Che­mi­kalien und Medi­ka­mente führen zu einer Ver­weib­li­chung von Männchen

Pro­fessor Charles Tyler, Repro­duk­ti­ons­phy­siologe und Umwelt­biologe an der Uni­ver­sität von Exeter konnte nach­weisen, dass Che­mi­kalien aus Ver­hü­tungs­pillen und anderen Haus­halts­che­mi­kalien dazu führen, dass Süß­was­ser­fische weib­liche Geschlechts­teile ent­wi­ckeln und Eier legen.

Tylers For­schung ergab, dass Östrogen und andere Che­mi­kalien im Abwasser bei männ­lichen Fischen zu einer „Reduktion der Sper­mi­en­qua­lität führen und sie weniger aggressiv und im Zusam­menhang mit dem Anziehen von Weibchen der jewei­ligen Spezies weniger wett­be­werbs­in­ter­es­siert sind, was dazu führt, dass sie sich in der Folge weniger erfolg­reich fort­pflanzen,“ so Tyler in einer Pres­se­ver­öf­fent­li­chung.

Tyler prä­sen­tierte seine Erkennt­nisse am 3. Juli in einer Rede zum 50. Jubi­lä­ums­sym­posium der Fische­rei­ge­sell­schaft der bri­ti­schen Inseln, das an der Uni­ver­sität von Exeter abge­halten wurde. Seine Vor­lesung trug den Titel „Die Femi­ni­sierung der Natur – eine unna­tür­liche Geschichte“.

In der Vor­lesung legte er Zahlen ins­be­sondere zum Rot­au­gen­fisch vor und wie Östrogen bei einigen Männchen dazu führt, dass sie „inter­ge­schlechtlich“ werden.

In einem von Tylers For­schungs­be­richten (den er bei der Prä­sen­tation durchging) heisst es, dass „inter­ge­schlecht­liche“ Fische männlich sind, die „femi­ni­sierte Kanäle haben und/oder in ihren Hoden Oozyten ent­wi­ckeln (Nolan et al. 2001)“.

Daneben haben sie „abnormale Kon­zen­tra­tionen an Sex­ste­ro­id­hor­monen (Jobling et al. 2002a) und (oftmals) eine erhöhte Kon­zen­tration des östro­gen­ab­hän­gigem Blut­pro­teins Vitel­lo­genin (VTG) in ihrem Blut ((Jobling et al. 1998).“

In der For­schungs­arbeit wird auch fest­ge­stellt, dass bei den femi­ni­sierten Fischen die „Frucht­barkeit redu­ziert ist“. Bei der Pres­se­ver­öf­fent­li­chung sagte Tyler:

„Wir zeigen damit, dass einige dieser Che­mi­kalien einen weitaus grö­ßeren Ein­fluss auf die Gesundheit von Fischen haben, als wir erwar­teten. Indem wir spe­ziell gezüchtete transgene Fische ver­wen­deten, konnten wir in Echtzeit ihre Reaktion auf diese Che­mi­kalien in den Körpern der Fische beob­achten und wir konnten zeigen, dass das in einigen Plas­tikarten vor­handene Östrogen die Herz­klappen beeinflusst.

Andere For­schungen haben uns gezeigt, dass viele andere Che­mi­kalien, die im Abwasser ent­sorgt werden, Fische beein­flussen können, wie etwa Anti­de­pressiva, welche die natür­liche Scheu einiger Fisch­arten ver­ringert und sie dadurch unter anderem anders auf Angreifer reagieren.“

 

Auf die Frage von CNSNews.com, wie lange er bereits zum Thema der inter­ge­schlecht­lichen Fische forscht ant­wortete Tyler in einer E‑Mail:

„Ich arbeite seit Jahren an den sexu­ellen Stö­rungen bei Fischen als Kon­se­quenz aus dem Ein­fluss von Chemikalien.“ [..]

In seiner Prä­sen­tation erwähnte Tyler auch, dass auch in anderen Gegenden der Welt Che­mi­kalien diesen Ein­fluss auf Fische haben:

„Femi­ni­sierte Fische wurden überall in Europa, Amerika, Kanada [..], Afrika und Asien berichtet.“

Dazu fragte CNSNews Tyler:

„Sie sprechen von 15 Erwäh­nungen, dass Fische auch auf anderen Kon­ti­nenten in aller Welt ‚femi­ni­siert‘ werden. Ist auch dies ein Ergebnis von Ver­hü­tungs­mitteln und Che­mi­kalien? Oder hat dies einen anderen Grund?“

Tyler ant­wortete:

„Der Femi­ni­sie­rungs­effekt bei Fischen in anderen Ländern basiert tat­sächlich auf den Aus­wir­kungen der Ver­hü­tungs­pille, aber auch von Che­mi­kalien wie etwa Indus­trie­ten­siden – Wasch­mitteln, Weich­ma­chern und einer ganzen Reihe von Che­mi­kalien wie etwa Bis­phenol A.“

In seiner Prä­sen­tation stellte er auch fest, dass Männer „fal­lende Sper­mi­en­zahlen“ haben.

Auf die Frage durch CNSNews, ob die Ursache dafür die Ver­hü­tungs­che­mi­kalien sind, oder an etwas anderem liegt meinte der Professor:

„Fal­lende Sper­mi­en­zahlen sind ein kom­plexes Krank­heitsbild. Es liegt wohl nicht am Östrogen in Ver­hü­tungs­pillen, sondern eher an anderen Che­mi­kalien, die wir zu uns nehmen. Diese umfassen Bis­phenol und Phthalat – also Weichmacher.“

 

Ver­weib­licht durch Paracetamol

Par­acetamol gehört zu den belieb­testen frei ver­käuf­lichen Schmerz­mitteln – und in der Schwan­ger­schaft sogar als das Mittel der Wahl. Denn vor allem im letzten Schwan­ger­schafts­drittel können andere Mittel wie Ibu­profen Fehl­bil­dungen beim Unge­bo­renen fördern. Doch auch Par­acetamol ist nicht ohne: Schon bei geringer Über­do­sierung kann es die Leber schä­digen und es steht im Ver­dacht, bei län­gerer Ein­nahme Asthma und All­ergien zu fördern.

Wie sich jetzt zeigt, könnte Par­acetamol auch in der Schwan­ger­schaft mehr negative Folgen haben als bisher ange­nommen. Indizien dafür haben David Møbjerg Kris­tensen von der Uni­ver­sität Kopen­hagen und seine Kol­legen bei Ver­suchen mit Mäusen entdeckt.

Sie ver­ab­reichten träch­tigen Mäu­se­weibchen das Schmerz­mittel in einer Dosierung, wie sie für schwangere Frauen emp­fohlen wird. Nachdem die Jung­tiere geboren und aus­ge­wachsen waren, unter­suchten sie deren Verhalten.

Das Ergebnis: Die Söhne der mit Par­acetamol behan­delten Mäu­se­mütter zeigten ein deutlich weniger mas­ku­lines Ver­halten als ihre Art­ge­nossen. Sie reagierten weniger aggressiv auf Kon­kur­renten und ver­tei­digten ihre Reviere nicht. Ins­gesamt war das Ver­halten dieser Mäu­se­männer pas­siver und „weib­licher“ als das von Kon­troll­tieren. Zudem erwiesen sie sich als unfähig zur Paarung, wie die For­scher berichten.

„In unserem Versuch waren die Männchen, die als Fötus dem Par­acetamol aus­ge­setzt waren, einfach unfähig zu kopu­lieren. Auch ihr Sex­trieb war unter­drückt“, berichtet Møbjerg Kris­tensen. „Offenbar ist bei ihnen die vor­ge­burt­liche Pro­gram­mierung auf männ­liches Ver­halten nicht richtig ver­laufen ‑und dies zeigt sich noch lange nachher in ihrem Erwach­se­nen­alter. Das ist sehr beunruhigend.“

Doch das ist nicht alles: Die For­scher ent­deckten auch klar nach­weisbare kör­per­liche und neu­ro­lo­gische Ver­än­de­rungen bei den Mäusen. Bei den Männchen der Par­acet­amol­gruppe war das Hirn­areal, das den Sex­trieb steuert, ver­kleinert: „Der sexuell dimorphe Kern ent­hielt bei diesen Männchen nur halb so viele Neu­ronen wie bei der Kon­troll­gruppe“, berichtet Koautor Anders Hay-Schmidt von der Uni­ver­sität Kopenhagen.

Auch in der Hirn­ak­ti­vität gab es Unter­schiede. Bei den prä­natal dem Par­acetamol aus­ge­setzten Mäu­se­männchen feu­erten bestimmte Areale weniger stark. „Bei einem Gebiet, das für männ­liche Eigen­heiten ver­ant­wortlich ist, hal­bierte sich die Feu­errate der Neu­ronen“, so Hay-Schmidt.

Er und seine Kol­legen führen diese Effekte darauf zurück, dass das Par­acetamol die Tes­to­ste­ron­pro­duktion beim Fötus hemmt. Studien zeigen, dass ein prä­na­taler Mangel dieses Hormons das Ver­halten männ­licher Tiere und auch des Men­schen nach­haltig beein­flussen und ver­ändern kann. „Viele männ­liche Cha­rak­te­ris­tiken ent­wi­ckeln sich dann nicht so, wie sie sollten“, erklärt Møbjerg Kristensen.

 

Aber das Par­acetamol ver­ändert offenbar nicht nur Ver­halten und Neu­ro­logie von männ­lichen Mäusen – auch bei den Weibchen fanden die Wis­sen­schaftler Spät­folgen. Hatte die Mutter während der Schwan­ger­schaft Par­acetamol bekommen, bil­deten die Töchter später weniger Eizellen in ihren Eier­stöcken. Dadurch wurden sie schneller unfruchtbar.

Nach­ge­wiesen haben die For­scher diese Spät­folgen bisher nur bei Mäusen. Doch sie halten es für sehr wahr­scheinlich, dass ähn­liche Effekte auch beim Men­schen auf­treten. Direkt getestet werden kann dies aller­dings nicht – eben weil der Ver­dacht besteht, dass das Par­acetamol lang­fristige Folgen ver­ur­sacht (Big Pharma: Intrans­pa­rente Medi­ka­menten-Pro­duktion – Täu­schung in der Packungs­beilage).

„Inzwi­schen ist die Ein­nahme von Par­acetamol so all­täglich, dass wir ver­gessen, dass es ein Arz­nei­mittel ist – und wie alle Medi­ka­mente auch Neben­wir­kungen hat“, sagt Kristensen.

Lite­ratur:

Stress – die Haupt­ur­sache aller Krank­heiten: und die einzige Antwort darauf von Leonard Coldwell

Töd­liche Psy­cho­pharmaka und orga­ni­siertes Leugnen: Wie Ärzte und Phar­ma­in­dustrie die Gesundheit der Pati­enten vor­sätzlich aufs Spiel setzen von Peter C. Gøtzsche

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Quellen: PublicDomain/1nselpresse.blogspot.de/scinexx.de am 14.07.2017

 

Dieser Artikel erschien ursprünglich hier:

https://www.pravda-tv.com/2017/07/chemikalien-und-medikamente-fuehren-zu-einer-verweiblichung-von-maennchen/