Direktor der Stromver­sorgung Kali­for­niens: „Stehen vor ernsten Problemen!“

Der Leiter des Cali­fornia Inde­pendent System Ope­rator (CAISO) gab vor kurzem ein auf­schluss­reiches Interview in einem obskuren Magazin, von dem er wahr­scheinlich dachte, es würde nicht erscheinen. Es handelt sich um „Yale Insights“, her­aus­ge­geben von der Yale School of Management. Elliot Mainzer, Prä­sident und CEO von CAISO ist ein Yalie, also gab er etwas zurück.

[Warum nur hört man so etwas wie das Fol­gende eigentlich nicht über unser Land? Hier dürfte es doch genauso sein! A. d. Übers.]

(von David Wojick)

Eigentlich hat er eine Menge ver­raten, wenn man die Polit-Sprache richtig liest. Ernst­hafte Pro­bleme liegen vor uns. Nach­folgend einige inter­es­sante Ein­blicke, mit Über­setzung, wo nötig.

Zuerst erklärt Mainzer seinen Job: „CAISO betreibt das Hoch­span­nungs­über­tra­gungsnetz und den Ener­gie­markt für etwa 80% von Kali­fornien und einen kleinen Teil von Nevada. Wir sind die Instanz, die das Echtzeit-Strom­an­gebot mit der Nach­frage abgleicht und für die effi­ziente Inte­gration der nächsten Gene­ration sau­berer Ener­gie­quellen in das Netz ver­ant­wortlich ist. Zusätzlich zu unserer grund­le­genden Ver­ant­wortung als unab­hän­giger Netz­be­treiber in einem ein­zelnen Bun­des­staat über­nehmen wir zunehmend weitere Auf­gaben im Westen der USA. Dazu gehören die Über­wa­chung der Zuver­läs­sigkeit und der Betrieb eines Ener­gie­aus­gleichs­marktes, der uns den Kauf und Verkauf von Energie mit großen Gebieten der west­lichen USA ermöglicht.“

Die Aufgabe von CASIO ist es also, die Lichter am Leuchten zu halten, genau wie ERCOT in Texas. Es ist ein wenig beängs­tigend zu erfahren, dass Kali­fornien auch den Energie-Ungleich­ge­wichts­markt für die gesamte Western Inter­con­nection betreibt, also das west­liche Netz, das etwa ein Drittel des zusam­men­hän­genden Ame­rikas umfasst. Wenn also in Kali­fornien der Strom aus­fällt, was immer wahr­schein­licher wird, wird viel­leicht auch das west­liche Netz mitgerissen!

Was die Strom­aus­fälle des letzten Sommers angeht, gibt Mainzer natürlich dem Kli­ma­wandel die Schuld. Aber dann zeigt er mit dem Finger auf die Solarenergie:

„Kali­fornien hatte bei der Planung über­sehen, dass zu Spit­zen­last­zeiten nicht genug Kapa­zität zur Ver­fügung steht, um ein Super-Hei­zungs­er­eignis effektiv zu über­stehen. Wenn die Men­schen abends nach Hause kommen, die Geräte ein­schalten und die Kli­ma­an­lagen hoch­fahren, um ihre Häuser zu kühlen, ist das der maximale Punkt der Belastung für das System. Diese Netz­spitze kurz nach Son­nen­un­tergang ist auch der Zeit­punkt, an dem über 10.000 Megawatt Solar­strom nicht mehr erzeugt werden. Die meiste Zeit des Tages wirkt die Solar­energie wie eine negative Last, welche die Nach­frage nach Strom aus anderen Quellen redu­ziert. Wenn die Sonne untergeht, müssen diese anderen Res­sourcen schnell hoch­ge­fahren werden, um die Last im System zu decken. Kali­fornien hatte einfach nicht genug ein­planbare Kapa­zität zur Ver­fügung, um die Nach­frage zu decken. Die Stan­dards für die Planung und Beschaffung von Res­sourcen hatten nicht ganz Schritt gehalten.“

Sie haben also ver­gessen, dass die Sonne untergeht. Klingt ungefähr richtig für Kali­fornien. Ich denke, sein „nicht ganz mit­halten können“ ist stark unter­triebene Politsprache.

Ganz nebenbei gibt Mainzer zu, dass die Unter­bre­chung der erneu­er­baren Energien das grund­le­gende Problem ist. Hier ist, wie er es aus­drückt, wieder Bezug nehmend auf die Strom­aus­fälle des letzten Jahres:

„Die Wind- und Solar­ener­gie­res­sourcen haben weit­gehend wie erwartet funk­tio­niert. Aber es handelt sich um Res­sourcen, die Brenn­stoffe ver­drängen und dem System koh­len­stoff­freie Energie zuführen. Wir wissen, dass sie keine planbare Kapa­zität liefern, also müssen wir sie mit anderen Res­sourcen kom­bi­nieren. Sicherlich haben die lau­fenden Ver­än­de­rungen im Strom­system dazu bei­getragen, was im August in Kali­fornien pas­siert ist. Es ist klar, dass wir diese Kopplung beschleu­nigen und besser machen müssen. Das wird im Laufe der Zeit der ent­schei­dende Faktor für die Auf­recht­erhaltung der Zuver­läs­sigkeit sein.“

Natürlich handelt es sich bei seinen abschalt­baren „anderen Res­sourcen“ um Zukunfts­tech­no­logien, die nicht exis­tieren, und nicht um die offen­sicht­lichen Atom‑, Kohle- und Gas­res­sourcen, die Kali­fornien gerade abschaltet. Das ist Wunsch­denken, keine Energieplanung.

Hier ist der soge­nannte Plan: „Wir werden einen Port­folio-Ansatz ver­folgen, der neue Brenn­stoffe, neue Spei­cher­tech­no­logien, Inves­ti­tionen in Ener­gie­ef­fi­zienz und Reak­tionrn auf Nach­frage-Spitzen erschließt. Kali­fornien fängt an, sich mit Off­shore-Wind­kraft zu beschäf­tigen. Wir erfor­schen neue Ener­gie­spei­cher­tech­no­logien, die Strom für längere Zeit­räume liefern können, ver­glichen mit der vier­stün­digen Dauer von Lithium-Ionen-Batterien.“

Das Prinzip ist jedoch klar. Erneu­erbare Energien müssen mit plan­barem Strom gepaart werden.

Was den kom­menden heißen Sommer angeht, ist Mainzer zu Recht besorgt. Er weist darauf hin, dass es im Ver­gleich zum letzten Jahr fast keine neuen ein­satz­fä­higen Kapa­zi­täten gibt:

„Wir erwarten nicht, dass zwi­schen jetzt und dem Sommer eine Tonne neuer Kapa­zi­täten ans Netz geht; das ist ein zu enger Zeit­rahmen. Aber die zusätz­liche abschaltbare Kapa­zität, die ins Netz kommt, sind etwa 2.000 Megawatt an Lithium-Ionen-Bat­terien, die während der Netto-Spit­zenzeit der maxi­malen Belastung des Systems, kurz nach Son­nen­un­tergang in heißen Som­mer­nächten, Strom ins Netz ein­speisen können.“

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Man beachte, dass 2000 MW Speicher die 10.000 MW an Solar­strom, die bei Son­nen­un­tergang ver­loren gehen, nicht aus­gleichen. Außerdem sind die 2000 MW nur die Ent­la­derate der Bat­terie, nicht die Spei­cher­menge, die in MWh gemessen wird. Wenn 10.000 MW an Solar­strom für 16 Stunden ver­loren gehen, was der Standard ist, sind das 160.000 MWh an Saft. Die Bat­terien sind nur für 4 Stunden gut, das sind gerade einmal 8.000 MWh oder fast nichts im Ver­gleich zu den ver­lo­renen Son­nen­stunden. Bat­terien sind in Fällen wie diesem ein Witz.

Was den lang­fris­tigen Übergang betrifft, ist die Elek­tri­fi­zierung ein wich­tiges Thema. Er stellt fest:

„Wir werden auch zusätz­liche Kapa­zi­täten benö­tigen, um die Elek­tri­fi­zierung der Fahr­zeug­flotte zu unter­stützen und um den Platz von fos­silen Brenn­stoff­sys­temen ein­zu­nehmen, die vom Netz gehen. Die Cali­fornia Public Uti­lities Com­mission sorgt dafür, dass die Ver­sor­gungs­un­ter­nehmen die Anreize und Kos­ten­de­ckungs­me­cha­nismen haben, um erwei­terte Kapa­zi­täten zu kaufen. CAISO und die großen Über­tra­gungs­netz­be­treiber in Kali­fornien müssen dafür sorgen, dass das Netz, die Umspann­werke und die Über­tra­gungs­lei­tungen in einem Tempo aktua­li­siert, erweitert und moder­ni­siert werden, das sicher­stellt, dass neue Res­sourcen, wenn sie ans Netz gehen, auch phy­sisch an das System ange­schlossen werden können. Die Leute, mit denen ich arbeite, sind unglaublich enga­giert. Es ist eine echte Her­aus­for­derung, aber es ist auch inspi­rierend, Teil dieser sau­beren Ener­gie­wende zu sein.“

Kein Wort darüber, was all diese riesige abschaltbare neue Kapa­zität, die weder fossil noch nuklear ist, sein wird. Wind ist auch nicht planbar. Es muss Magie sein! Es gibt nichts mehr außer Magie.

Und natürlich werden all diese neuen magi­schen Kapa­zi­täten und ein auf­ge­rüs­tetes Netz, um sie zu hand­haben, ein rie­siges Ver­mögen kosten. Hier zeigt sich Mainzers Talent für poli­tisch kor­rektes, grobes Under­statement. Er sagt einfach: „Die Strom­preis-Erhö­hungen, die nötig sind, um diese saubere Ener­gie­wende zu voll­enden, könnten unbequem werden, wenn sie nicht sehr effektiv gehandhabt werden.“

Unbequem? Wie wäre es mit erdrü­ckend oder strafend? Wir reden hier über poten­ziell Bil­lionen von Dollar.

Er schafft es, einen guten Sei­tenhieb auf die Tritt­brett­fahrer unter den Solar­käufern auf den Dächern los­zu­lassen: „Es gibt auch Bedenken bezüglich der Gerech­tigkeit. Leute, die Solar­an­lagen und Bat­terien auf dem Dach kaufen, hin­ter­lassen erheb­liche Fix­kosten, die von einer schrump­fenden Gruppe von Ver­brau­chern bezahlt werden müssen. Viele dieser Ver­braucher können es sich nicht leisten, sich vom Netz zu lösen.“

Im wahren kali­for­ni­schen Stil schafft es CAISO-Prä­sident Mainzer sogar, mit einem schrei­enden Wider­spruch zu enden: „Der Staat ist mit voller Geschwin­digkeit auf dem Weg, seine Ziele für saubere Energie zu erreichen, während er gleich­zeitig ver­steht, dass Ener­gie­tarife und Gerech­tigkeit kri­tische Variablen sind, die ange­gangen werden müssen.“

Es gibt keinen erschwing­lichen Weg, ein elek­tri­fi­ziertes Kali­fornien ohne fossile Brenn­stoffe und Kern­kraft zu betreiben. In der Tat ist es zu jedem Preis phy­si­ka­lisch unmöglich. Die CAISO sollte dies laut und oft sagen. Aber zumindest geben sie still­schweigend zu, dass es Pro­bleme gibt.

Das ganze Interview steht hier.

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Autor: David Wojick, Ph.D. is an inde­pendent analyst working at the inter­section of science, tech­nology and policy. For origins see http://www.stemed.info/engineer_tackles_confusion.html For over 100 prior articles for CFACT see http://www.cfact.org/author/david-wojick-ph‑d/ Available for con­fi­dential research and consulting.

Link: https://www.cfact.org/2021/04/19/ca-electric-power-chief-says-serious-problems-lie-ahead/

Über­setzt von Chris Frey EIKE


Quelle: eike-klima-energie.eu