Dies ist das Transkript einer Rede von Bill Lind bei einer Veranstaltung von Accuracy in Academia aus dem Jahr 2000. Auszüge von zahlreichen Variationen dieser aufschlussreichen Rede wurden unter anderem bei Wikimannia veröffentlicht. Ähnlichkeiten mit den derzeit auch hier herrschenden gesellschaftspolitischen Missständen sind vermutlich alles andere als reiner Zufall.
- Februar 2000, Accuracy in Academia
Woher kommt das ganze Zeug, von dem Sie heute morgen gehört haben – der Opferfeminismus, die Schwulenbewegung, die erfundenen Statistiken, die umgeschriebene Geschichte, die Lügen, die Forderungen und der ganze Rest – woher kommt das alles? Zum ersten Mal in unserer Geschichte müssen Amerikaner darauf achten, was sie sagen, worüber sie schreiben und was sie denken. Sie müssen sich davor hüten, das falsche Wort zu verwenden, ein Wort, das als beleidigend oder gefühllos oder rassistisch oder homophob gebrandmarkt worden ist.
(von Bill Lind, Übersetzung©: Andreas Ungerer)
Wir haben, besonders in diesem Jahrhundert, andere Länder gesehen, in denen das der Fall gewesen ist. Und wir haben diese immer mit einer Mischung aus Mitleid und, um ehrlich zu sein, auch einiger Belustigung betrachtet, weil es uns merkwürdig vorkam, dass Menschen es zulassen würden, in eine Situation zu geraten, in der sie auf die Verwendung von Worten achten müssten. Nun jedoch haben wir diese Situation im eigenen Land. Wir sehen sie vorwiegend auf dem College Campus, aber sie breitet sich in der gesamten Gesellschaft aus. Woher kommt das? Was ist das?
Wir nennen es „Politische Korrektheit“. Der Begriff schien aus einem Witz, gewissermaßen aus einem Comic Strip zu stammen, und wir neigen immer noch dazu, ihn nicht ganz ernst zu nehmen. Tatsächlich ist er todernst. Es ist das größte Leiden unseres Jahrhunderts, das Leiden, das tatsächlich zig Millionen Tote in Europa, Russland, China und in der ganzen Welt gefordert hat. Es ist das Leiden der Ideologie. Politische Korrektheit ist nicht lustig. Politische Korrektheit todernst.
Bei einer analytischen, historischen Betrachtung finden wir schnell heraus, um was genau es sich handelt. Politische Korrektheit ist Kulturmarxismus. Es ist der von der Ökonomie auf die Kultur übertragene Marxismus – eine Bemühung, die nicht nur bis in die 1960er Jahre in die Hippie- und Friedensbewegung, sondern bis in den Ersten Weltkrieg zurückreicht. Wenn wir die grundlegenden Dogmen der Politischen Korrektheit mit denen des klassischen Marxismus vergleichen, werden die Parallelen besonders auffällig.
Zunächst sind beides totalitäre Ideologien. Die totalitäre Natur der Politischen Korrektheit offenbart sich nirgends deutlicher als auf dem College Campus, von denen derzeit viele mit Efeu bedeckten Nordkoreas gleichen, wo die Studenten oder Fakultätsmitglieder, die sich wagen, eine der von Gender-Feministen, Aktivisten der Schwulenbewegung, den örtlichen schwarzen oder hispanoamerikanischen Gruppen oder sonst irgendeiner geheiligten Gruppe von „Opfern“ gezogenen Linien zu übertreten, um die die PK sich dreht, sich schon bald rechtlichen Problemen ausgesetzt sehen. Innerhalb des engen Rechtssystems eines Colleges sehen sie sich formellen Beschuldigungen und Strafen – einer gewissen Form von Willkürjustitz – gegenüber. Dies ist ein kleiner Ausblick auf die Zukunft, welche die Politische Korrektheit für die ganze Nation anstrebt.
Tatsächlich sind sämtliche Ideologien totalitär, weil die Essenz einer jeden Ideologie (ich möchte anmerken, dass richtig verstandener Konservatismus keine Ideologie ist) daraus besteht, gewisse, auf einer bestimmten Philosophie beruhenden Thesen für wahr zu erklären – wie etwa, dass unsere gesamte Kulturgeschichte auf der Unterdrückung der Frauen beruht. Weil die Realität dem widerspricht, muss die Realität verboten werden. Es muss verboten werden, unsere geschichtliche Realität anzuerkennen. Die Menschen müssen gezwungen werden, eine Lüge zu leben und da sich die Menschen selbstverständlich weigern eine Lüge zu leben, natürlich ihre Ohren und Augen benutzen und sagen: „Moment mal. Das stimmt nicht. Ich sehe, dass das nicht wahr ist.“, muss die die Macht des Staates hinter der Forderung stehen, eine Lüge zu leben. Aus diesem Grund entsteht aus jeder Ideologie ausnahmslos ein totalitärer Staat.
Zweitens benutzt der Kulturmarxismus der Politischen Korrektheit, gleich dem wirtschaftlichen Marxismus, einen einzigen Faktor bei der geschichtlichen Deutung. Der wirtschaftliche Marxismus sagt, dass die gesamte Geschichte vom Eigentum als Mittel zur Produktion bestimmt ist. Der Kulturmarxismus oder die Politische Korrektheit sagt, dass die gesamte Geschichte von Macht bestimmt ist, wobei Gruppen, die durch Begriffe wie Rasse, Geschlecht etc. definiert werden, Macht über andere Gruppen haben. Nichts anderes zählt. Alle Literatur handelt, selbstverständlich nur hiervon. Alles in der Vergangenheit hat sich ausschließlich darum gedreht.
Drittens sind bestimmte Gruppen, wie im klassischen ökonomischen Marxismus bspw. die Arbeiter und Bauern, a priori gut und andere Gruppen, wie bspw. das Bürgertum und die Kapitaleigner, böse. Im Kulturmarxismus sind bestimmte Gruppen die Guten: feministische Frauen (nur feministische Frauen, da nicht feministische Frauen als nicht existent gelten), Schwarze, Hispanoamerikaner und Homosexuelle. Diese Gruppen sind dazu bestimmt, „Opfer“ zu sein und sind deswegen automatisch die Guten, unabhängig davon, was deren einzelne Mitglieder tun. Ähnlich werden weiße Männer automatisch als böse betrachtet, wobei sie zum Gegenstück des Bürgertums im ökonomischen Marxismus werden.
Viertens stützen sich sowohl der ökonomische als auch der Kulturmarxismus auf Enteignung. Als die klassischen Marxisten, die Kommunisten, Länder wie Russland übernahmen, haben sie das Bürgertum enteignet und ihm seinen Besitz genommen. Ebenso finden bei der Übernahme eines Universitätscampus durch die Kulturmarxisten, beispielsweise durch Quotenregelungen, auch Enteignungen statt. Wenn einem gut qualifizierten weißen Studenten der Zugang zu einem College zugunsten eines weniger qualifizierten Schwarzen oder Hispanoamerikaners verweigert wird, wird der weiße Student quasi enteignet. Und tatsächlich besteht die positive Diskriminierung in unserer gesamten heutigen Gesellschaft aus einem Enteignungssystem. Unternehmen weißer Eigentümer erhalten einen Vertrag deshalb nicht, weil dieser Vertrag für ein Unternehmen reserviert ist, dessen Eigentümer, sagen wir, Hispanoamerikaner oder Frauen sind. So wird die Enteignung für beide Formen des Marxismus zum Hauptinstrument.
Und schließlich wenden beide eine Methode der Analyse an, welche automatisch die von ihnen gewünschten Antworten liefert. Für den klassischen Marxisten ist es die marxistische Ökonomie. Für den Kulturmarxisten ist es die Dekonstruktion. Die Dekonstruktion bemächtigt sich im Wesentlichen aller Texte, entfernt sämtliche Bedeutung aus ihnen und fügt die gewünschte Bedeutung ein. So finden wir bspw., dass sich bei Shakespeare alles um die Unterdrückung von Frauen dreht oder die Bibel in Wirklichkeit von Rassen und sozialen Geschlechtern handelt. All diese Texte werden zu Wasser auf den Mühlen, was beweist, dass „sich die gesamte Geschichte um die Macht von Gruppen über andere dreht“. Die Parallelen zwischen dem uns aus der ehemaligen Sowjetunion bekannten klassischen Marxismus und dem heutigen als Politische Korrektheit erscheinenden Kulturmarxismus sind also offensichtlich.
Jedoch handelt es sich bei diesen Parallelen nicht um Zufälle. Diese Parallelen kommen nicht aus dem Nichts. Tatsächlich ist die Geschichte der Politischen Korrektheit viel älter, als viele, außerhalb einer kleinen Gruppe studierter Akademiker, sich bewusst sind. Und die Geschichte reicht, wie schon gesagt und wie so viele der Pathologien, die unsere Gesellschaft und tatsächlich unsere Kultur zu Fall bringen, bis zum Ersten Weltkrieg zurück.
Die marxistische Theorie sagte, dass, wenn sich Europa allgemein im Krieg befände (wie es im Jahr 1914 der Fall war), sich die Arbeiterklasse überall in Europa gegen ihre Regierungen – die bürgerlichen Regierungen – auflehnen würden, weil die Arbeiter über Grenzen hinweg untereinander mehr gemeinsam hatten als mit dem Bürgertum und der herrschenden Klasse ihres eigenen Landes. Nun, 1914 kam und es hat sich nicht ereignet. In ganz Europa eilten die Arbeiter zu ihren Fahnen und marschierten fröhlich gegeneinander in den Krieg. Der Kaiser schüttelte die Hände der Führer der Sozialdemokratischen Partei in Deutschland und sagte, dass es nun keine Parteien, sondern nur Deutsche gebe. Und das geschah in jedem europäischen Land. Also stimmte irgendetwas nicht.
Die Marxisten wussten von vorn herein, dass es sich nicht um ihre Theorie handeln konnte. Im Jahr 1917 ereignete sich ein marxistischer Putsch in Russland, und es sah so aus, als ob die Theorie funktionierte, jedoch versagte sie erneut. Sie verbreitete sich nicht, und als unmittelbar nach dem Krieg versucht wurde sie mit dem Spartakusaufstand in Berlin, der Regierung von Béla Kun (eigentlich Béla Kohn / Anm. d. Übers.) in Ungarn und mit der Münchner Räterepublik zu verbreiten, erhielt sie keine Unterstützung durch die Arbeiter.
Also hatten die Marxisten ein Problem. Und zwei marxistische Theoretiker machten sich daran es zu lösen: Antonio Gramsci in Italien und Georg Lukács in Ungarn. Gramsci sagte, dass die Arbeiter ihre wahren Klasseninteressen, wie sie vom Marxismus definiert waren, erst erkennen würden, wenn sie von der westlichen Kultur und besonders von der christlichen Religion befreit würden – dass ihre Kultur sowie ihre Religion sie für die Interessen ihrer Klasse blind machten. Lukács, der als brillantester marxistischer Theoretiker seit Marx selbst gegolten hat, sagte im Jahr 1919: „Wer rettet uns vor der westlichen Zivilisation?“ Auch sagte er, dass das größte Hindernis für die Erschaffung eines marxistischen Paradieses die Kultur war: die westliche Zivilisation an sich.
Lukács erhält eine Gelegenheit, seine Ideen in die Tat umzusetzen, weil er, als die im Innern gewachsene bolschewistische Regierung von Béla Kun im Jahr 1919 ins Amt kommt, zum stellvertretenden Kulturkommissar wird, und seine erste Amtshandlung darin bestand den Sexualkundeunterricht an ungarischen Schulen einzuführen. Das stellte sicher, dass die Arbeiter die Regierung Béla Kun nicht unterstützen würden, weil die ungarische Bevölkerung, sowohl Arbeiter als auch alle anderen, dies mit Entsetzen zur Kenntnis nahm. Jedoch hat er schon damals eine Verbindung hergestellt, die viele von uns heute immer noch erstaunt und als „Letztes“ in Betracht ziehen würden.
Im Jahr 1923 entstand in Deutschland eine Denkfabrik, welche die Rolle übernahm, den ökonomischen Marxismus auf kulturelle Zusammenhänge zu übertragen, was die uns heute bekannte Politische Korrektheit und besonders am Ende der 1930er Jahre die Basis hierfür erschaffen hat. Das geschah, weil Felix Weil, der sehr wohlhabende Sohn eines deutschen Multimillionärs, Marxist geworden war und viel Geld zu vergeben hatte. Weil er durch Armeen von Marxisten belästigt wird, finanzierte er etwas, das sich die „Erste Marxistische Arbeitswoche“ nennt, und zu der er Lukács und viele der deutschen Spitzendenker zusammenbrachte, um die Unterschiede im Marxismus auszuarbeiten.
Und er sagte: „Was wir benötigen, ist eine Denkfabrik.“ Washington war damals voll von Denkfabriken, tatsächlich hatten sie eine lange Tradition. Im Jahr 1923 stiftete er ein der „Frankfurter Universität“ angeschlossenes Institut, das ursprünglich unter dem Namen „Institut für Marxismus“ bekannt werden sollte. Aber die Menschen hinter ihm hatten entschieden, dass es zu Beginn nicht vorteilhaft sei, sich dermaßen offen mit Marx zu identifizieren. Das Letzte, was sich die Politische Korrektheit wünschte, war, von den Menschen als eine Form des Marxismus erkannt zu werden.
Felix Weil war sich über seine Ziele völlig im Klaren. Im Jahr 1917 schrieb er an Martin Jay, den Autor eines grundsätzlichen Buches über die „Frankfurter Schule“, wie das Institut für Sozialforschung bald genannt wurde, in dem er schrieb: „Ich will, dass das Institut für seine Beiträge zum Marxismus bekannt und möglicherweise berühmt wird.“ Nun, er hatte Erfolg. Der erste Direktor des Instituts, Carl Grunberg, ein österreichischer Ökonom, schloss seine Antrittsrede laut Martin Jay „mit der deutlichen Erklärung seiner persönlichen Loyalität zum Marxismus als wissenschaftliche Methode.“ Der Marxismus, sagte er, sei das herrschende und unveränderliche Prinzip des Instituts.
Die ursprüngliche Arbeit am Institut war eher konventionell, jedoch erhielt es 1931 einen neuen Direktor namens Max Horkheimer, und Horkheimers Ansichten waren sehr unterschiedlich. Vor allem war er ein abtrünniger Marxist. Die Menschen, welche die Frankfurter Schule aufbauten und gestalteten, waren abtrünnige Marxisten. Im Denken blieben sie sehr marxistisch, aber praktisch verließen sie die Partei. Moskau sah, was sie taten und sagte: „Hey, das sind nicht wir, und wir heißen das nicht gut.“
Horkheimers ursprüngliche Häresie entstammte seinem Interesse an Freud, und der Schlüssel für die Übersetzung wirtschaftlicher Aspekte des Marxismus in kulturelle bestand in ihrer Kombination mit dem Freudianismus. Wieder schrieb Martin Jay: „Wenn man so will, hat sich das Institut in seinen frühen Jahren hauptsächlich der Analyse der sozioökonomischen Grundstruktur der bürgerlichen Gesellschaft gewidmet“, – und ich hebe hervor, dass Jay der Frankfurter Schule sehr verbunden war, und lese hier nichts von Kritik – „während in den Jahren nach 1930 sein Interesse in erster Linie ihrem kulturellen Überbau gegolten hat.“
Tatsächlich wurde die traditionelle marxistische Formel bezüglich der Beziehung dieser beiden Aspekte erst durch die „Kritische Theorie“ ins Spiel gebracht. Das ganze Zeug, von dem wir gehört haben – der radikale Feminismus, die Fachbereiche für Frauenstudien, die Fachbereiche für Schwule, die Fachbereiche für Schwarze – all das sind Zweige der Kritischen Theorie. Der Begriff ist genial, denn er verleitet zu der Frage: „Wie lautet Theorie?“ Die Theorie besteht daraus, Kritik zu üben. Diese Theorie ist der Weg, die westliche Kultur und die kapitalistische Ordnung zu Fall zu bringen, ohne Alternativen aufzuzeigen. Sie weigern sich ausdrücklich, das zu tun. Sie sagen, dass dies unmöglich sei, weil wir uns nicht vorstellen können, wie eine freie Gesellschaft aussehen würde (ihre Definition einer freien Gesellschaft). Solange wir in Unterdrückung leben – die Unterdrückung einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung, die (laut ihrer Theorie) die freudschen Bedingungen verursacht, jene Bedingungen, die Freud an unterdrückten Individuen beschreibt – können wir uns nicht einmal vorstellen. Worum es bei der Kritischen Theorie geht, ist schlicht, Kritik zu üben. Sie fordert die destruktivst mögliche Kritik auf allen erdenklichen Wegen, um die derzeit bestehende Ordnung zu Fall zu bringen. Und tatsächlich, wenn wir von den Feministinnen hören, dass die ganze Gesellschaft es auf die Frauen abgesehen hat usw., handelt es sich bei dieser Art von Kritik um ein Derivat der Kritischen Theorie. Das alles stammt aus den 1930er und nicht aus den 1960er Jahren.
Andere Schlüsselfiguren, die sich (der Frankfurter Schule / Anm. d. Übers.) zu jener Zeit angeschlossen haben, sind Theodor Adorno sowie, am wichtigsten, Erich Fromm und Herbert Marcuse. Fromm und Marcuse führten ein Element ein, das für die Politische Korrektheit von zentraler Bedeutung ist, und das ist das sexuelle Element. Und besonders Herbert Macuse forderte in seinen Schriften eine Gesellschaft der „polymorphen Perversität“, was seine Definition der von ihnen gewünschten künftigen Welt ist. Marcuse schreibt besonders während der 1930er Jahre verschiedentlich sehr extremen Kram über die Notwendigkeit der sexuellen Befreiung, der sich jedoch durch das gesamte Institut zieht – so, wie es die meisten der Themen der Politischen Korrektheit und wiederum in den frühen 1930er Jahren tun. In Fromms Augen waren Männlichkeit und Weiblichkeit kein Ausdruck „wesentlicher“ sexueller Unterschiede, wie es die Romantiker sahen. Stattdessen entstammten sie unterschiedlichen Lebensfunktionen, die teilweise gesellschaftlich festgelegt waren. Sex ist ein Konstrukt; sexuelle Unterschiede sind ein Konstrukt.
Ein weiteres Beispiel ist die Betonung des Umweltschutzes, die wir derzeit erleben. „Der Materialismus hat seit Hobbes zu einer manipulativ dominierenden Haltung gegenüber der Natur geführt.“ Das hat Horkheimer 1933 in „Materialismus und Moral“ geschrieben. „Das Thema der Beherrschung der Natur durch den Menschen wurde“, laut Jay, „in den folgenden Jahren zu einem zentralen Anliegen der Frankfurter Schule.“ „Horkheimers Unversöhnlichkeit mit der Fetischisierung der Arbeit (an diesem Punkt weicht er offensichtlich von der marxistischen Doktrin ab) brachte eine andere Dimension seines Materialismus zum Ausdruck, die Forderung nach menschlichen Sinnesfreuden.“
In einem seiner prägnantesten Essays aus dem Jahr 1936, „Egoismus und die Freiheitsbewegung“, „erörtert er die Feindschaft zu der, der burgeoisen Kultur innewohnenden, persönlichen Genugtuung“. Und er verwies besonders wohlwollend auf den Marquise de Sade und dessen „Protest… gegen Askese im Namen einer höher stehenden Moral“.
Wie kommt dieses ganze Zeug hier her? Wie strömt es in unsere Universitäten und tatsächlich in unser heutiges Leben? Die Mitglieder der Frankfurter Schule sind Marxisten, und sie sind auch Juden, ausnahmslos. Im Jahr 1933 kamen die Nazis in Deutschland an die Macht und haben, wenig erstaunlich, das Institut für Sozialforschung geschlossen. Und seine Mitglieder sind geflohen. Sie flohen nach New York City, und das Institut wurde dort mir Hilfe der Columbia University wieder aufgebaut. Und die Mitglieder des Instituts haben während der 1930er Jahre, obwohl viele von ihnen ihre Texte weiterhin auf deutsch verfassten, ihren Fokus von der Kritischen Theorie an der deutschen Gesellschaft, der destruktiven Theorie an allen Aspekten dieser Gesellschaft, auf die Kritische Theorie an der amerikanischen Gesellschaft gerichtet.
Es gab einen weiteren sehr wichtigen Wandel, als der Krieg begann. Einige von ihnen arbeiteten für die Regierung, einschließlich Herbert Marcuse, der eine Schlüsselfigur im OSS (dem Vorgänger der CIA) geworden ist, und einige, einschließlich Horkheimer und Adorno, zogen nach Hollywood.
Diese Ursprünge der Politischen Korrektheit würden uns heute wahrscheinlich kaum tangieren, bis auf zwei ihnen folgende Ereignisse: Das erste war die Studentenrevolte in den 1960er Jahren, die weitgehend vom Widerstand gegen den Wehrdienst und den Vietnamkrieg angetrieben war. Jedoch benötigten die studentischen Rebellen irgendeine Theorie. Sie konnten nicht einfach auf die Straße gehen und sagen: „Zur Hölle, nein, wir wollen nicht kämpfen!“, sondern sie brauchten eine theoretische Erklärung hierfür. Nur sehr wenige unter ihnen hatten Interesse daran, sich durch „Das Kapital“ zu schleppen. Der klassische ökonomische Marxismus ist kein leichter Stoff, und die meisten der Radikalen in den 1960ern gingen nicht in die Tiefe. Zu ihrem Glück und zum Unglück für unser heutiges Land, nicht nur für seine Universitäten, ist Herbert Marcuse in Amerika geblieben, als die Frankfurter Schule nach dem Krieg wieder zurück nach Frankfurt ging. Und während Herr Adorno über die Studentenrevolte in Deutschland entsetzt gewesen ist, als sie dort ausbrach – als die rebellierenden Studenten Adornos Lehrsaal betraten, rief er die Polizei, um sie festzunehmen – betrachtete Herbert Marcuse, der hier geblieben war, die Studentenrevolte der 1960er als die große Chance. Er sah die Gelegenheit, die Arbeit der Frankfurter Schule zur theoretischen Grundlage der Neuen Linken in den Vereinigten Staaten zu machen.
Eines von Marcuses Büchern war das Schlüsselbuch. Es wurde quasi zur Bibel des SDS und der Studentenrebellen der 1960er Jahre. Dieses Buch trug den Titel „Eros and Civilization“ („Triebstruktur und Gesellschaft“). Marcuse behauptet, dass Repression die Essenz einer kapitalistischen Ordnung sei, welche uns zu einer Person führt, die Freud beschreibt – die aufgrund der Unterdrückung ihrer sexuellen Instinkte mit all ihren Komplexen, den Neurosen, behaftete Person. Wir können uns eine Zukunft ausmalen, in der wir den Eros, die Libido, befreien, in der eine Welt „polymorpher Perversität“ herrscht, in der Du „Dein eigenes Ding tun kannst“. Übrigens wird es in dieser Welt keine Arbeit mehr geben, sondern nur noch Spiel. Welch wundervolle Botschaft für die Radikalen in der Mitte der 1960er Jahre! Sie sind Studenten, sie sind Baby-Boomer, und sie sind aufgewachsen, ohne sich jemals über irgendetwas zu sorgen, außer schließlich, einer Arbeit nachzugehen zu müssen. Und hier ist ein Typ, dessen Schreibstil sie mühelos folgen können. Er fordert sie nicht auf, viel über schwierigen Marxismus zu lesen und sagt ihnen alles, was sie hören wollen: „Mach Dein eigenes Ding“, „Wenn es sich gut anfühlt“ und „Du wirst niemals arbeiten müssen“. Übrigens hat Marcuse auch die Phrase „Make love, not war“ erfunden.
Zurück zur Situation, der sich Menschen auf dem Campus gegenübersehen und die Marcuse mit dem Begriff der „befreienden Toleranz“ als Intoleranz gegenüber allem Rechten und Toleranz gegenüber allem Linken, definiert hat. Marcuse ist der Frankfurter Schule im Jahre 1932 beigetreten. Das alles geht also auf die 1930er Jahre zurück.
Zusammenfassend befindet sich Amerika derzeit inmitten der größten und verhängnisvollsten Transformation seiner Geschichte. Wir werden zu einem ideologischen Staat, zu einem Land, in dem eine offizielle Staatsdoktrin durch die Staatsmacht erzwungen wird. Es gibt nun Menschen, die für politische Ideen Freiheitsstrafen wegen „Hass-Verbrechen“ absitzen. Und der Kongress ist dabei, diese Kategorie noch auszuweiten. Positive Diskriminierung ist ein Teil davon. Der Terror gegen alle, die auf dem Campus von der Politischen Korrektheit abweichen, ist Teil davon. Es entspricht genau dem, was wir in Russland, in Deutschland und in China gesehen haben, und nun kommt es hier her. Wir erkennen es nicht, weil wir es Politische Korrektheit nennen und darüber lachen. Meine heutige Botschaft ist nicht lustig. Es ist hier und es wächst und es wird letztlich zerstören, weil es danach trachtet, alles zu zerstören, was wir jemals als unsere Freiheit und Kultur definiert haben.
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William S. Lind ist Historiker mit Master-Graden des Dartmouth College sowie der Princeton University. Er hat verschiedene Bücher veröffentlicht und ist einer der ersten Vertreter der Theorie der Kriegsführung der 4. Generation. Er gilt, ungeachtet seiner zutreffenden Vorhersagen über die zunehmende Indoktrination der öffentlichen Meinung sowie massive Einschränkungen der Meinungsfreiheit, und „politisch korrekt“, als paleokonservativ…
Quelle: https://www.academia.org/the-origins-of-political-correctness/
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