Kam­pagne „Farben bekennen“ — Was Sawsan Chebli und aus­ge­suchte Flücht­linge als typisch deutsch empfinden

Achtung! Dieser Beitrag kann Spuren von Satire enthalten! 😉

Frau Sawsan Chebli scheint sich erholt zu haben. Sie hatte bedau­er­li­cher­weise einen Schock erlitten, als sie auf einer Ver­sammlung der deutsch-indi­schen Gesell­schaft sprechen sollte.

 

Wir freuen uns, dass Frau Chebli das trau­ma­tische Erlebnis doch über­winden konnte, und es spricht für ihre große, innere Stärke, dass sie trotz eines solchen Schick­sals­schlages die Kraft gefunden hat, sich sogar wieder für eine neue, vor­bild­liche Aufgabe ein­zu­setzen. Viel­leicht konnte sie sogar die mensch­liche Größe auf­bringen, die Ent­schul­digung des Diplo­maten und Bot­schafters, Hans Joachim Kiderlen, anzunehmen.

Unter der Kam­pagne „Farben bekennen“ lässt der Ber­liner Senat Flücht­linge auf einer Serie von Pla­katen State­ments abgeben, was sie als „typisch deutsch“ emp­finden. Aus­ge­sucht wurden acht gut­aus­se­hende, sehr sym­pa­thische Leute. Sie alle ent­sprechen dem Bild, was wir uns hier anfangs hoff­nungsfroh von unseren Schutz suchenden Gästen gemacht haben. Sie haben sich ein­ge­bracht, Auf­gaben über­nommen und als lie­bens­werte Mit­bürger ihre Platz gesucht.

 

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Frau Fatuma Musa Afrah aus Somalien findet es zum Bei­spiel „typisch deutsch“ und strahlt uns dabei an, „dass Frauen für ihre Rechte kämpfen“. Wohl gesprochen, Frau Afrah! Hier könnten Sie viel Gutes tun. Frauen in Deutschland kämpfen nämlich seit Neu­estem an einer Front für ihre Rechte, ja sogar manchmal um ihr Leben, die sie in dieser Dring­lichkeit und Brisanz so nicht kannten. Wir können gut ver­stehen, Frau Afrah, dass Sie in Deutschland die noch relative Sicherheit zu schätzen wissen. Viel­leicht sollten Sie aber sicher­heits­halber doch einen Selbst­ver­tei­di­gungskurs besuchen. Wie Sie ja von Frau Chebli wissen, ist man als Frau ständig vom Sexismus umgeben.

Sinan Mohammed findet es bei­spiels­weise typisch deutsch, sich an Regeln zu halten. Wie er das wohl meint? Das wird uns ja eigentlich immer eher vor­wurfsvoll als „typisch deutsch“ ange­hängt. Und einige, ganz wenige, seiner Schick­sals­ge­nossen scheinen auch recht wenig von deut­schen Regeln zu halten.

Herr Firas Als­hater aus Syrien freut sich sehr, dass er hier „in Freiheit leben, seine Meinung ohne Angst äußern kann“. Das freut uns sehr für ihn, und ganz ehrlich, das würden wir auch gern können. Herr Als­hater saß bedau­er­li­cher­weise in Syrien mona­telang im Gefängnis. Ob er weiß, dass ihm das hier auch ganz schnell pas­sieren kann, wenn die GEZ nicht bezahlt, oder irgend­welche Hass­pos­tings ver­öf­fent­licht? Aber nein, er ist ja kein „typisch deut­scher“ Ange­hö­riger der Köterrasse.

Aber, freuen wir uns über sym­pa­thische Neu­an­kömm­linge, die etwas zur bes­seren Ver­stän­digung zwi­schen allen Men­schen in Berlin bei­tragen wollen, und sich mit dieser Kam­pagne zu Deutschland bekennen wollen, „indem sie sagen, was sie an unserem Land schätzen, was für sie „typisch deutsch“ ist, schreibt die Kam­pa­gnen­seite. „Ziel der Kam­pagne war es“, so Staats­se­kre­tärin Sawsan Chebli, „einen Per­spek­tiv­wechsel her­bei­zu­führen und zu zeigen, dass Geflüchtete eine echte Berei­cherung für uns sind.“

Nun, wir freuen uns über acht solch freund­liche Men­schen, die uns Deutsche offenbar mögen. Aber wir möchten hier dringend vor Ver­all­ge­mei­nerung warnen. Das Ver­halten weniger Flücht­linge darf und kann nicht als pau­schale Beur­teilung all der vielen, vielen Men­schen, die zu uns gekommen sind her­halten. Solch popu­lis­ti­sches Über-einen-Kamm scheren ist inak­zep­tabel und rassistisch.

Ist das Zufall, dass die Plakate, irgendwie sinn­trächtig in Schwarzweiß gehalten, groß mit „TYPISCH DEUTSCH“ betitelt, die Ver­all­ge­mei­ne­rungs­floskel schlechthin ist? Und was wäre denn eigentlich der Umkehr­schluss aus den genannten Eigen­schaften? Frau Fatuma Musa Afrah aus Somalien findet es toll, dass es in Deutschland Frau­en­rechte gibt, die die Frauen hier erkämpft haben. Gut. Wie sieht es denn damit in Somalia aus? Ist es da nicht so? Terre des Femmes und Amnesty Inter­na­tional sind nicht gerade als ras­sis­tische, rechts­po­pu­lis­tische Orga­ni­sa­tionen bekannt. Das Bild, das sie von Somalia zeichnen, ist nicht ermu­tigend für Frau­en­rechte, da kann man Frau Afrah gut ver­stehen. Nur: Was bedeutet es dann für die Frauen, wenn eine große Zahl solcher soma­li­scher Männer, vor denen Frau Afrah geflohen ist, nach Deutschland kommt?