Ein junger Mann macht sich in großen Buchhandlungen Deutschlands auf die Suche nach Schultes Bestseller „Kontrollverlust“. Was er dabei erlebt, ist mit dem Wort „Posse“ noch freundlich ausgedrückt. Ein Erlebnisbericht von Fabian Conrad
„Eine Zensur findet nicht statt“ – so garantiert es uns das deutsche Grundgesetz bereits in einem der ersten Paragraphen und garantiert so jedem Bürger Meinungsfreiheit. Theoretisch jedenfalls.
Dass dennoch eine solche Zensur stattfindet, auch wenn diese nur mittelbar durch willfährige Helfershelfer geschieht, konnte ich am gestrigen Freitag erleben.
Eine Stadt irgendwo in Deutschland. Neugierig und interessiert mache ich mich auf den Weg in eine innerstädtische, große Buchhandlung, um das vielbeachtete Buch „Kontrollverlust“ von Thorsten Schulte zu erwerben – Platz 2 auf der Spiegel Bestsellerliste, Platz 5 der Amazon-Bestsellerliste… Das sollte doch ein leichtes Unterfangen werden, das Buch gleich in meinen Händen halten zu können.
Was nun folgte, kann nur als Posse bezeichnet werden: Ich eile auf das direkt am Eingang stehende Regal zu, dass alle Titel der SPIEGEL-Bestsellerliste bereithalten SOLLTE… Richtig: „Kontrollverlust“ fehlt!
Stattdessen ein handgeschriebener Zettel mit dem Vermerk: „Kurzfristig vergriffen“.
Eine freundliche und bemühte Verkäuferin gibt mir auf Nachfrage und nach Einsicht in den PC die Information, dass der Titel derzeit nicht lieferbar sei. Meine Fragen, warum denn ein großer Internethandel diesen Titel vorrätig habe und, ob man sich am Verkaufsboykott eines anderen großen stationären Buchhandels beteiligen würde, bleiben unbeantwortet.
Mit einem Schulterzucken werde ich verabschiedet und wende mich telefonisch direkt an die Zentrale. Hier weiß man auf meine Nachfrage hin prompt etwas mit dem Buchtitel anzufangen. Eine Durchsicht der Filialbestände ist erfolgreich – 7 Stück seien in einer etwa 35 km entfernten Filiale noch vorrätig… Moment… ich verbringe eine gefühlte Ewigkeit in der Warteschleife immer im Wechsel mit einem hastigen „einen kleinen Moment bitte“ der Dame am anderen Ende.
Ich bekomme schließlich die Auskunft, dass seit heute Morgen eine einstweilige Verfügung vorliege, die dazu führe, dass sämtliche Filialbestände zurück an den Verlag geschickt werden müssten und das Buch nicht mehr verkauft werden dürfe!
Mein Jagd-Instinkt ist geweckt – offensichtlich ist der Inhalt so brisant, dass unter allen Umständen ein Verkauf des Titels unterbunden werden muss! Ich gebe dennoch nicht auf und mache mich auf den Weg in die nächste Buchhandlung, die schon vor einigen Tagen per Aushang offen zugegeben hatte, dass dieser Titel nicht in ihren Filialen präsentiert werden würde. So finde ich auch in dieser Filiale kein einziges Exemplar vor.
Die Verkäuferin gibt mir jedoch die Auskunft, dass ich in einer ca. 40 km entfernten Filiale ein Exemplar abholbereit sei! Ich lasse es mir reservieren und halte es nun in meinen Händen.
Sollte ich jetzt noch Misstrauisch werden, dass die Verkäuferin meine Daten in ihre Datei aufnehmen wollte für eventuelle, zukünftige Bestellungen? Wer weiß!?
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Quelle: philosophia-perennis.com