auf Israel verübte und sieben israe­lische Zivi­listen verletzte…

“Keine Kritik an anti­se­mi­ti­schen Aus­sagen paläs­ti­nen­si­scher Poli­tiker, keine Kritik an den Ren­ten­zah­lungen für paläs­ti­nen­sische Ter­ro­risten – für Heusgen sitzen die Schul­digen an der ver­fah­renen Situation einzig und allein in Washington und Jerusalem. ”

Der Poli­tiker vom linken Flügel Volker Beck sagte über Heusgen:

“Mit dem Label ‚Anti­semit’ bin ich immer vor­sichtig. Aber eines ist gewiss: Wer Ver­ant­wortung dafür trägt, dass Deutschland bei den Ver­einten Nationen Israel ein zig­faches öfters als alle Schur­ken­staaten dieser Welt ver­ur­teilt, legt dop­pelte Stan­dards an den jüdi­schen und demo­kra­ti­schen Staat an und beteiligt sich somit an einer anti­se­mi­ti­schen Aktion… Heusgen kon­ter­ka­riert mit prak­ti­scher Politik die unzwei­deu­tigen Bekennt­nisse der Bun­des­kanz­lerin zu Israels Existenz und Sicherheit.”

Der Frank­furter Bür­ger­meister Uwe Becker sagte:

“Die Auf­nahme von Herrn Heusgen auf die Liste des Wie­senthal-Zen­trums ist mehr als eine Gelbe Karte für das Abstimm­ver­halten Deutsch­lands bei den Ver­einten Nationen. Deutschland muss mehr Soli­da­rität gegenüber Israel bei den UN zeigen und anti-israe­lische Reso­lu­tionen künftig kon­se­quent ablehnen…

“Dem jah­re­langen poli­ti­schen Schmie­ren­theater inter­es­sierter Länder gegen Israel kann nur mit einem kon­se­quenten NEIN begegnet werden. Der von Heusgen zurück­liegend getroffene Ver­gleich zwi­schen Hand­lungen Israels und dem Ter­ro­rismus der Hamas beschädigt die Soli­da­rität gegenüber Israel und ist leider geeignet, dem israel­be­zo­genen Anti­se­mi­tismus Vor­schub zu leisten. Deutschland darf nicht auch noch Stich­wort­geber für den israel­be­zo­genen Anti­se­mi­tismus sein.”

In seiner jüngsten Stel­lung­nahme erklärte das deutsche Außenministerium:

“Auch in Zukunft will Deutschland seinen Beitrag zur Wahrung des Welt­friedens leisten – als stän­diges Mit­glied im Sicher­heitsrat. ‘Dass wir einen Sitz im Sicher­heitsrat der Ver­einten Nationen auch auf Dauer aus­zu­füllen wissen, das haben wir in den letzten beiden Jahren bewiesen’, so Außen­mi­nister Heiko Maas. ‘Deshalb wollen wir nicht nur in acht Jahren erneut für einen nicht­stän­digen Sitz kan­di­dieren, sondern wir wollen wir dahin ein stän­diges Mit­glied im Sicher­heitsrat der Ver­einten Nationen werden.’ ”

Als Zeichen dafür, dass das deutsche Appeasement seine Ziele ver­fehlt hat, haben sowohl Russland als auch China die Eignung Deutsch­lands für einen stän­digen Sitz im UNO-Sicher­heitsrat in Frage gestellt. Der rus­sische Vize-Bot­schafter Dmitri Poly­ansky sagte unver­blümt: “Wir werden Sie nicht ver­missen.” Der chi­ne­sische Ver­treter Yao Shaojun merkte an, der deutsche Weg zur stän­digen Mit­glied­schaft “wird schwierig sein.”

Heusgen, der nach mehr als 40 Jahren als deut­scher Diplomat in den Ruhe­stand gehen will, appel­lierte an China, zu Weih­nachten zwei inhaf­tierte Kanadier freizulassen:

“Lassen Sie mich meine Amtszeit im Sicher­heitsrat mit dem Appell an meine chi­ne­si­schen Kol­legen beenden, Peking um die Frei­lassung von Michael Kovrig und Michael Spavor zu bitten… Weih­nachten ist der richtige Moment für eine solche Geste.”

Chinas stell­ver­tre­tender UNO-Bot­schafter, Geng Shuang, warf Heusgen vor, den Sicher­heitsrat zu miss­brauchen, um “bös­artige” Angriffe auf andere Mit­glieder zu starten, “um die Arbeits­at­mo­sphäre zu ver­giften”. Er fügte hinzu: “Ich möchte aus tiefstem Herzen etwas sagen: Auf Nimmerwiedersehen.”

Soeren Kern ist Senior Fellow beim in New York ansäs­sigen Gatestone Institute.


Quelle: gatestoneinstitute.org