Ener­gie­wende: Ideo­logie trifft auf Fakten!

Am 26. März schei­terte der Klima-Volks­ent­scheid trotz mas­siver Wer­be­kam­pagnen der Grünen in Berlin. Doch was bedeutet eigentlich “kli­ma­neutral” und was wird bei all den For­de­rungen nach mehr Solar- und Wind­energie gerne ver­schwiegen? 

In Frank­reich brennen die Müll­tonnen und Rat­häuser, in Israel kol­la­biert beinahe der Staat, in den Nie­der­landen pro­tes­tieren die Bauern und in der Ukraine… Was war gleich wieder in der Ukraine? Ach ja, da ist Krieg. 

Egal, in Berlin haben die Bürger nämlich über etwas viel Wich­ti­geres abge­stimmt: unsere Zukunft! Also genauer gesagt, wann wir endlich auf­hören wollen, unsere Zukunft kaputt­zu­machen: 2030? Oder erst 2045?

Ok, Spaß und Sar­kasmus bei­seite. Die Sache ist wirklich ernst, aber meiner Meinung nach aus einem anderen Grund. Was also ist pas­siert: In Berlin ist am Wochenende ein Volks­ent­scheid gescheitert. Es ging um die Frage, ob die Stadt schon 15 Jahre früher, nämlich 2030 kli­ma­neutral sein soll. Dem vor­aus­ge­gangen war eine massive Werbe- und Mobi­li­sie­rungs­kam­pagne von Grünen, SPD, Kli­maklebern und Fridays for Future. Gereicht aber hat es trotzdem nicht und das obwohl wir uns hier in der Hochburg der woken Grünen und Linken befinden. Und wenn es selbst da nicht klappt, wird es ver­mutlich nir­gendwo klappen. Die Mehrheit stimmte gegen den Vor­schlag. Das Abstim­mungs­er­gebnis unter­streicht mal wieder ganz deutlich, dass es sich hierbei nur um eine Min­derheit handelt.

Im Netz werden Leute wie Luisa Neu­bauer jetzt mit Häme über­gossen. Von wegen hier ter­ro­ri­siert eine radikale Min­derheit die moderate Mehrheit mit ihren über­zo­genen For­de­rungen. Und die wie­derum wehren sich und werfen den Gegnern vor, „fossile Zyniker“ zu sein.

Ich glaube, man muss hier mal etwas ganz grund­sätzlich klar­stellen: Wir alle finden saubere Energie geil! Niemand, absolut niemand, steht auf Luft­ver­schmutzung, dre­ckige Flüsse und eine ver­dreckte Umwelt.

Was bedeutet eigentlich klimaneutral?

‍Jeder hätte gern viel Energie, und zwar richtig saubere. Es geht hier also um eine andere Frage: Wie kommen wir zu sau­berer Energie und was machen wir gerade? Also eine Sache vorab: Was bedeutet eigentlich „kli­ma­neutral“, „CO2-neutral“ oder „carbon neutral“ auf Eng­lisch? Wenn man sich die Defi­nition des Begriffs etwas genauer ansieht, stellt man fest, dass das ziemlich schwammig ist: Es bedeutet nichts anderes, als dass man Emis­sionen und Auf­nah­me­ka­pa­zität der Natur in ein Gleich­ge­wicht bringen will.

Zunächst mal: Deutschland hat seit den 90ern seinen CO2-Ausstoß stark redu­ziert wie man im fol­genden Chart gut erkennen kann. Und das durch bessere Tech­no­logien, durch Filter, durch effi­zi­entere Systeme.

Chapeau! Auch so ver­rußte Städte — wie es sie noch in den 1960er gab — findet man heute nicht mehr. Dafür haben wir jetzt viel Wind- und Solarenergie.

Aber was braucht man eigentlich, um diese Geräte zu bauen? Fangen wir mal bei Solar­zellen an.

Woher kommen die Mate­rialien für die Energiewende?

‍Derzeit kommen rund 80 Prozent aller Solar­zellen aus China. Wie konnte das eigentlich pas­sieren? Erinnern Sie sich noch an Solar­world? Die waren mal so eine Art Hoff­nungskind der deut­schen Industrie, und gingen dennoch 2017 in die Insolvenz. Der Grund: Die Kon­kurrenz aus China war einfach zu billig. Dennoch wurde Solar­world über Jahre mit Steu­er­geldern gefördert. Das heißt, eigentlich haben wir die Solar­in­dustrie in China mit­fi­nan­ziert und zum Erfolg geholfen.

Aber wie werden Solar­zellen in China eigentlich pro­du­ziert? Min­destens 60 Prozent kommen aus der Region Xin­jiang. Bitte wo? Xin­jiang liegt im Nord­westen von China und wird eigentlich, also wurde, von den Uiguren bewohnt. Die aber hat man seit 2014 in Umer­zie­hungs­lager gesteckt und auch sonst auf alle erdenk­liche Weise miss­handelt. Die Men­schen­rechts­ver­let­zungen sind derart, dass Experten wie der For­scher Adrian Zenz von einem „kul­tu­rellen Genozid sprechen. Sehr zu emp­fehlen ist an dieser Stelle das Buch “Ein Volk ver­schwindet” des Jour­na­listen Philipp Mattheis.

Viele der rund sieben Mil­lionen Uiguren müssen Zwangs­arbeit ver­richten, und Ana­lysten sind der Meinung, dass dies auch bei Solar­zellen der Fall ist. Ein neues ame­ri­ka­ni­sches Gesetz zu unseren Lie­fer­ketten setzt übrigens genau dort an.

Ok, harter Satz, aber im Extremfall lässt sich sagen: „An unseren Solar­zellen“ klebt Blut. Aber das ist ja längst nicht das einzige Problem. Hier geht es erst los: Denn ohne Bat­terien und das Spei­chern von Energie, nutzen uns rege­ne­rative Energien herzlich wenig. Stichwort: Dun­kel­flaute. Wind und Sonne scheinen nun mal nicht immer. Aber auch für Elek­tro­autos braucht man Bat­terien. Und für die Her­stellung wie­derum eine ganze Menge von Metallen.

Die fol­gende Grafik stammt von der Euro­päi­schen Metall-Ver­ei­nigung Euro­metaux. Und man sieht ganz deutlich, dass wir eigentlich durch die Bank mehr Metalle und Seltene Erden brauchen. Wir brauchen doppelt so viel Nickel, sieben bis 26 Mal so viel Seltene Erden und 35 Mal so viel Lithium. Und wo werden Seltene Erden und andere Metalle vor allem abgebaut? Richtig, in China! Laut dem deut­schen Kup­fer­in­stitut sind in einem E‑Auto dreimal mehr Kupfer verbaut als in einem her­kömm­lichen Verbrenner.

NIMBY und BANANA

‍Moment mal, haben wir nicht gerade erkannt, dass es keine gute Idee ist, seine Ener­gie­ver­sorgung von auto­ri­tären Staaten abhängig zu machen? War da nicht was? Egal, diesmal geht es ja um ein tolles, über­höhtes mora­li­sches Ziel. Alles andere muss sich hier schon unterordnen.

Und jetzt machen sind wir bei Sachen Ener­gie­wende wieder von einem auto­ri­tären System wie China abhängig. Glück­wunsch, Politik! Der fran­zö­sische Buch­autor Guil­laume Pitron beschreibt in seinem Buch The Rare Metals War übrigens gut, wie wir in Europa diese Unter­nehmen ab den 80ern aus­ge­lagert haben: Die Pro­duktion ist ener­gie­auf­wändig und vor allem dreckig.

Not in my Backyard, NIMBY, heißt das Prinzip. Oder noch besser: BANANA „build abso­lutely nothing any­where near any­thing“. Und in China sagte man: Kein Problem, dann machen wir das halt, aber das kostet Euch natürlich etwas. Und so hat China heute die mit Abstand größten Kapa­zi­täten, wenn es um den Abbau von Sel­tenen Erden geht. Und auch bei den Raf­fi­nerien ist man mitt­ler­weile Welt­markt­führer. Fast 50 Prozent aller Raf­fi­nieren sind in China.

Aber was machen eigentlich China und Indien? Setzen die wenigstens auf Erneu­erbare und werden „kli­ma­neutral“?

Naja, es heißt zwar immer, dass China viel Geld in rege­ne­rative Energien inves­tiert und das stimmt auch. Relativ betrachtet ist der Anteil von Solar und Wind aller­dings immer noch ver­schwindend gering. Der größte Anteil davon aber steckt in Was­ser­kraft, also in Stau­dämmen in Sichuan. Ansonsten setzt China vor allem auf eines: Kohle (siehe nächster Chart)!

China und Indien impor­tieren auch gerade viel rus­si­sches Öl und Gas zum Schnäppchen-Preis und Peking baut an seinen Bezie­hungen zu den OPEC-Staaten.

Vor wenigen Tagen erst hat der weltweit größte Ölkonzern aus Saudi-Arabien, Saudi Aramco, bekannt gegeben, zehn Mil­li­arden US-Dollar in chi­ne­sische Raf­fi­nerien zu inves­tieren. Gleich­zeitig hat Saudi-Arabien bereits großes Interesse daran gezeigt, den BRICS-Staaten bei­zu­treten. Man sieht mitt­ler­weile immer mehr Bestre­bungen von Staaten, sich vom System des (Petro-)Dollars zu lösen. Zu diesem Thema habe ich bereits eine aus­führ­liche Analyse gemacht.

Darüber hinaus baut China Atom­kraft­werke. Zwei, drei, fünf? Naja, ein bisschen mehr sind es schon. Im Ernst: In den kom­menden 15 Jahren sollen in China 150 Nukle­ar­re­ak­toren ans Netz gehen. Alleine 46 befinden sich aktuell in Bau. Und was mach Deutschland? Wir nehmen unsere drei hoch­mo­dernen und sicheren AKWs vom Netz und schalten sie ab.

Fazit (+Spiel­theorie)

‍Was heißt das jetzt? Sollen wir jetzt einfach weiter Öl und Gas und Diesel ver­heizen und uns um gar nichts mehr scheren? Nein, auf keinen Fall. Weniger CO2 zu emit­tieren ist sicherlich gut und wichtig.

Aber es hilft über­haupt nichts, eine solche Ener­gie­wende staatlich zu ver­ordnen, wenn man die Kon­se­quenzen nicht durch­dacht hat. Was­ser­kraft ist eine saubere Lösung, ok, davon haben wir in Deutschland jetzt nicht mehr viel Potenzial. Die andere Alter­native ist eben die Atom­kraft. Dazu unbe­dingt auch mein Video aus der Video­serie Roh­stoff-Super­zyklus anschauen.

Und außerdem ist wichtig: Die Ener­gie­wende ist global und spiel­theo­re­tisch zu denken. Es nützt leider nicht viel, dass manche die deutsche Haupt­stadt bis 2030 kli­ma­neutral machen wollen, wenn Schwel­len­länder, die stark wachsen, sofort in die Bresche springen, und das ein­ge­sparte CO2 in die Luft blasen.

Bisher ist es nun mal so, dass die Atom­kraft mit allen ihren Pro­blemen wie der End­la­gerung einfach die einzige Alter­native ist, um an saubere Energie zu kommen — und sich gleich­zeitig nicht abhängig von Staaten mit mieser Men­schen­rechts­bilanz zu machen.

Rege­ne­rative Energien sind super inter­essant und wichtig, keine Frage. Aber aktuell ist deren Bilanz einfach noch nicht wirklich gut. Und die Umstellung jetzt poli­tisch vor­an­zu­treiben, ohne sich wirklich über die Kon­se­quenzen Gedanken gemacht zu haben, ist wirt­schaft­liches Harakiri! Schon jetzt sehen wir, wie Folgen dieser Politik: Energie-intensive Unter­nehmen wandern ab oder gehen Pleite. Bestes Bei­spiel BASF: Die bauen gerade in Deutschland ab und in China auf.

‍Deindus­tria­li­sierung, here we come!

‍Meine per­sön­liche Meinung: Wir werden noch sehr lange mit fos­silen Ener­gie­trägern leben müssen. Nur wenn wir unseren Wohl­stand erhalten und uns nicht selbst deindus­tria­li­sieren, können wir auch aktiv Kli­ma­schutz finan­zieren und irgendwann einmal Kli­ma­neu­tra­lität erreichen, wenn dass das selbst­er­klärte Ziel ist. Aber man muss nur in viele Ent­wick­lungs­länder oder Länder der soge­nannten “Dritten Welt” blicken. Dort haben die Men­schen ganz andere Pro­bleme. Hier möchte man ein Dach über dem Kopf haben bzw. über­haupt mal ein Haus haben, man möchte Essen auf den Tisch bekommen und daher spielt Kli­ma­neu­tra­lität keine Rolle. Wir im Westen hin­gegen befinden uns in einer Art “spät­rö­mi­schen Dekadenz” und haben den Luxus, solche Themen rauf und runter zu diskutieren.

‍Für den Investor ergeben sich hier jedoch viele Chancen von der poli­ti­schen “Ener­gie­wende” zu pro­fi­tieren. Egal ob Kupfer, Kohle, Öl, Gas oder Nickel. Das Spektrum an Mög­lich­keiten ist enorm und werden im Detail in meinem letzten Buch besprochen.

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Marc Friedrich ist sechs­facher Best­sel­ler­autor, Finanz­ex­perte, gefragter Redner, Vor­denker, Frei­geist und Gründer der Hono­rar­be­ratung Friedrich Ver­mö­gens­si­cherung GmbH für Pri­vat­per­sonen und Unter­nehmen. 

Sein neuer Best­seller ist das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2021: Die größte Chance aller Zeiten — Was wir jetzt aus der Krise lernen müssen und wie Sie vom größten Vermögen­s­transfer der Menschheit pro­fi­tieren 

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