Trotz der hohen Steuerbelastung waren die letzten vier Jahren unter Schwarz-Rot eine finanziell gute Zeit für die Wohlhabenden in Deutschland. Denn sie verzeichneten einen enormen Anstieg ihrer Vermögenswerte.
(Von Max Wolf)
Die letzten vier Jahre der großen Koalition waren für die Wohlhabenden in Deutschland eine gute Zeit. Zwar zahlten sie äußerst hohe Steuern. Doch wer Immobilien oder Sachwerte besitzt, der konnte sein Vermögen seit 2013 deutlich vermehren. Die Wohnungspreise zum Beispiel sind in der letzten Legislaturperiode im Schnitt um 44 Prozent gestiegen. Dies zeig der Immobilienindex IMX. In den Metropolen und Ballungszentren haben sich die Preise für Wohneigentum sogar teilweise verdoppelt.
Auch Sammler und Aktionäre verzeichneten erhebliche Wertsteigerungen. Kunstwerke, Oldtimer, und Raritäten legten im Preis zu. Seit dem Tag vor der letzten Bundestagswahl stieg der Leitindex Dax um rund 4.000 Punkte beziehungsweise 45 Prozent.
Laut einem Index der Vermögensverwaltung Flossbach von Storch stehen die Vermögenspreise in Deutschland heute insgesamt um gut ein Viertel höher als noch vor vier Jahren. Der Anstieg der Vermögenspreise ist nicht das Verdienst der Regierung, sondern der Zentralbanken. Das zeige sich daran, dass die Wertzuwächse nicht regional begrenzt sind. Zudem erfassen sie eine breite Auswahl von Vermögenswerten, zitiert die WELT den Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institute, Thomas Mayer.
Nicht alle gewannen unter Schwarz-Rot
Gleichzeitig haben die Zentralbanken mit ihrer Politik der Zinsen nahe null den weniger wohlhabenden Sparern der Mittelschicht massiv geschadet und die Schere zwischen Arm und Reich verstärkt. Der Ökonom Thomas Mayer sagt: “Die reicheren Schichten, die Aktien, Immobilien oder Sammlerobjekte besitzen, profitieren. Die untere Mittelschicht, die ihre Ersparnisse in Geld oder Lebensversicherungen anlegt, hat wenig davon.”
Zwar können sich die Deutschen billig verschulden. Doch in der Folge hält der Immobilienboom weiter an und lässt die Kaufpreise steigen. Gerade jungen Stadtbewohnern bereitet das Probleme. Thomas Mayer nennt das eine Umverteilung zu Ungunsten der nächsten Generation. Bisher haben das billige Geld und die Einkäufe der Zentralbanken auf den Finanzmärkten nicht zu einer Hyperinflation bei den Konsumentenprodukten geführt. Nur einzelne landwirtschaftliche Produkte sind deutlich teuer geworden, zuletzt etwa Butter.
Insgesamt steigen die Löhne in Deutschland seit einiger Zeit wieder stärker als der Index der Verbraucherpreise. Arbeitnehmer konnten ihren Reallohn seit 2013 im Schnitt sogar um fast acht Prozent steigern. Allerdings ist auch diese Entwicklung eher bei den überdurchschnittlichen Löhnen zu betrachten, die unteren Lohnbereiche blieben nahezu gleich — bei noch immer steigenden Lebenserhaltungskosten.