„Ohne Bargeld auf die Wiesn: Heuer geht’s!“
Von Ralph Malisch
(Abendzeitung, 28.7.2017)
Na, das sind doch einmal gute Nachrichten. Die Münchner Abendzeitung weiß zu berichten, dass dieses Jahr offenbar ein Herzenswunsch der Oktoberfest-Besucher in Erfüllung gehen wird. Endlich, ja endlich, können Sie ohne Bargeld auf das größte Volksfest der Welt gehen. Was auch bisher schon möglich war: Nach einem feucht-fröhlichen Abend ohne Bargeld wieder nach Hause zu gehen. Nun also ganz ohne Bares, wofür der Leser wohl recht dankbar sein soll. Zumindest erschien der Redaktion die Nachricht so wichtig, dass sie dafür sogar die Titelseite freigeräumt hat.
Bei einigen Menschen hapert es allerdings mit der Dankbarkeit. Und für solche hartnäckigen Fälle fährt die Anti-Bargeld-Lobby auch schon einmal schwerere Geschütze auf. Unter der Überschrift „Visa bezahlt Restaurants dafür, Bargeldannahme zu verweigern“ berichtet Norbert Häring in seinem Blog „Norbert Häring – Geld und mehr“ über eine neue „Cashless Challenge“ des Kreditkartengiganten Visa. Ob die Verweigerung der Annahme von Bargeld überhaupt rechtens ist, ist eine Frage, die bei solchen Aktionen in den Hintergrund tritt. Auch ist dieser fragwürdige Wettbewerb kein Ausrutscher eines übereifrigen Werbestrategen, sondern fügt sich nahtlos in einen Mehrfrontenkrieg gegen das Bargeld ein, der nach dem altbewährten Prinzip „Zuckerbrot und Peitsche“ geführt wird. Schon früher klärte Häring über die Machenschaften der „Better-Than-Cash-Alliance“ auf, die unter anderem von den Kreditkartenriesen Visa und Mastercard finanziert wird („Wie eine gekaufte UN-Organisation mit Visa und Mastercard an der Abschaffung des Bargelds arbeitet (1)“).
Für Freunde des Bargelds wird es da zunehmend eng. Denn die Allianz aus Kreditkartenunternehmen und Regierungen verfolgt ein gleichgerichtetes Interesse: Die Zurückdrängung des ungeliebten Bargelds in den Bagatellbereich. Während bei der ersten Gruppe das wirtschaftliche Interesse dominiert, einen lästigen Konkurrenten aus dem Feld zu schlagen, sind es bei der zweiten die Wünsche nach maximaler Überwachung und Besteuerung der Bürger. Dass sich zu dieser Allianz auch noch weitere Finanzunternehmen, der Handel und diverse Stiftungen/NGOs gesellen, rundet das Bild ab.
Um wenigstens ein kleines Zeichen zu setzen, können Sie noch immer die Initiative „Stop Bargeldverbot“ (www.stop-bargeldverbot.de) mitzeichnen. Wenn Ihre Enkel Sie dann einmal fragen werden, was sie eigentlich getan haben, als das Bargeld „verschwand“, können Sie zumindest etwas vorweisen.
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