Schon im letzten Jahr verfehlte Spanien beide Maastrichter Schuldenkriterien. Doch mit der Abspaltung Kataloniens droht nun ein Anstieg der spanischen Schuldenquote auf 124 Prozent, ein möglicher Auslöser für eine neue EU-Schuldenkrise.
In Katalonien haben am Sonntag rund 2,3 Millionen von insgesamt 5,3 Millionen Wahlberechtigten am Unabhängigkeitsreferendum teilgenommen. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von rund 42 Prozent.
Die Wähler stimmten zu gut 90 Prozent für die Unabhängigkeit, sagte der Sprecher der katalanischen Regionalregierung, Jordi Turull, in der Nacht zum Montag. Bei ihrem gewaltsamen Vorgehen gegen Wähler verletzte die spanische Polizei mehr als 800 Menschen.
Auch Fußballstar Gerard Piqué vom FC Barcelona gab seine Stimme ab. „Ich habe abgestimmt. Gemeinsam sind wir beim Schutz der Demokratie nicht zu stoppen“, twitterte der 30-jährige Katalane, der mit der Pop-Sängerin Shakira zwei Kinder hat.
„Wir haben das Recht gewonnen, einen unabhängigen Staat zu haben“, zitiert die Rheinische Post Kataloniens Regierungschef Carles Puigdemont. Er werde die Ergebnisse des Referendums dem katalanischen Parlament zuleiten.
Bei diesen Worten brachen auf der Plaça de Catalunya im Zentrum von Barcelona Zehntausende Menschen in Jubel aus. Die Regionalregierung könnte schon innerhalb der nächsten 48 Stunden die Unabhängigkeit ausrufen.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy hingegen sprach dem Referendum, das vom spanischen Verfassungsgericht untersagt worden war, jede Gültigkeit ab. „Es hat in Katalonien kein Referendum gegeben“, sagte er am Sonntagabend.
Barcelona hatte sich über das Urteil des Verfassungsgerichts in Madrid hinweggesetzt und die Katalanen gegen den Willen der spanischen Regierung zum Referendum aufgerufen. Madrid hatte daraufhin tausende Polizisten entsandt, um die Abstimmen zu verhindern.
Die spanische Polizei ging am Sonntag teils auch mit Schlagstöcken und Gummigeschossen auf die Katalanen los. Rund 850 Bürger wurden verletzt Auch 33 Beamte trugen Verletzungen davon.
Rest-Spanien ist ein Schulden-Staat
Bei einer Abspaltung Kataloniens würde Spanien auf einen Schlag knapp 20 Prozent seines Bruttoinlandsprodukts verlieren. Die Schuldenquote würde sich von aktuell 99 Prozent auf 124 Prozent erhöhen. Es droht eine neue Schuldenkrise.
Schon im vergangenen Jahr hatte Spanien mit einem Defizit in Höhe von 4,5 Prozent das entsprechende Maastricht-Kriterium verfehlt. Durch die Abspaltung würde das Defizit sogar auf rund 6,7 Prozent ansteigen.