Ruine der Dresdner Frauenkirche, Bildquelle: Wikimedia Commons, Rolf van Melis, Bildlizenz: CC BY-SA 2.5

Dresden13./14. Februar 1945: »Die ver­gessene Hölle auf Erden« — Teil 2

Gerhart Hauptmann, schle­si­scher Dichter und Lite­ratur-Nobel­preis­träger, der als der bedeu­tendste deutsche Ver­treter des Natu­ra­lismus galt, beschrieb bei diesem grau­en­vollen Anblick unter Tränen: „Wer das Weinen ver­lernt hat, der lernt es wieder beim Untergang Dresdens (…) ich habe den Untergang Dresdens unter den Sodom- und Gomorrha-Höllen der eng­li­schen und ame­ri­ka­ni­schen Flug­zeuge per­sönlich erlebt (…)“

Alfred M. de Zayas empört sich darüber, dass an dem „Mas­saker in Dresden“ „besonders ent­setzlich“ sei, dass es „kalt­blütig verübt“ wurde!

(Quelle: Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 127ff.).

„Dieser Mas­senmord an Zivi­listen wurde denn auch schon im gleichen Monat Februar von den großen eng­li­schen Zei­tungen erstmals so benannt und kri­ti­siert“ (Röhl, S. 131).

Die Nazis hielten Archiv­bilder, die aller­dings kaum vor­handen waren, von der wie ein gigan­ti­scher Hochofen glü­henden Stadt zurück.

Schändlich der spätere Streit über die tat­säch­liche Zahl der Opfer:

– Die amt­liche Sta­tistik der Stadt Dresden gab in der DDR-Zeit 40.000 iden­ti­fi­zierte, auf den Plätzen der Stadt ver­brannten und in Mas­sen­gräbern bestat­teten Leichen an.

– Der Befehls­haber der Ord­nungs­po­lizei, Grosse, Oberst der Schutz­po­lizei in Dresden, sprach von 68.650 (iden­ti­fi­zierten) „Gefal­lenen“.

– Der Report oft he Joint Relief 1941–1946, eine zusam­men­fas­sende Dar­stellung des Inter­na­tio­nalen Roten Kreuzes, gab die Zahl der Opfer in und um Dresden mit 275.000 an.

– Der im März 2010 von der Stadt in Auftrag gege­benen For­schungs­be­richt einer His­to­ri­ker­kom­mission ging von „lediglich“ bis zu 25.000 Toten aus (Röhl, S. 131, 227).

– Der Völ­ker­rechtler de Zayas sprach von 100.000 Toten und 400.000 Obdachlosen.

(Quellen: Martin K. Sorge: „The Other Price of Hitler’s War – German Military and Civilian Losses Resulting from World War II.”, Westport, Conn.: Greenwood Press, 1986, S. 101, 102 und Martin Midd­le­brook: “The Battle of Hamburg”, New York: Charles Scribner’s Sons, 1981, S. 244, 268, 269 sowie : Keith Lowe: „Der wilde Kon­tinent – Europa in den Jahren der Anarchie 1943 – 1950“, Stuttgart, 2014, S. 31,32/Klaus Rainer Röhl: „Ver­botene Trauer – Ende des deut­schen Tabus“, München, 2002, S. 102–137/Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 124).

„Der alli­ierte Bom­ben­krieg gegen die deut­schen Städte war Mas­senmord (…) (von) England sys­te­ma­tisch und fast fabrik­mäßig betrieben, von den Ame­ri­kanern lange mit einer gewissen Distanz betrachtet, aber am Ende klar mit­ge­tragen und also mit zu ver­ant­worten. Es war ein Krieg der Alli­ierten gegen die Zivil­be­völ­kerung, im Namen der Gerech­tigkeit gegen die Schul­digen betrieben, gerichtet gegen Unschuldige“ (Röhl, S. 136).

Das Sta­tis­tische Bun­desamt gab die Zahl der Toten (Zivil­per­sonen) durch Luft­an­griffe (Luft­terror) auf dem Gebiet des Deut­schen Reiches in den Grenzen von 1937 mit 593.000 an. Mit Öster­reich, Danzig und dem Sude­tenland mit 653.000 Toten.

Tat­sächlich ging das soge­nannte „area bombing“ auf einen Beschluss des bri­ti­schen Kriegs­ka­bi­netts vom 14. Februar 1942 zurück, wonach die Ope­ra­tionen haupt­sächlich darauf abzielen sollten, die Moral der feind­lichen Zivil­be­völ­kerung (vor allem der indus­tri­ellen Arbei­ter­schaft) zu zer­brechen (de Zayas (Die deut­schen Ver­trie­benen), S. 129, 130).

Durch die Zer­störung deut­scher Städte ver­loren zwi­schen 18 und 20 Mil­lionen Deutsche ihre Häuser und/oder Wohnungen.

(Quelle: C. P. Snow: „Science and Government”, Harvard 1961, S. 47ff.; Max Has­tings: “Bomber Command”, London 1979, ange­geben bei Alfred M. de Zayas: „Die deut­schen Ver­trie­benen – Keine Täter, sondern Opfer – Hin­ter­gründe, Tat­sachen, Folgen“, Graz 2006, S. 130).


Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de