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Gold glänzt wie nie zuvor

Wie kommt das? Ein Blick aus Österreich

von Andreas Tögel

Der Gold­preis liegt seit März dieses Jahres dau­erhaft bei über 2.000 Euro pro Feinunze. Ende Mai sind für einen Phil­har­mo­niker 2.256 Euro zu bezahlen. Seit Jah­res­beginn 2024 hat der Preis des gelben Metalls in Euro um rund 16,1 Prozent zugelegt, auf Dol­lar­basis um 13,9 Prozent. Einer der Gründe für den Preis­an­stieg ist, dass einige Noten­banken ihre Gold­re­serven allein im Jahr 2023 kräftig auf­ge­stockt haben. Ins­gesamt beliefen sich die Zen­tral­bank­käufe im Vorjahr weltweit auf stolze 387 Tonnen. Besonders auf­fällig sind China mit 103 Tonnen und Sin­gapur mit 73 Tonnen. Über die nach wie vor größten Gold­re­serven ver­fügen die USA mit 8.133,5 Tonnen. An zweiter Stelle folgt Deutschland mit 3.359,1 Tonnen. China liegt mit 1.948,3 Tonnen deutlich darunter.

Nur Gold ist Geld – alles andere ist Kredit.

J. P. Morgan (1837 – 1913)

Aber nicht allein Gold erreichte im lau­fenden Jahr seinen Allzeit-Höchstwert. Auch Silber konnte im Wind­schatten der Gold­rallye kräftig zulegen. Stand der Preis für eine Feinunze vor zehn Jahren noch bei rund 15 Euro, liegt er heute bei 30. Seit Jah­res­beginn 2024 hat sich der Sil­ber­preis in Euro um 36,89 Prozent und in Dollar um 34,49 Prozent erhöht. Silber, das „Gold des kleinen Mannes,“ legt also eben­falls kräftig zu.

Silber ist die ideale Ersatz­währung für den Fall eines Fiatgeld-Crashs. Der Besitz phy­si­schen Silbers, am besten in geprägter Form – z. B. in Phil­har­mo­niker-Münzen, wäre in einem solchen Fall sehr nützlich für die not­wen­digen Ein­käufe des täg­lichen Bedarfs. Denn hierfür eignet sich Gold wegen seiner hohen Wert­hal­tigkeit nicht so gut. Wieviel Sack Kar­toffeln kauft man beim Landwirt des Ver­trauens wohl mit einer Unze Gold – und wer soll die schleppen und sach­ge­recht lagern?

Bemer­kenswert ist, dass die Preise für Edel­me­talle aus­ge­rechnet zu einem Zeit­punkt Höchst­stände erreichen, in denen ihre Haltung – dank gestie­gener Zinsen (der Leitzins der EZB liegt gegen­wärtig bei 4,5 Prozent und damit so hoch wie zuletzt im Jahr 2001) – mit deutlich gestie­genen Oppor­tu­ni­täts­kosten ver­bunden ist. Zum einen ver­ur­sacht der Besitz phy­si­scher Edel­me­talle Lager­kosten; zum anderen zahlen Münzen und Barren bekanntlich keine Zinsen und sind daher nicht als Inves­tition, sondern als „Wertauf­be­wah­rungs­mittel“ zu betrachten. Das sollte ein Edel­me­tall­an­leger bei seinen Über­le­gungen nie außer Acht lassen.

Der Gold­standard ist von enormer Tugend: Die Menge der Geld­menge unter dem Gold­standard ist unab­hängig von der Politik, von Regie­rungen und poli­ti­schen Par­teien. Das ist sein Vorteil. Es ist eine Form des Schutzes vor ver­schwen­de­ri­schen Regierungen.

Ludwig von Mises (1881 – 1973, Eco­nomic Policy, p. 65)

Womit wir beim All­zeithoch einer wei­teren Anla­ge­klasse ange­langt sind: Bitcoin. Der Preis einer Einheit der im Gefolge der Immo­bilien- und Schul­den­krise 2008/2009 auf den Markt gekom­menen Kryp­to­währung erreichte Mitte März 2024 sein All­zeithoch bei 73.750 Euro und lag Ende Mai bei 63.194 Euro. Die Vola­ti­lität ist sehr hoch – also nichts für Anleger mit kurzem Zeit­ho­rizont, schwachen Nerven oder zu knappem Budget.

Haupt­vorteil von Bitcoin gegenüber Edel­me­tallen oder phy­si­schem Fiatgeld ist seine unbe­schränkte (und prin­zi­piell unbe­schränkbare!) Mobi­lität. Der Eigen­tümer von Bit­coins muss keine schweren Koffer schleppen, erlebt bei Grenz­über­tritten keine bösen Über­ra­schungen und braucht sich auch vor dem Einsatz von Metall­de­tek­toren durch Voll­zugs­kräfte des Fiskus nicht zu fürchten. Ein Zugang zum Internet und die Kenntnis des ent­spre­chenden Codes genügt, um über seine Kryptos nach Belieben ver­fügen zu können – gleich, ob man gerade in Wien, New York oder Tim­buktu sitzt.

Die Immo­bi­li­en­preis­explosion ist kein Mysterium

Wer heute den Kauf einer Immo­bilie in eini­ger­maßen guter Lage beab­sichtigt, muss über beacht­liche Geld­mittel ver­fügen. Die Preise für „Betongold“ sind – dank der infla­tio­nis­ti­schen Geld­po­litik der Noten­banken einer­seits und hem­mungs­loser Aus­ga­be­orgien der Regie­rungen ander­seits – selbst abseits der Best­algen in schwin­delnde Höhen gestiegen. Nachdem der Wert des Geldes durch den seit Jahr­zehnten ver­stärkt betrie­benen Einsatz der Noten­presse und den auf Schul­den­basis erfolgten Kauf von Wäh­ler­stimmen plan­mäßig ver­dünnt wurde und immer noch wird, braucht sich niemand über den dra­ma­ti­schen Kauf­kraft­verlust staat­lichen Fiat­geldes zu wundern.

Für junge Men­schen, die auf keine Zuwen­dungen wohl­wol­lender Eltern oder auf nen­nens­werte Erb­schaften zurück­greifen können, ist der Erwerb von Woh­nungs­ei­gentum inzwi­schen nahezu unmöglich geworden.

Die Aufgabe des Gold-Stan­dards ermög­lichte den Ver­fechtern des Wohl­fahrts­staats, das Ban­ken­system als Mittel für eine unbe­schränkte Kre­dit­men­gen­ex­pansion zu benutzen.

Alan Greenspan (geb. 1926)

Genau darin liegt aber der Grund für den Höhenflug der Alter­na­tiven zum poli­tisch mani­pu­lierten staat­lichen Schwundgeld. Würden Immo­bilen in Gold und nicht in Papiergeld bezahlt, hätte sich ihr Preis nämlich so gut wie gar nicht ver­ändert. Aus diesem Blick­winkel gesehen wird klar, dass nicht etwa die Preise für „Betongold“ dra­ma­tisch ange­stiegen sind, sondern vielmehr die Kauf­kraft von Euro, Dollar & Co. dras­tisch gesunken ist.

Die amtlich aus­ge­wie­senen Infla­ti­ons­werte für den will­kürlich befüllten „Warenkorb“ führen deshalb in die Irre, weil sie die Preis­ent­wicklung der Asset­klassen Wert­pa­piere, Immo­bilen und Edel­me­talle nicht ein­be­ziehen und daher an der Rea­lität völlig vorbeigehen.

Den Regie­rungen ist die anhal­tende Kritik an den hohen Teue­rungs­raten jetzt schon unan­genehm. Die Kritik nähme für sie ein uner­träg­liches Ausmaß an, wenn nicht absichtlich geschönte, sondern die wahren Zahlen für die Geld­ent­wertung kol­por­tiert würden. Unter Ein­be­ziehung der im amt­lichen Warenkorb unbe­rück­sich­tigten Asset­klassen, läge die Geld­ent­wertung nämlich seit geraumer Zeit dau­erhaft im zwei­stel­ligen Pro­zent­be­reich. Ein ein­schlä­giges Sprichwort besagt: Glaube nur den Sta­tis­tiken, die du selbst mani­pu­liert hast!             

Warum also glänzt Gold wie nie zuvor? Hierzu möchte ich zum Abschluss ein wei­teres Mal den her­aus­ra­genden öster­rei­chi­schen Öko­nomen und Sozi­al­phi­lo­sophen Ludwig von Mises zitieren, der 1952 beschrieb, wie Gold als Zah­lungs­mittel durch Fiat-Geld „abgelöst“ wurde (The Theory of Money and Credit, Chapter 21, 2 The Virtues …):

Zunächst einmal muss man sich daran erinnern, dass der Gold­standard nicht zusam­men­ge­brochen ist. Die Regie­rungen haben ihn abge­schafft, um den Weg für die Inflation frei zu machen. Der gesamte uner­bitt­liche Zwangs- und Unter­drü­ckungs­ap­parat – Poli­zisten, Zoll­beamte, Straf­ge­richte, Gefäng­nisse, in einigen Ländern sogar Henker – musste in Gang gesetzt werden, um den Gold­standard zu zer­stören. Fei­er­liche Ver­sprechen wurden gebrochen, rück­wir­kende Gesetze wurden erlassen, Ver­fas­sungs­be­stim­mungen und Grund­rechte wurden unver­hohlen miss­achtet. Und Heer­scharen von unter­wür­figen Schrei­ber­lingen lob­preisten, was die Regie­rungen getan hatten, und beju­belten den Anbruch des Fiat-Geld-Zeitalters.

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Der Artikel erschien zuerst bei misesde.org.