Kein Lehrplan, keine Noten: Die Ober­länder Schule in Berlin

Kri­tiker rufen Baum­schule, Visionäre klat­schen Beifall. Wenn eine Schule aus dem üblichen System heraus bricht und einen anderen Weg ein­schlägt, sehen sich die Bil­dungs­mi­nister schnell auf den Schlips getreten. Die Ober­länder Schule in Berlin schafft aber genau das, woran andere scheitern: Bildung für die Zukunft.

Die Ober­länder Schule in Berlin

An der Ober­länder Schule in Berlin gibt es keine Noten, bis die Schüler das 15. Lebensjahr erreicht haben. Keine Stun­den­pläne und keine Lehr­vor­gaben an die Lehrer. Hier ent­scheiden die Kinder über den Inhalt des Unter­richts und wann sie sich dafür prüfen lassen wollen.

Der Lehrplan ver­blüfft und begeistert alle Eltern. Neben Mathe, Deutsch und Eng­lisch gibt es nämlich auch ein Fach namens Ver­ant­wortung, ein anderes heißt Challenge. In Challenge wird einer Gruppe von Schülern 150 Euro in die Hand gegeben, womit ein Ausflug geplant und umge­setzt werden soll. Die 12 bis 14-Jäh­rigen gehen dann Kayak fahren oder an der Süd­küste von England wandern.

Die Phi­lo­sophie dahinter ist unter Bil­dungs­wis­sen­schaftlern bereits akzep­tiert und von Zukunfts­denkern auf der ganzen Welt gefordert. Sir Ken Robinson ist unter anderem Jemand, der mit dem meist­ge­schauten TED Talk aller Zeiten Lehrer und Päd­agogen inspi­riert. Es ist einfach wenn man den Kontext versteht.

Jedes Jahr werden mehr Zeug­nisse und Abschlüsse ver­geben als im Jahr zuvor – schon bald wird das Papier alleine wertlos sein und andere Fähig­keiten gefordert. Auch Margret Rasfeld der Ober­länder Schule in Berlin findet, dass Kinder und Jugend­liche nicht nur ver­al­teten Stoff aus­wendig lernen sollten.

Die Kinder der Ober­länder Schule haben einen Schnitt von 2,0 bei ihrem Abschluss. (Foto: Junge Tüftler)

Es geht um Fle­xi­bi­lität, Selbst­ver­trauen, Kri­ti­sches Denken und Krea­ti­vität. All das, was Kinder in einem Schuljahr aufs andere ver­lernen, schreibt der Guardian.

Das Evan­ge­lische Schule Berlin Zentrum ver­sucht die Schule neu zu erfinden. Kinder müssen nicht nur auf Ver­än­de­rungen vor­be­reitet werden, sondern sich auch auf diese freuen können, so Rasfeld. In den kom­menden Jahren braucht es starke Per­sön­lich­keiten, die inmitten auto­ma­ti­sierten Pro­zessen und künst­licher Intel­ligenz konkurrieren.

Schüler lernen hier das Pro­gram­mieren von Com­pu­ter­spielen anstatt das Aus­wen­dig­lernen von Formeln. Sie haben genauso viel Freiheit wie Struktur und Regeln. Wer nicht auf­passt und sich ablenken lässt, muss dann an einem Samstag kommen und aufholen.

Inzwi­schen ist die Ober­länder Schule in Berlin zu Deutsch­lands span­nendsten Bil­dungs­in­sti­tution geworden. Nicht nur machen die expe­ri­men­tellen Ver­suche allen Betei­ligten mehr Spaß, sie liefern auch beein­dru­ckende Resultate.

Die Ober­länder Schule erzielt im Ver­gleich mit allen anderen Schulen in Berlin den besten Noten­durch­schnitt. Kinder ver­lassen die Schule durch­schnittlich mit einer 2,0 und das obwohl 40 Prozent der Schul­an­fänger noch nicht einmal fürs Gym­nasium emp­fohlen wurden.

500 Schüler gehen hier zur Schule und lasten damit die Kapa­zität voll aus. Die War­te­liste ist ver­ständ­li­cher­weise lang.

 

 

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ber­lin­journal

(Bei­tragsfoto: https://www.berlinjournal.biz/oberlaender-schule-in-berlin/)