Trickst das RKI schon wieder? Sind in Wirk­lichkeit ca. 70% der Inten­siv­pa­ti­enten geimpft?

Sicheres Auf­treten bei Null Ahnung

Die ARD behauptete sogar, es seien mehr als 99% der Covid-Pati­enten in den Kli­niken Unge­impfte. Man hat sogar eine richtig schöne gra­phische Dar­stellung gemacht, um die Unge­impften das Grausen zu lehren und den Geimpften das behag­liche Gefühl der recht­schaf­fenen Sicherheit zu geben. Und auch das sta­tis­tische Bun­desamt ver­öf­fent­lichte eine ein­drück­liche Grafik – und zwar auf den Zahlen des RKI beruhend:

Nun, das sollte ja dann auch eigentlich valide sein, denkt man, denn das RKI wird von Steu­er­geldern bezahlt und sollte dann wohl der Gold­standard der Datenlage sein. Das RKI nimmt seine Aufgabe auch emsig ernst und ver­sorgt uns wöchentlich mit don­ners­täg­lichen  Wochen­be­richten rund um Covid-19 sowie monat­lichen Inzi­denz­be­richten der „hos­pi­ta­li­sierten COVID-19-Fälle nach Impf­status“.  Auf der letzten Seite des Berichts von Anfang Sep­tember findet man fol­gende Grafik, in der für zwei Alters­gruppen (18 – 59 und 60+) die Fälle von Covid­kranken in den Kli­niken in Abhän­gigkeit ihres Impf­status‘ ein­ge­tragen sind:

Hier sieht es wirklich ganz so aus, als seien tat­sächlich die Unge­impften in der weitaus größten Mehrzahl. Wie valide sind aber die Zahlen des RKI? Woher kommen sie? 

Auf das Klein­ge­druckte achten!

Zu dieser Grafik gibt es fol­gende Infor­ma­tionen, die die Seite Corona-blog auf­ge­ar­beitet und erklärt hat, dafür vielen Dank, das ist ein Augen­öffner!

  • Als voll­ständig geimpft gelten nur Per­sonen, bei denen die letzte Impf­dosis min­destens 14 Tage vor Erkran­kungs­beginn lag. Sprich: Wer den „Piks“ bekommt und innerhalb von 2 Wochen auf die Inten­siv­station muss, der gilt für das RKI als „teil­weise geimpft“ und fließt in keine der beiden Gruppen ein.
  • Als unge­impft gelten lediglich Per­sonen, die noch keinen ein­zigen „Piks“ bekommen haben.
  • Die Anzahl der Per­sonen mit sta­tio­närem Kran­ken­haus­auf­enthalt in den Gruppen „voll­ständig geimpft“ und „unge­impft“ ergab sich aus den Fall­mel­dungen über positive PCR-Tests, bei denen fol­gende Kri­terien erfüllt sein mussten: 
    1. Der Impf­status musste voll­ständig erschlossen werden können (in die oben beschriebene Zuteilung in „voll­ständig geimpft“ und „unge­impft“). Dies war bei 81% der Mel­dungen (8.903 von 10.957) der Fall.
    2. Auf dem Test musste ange­geben sein, dass die Person hos­pi­ta­li­siert ist.
  • Die Refe­renz­anzahl der Per­sonen in der jewei­ligen Alters­gruppe, die voll­ständig geimpft waren, ergab sich aus dem Impf­quo­ten­mo­ni­toring in Ver­bindung mit den Daten über die Bevöl­ke­rungs­anzahl.
  • Die Refe­renz­anzahl der Per­sonen, die unge­impft war, ergab sich als Dif­ferenz der Bevöl­ke­rungs­anzahl und der Per­sonen, mit min­destens einer Impfung aus dem Impfquotenmonitoring.

Mit all diesen Dingen gewappnet kann man dann die Hos­pi­ta­li­sie­rungs­raten pro 100.000 Ein­wohner in der jewei­ligen Alters- und Impf­sta­tus­gruppe berechnen, was man auf der Seite auch genau nach­voll­ziehen kann. 

Plötzlich tun sich große Grau­zonen auf?

Die Kri­tik­punkte, die Corona-Blog dazu anzu­bringen hat, lauten:

  • Nur in 81% der Fall­mel­dungen an das RKI war eine Zuordnung des Impf­status möglich. Sprich: in 2.054 Fällen (19%) war der Impf­status auf dem PCR Test gar nicht erst erfasst. Eine nicht uner­heb­liche Fall­anzahl, die kom­plett „außen vor“ ist.
  • Bei den 8.903 Fällen, bei denen der Impf­status erfasst werden konnte, wird nicht ange­geben, wie viele dieser Fälle denn in die Gruppe „voll­ständig geimpft“ und „unge­impft“ fielen. Sprich: Es kann gut sein, dass die Per­sonen mit nur einer Impfung (oder unvoll­stän­digem Impf­schutz nach Zweit­impfung) sehr viele Fälle aus­machen. Diese Fälle werden aber wie­derum in der Sta­tistik des RKI nicht erfasst. Hier wäre eine Angabe über die Anzahl der wirklich „ver­wert­baren“ Fälle in jeder Alters- und Impf­sta­tus­gruppe sinnvoll und würde enorm zur Trans­parenz beitragen.

Es werden lediglich PCR-Tests her­an­ge­zogen. Sprich: Ist eine Person wegen irgend­einer Krankheit sta­tionär in Behandlung und macht dort einen PCR-Test, dann taucht sie in der Sta­tistik auf. Auch, wenn sie asym­pto­ma­tisch ist und kei­nerlei „Covid Sym­ptome“ auf­weist. Dies ist ins­be­sondere ein Problem, als dass in zahl­reichen Kran­ken­häusern nur unge­impfte solche PCR-Tests machen müssen. Das heißt, die Chance, asym­pto­ma­tische Unge­impfte durch die „Testerei“ zu finden, ist dra­ma­tisch höher. Dies belegt zum Bei­spiel das Klinikum

  • Die Roh­daten sind nicht über­prüfbar – ein trans­pa­ren­terer Umgang wäre hier wün­schenswert. Wir würden die Grafik des RKI gerne selbst rekon­stru­ieren. Trans­parenz in Wis­sen­schaft und For­schung sollte selbst­ver­ständlich sein. Erst daraus kann Repro­du­zier­barkeit folgen. Bei einem Etat von 108.000.000 € (aus Steu­er­geldern) ist dies sicherlich nicht zu viel verlangt.
Fazit

Ganze 19% der Mel­dungen konnten für die Analyse des RKI gar nicht her­an­ge­zogen werden, weil die Mel­dungen unvoll­ständig waren. Die am Ende nutz­baren Mel­dungen für die Sta­tistik werden vom RKI ver­heim­licht und nicht ver­öf­fent­licht. Durch das Beziehen der Daten aus­schließlich auf PCR-Tests sollte jedem klar sein, dass bei den aktuell fast überall gel­tenden „Test­be­frei­ungen für Geimpfte“ die Inzidenz unter den Unge­impften in allen Bereichen, in denen getestet wird, höher ist. 

Nur bei 34 % der Coro­na­toten ist der Impf­status bekannt?

Auf den Inten­siv­sta­tionen ist also nur von 42 Prozent der Pati­enten der Impf­status bekannt? Und das reicht aus, um Panik vor einer Pan­demie der Unge­impften zu schüren?

An vielen Orten – und vor allem in Kran­ken­häusern gilt 2G. Bedeutet: Die Leute müssen ihren Impf­status nach­weisen, sogar Besucher. Das muss sofort beim Eingang vor­gelegt werden, sonst kommt man über­haupt nicht hinein, auch nicht als Ange­hö­riger. Keine Maus kommt da ohne 2G hinein. In manchen Kli­niken kommen sogar nur voll­ständig Geimpfte hinein.

Und dann sollen wir glauben, dass die Kli­niken den Impf­status von fast 60 Prozent der Pati­enten nicht kennen? Aber sofort dann, wenn sie ver­storben sind?

Mit diesem „unbe­kannten Impf­status“ lässt sich gut das gewünschte Bild zeichnen. Laut RKI selbst wurden bis zum 23.09.2021 in den Berichten Per­sonen mit unbe­kanntem Impf­status als „unge­impft defi­niert“. Das lässt die Anzahl an „Impf­durch­brüchen“ enorm schrumpfen. Seit dem Wochen­be­richt vom 30.09.2021 werden nun nur noch Pati­enten mit klarem Impf­status zur Berechnung der Impf­durch­brüche erfasst.

Der aus­ge­zeichnete Blog tkp in seinem Beitrag Pan­demien der Impf­durch­brüche und der Inten­siv­sta­tionen – wie sich das RKI und die Kran­ken­häuser die Corona-Welt zurecht­bastelnschreibt nach Aus­wertung ver­schie­dener offi­zi­eller Sta­tis­tiken, unter anderem denen, des RKI:

„Aber bei der Ein­weisung auf die Inten­siv­station gibt es einen Erklä­rungs­not­stand: lt. RKI ist lediglich in 946 Fällen den Impf­status bekannt, d.h. trotz inten­siver Betreuung weiß das Kran­kenhaus in rd. 55% aller Fälle nichts über den Impf­status der Patienten??

Im Todesfall kennt man nur von rd. 34 % aller Fälle den Impf­status? In 66 % aller Fälle ist dieser unbe­kannt? Fragen die den Toten­schein aus­fül­lenden Ärzte nicht nach??

Warum berichten Poli­tiker, Ärzte von Inten­siv­sta­tionen und die öffentlich-recht­lichen Medien immer wieder, dass auf den Intensiv-Sta­tionen fast nur „Unge­impfte“ liegen? Warum spricht man von einer „Pan­demie der Unge­impften“, wenn bei den Erkrankten und Ver­stor­benen in mehr als der Hälfte aller Fälle nicht einmal den Impf­status bekannt ist?“

Der Corona-Blog geht eben­falls sehr gründlich und gewis­senhaft vor und kommt nach Aus­wertung aller brauch­baren, offi­zi­ellen Sta­tis­tiken zu dem Ergebnis:

„Von lediglich 42% der Corona Fälle, die so schwer erkrankt sind, dass sie (laut RKI) wegen Corona auf der Inten­siv­station liegen, kennt das RKI den Impfstatus.“

Dann gehen die Leute vom Corona-Blog einfach mal davon aus, dass die Pati­enten mit unbe­kanntem Impf­status schlicht geimpft waren. Das ist nicht abwegig, denn wir wissen ja, dass man offi­ziell bis zwei Wochen nach der zweiten Impfung dann als unge­impft gilt, wenn in dieser Zeit eine Covid-Infektion auf­tritt. Damit könnte das RKI tat­sächlich argu­men­tieren: Diese Pati­enten haben zwar die zweite Impfung, gelten aber, dadurch, dass sie innerhalb der Zwei-Wochen-Frist infi­ziert wurden, offi­ziell als unge­impft — und sind daher in einem „unge­klärten Impfstatus“:

Defi­nition wahr­schein­licher Impfdurchbruch:
Ein wahr­schein­licher Impf­durch­bruch ist defi­niert als SARS-CoV-2-Infektion mit kli­ni­scher Sym­pto­matik, die bei einer voll­ständig geimpften Person mittels PCR oder Erre­ger­iso­lierung dia­gnos­ti­ziert wurde. Ein voll­stän­diger Impf­schutz wird ange­nommen, wenn nach einer abge­schlos­senen Impf­serie (2 Dosen Comirnaty (BioNTech/Pfizer), Spikevax (Moderna), Vax­zevria (Astra­Zeneca) bzw. 1 Dosis Janssen (Johnson & Johnson)) min­destens zwei Wochen ver­gangen sind.

RKI Wochen­be­richt vom 04.11.2021, S. 20

Und da sehr viele Covid-Infek­tionen genau in der Zeit statt­finden, ist das nicht nur theo­re­tisch richtig, sondern auch sehr schlau. Denn damit kann man einen sehr großen Teil der Infi­zierten und Kranken trotz dop­pelter Impfung den Unge­impften in die Schuhe schieben – und voilá! Da haben wir die Pan­demie der Ungeimpften!

Indem man das mal durch­rechnet, kommt man auf einen Anteil von 70 Prozent an Impf­durch­brüchen. 

Und was ist mit den Covid-Toten?

Wie­viele Covid-Pati­enten mit welchem Impf­status auf den Inten­siv­sta­tionen ver­storben sind, ist eben­falls nicht klar aus den Sta­tis­tiken des RKI erkennbar. Es ist unklar, was genau unter einem „ver­stor­benen Covid-19-Fall“ zu ver­stehen ist. Sind das nur die auf den Inten­siv­sta­tionen Ver­stor­benen? Oder zählen dar­unter auch Covid-Infi­zierte, die daheim oder in Alten­heimen gestorben sind? Und ist deren Impf­status bekannt? Und werden auch aus dem Ausland ein­ge­flogene, in Deutsch­lands Inten­siv­sta­tionen behan­delte Covid-Pati­enten in den Todes­sta­tis­tiken erfasst? Das wird nir­gends definiert.

Es bleibt unter dem Strich fest­zu­halten, dass die Behauptung der „Pan­demie der Unge­impften“ mit nichts belegt werden kann. Dass wir belogen und zum Narren gehalten werden, ist schon klar und unwi­der­legbar bewiesen worden.

Sollte es so sein, dass eine genaue Erfassung der Impf­stati nicht möglich ist, dass auch die Zuordnung der Coro­na­toten nicht nach Impf­status nach­voll­zogen werden kann, dann ist das zwar bedenklich – aber zumindest sollte dann nicht ein solches Ammen­märchen in die Welt gesetzt und eine ganze Gruppe der Bevöl­kerung der­maßen mit Beschul­di­gungen und Dis­kri­mi­nie­rungen über­zogen werden.