„Trump relativiert Rassisten-Krawalle“, schreibt heute die Printausgabe der Süddeutschen Zeitung. „Warum kuscht Trump vor den Rechtsradikalen?“ wollte Blick.ch wissen. „Verteidigung der Neonazis von Charlottesville“ nannte es der Spiegel. Dabei hat der US-Präsident nur das Selbstverständlichste der Welt gesagt: Dass das Gesetz für alle gleichermaßen gelte, und dass extremistische Gewalt zu verurteilen sei, egal ob links oder rechts.
Es war ein bemerkenswerter Schlagabtausch, den Trump sich am Mi. 16.8. mit der Presse im Trump Tower lieferte. Am Vortag hatte er schon klargestellt, dass er „Neo-Nazis, KKK und weiße Rassisten“ verurteile. Trumps umstrittener Chefstratege Steven Bannon hat zeitgleich in einem seltenen Interview die rechtsradikalen Ethno-Nationalisten als „Loser“ und „Randelemente“ bezeichnet.
Reporter: Senator McCain hat gesagt, dass die „Alt-Right“ hinter diesen Attacken steckt.
Trump: Senator McCain, das ist der, der soeben meine Gesundheitsreform torpediert hat, oder? … Na gut, definieren Sie mal „Alt-Right“.
Reporter: Senator McCain hat gesagt, das sind genau diese Gruppen.
Trump: OK, was ist mit den (linksradikalen) „Alt-Left“ Gruppen, die zuerst angegriffen haben? Trifft die auch eine Schuld? Die haben mit Knüppeln bewaffnet zum Angriff geblasen. Haben die auch ein Problem? Ich finde schon. Wenn Sie mich fragen, war das ein schrecklicher, entsetzlicher Tag …
Reporter: Ist das mit Neo-Nazis zu vergleichen?
Trump: Ich habe diese Videos sehr genau verfolgt, genauer als die meisten von Ihnen wahrscheinlich, und da sah man eine Gruppe auf der einen Seite, die sehr gewalttätig war, und eine Gruppe auf der anderen Seite, die auch sehr gewalttätig war. Niemand will es sagen, aber so war es. Diese (linksextreme) Gruppe hat zuerst angegriffen, obwohl sie keine Demonstrationsgenehmigung hatten, und sie waren extrem gewalttätig.
Reporter: Stellen Sie diese sogenannte „Alt-Left“ auf dieselbe Stufe wie die Neo-Nazis?
Trump: Ich habe die Neo-Nazis verurteilt. Aber nicht alle Demonstranten waren Neo-Nazis oder Rassisten, bei weitem nicht. Manche Leute waren nur da, weil sie für den Erhalt der Statue von Robert E. Lee demonstrieren wollten. Wenn Sie ein ehrlicher Reporter wären, würden Sie das auch berichten. Man muss sich fragen, wo hört das auf? Ist nächste Woche George Washington dran, und die Woche darauf Thomas Jefferson?
Reporter: Heißt das Sie unterstützen die weißen Nationalisten?
Trump: George Washington hatte auch Sklaven. Wird der jetzt auch vom Sockel geholt? Was ist mit Thomas Jefferson? Was halten Sie von dem?
Reporter: Ich halte sehr viel von Thomas Jefferson.
Trump: Gut. Werden wir den jetzt auch vom Sockel holen? Jefferson hatte sehr viele Sklaven. Das ist Geschichtsrevisionismus, was die hier machen, sie wollen die Geschichte ändern. Und am Samstag gab es Leute, damit meine ich nicht die Neo-Nazis und die weißen Nationalisten, aber Menschen die einfach für den Erhalt unserer Kultur demonstrieren wollten, und die werden jetzt alle in einen Topf geworfen. Die Presse geht sehr, sehr unfair damit um. In der anderen Gruppe (bei den Linken) gab es sicher sehr viele anständige Menschen, aber dort gab es auch viele Unruhestifter, die schwarz maskiert mit Helmen und Baseballschlägern aufgetaucht sind. Da waren sehr gewalttätige Menschen dabei. Und wenn Sie ein bisschen Anstand hätten, würden Sie das auch so berichten.
In Durham, North Carolina stützten am 14.8. aufgebrachte Demonstranten die Statue eines Südstaaten-Soldaten. Die Frau, die den Sockel erklomm und das Seil befestigtewurde verhaftet und wegen Sachbeschädigung und Landfriedensbruch angeklagt.
In Pennsylvania erschoss ein linksradikaler Trump-Gegner am 8.8. seinen Nachbarn weil dieser Trump unterstützte.
In Vermont wurde ein Mann am 14. 8. von Antifa mit einem Teppichmesser aufgeschlitzt, weil er ihrer Meinung nach die „Neo-Nazis“ von Charlottesville verteidigt hatte.
Außenminister Sigmar Gabriel ärgerte sich, dass in Deutschland nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen beim G‑20-Gipfel in Hamburg „bei uns so getan worden (ist), als sei linke und rechte Gewalt identisch“, sagte er der Welt. „Aber klar ist mal eins: Wir haben kein Problem mit Linksterrorismus in Deutschland.“
In Bochum wurde ein junges Mitglied der „Identitären Bewegung“ am 12.8. von zwei Antifa-Schlägern lebensgefährlich verletzt. Die Entrüstung über Gabriels Bemerkung in Süddeutsche, Spiegel und Tagesschau blieb aus.
Dieser Artikel erschien zuerst bei Jouwatch
Hier Trumps komplette Pressekonferenz vom 16.8. zum nachlesen.
Charlottesville: Reporterin Faith Goldy im Gespräch mit Stefan Molyneux.