Der Gold­krieg: Interview mit Autor Michael Morris

16.05.2014  |

GoldSeiten.de: Herr Morris, kürzlich ist Ihr neues Buch “Der Gold­krieg” erschienen. Kommt es nicht einige Jahre zu spät? In der breiten Öffent­lichkeit ist doch der Hype um Gold erst einmal ver­flogen. Und nach dem mas­siven Preis­ein­bruch im Jahr 2013 ist der euro­päische Markt zurzeit doch eher ruhig. Warum also jetzt dieses Buch?

Michael Morris: Der euro­päische Markt war im Jahr 2013 deshalb ver­hält­nis­mäßig ruhig, weil die meisten gold­af­finen Men­schen ihn nicht mehr ver­stehen, weil sie bewusst von einigen großen Markt­teil­nehmern ver­scheucht wurden, und weil immer weniger Men­schen sich trauen, sich über Gold zu äußern. Sie haben Angst, sich lächerlich zu machen. Im Falle der Jour­na­listen der Mas­sen­presse ist das auch gut so.

Inter­na­tional boomt der Gold­markt aber nach wie vor, und er hat in den letzten Monaten weiter deutlich ange­zogen. Die Royal Canadian Mint hat im Vorjahr um 30% mehr Umsatz gemacht als in 2012. 2013 war das stärkste Jahr in ihrer Geschichte. Ähn­liches gilt für die Münze Öster­reich. Der Gold­markt ist also sehr lebendig. Aber die Mit­läufer wurden aus dem Markt gedrängt.

Gold ist kein Thema mehr auf der Straße, so wie in 2011, aber wer etwas von Geld ver­steht und nicht zocken möchte, setzt wei­terhin auf Gold. Die ein­fachen Bürger aber, die sich nicht unentwegt mit dem Thema befassen, scheinen klar ver­un­si­chert zu sein — jedoch nicht nur in Bezug auf Gold.

GS: Wie meinen Sie das?

Michael Morris: Die Men­schen werden getäuscht. Sie werden belogen. Sie wissen es, aber sie wissen nicht, was und wer wirklich dahinter steckt, weil die Vor­gänge im Finanz­system sehr kom­pli­ziert dar­ge­stellt werden. Die meisten Poli­tiker haben keine Ahnung, was gerade pas­siert. Sie werfen nur mit Schlag­worten um sich und dre­schen Phrasen. Sie schwelgen in Begeis­terung über sich selbst, zitieren falsche Zahlen und Statistiken.

Die ein­fachen Men­schen, die immer mehr damit beschäftigt sind, einfach nur zu über­leben, wissen doch nicht mehr, wem sie trauen können. Niemand inter­es­siert sich in Wahrheit für sie. Die Politik ist mit sich selbst beschäftigt. Im Grunde gilt die Devise: Rette sich, wer kann!

Das Buch will genau hier Klarheit schaffen, und erlaubt dem Leser einen leicht ver­ständ­lichen Blick hinter die Kulissen. Gold ist derzeit ein Schlüssel zur Neu­ordnung der Welt und es wird künftig noch bedeu­tender werden — für jeden Ein­zelnen von uns. Insofern weiß ich nicht, ob der Zeit­punkt für das Buch wirklich so schlecht gewählt ist.

Tat­sache ist nämlich, dass alle Bücher, die vor 2011 geschrieben wurden, den span­nendsten Teil des großen Gold­krimis ver­missen lassen, weil viele wichtige Infor­ma­tionen erst im ver­gan­genen Jahr ans Licht kamen. Der Gold­krieg hat gerade seinen Höhe­punkt erreicht! Daher ist das Buch top­ak­tuell. 2011 war ein ent­schei­dendes Jahr. Mir war und ist das Buch eine Her­zens­an­ge­le­genheit, weil es wichtig wäre, dass endlich mehr Men­schen ver­stehen, was Gold wirklich ist!

GS: Dann erklären Sie uns das doch in einigen wenigen Sätzen!

Michael Morris: Gold ist das älteste und wich­tigste Geld auf Erden. Es hat bislang alle Papier­geld­ex­pe­ri­mente in der Geschichte überlebt, und wird dies auch wei­terhin tun. Die Men­schen ver­lieren immer mehr den Bezug zu Geld, was genau so gewollt ist. Aber das ist gefährlich, denn wer Geld, also Gold, nicht ver­steht, kann nicht frei sein.

Gold ist nicht nur des­wegen das wich­tigste Geld, weil es men­gen­mäßig begrenzt ist, sondern weil es einen inneren Wert hat, der weit über das Mate­rielle hin­ausgeht. Die Inkas nannten Gold den “Schweiß der Sonne”. Das ist deshalb sehr bemer­kenswert, weil Gold tat­sächlich nicht von dieser Welt ist. Es ist extra­ter­res­trisch. Für die Ent­stehung von Gold braucht es Bedin­gungen, die auf der Erde nicht vorherrschen.

Die Wis­sen­schaft ist heute davon über­zeugt, dass Gold im Kosmos ent­steht, wenn mas­se­reiche Sterne am Ende ihres Lebens als Supernova explo­dieren. Man geht davon aus, dass unser Gold vor etwa vier Mil­li­arden Jahren durch Meteo­ri­ten­ein­schläge auf die Erde kam. Somit könnte man Gold auch als “ein Geschenk des Himmels” oder als ein “Geschenk Gottes” bezeichnen, je nachdem, wie man das Über­ir­dische benennen mag.

Fest steht, dass sich Gold auch deshalb über die Jahr­tau­sende hinweg als Geld durch­ge­setzt hat, weil es diese besondere Magie und Aus­strahlung hat, um die genau die­je­nigen bestens Bescheid wissen, die ver­suchen, uns ihr wert­loses und see­len­loses Giralgeld aufzuzwingen.

Gold wird auch wegen seiner Schönheit geschätzt, es ist eines der wenigen far­bigen Metalle. Zudem wird es weder durch Luft, Feuch­tigkeit, Hitze, noch durch die meisten Lösungs­mittel ange­griffen. Es hält ewig und ist somit zeitlos. Seine Kor­ro­si­ons­be­stän­digkeit, seine Schönheit, seine Magie und seine Sel­tenheit sind das Geheimnis seines Erfolges. Gold wehrt ewig und ist ein Garant für Freiheit!

GS: Sie kommen ja richtig ins Schwärmen! Das ist alles hoch inter­essant, da die meisten Men­schen Gold von dieser Seite viel­leicht noch nie betrachtet haben. Über diesen Aspekt wird selten gesprochen. Ich würde aber gerne auf einen anderen Aspekt ihres Buches zu sprechen kommen. Sie gehen darin zurück ins London des frühen 19. Jahr­hun­derts, als London noch das Zentrum des Gold­handels, und in gewisser Weise auch der Welt war. Erzählen Sie uns einige Sätze darüber. 

Michael Morris: In der Bevöl­kerung gibt es im Grunde kei­nerlei Grund­wissen zu den Themen “Geld” und “Gold”, da man in der Schule nichts darüber lernt — was eigentlich ein Skandal ist! Daher schlage ich im Buch den großen Bogen von den Anfängen des Gold­handels im London des frühen 19. Jahr­hun­derts durch einige wenige Ban­kiers­fa­milien, bis hin zum modernen Gold­handel mit all seinen Aus­wüchsen im Papier­gold­be­reich, wie Futures-Handel und Highspeed-Trading.

Um die Bedeutung von Gold zu ver­stehen, um die Struk­turen des Handels und die Macht der Groß­händler und Bul­lionbanken zu ver­stehen, muss man weit zurück gehen, denn die­je­nigen, die sich den Gold­handel vor 150 Jahren unter den Nagel gerissen haben, domi­nieren und kon­trol­lieren ihn auch noch heute.

Es sind die­selben Familien, die­selben Unter­nehmen, die alles an A bis Z kon­trol­lieren — nur die Methoden sind anders. Doch werden ihre Namen fast nie genannt, weil sie ein kom­plexes System an Fir­men­ver­flech­tungen und ‑betei­li­gungen geschaffen haben, das die großen west­lichen Banken und Zen­tral­banken ein­schließt, und die wahren Hin­ter­männer verschleiert.

GS: Wollen Sie die Namen nun nennen? 

Michael Morris: Ich nenne sie im Buch sehr aus­führlich, beschreibe, wie sie die ersten Gold- und Kup­fer­kar­telle schufen und sich eine markt- und politik-beherr­schende Vor­macht­stellung auf­bauten, die bis heute besteht. Aber ich denke, dass es den Rahmen dieses Inter­views sprengen würde, wenn wir hier zu sehr ins Detail gehen. Ent­scheidend ist jedoch, dass ihre Macht langsam schwindet!

GS: Was die meisten Leser inter­es­sieren dürfte, ist die Frage nach dem Gold­preis. Wieso ist er 2013 so massiv ein­ge­brochen, und wird er sich jemals wieder erholen? Die Pro­gnosen der Banken lauten, dass der Gold­preis weiter sinken wird, viele “Goldbugs” gehen hin­gegen von einem stark stei­genden Gold­preis aus. Was ist Ihre Sicht der Dinge?

Michael Morris: Nun, die Groß­banken sollten es wissen, weil sie den Preis mani­pu­lieren. Insofern haben sie einen ent­schei­denden Infor­ma­ti­ons­vor­sprung. Doch auch die Goldbugs haben in gewissem Sinne recht. Da wirken zwei gewaltige Kräfte auf den Gold­preis ein. Das ist wie beim Tau­ziehen. Bislang war die Ban­ken­seite stärker, doch wer weiß…

Es ist schwierig, den Gold­preis vor­her­zu­sagen, weil er mani­pu­liert ist, aber lang­fristig denke ich, ist die Richtung klar: Es kann nur auf­wärts gehen. Kurz­fristig ist jedoch alles möglich. Man muss dafür die Hin­ter­gründe verstehen.

Der Gold­markt war 2011 heiß gelaufen, weil wir im Westen zusehen konnten, wie unser Schuldgeld, allen voran der US-Dollar und der Euro, täglich an Wert ver­loren. Deshalb flüch­teten viele Men­schen ins Gold. Die Presse schrieb unentwegt über Gold. Es bil­deten sich lange Schlangen vor den Gold­händlern und es kam zu Lie­fer­eng­pässen. Viele Men­schen hatten Angst um ihr Geld, daher sind sie auf einen Goldzug auf­ge­sprungen, der bereits in voller Fahrt war, ohne zu wissen, wohin die Reise geht.

Sie ver­standen den Markt nicht. Die Asiaten kaufen ohnehin seit Jahren alles Gold auf, das der Markt hergibt. Als dann auch noch der Westen dazu kam, war kein Halten mehr. Die Nach­frage über­stieg das Angebot bei weitem. Der Gold­preis klet­terte höher und höher und höher. Kurz bevor Gold jedoch die 2.000-Dollar-Marke über­schritt, zogen die west­lichen Noten­banken die Not­bremse. Denn diese Marke war psy­cho­lo­gisch sehr bedeutsam.

Hätte man diese geknackt, dann wären Dollar und Euro kol­la­biert, weil es zu einem Domino-Effekt gekommen wäre. Dann wären ver­mutlich die großen Banken und mit ihnen die Welt­wirt­schaft zusam­men­ge­brochen, die USA hätten ihre Vor­macht­stellung ein­gebüßt, und die Eurozone wäre ver­mutlich aus­ein­an­der­ge­brochen. Das wurde mit allen Mitteln ver­hindert, auch mit ille­galen. Aber das Pro­hi­bi­ti­onverbot (Anm. d. Red.: Alko­hol­verbot in den USA) in den 1920er-Jahren hat uns gezeigt, dass man etwas, das die Men­schen wirklich wollen, auf Dauer nicht ver­bieten kann!

Und viele, viele Men­schen wollen Gold!

GS: Welche Mittel waren das? Mario Draghi hat ja immer wieder betont, den Euro mit allen ihm zur Ver­fügung ste­henden Mitteln zu ver­tei­digen! Worin besteht hier der Zusam­menhang zu Gold?

Michael Morris: Ja, das ist inter­essant, denn so viele Mög­lich­keiten hat die EZB ja nicht. In Wahrheit ist es nicht die EZB, die den Euro gerettet hat. Die Schweiz sta­bi­li­sierte den Euro, indem sie ihren Franken im Sep­tember 2011 bei 1,20 an den Euro kop­pelte. Ich kann mir nicht vor­stellen, dass sie es wirklich frei­willig tat, aber sie tat es. Sie tut es bis heute. Die Schweiz kauft nach wie vor täglich vir­tuelle Euros auf, die sie sich auf Konten gut­schreiben lässt. Die Europäer begreifen über­haupt nicht, welche Opfer die Schweiz bislang für Europa erbrachte. Im Grunde ist sie seit ihrem Bei­tritt zum IWF nur noch ein Schatten ihrer selbst.

Die FED sta­bi­li­sierte den Dollar, indem sie den Gold­preis gemeinsam mit JP Morgan Chase, Scottia Mocatta, Gold­man­Sachs und einigen anderen Ver­bün­deten nach unten mani­pu­lierte. Man atta­ckierte den Gold­preis beim London Gold­fixing und an den Ter­min­börsen, wie der COMEX. Man schuf ein künst­liches Über­an­gebot. Es wurde fast hundert Mal mehr Gold auf dem Papier gehandelt, als phy­sisch über­haupt existiert.

GS: Das ist für die meisten Men­schen nicht nach­voll­ziehbar. Wie kann man mehr ver­kaufen, als exis­tiert? Ich denke, das ist der Punkt, der viele poten­tielle Gold­an­leger verunsichert.

Michael Morris: Ja, genau. Also, wie geht das? Indem man so tut, als ob. Man tut so, als würde man Gold handeln. Das ist, als ob Kinder in der Pup­pen­küche mit fik­tiven Zutaten kochen und einem dann den Löffel zum kosten hin­halten. Da ist nichts drauf, aber man tut so, als wäre da was, und als würde es auch ganz toll schmecken. Dann freut sich der kleine Koch und alles ist gut.

Im Grunde ist das an der COMEX genauso, nur mit dem einen Unter­schied, dass dabei wirklich Geld fließt. Das wäre auch weiter nicht schlimm, wenn da ein paar große Kinder sich gegen­seitig etwas hin- und her ver­kaufen würden, das sie nicht haben. Das Problem ist nur, dass diese Schein­ge­schäfte in den Spot­preis mit ein­fließen, also in den Gold­preis, der sich aus einer Fülle von Han­dels­daten speist und als Richt­schnur für die ganze Welt dient.

Über kurz oder lang aber denke ich, dass sich das Problem dadurch lösen wird, dass man das, was die großen Kinder da treiben, einfach nicht mehr in den all­ge­meinen Preis für phy­si­sches Gold mit ein­be­ziehen wird. Ich denke, das wird sich irgendwann von selbst regeln. Der Anfang ist gemacht, indem man über diese Mani­pu­la­tionen spricht und diskutiert.

GS: Die Futures­märkte wie die COMEX sind aber nicht der einzige Ort, der Ein­fluss auf den Gold­preis hat.

Michael Morris: Nein, es gibt auch noch den phy­si­schen Markt in London und das dazu gehörige Gold­fixing. Doch auch am soge­nannten “phy­si­schen Markt” wird mehr gehandelt, als phy­sisch vor­handen ist — also betrogen. Auch beim Gold­fixing wurde nach­ge­wiesen, dass es nicht mit rechten Dingen zugeht, aber dieses Gold­fixing ist ohnehin kaum noch von Bedeutung.

Wich­tiger ist die Rolle der Zen­tral­banken. Sie ver­kauften in den ver­gan­genen Jahr­zehnten immer wieder große Mengen Gold ab und ver­zerrten den Markt. Doch auch sie haben ihre Munition ver­schossen, denn die Tresore in Deutschland, England und den USA sind leer. Wir stehen hier an einem Wendepunkt.

Doch nun laufen die ersten Sam­mel­klagen wegen Betrugs in den USA gegen jene Banken an, die am Gold­fixing beteiligt sind oder waren. Es bewegt sich etwas!

GS: Wie sehen Sie die Rolle der Medien in all dem?

Michael Morris: Nun es gibt neue Medien, die unab­hängig sind und ver­suchen, eine Mei­nungs­vielfalt zu und die Men­schen zu Wort kommen zu lassen, die nicht dem Main­stream folgen, die viel­leicht auch unbequem sind. Diese Medien finden sich vor­wiegend im Internet. Goldseiten.de gehört hier dazu.

Und dann gibt es die klas­si­schen großen Medi­en­kon­zerne mit Print, Radio und Fern­sehen, die meist auf die eine oder anderen Weise in den Händen der Banken sind und das ver­laut­baren, was denen recht ist. Die Finanz­in­dustrie zählt zu ihren Groß­kunden, und da diese Medien von den Wer­be­ein­nahmen abhängig sind oder dem Ban­ken­kartell direkt gehören, müssen sie auch nach deren Pfeife tanzen, und wenn nötig, immer und immer wieder die Wahrheit verdrehen.

Über diese Medien wurde in 2011 und 2012 zum Thema Gold eine gigan­tische Nega­tiv­kam­pagne auf die Menschheit los­ge­lassen. Es wurde viel Fehl­in­for­mation ver­breitet. Die großen Banken und einige große Inves­toren wie George Soros gaben ständig negative Pro­gnosen ab.

Als der Gold­preis tat­sächlich auf die pro­gnos­ti­zierten Marken sank, waren viele Leute beein­druckt und dachten, die soge­nannten “Experten” konnten in die Zukunft sehen und würden den Markt genau durch­schauten. In Wahrheit aber sank der Gold­preis nicht so, wie sie es vor­her­sagten, weil sie so schlau waren, sondern weil sie den Gold­preis nach Belieben dorthin mani­pu­lierten, wo sie ihn hin­haben wollten.

Immer wenn George Soros sagte, der Gold­preis würde sinken, haben ganz viele Men­schen ver­kauft, was dazu führte, dass der Gold­preis tat­sächlich sank. Denn trotz aller Mani­pu­la­tionen an den Futures­märkten und am Lon­doner Markt hat das reale Geschäft der Gold­händler, das Zusam­men­spiel aus Angebot und Nach­frage, doch immer noch einen gewissen Ein­fluss auf den Gold­preis — aber nur in einem bestimmten Rahmen.

Doch der Ein­bruch des Gold­preises um 28% im Jahr 2013 hat genauso wenig mit Markt­ge­setzen, mit freien Märkten oder Fun­da­men­tal­daten zu tun, wie die Kurs­ge­winne an den Börsen. Was wir hier sehen, ist ein abge­kar­tetes Spiel. Je mehr Men­schen es durch­schauen, desto schneller können wir es beenden!

GS: Wie wird es also mit dem Gold­preis wei­ter­gehen? Sie glauben, dass er lang­fristig steigen wird?

Michael Morris: Ich denke, lang­fristig kann er nur steigen, denn die Pro­bleme des US-Dollars, der heute nur noch etwa 2% dessen wert ist, was er vor hundert Jahren wert war, sind nicht mehr lösbar. Die gesamte Welt ist bei einigen wenigen Banken ver­schuldet, und es ist schon rein mathe­ma­tisch nicht möglich, dass diese Schulden jemals getilgt werden, weil das Geld dafür gar nicht exis­tiert. Es wird zu einer Wäh­rungs­reform kommen. Die ent­schei­dende Frage ist nur, was am Weg dahin pas­siert? Keines der mög­lichen Sze­narien ist jedoch schön, und letztlich sind sie alle eine trei­bende Kraft für einen stei­genden Goldpreis.

Noch nie in der Geschichte waren die Schulden so hoch, wie heute. Wir befinden uns wirt­schaftlich und monetär in einer kata­stro­phalen Situation, und die Wäh­rungs­hüter haben in Wahrheit keine Kon­trolle über die Lage. Es wird alles beschönigt, es werden Zahlen und Bilanzen gefälscht, aber die Lage spitzt sich weiter zu. Die Poli­tiker sind ratlos und ver­suchen Zeit zu gewinnen, was ihnen bislang auch ganz gut gelingt.

Doch ihnen geht die Munition aus. Sie befinden sich in einer Sack­gasse. Gold hätte in einem freien Markt längst das All­zeithoch aus dem Jahr 1980 über­troffen. Infla­ti­ons­be­reinigt würde das heute bei etwa $ 2.300 bis 2.500 liegen. Doch steht der Gold­preis bei $ 1.300. Sollten die Banken also die Kon­trolle über den Gold­preis ver­lieren, weil der freie Markt die Oberhand gewinnt, dann gehe ich davon aus, dass der Gold­preis kurz­zeitig explo­dieren wird.

GS: Momentan scheinen die Banken das Heft aber noch fest in der Hand zu haben.

Michael Morris: Das ist schwer zu sagen. Ja, es sieht danach aus, aber es könnte sich jeden Tag ändern. Kurz­fristig aber traue ich den Mani­pu­la­toren alles zu, sie könnten den Preis von phy­si­schem Gold und von Gold­mi­nen­aktien noch weiter nach unten prügeln, viel­leicht sogar unter 1.000 $, wie sie es oft ange­kündigt haben. Damit würden sie aber zum einen ris­kieren, dass viele Minen pleite gehen und die Pro­duktion ein­stellen müssen, was zu einem deutlich knap­peren Angebot und wieder zu höheren Preisen führen sollte — zumindest in der Theorie!

Außerdem würde ein nied­ri­gerer Gold­preis die Nach­frage in Asien noch weiter ankurbeln, doch der Westen kann nicht mehr liefern. Lange kann diese Spiel mit gezinkten Karten also nicht mehr gut gehen, meine ich.

Die Banken und deren Besitzer haben den Bogen längst über­spannt. Sie sind weltweit zum Hass­objekt geworden. Sie haben in den ver­gan­genen zwei Jahren bereits Mil­li­arden an Strafen bezahlt, und es werden weitere folgen. Seit Beginn dieses Jahres ist es zu einer Welle von Selbst­morden unter Spit­zen­bankern gekommen, mehrere von ihnen haben bei JP Morgan Chase gear­beitet, also bei der Bank, die ganz vorne bei der Mani­pu­lation des Gold­preises mit­mischt. Ich habe so das Gefühl, als würde den mäch­tigen Ban­kiers die Kon­trolle immer mehr ent­gleiten. Sie haben ihre Gegner zu mächtig werden lassen!

GS: Wer sind ihre Gegner?

Michael Morris: Es gibt immer mehr Länder und Orga­ni­sa­tionen, die sich dem Ban­ken­kartell um die FED wider­setzen. Allen voran aber haben China und Russland bereits mehrfach ange­kündigt, dass sie die Dol­lar­herr­schaft nicht länger akzep­tieren werden. Zuvor hatten bereits andere Staats­männer ver­sucht, sich der Tyrannei des US-Dollar-Kar­tells zu ent­ziehen, und eigene, durch Gold gedeckte Wäh­rungen ein­zu­führen, was ihnen jedoch — wenn man etwa an Gaddafi denkt — nicht so gut bekommen ist.

An China dürfte sich das Gold­kartell aber die Zähne aus­beißen. Viel­leicht ja auch an Russland, mit dem man sich nun in der Ukraine messen will. Doch selbst in den USA gibt es massive Wider­stände gegen die FED und ihre Besitzer, auch dort ist die Nach­frage nach Gold, und somit nach sicherem Geld, gigan­tisch. Obama ent­gleitet sowohl die Innen- als auch die Außen­po­litik zuse­hends. Die Groß­macht USA zeigt deut­liche Schwächen. Das spüren andere Nationen. Die einen beklagen es, die anderen sehen ihre Chance gekommen.

Das angel­säch­sische Ban­ken­kartell, das nicht nur die US-Politik steuert, leidet ganz offenbar an Grö­ßenwahn. Die Herren halten sich für unbe­siegbar, aber dieses Phä­nomen haben wir in der Geschichte schon oft beob­achten können. Am Höhe­punkt ihrer Macht werden Herr­scher meist unvor­sichtig und über­mütig. Genau zu jenem Zeit­punkt sind sie alle — für sich selbst völlig uner­wartet — in kür­zester Zeit sang- und klanglos unter­ge­gangen. Sobald man sich unbe­siegbar fühlt, ist das Ende nahe!

GS: Der Titel “Gold­krieg” ist aus Ihrer Sicht also nicht übertrieben?

Michael Morris: Nein, kei­neswegs! Wir befinden uns inmitten eines Wirtschafts‑, Wäh­rungs- und Gold­krieges. Die BRICS-Staaten kämpfen gegen den Dollar und für eine neue Welt­währung, die nicht allein der FED gehört. Diese neue Welt­währung soll wieder durch Gold gedeckt sein — so hat es China mehrfach gefordert. Daher kämpfen die Banken auf der einen Seite gegen Gold, auf der anderen Seite aber um Gold. Denn sollte es wirklich zu einer neuen, durch Gold gedeckten Währung kommen, dann braucht natürlich jeder mög­lichst viel Gold, um die beste Aus­gangs­po­sition im neuen System zu haben.

Die Taktik des Kar­tells war falsch. Sie haben sich ver­zockt. Um den Gold­preis niedrig zu halten, hat der Westen Jahr­zehnte lang viel Gold auf den Markt geworfen. Jetzt ist keines mehr da. China hat alles auf­ge­sogen und ist gleich­zeitig so mächtig geworden, dass es in abseh­barer Zeit die neuen Regeln dik­tieren wird.

Das Kartell hat kurz­zeitig die Masse der Klein­an­leger ver­schrecken können, aber den Chi­nesen machen sie keine Angst. Und auch die Klein­an­leger werden zurück­kehren sobald der Gold­preis wieder steigt. Es ist nämlich leider so, dass die meisten Klein­an­leger immer nur dann Gold kaufen, wenn der Preis steigt.

Das unlo­gisch und ver­schwen­de­risch, scheint aber daran zu liegen, dass die meisten Men­schen unsicher sind, und rein impulsiv, aus Angst heraus handeln. Natürlich wäre es sinn­voller, dann zu kaufen, wenn Gold gerade günstig zu haben ist, aber das hieße, der Meinung der Banken und zahl­reicher Experten zuwider zu handeln. Und das trauen sich viel Men­schen eben nicht, weil sie den Markt nicht ver­stehen. Also warten sie so lange, bis der Preis steigt und die Ana­lysten der Banken auch bestä­tigen, dass der Gold­preis weiter steigen wird.

GS: Das einzige was diesem Phä­nomen Abhilfe schaffen könnte, wäre also Infor­mation, Bildung, wozu wir ja hier auf Goldseiten.de bei­tragen möchten. Ich wünsche Ihnen, dass ihr Buch dazu auch einen ent­schei­denden Beitrag leisten wird!

Michael Morris: Ja, vielen Dank! Das war mein Anliegen beim Schreiben. Tat­sache ist, dass die meisten offi­zi­ellen Zahlen zum Thema “Gold” falsch sind. Deshalb habe ich im Buch ver­sucht, sie in ein anderes Licht zu rücken. Es geht um “richtige” Infor­ma­tionen. Wissen ist Macht! Auch dem Krimi um das Gold der Deut­schen habe ich ein eigenes Kapitel gewidmet — eine wirklich aben­teu­er­liche Geschichte, die sich da im Jahr 2013 abspielte, die von der Presse her­unter gespielt wurde und die noch lange nicht zu Ende ist. Da werden noch einige sehr span­nende Kapitel durch die Bun­desbank geschrieben werden…

GS: …was wir viel­leicht in zu einem spä­teren Zeit­punkt aus­führlich behandeln sollten, weil es sicherlich viele Leser sehr inter­es­siert! Für heute bedanke ich mich aber erst einmal für das inter­es­sante Gespräch und wünsche Ihnen viel Erfolg mit Ihrem Buch!

Michael Morris: Herz­lichen Dank! Es war mir eine Freude!

Dieser Artikel erschien ursprünglich hier:
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