Die linke Quer­front und der Fall Sie­ferle — Amazon-Best­seller Nr.1 ist ein poli­tisch unkor­rektes Buch

Rolf His­to­riker Peter Sie­ferle hat post mortem mit dem Erscheinen seines Buchs „Finis Ger­mania“ für Auf­regung gesorgt. Aus­gelöst durch die Nomi­nierung des Sach­buchs auf die Emp­feh­lungs­liste des NDR und der Süd­deut­schen Zeitung, nahm die Sache Fahrt auf und setzte den ver­stor­benen His­to­riker einem medialen Dau­er­feuer aus. Zusammen mit z.B. den Reak­tionen auf die Publi­ka­tionen von Thilo Sar­razin ergibt sich hier ein düs­teres Bild der Zustände in deut­schen Redak­ti­ons­stuben und der Wissenschaft.

Ich möchte vor­neweg klar­stellen, dass ich „Finis Ger­mania“ bisher nicht gelesen habe. Ich habe das Büchlein zwar bestellt, aber auf­grund des Skandals kommt der Antaios Verlag momentan kaum mit der Pro­duktion hin­terher. Es wird also noch etwas dauern, bis ich etwas Inhalt­liches zu dem Buch sagen kann. An dieser Stelle möchte ich mich aber anstelle dessen dem widmen, was ich tat­sächlich beur­teilen kann: das Ver­halten der Medien als Reaktion auf das Erscheinen des Buches.

In meinen Artikeln und Büchern beschäftige ich mich sehr aus­führlich mit poli­tisch Linken und der Ent­stehung einer Quer­front gegen den Kon­ser­va­tismus. „So etwas gäbe es nicht, das sei doch noch aus­schließlich rechte Ver­schwö­rungs­theorie!“, bekomme ich regel­mäßig (aus­schließlich von Linken) zu hören. Rein his­to­risch stimmt das, denn der Begriff Quer­front bezeichnete ursprünglich den (mög­lichen) Zusam­men­schluss von Sozia­listen und Natio­nal­so­zia­listen in der Wei­marer Republik. Aber weshalb sollten Quer­fronten auf Bünd­nisse zwi­schen Links und Rechts limi­tiert sein? Wäre ein Bündnis der unter­schied­lichsten libe­ralen und linken Spektren gegen den Kon­ser­va­tismus nicht min­destens genauso plau­sibel, wenn nicht sogar deutlich schlüssiger?

Schauen wir uns die Reak­tionen auf den „Skandal Sie­ferle“ an. Wer hat sich dort in der Rolle der Aggres­soren befunden? Namentlich wären das: taz, FAZ, Süd­deutsche Zeitung, Welt, Spiegel, Tages­spiegel FAS und Zeit. Einzig die Junge Freiheit vertrat eine anders­lau­tende Meinung. Lassen wir das kurz auf uns wirken: Die größten und bisher renom­mier­testen Blätter waren absolut der gleichen Meinung. Selbst angeblich kon­kur­rie­rende Blätter wie taz und FAZ spielten sich kame­rad­schaftlich die Bälle zu. Wann gab es das vorher jemals?

Wir sprechen hier jetzt nicht über ein natur­wis­sen­schaft­liches Problem, sondern über ein durchaus noch stärker vom Beob­achter abhän­giges Thema, wie eben die Lite­ratur. Wären hier nicht zumindest unter­schied­liche Nuancen in der Analyse der Jour­na­listen zwangs­läufig in der Natur der Sache gewesen?

Selbst­ver­ständlich gab es ähn­liches bereits früher. Ein Bei­spiel dafür ist z.B. der Umgang der FAZ mit Thilo Sar­razin, als dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ erschien. Schon damals ordnete sich die angeblich kon­ser­vative FAZ in den Tenor der linken Redak­ti­ons­stuben ein, und ver­suchte Sar­razin zu beschä­digen, anstelle inhaltlich sauber zu argumentieren.

Im Fall Sie­ferle sind aber sämt­liche Hem­mungen gefallen. Der His­to­riker wird als an Körper und Geist gebro­chener Mann skiz­ziert, der auf­grund einer Krebs­er­krankung zuerst zum Rechts­extremen wird und dann auch noch den Freitod wählte. Dum­mer­weise gab die Witwe in einem Interview mit der Jungen Freiheit völlig andere Gründe für den Selbstmord ihres Mannes an.

Der Fall Sie­ferle hat es aber in sich. Linke schmücken sich sehr gerne mit Pseu­do­wis­sen­schaft­lichkeit und echter Wis­sen­schaft­lichkeit. Ein gutes Bei­spiel ist die UDSSR, in der der Sozia­lismus nahezu gänzlich aka­de­mi­siert wurde. Ähnlich ist es aber auch heute in der BRD der Fall, und Linke suchen den Kontakt und die Zuneigung von aka­de­mi­schen Kapa­zi­täten. Eine solche Kapa­zität war auch Rolf Peter Sie­ferle und lie­ferte einst fast schon als Par­tei­phi­losoph wert­vollen Input für die Grünen. Eine völlige Zer­störung von Sie­ferle scheidet also aus, denn damit würde man ja eine Partei des linken Spek­trums massiv schä­digen. Anstelle dessen muss eine Trans­for­mation bei Sie­ferle statt­ge­funden haben, die seine frü­heren Glanz­leis­tungen nicht beein­trächtig oder schmälert.

Exakt diesem Nar­rativ hul­digen dann die genannten Blätter und pro­du­zieren Fakenews aller erster Ordnung. Dass sie das tun, war zu erwarten. Nicht zu erwarten war jedoch der Corps­geist, mit der Jour­na­listen der unter­schied­lichsten Blätter zusam­men­ar­beiten. Deshalb muss gesagt werden: 2017 gibt es eine linke Quer­front! Eine Quer­front gegen jede poli­tische Strömung, die eben nicht Links ist! Die absolute Speer­spitze dieser Ent­wicklung bildet aber wohl kein gerin­gerer als der pro­mi­nente His­to­riker Her­fried Münkler, der im Deutsch­landfunk im Zusam­menhang mit „Finis Ger­mania“ das Stichwort „Straf­ge­setzbuch“ bringt. Ist das die viel­zi­tierte Toleranz unserer Zeit?

Bemer­kenswert ist in dieser Sache vor allem, dass das Buch seit nun 14 Tagen auf Platz 1 bei Amazon steht. Das zeigt uns doch wieder einmal, dass die Meinung der Jour­naille nicht mit der Mei­unung des Volkes iden­tisch ist…