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Rus­si­scher TV-Mode­rator: „Ent­weder siegt Russland, oder die ganze Welt wird zerstört“

Das schwei­ze­rische Wochen­ma­gazin „Welt­woche“ hat sich getraut, mit Wla­dimir Solowjow ein län­geres Interview zu führen. Der rus­sische Jour­nalist und Fern­seh­mo­de­rator wird im Westen als „Kreml-Pro­pa­gandist“ eti­ket­tiert. Allein seine mehr­stündige Talkshow am Sonn­tag­abend erreicht Woche für Woche ein Mil­lio­nen­pu­blikum in Russland.

Roger Köppel, Ver­leger und Chef­re­dakteur der Welt­woche, hat den rus­si­schen Star­jour­na­listen Wla­dimir Solowjow inter­viewt. Das Gespräch hat es in sich, denn in ihm zeigt sich nicht nur die Per­sön­lichkeit des Jour­na­listen – zur Sprache kommen darüber hinaus in der rus­si­schen Öffent­lichkeit weit­ver­breitete Posi­tionen, die sich kei­neswegs mit der offi­zi­ellen Mos­kauer Politik decken.

Inhalt­liche Schwer­punkte bilden, nicht über­ra­schend, der Krieg in der Ukraine, die Bezie­hungen zwi­schen dem Westen und Russland sowie das kol­lektive Selbst­ver­ständnis im heu­tigen Russland. Das Interview wurde ursprünglich am 19. Juni ver­öf­fent­licht und vor zwei Tagen von dem Schweizer Online-Portal seniora.org übernommen.

Euro­päi­scher Verrat an sich selbst

Ein­gangs erkundigt sich Solowjow iro­nisch bei Köppel, ob dieser wegen des Inter­views mit ihm nicht sank­tio­niert werde. Schließlich steht Solowjow sei­ner­seits auf der Sank­ti­ons­liste der EU. Als eigent­lichen Grund für die EU-Maß­nahmen gegen sich betrachtet Solowjow die Ent­fremdung EU-Europas von sich selbst, was ein durch­gän­giges Thema des Inter­views ist:

„Ver­mutlich weil Europa schließlich müde wurde, so zu tun, als sei es eine Demo­kratie, und zum ursprüng­lichen Teil seiner wahren Natur zurück­kehrte, tota­litär, auto­ritär, null Respekt vor der freien Mei­nungs­äu­ßerung oder dem pri­vaten Eigentum. Aus meiner rus­si­schen Sicht ist Europa gerade dabei, alles zu ver­raten, wofür es zu stehen behauptet. Eigentlich haben wir Russen Mitleid mit euch.“

Anlass für die gegen ihn ver­hängten EU-Sank­tionen sei, so ver­mutet Solowjow, eben die Tat­sache, dass ihm „Mil­lionen von Russen täglich frei­willig zuhören“. Er würde sagen, was er denke – „im Sinne von Rousseau und Vol­taire. In Namen euro­päi­scher Werte, auf die ihr in Europa pfeift.“ (Rus­si­sches TV: 40 Atom­bomben löschen Polen aus – Mode­rator droht deutsche Städte dem Erd­boden gleich zu machen)

Zu seiner Her­kunft befragt, erklärt Solowjow:

„Nun, ich bin defi­nitiv jüdisch und defi­nitiv rus­si­scher Jude. Ich bin Anti­fa­schist, ich hasse Nazis und liebe meine Familie. Ich habe eine Geschichte, wie der größte Teil des jüdi­schen Volkes. Sechs Mit­glieder meiner Familie wurden lebendig begraben von ukrai­ni­schen Bandera-Nazis während des Zweiten Welt­kriegs. Ich nehme diesen Krieg also sehr persönlich.“

Vor diesem spe­zi­fi­schen Hin­ter­grund erscheint die fol­gende Bemerkung Solo­wjows wenig verwunderlich:

„Und bei allem Respekt: Als Jude erinnere ich mich auch an Jahr­hun­derte der Unter­drü­ckung durch ver­schiedene euro­päische Nationen. Und als rus­si­scher Jude erinnere ich mich an die 27 Mil­lionen Sowjet­men­schen, die von zivi­li­sierten Euro­päern getötet wurden. Deshalb ist es urko­misch, wenn Bun­des­kanzler Scholz heute sagt, dass die Russen im Donbass einen Völ­kermord begehen. Nach so einem Satz exis­tiert er für das rus­sische Volk nicht mehr.“

Und so würden, ver­mutet Solowjow, auch viele rus­sische Zuschauer seiner Sen­dungen mit einer Mischung aus Befremden, ungläu­bigem Erstaunen und Mitleid auf die heu­tigen „Europäer“ blicken: „Ich würde ver­muten, sie denken, dass ihr völlig ver­rückt seid. Ihr tut uns leid. Es sieht so aus, als ob ihr eure Werte ver­raten hättet. Wer seid ihr? Was sind eure Werte? Ihr seid keine Christen mehr. Ihr seid defi­nitiv keine Muslime. An was glaubt ihr? An Transgender-Götter?“

Auf seine beiden kon­fis­zierten Villen am Comer See ange­sprochen, ent­gegnet Solowjow, dass die heu­tigen Europäer nicht nur keinen Glauben, sondern auch keinen Rechts­staat mehr hätten. Und er fügt sar­kas­tisch hinzu:

„Auf einmal beschlag­nahmen sie mein Ver­mögen, nehmen mir meine Häuser weg. Gab es einen Gerichts­be­schluss? Gaben sie mir die Gele­genheit für eine Stel­lung­nahme, für ein gere­geltes Ver­fahren? Nichts. Nicht zum ersten Mal nehmen die Europäer einem Juden weg, was ihm gehört. Juden aus­zu­rauben, ist Teil der euro­päi­schen Kultur. Das ist normal.“

Vor­ge­schichte des Krieges in der Ukraine

Solowjow räumt mit dem idea­li­sierten Selbstbild des Westens auf und ver­weist auf die zahl­reichen, vom Westen pro­vo­zierten völ­ker­rechts­wid­rigen Kriege und Kon­flikte, die die inter­na­tionale Ordnung nach 1990 desta­bi­li­siert haben.

So sei auch der heutige Krieg in der Ukraine nicht ohne den ver­fas­sungs­wid­rigen, vom Westen her­bei­ge­führten Putsch von 2014 zu erklären. Den recht­mäßig gewählten Prä­si­denten Janu­ko­witsch wie auch das damals mit ihm erzielte Abkommen habe der Westen von einem Tag auf den anderen fallengelassen.

Die Haltung der Außen­mi­nister Frank­reichs, Deutsch­lands und Polens bringt Solowjow auf die Formel: „Oh, tut uns leid. Das geht uns nichts an.“ Nicht nur die den Putsch beglei­tende massive Gewalt seitens der ukrai­ni­schen Natio­na­listen und Faschisten wurde im Westen geflis­sentlich über­sehen. Auch nach dem Staats­streich blieben die West­mächte gleich­gültig, wenn es um das Leid der rus­sisch­spra­chigen Ukrainer unter dem Putsch­regime ging:

„Sie rührten keinen Finger, als ukrai­nische Nazis rund fünfzig Men­schen der rus­sisch­spra­chigen Min­derheit bei leben­digem Leib in Odessa verbrannten.“

Mit dem west­lichen Stand­punkt kon­fron­tiert, Russland habe 2022 einen sou­ve­ränen Staat ange­griffen und dessen ter­ri­to­riale Inte­grität ver­letzt, ver­weist Solowjow auf den Prä­ze­denzfall des frü­heren Jugo­sla­wiens: „Das ist Unsinn. Das Kosovo durfte seine Unab­hän­gigkeit von Jugo­slawien ver­künden. Europa und Amerika unter­stützten das.“

Warum aber dürfe Lugansk nicht seine Unab­hän­gigkeit von der Ukraine einfordern?

„Grau­samer Krieg gegen die ukrai­nische Zivilbevölkerung“?

Eines der gän­gigen Ver­satz­stücke der west­lichen Pro­pa­ganda lautet, Moskau führe nicht nur einen „unpro­vo­zierten Angriffs­krieg“, sondern gehe „brutal“ gegen ukrai­nische Zivi­listen vor.

Auf diese ste­reo­typen Vor­hal­tungen ant­wortet Solowjow mit einem Ver­gleich: „Nach Angaben der Ver­einten Nationen ist die Zahl der seit zwei­einhalb Jahren in der Ukraine getö­teten Zivi­listen um ein Viel­faches kleiner als die Zahl der in den letzten sieben Monaten getö­teten Paläs­ti­nenser. Darüber ver­lieren sie in Europa kein Wort. Sie schlucken es einfach.“

Ima­ginäre rus­sische Bedrohung Europas

In den letzten Monaten heißt es im Westen immer öfter, sollte Moskau nicht in der Ukraine „gestoppt“ werden, würden die rus­si­schen Truppen in das Bal­tikum, nach Polen oder woanders in Europa „ein­fallen“. Der Westen würde in der Ukraine „ver­teidigt“. Dazu Solowjow:

„Wer zum Teufel seid ihr eigentlich, um uns der­artige Vor­le­sungen zu halten? Alles, was wir tun, tun wir auf der Grundlage des Völ­ker­rechts, auf der Grundlage von Ver­trägen. Unser Prä­sident hat niemals ver­langt, die Ukraine zu erobern.“

Und der rus­sische Talk­master betont weiter, dass es kei­nerlei Aus­sagen aus Moskau gibt, wonach Russland „gegen Europa kämpfen“ wolle. Dafür gäbe es schließlich auch kei­nerlei Grund: „Land haben wir genug. Was hat Europa, das wir nicht haben?“

Tat­sächlich sei der Kon­flikt in der Ukraine eine „Falle“, die der Westen Russ­lands Prä­si­denten Putin gestellt habe. Alles sei „vor­be­reitet“ gewesen. Die US-Führung unter Joe Biden habe wohl geglaubt, „es sei eine groß­artige Idee, Russland so weit wie möglich zu zer­stören“. Dabei habe man das wirt­schaft­liche Potenzial und die Geschlos­senheit der rus­si­schen Gesell­schaft völlig unterschätzt.

Sank­tionen, US-Inter­essen und Dritter Weltkrieg

Wie sehr die west­liche Russ­land­po­litik von fal­schen Grund­an­nahmen ausgeht, belegen nach Solowjow auch die west­lichen Sank­tionen gegen Russland. Seit ihrer Ver­hängung und fort­lau­fenden Ver­schärfung ist Russland, wie er unter­streicht, zur „viert­größten Volks­wirt­schaft der Welt geworden“.

Die rus­sische Wirt­schaft wachse schneller „als das ganze ver­dammte Europa“. Die Arbeits­lo­sen­quote betrage „fast null“. Die Europäer müssten erkennen, dass sie die­je­nigen seien, „welche die Ame­ri­kaner durch diese Krise zer­stören wollen“.

Auch sicher­heits­po­li­tisch würden die Europäer die Lage nicht durch­schauen und sich etwas vor­machen. Daher spricht Solowjow nicht von der „Gefahr“ eines Dritten Weltkrieges:

„Wir sind schon mit­tendrin. Und ihr seht es nicht einmal. Ihr beruhigt euch, Russland werde schon nichts tun. Jah­relang seid ihr mit der NATO immer näher an die rus­si­schen Grenzen her­an­ge­rückt, und wir haben euch gesagt, dass ihr das nicht tun sollt. Die Russen lieben Europa, sie haben euch geliebt. Ihr macht uns zu eurem Feind. Man sollte sich die Russen nicht zum Feind machen.“

Seit Oktober 2022 fahre er, Solowjow, jede Woche an die Front in der Ukraine. Die rus­si­schen Sol­daten seien „sehr moti­viert“. Das rus­sische Vor­gehen sei „extrem klug und clever“. Daher seien auch die rus­si­schen Opfer­zahlen „fünf- bis sechsmal nied­riger als bei den Ukrainern“.

Während es die rus­sische Armee auf mili­tä­rische Ziele abge­sehen habe, beschießen die Ukrainer immer wieder zivile Ziele wie die rus­sische Grenz­stadt Bel­gorod. Die Zahl der zivilen Opfer im Donbass, auf der Krim oder im Gebiet Sapo­roschje sei dem west­lichen Publikum „egal“.

Sollte es aller­dings tat­sächlich zur Lie­ferung von F‑16-Jets an die Ukraine kommen, wäre man „extrem nah dran“ am Einsatz rus­si­scher Atom­waffen. Denn diese Kampf­flug­zeuge seien als Träger für tak­tische Nukle­ar­waffen ent­wi­ckelt worden: „Woher wissen wir dann, ob sie tak­tische Atom­waffen tragen oder nicht?“

Besondere Lage Russ­lands und in Russland

Köppel befragt Solowjow schließlich zu seiner Freiheit als Jour­nalist in Russland, ob er Putin „so heftig kri­ti­sieren“ könne, wie er das mit Selenskij, Biden und anderen mache. Bezeichnend für die spe­zi­fische welt­po­li­tische Situation ist seine Antwort: „Das wäre nicht ich. Ich bin Patriot.“

Aller­dings habe man ihm im Westen Angebote gemacht, die Seite zu wechseln. Ihm gehe es jedoch nicht um Geld: „Was immer ich sage, daran glaube ich mit meinen Leuten, meinen Zuschauern.“

Russland sei „das letzte euro­päische Land, zusammen mit Serbien und Ungarn. Es ist eine Tra­gödie. Eine große Tra­gödie.“ Zwar auch für Russland, aber „vor allem für Europa“.

Blick in die Zukunft

„Gute und ver­nünftige Bezie­hungen“ zwi­schen Europa und Russland seien durchaus wieder möglich. Aber dazu müsse Europa „frei und sou­verän“ sein. Mit Blick auf Deutschland stellt Solowjow fest:

„Die Ame­ri­kaner glauben nicht an die Unab­hän­gigkeit Deutsch­lands. Deutschland ist besetztes Gebiet. Darum ver­stehen sie es nicht. Sie schlucken es einfach. Es gibt diese Theorie ame­ri­ka­ni­scher Poli­to­logen, eine Ver­bindung zwi­schen Deutschland und Russland sei eine exis­ten­zielle Bedrohung für die Super­macht USA. Ich denke, so sehen sie es in Washington, darum führen sie jetzt Krieg gegen Russland.“

Aller­dings werde Europa gegen­wärtig von Leuten regiert, „die nicht im Interesse Europas handeln“. Weil sie sich China zuwenden wollen, würden die Ame­ri­kaner „die Europäer gegen Russland für ame­ri­ka­nische Inter­essen kämpfen“ lassen. Als Folge werde die Ukraine bald „ein Land der Witwen und Waisen sein“. Aber die Europäer würden die Ukrainer wei­ter­kämpfen lassen. Dabei hätte das Töten längst beendet werden können, hätte die Ukraine die in Istanbul bereits erzielten „prin­zi­pi­ellen Eini­gungen“ umsetzen dürfen.

Die Ein­wohner Russ­lands dagegen seien frei und „leben in einem Land, das nicht von fremden Truppen besetzt ist“. Russland habe seine eigene Währung, seine eigene Industrie, Öl, Gas und andere Bodenschätze.

Und weiter: „Wir haben Men­schen, die ihre eigene Regierung wählen und die den Prä­si­denten respek­tieren. Wir sind endlich in Har­monie mit unseren Bedin­gungen.“ Zudem könne Russland auf die Unter­stützung der BRICS-Länder zählen.

Auch wenn Solowjow zugibt, „extrem sar­kas­tisch“ zu sein, basiere doch alles, was er zu sagen habe, „auf der Kenntnis der Geschichte, auf einem Wissen darüber, was Russland ist, auf unserer Nukleardoktrin“.

Falls es bis dahin ein west­licher Leser noch nicht ver­standen haben sollte, in welch einem exis­ten­zi­ellen Kon­flikt sich Russland gegen­wärtig sieht, dürften die Schluss­worte Solo­wjows für die nötige Klarheit sorgen:

„Was nützt die Existenz dieser Welt, wenn es kein Russland mehr gibt? Aber wir werden nicht allein sterben. Es gibt nur zwei Mög­lich­keiten für den Ausgang dieses Kon­flikts: Ent­weder siegt Russland, oder die ganze Welt wird zerstört.“

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Zuerst erschienen bei pravda-tv.com.