Plastik im Blut: Wie wir uns und die Umwelt täglich vergiften

Wir leben in einem Plas­tik­zeit­alter mit gra­vie­renden Folgen für die Umwelt und für den Men­schen. Plastik ist bio­lo­gisch nicht abbaubar und zer­fällt teil­weise erst in meh­reren hundert Jahren in immer kleinere Teile. Dabei setzt es gebundene Che­mi­kalien frei und zieht weitere Che­mi­kalien aus der Umgebung an, so dass Mikro­plastik-Teile wie kleine Gift­müll­trans­porter im Meer schwimmen, bis sie in die Nah­rungs­kette gelangen.
Aus Plastik, das uns umgibt und mit dem unsere Nahrung in Kontakt kommt, können sich eben­falls giftige Che­mi­kalien lösen, die wir ein­atmen und die wir essen. Fatal: Jeder von uns hat heute bereits Che­mi­kalien aus Plastik im Blut.
Expo­nen­tiell zu dem signi­fi­kanten Anstieg der Plas­tik­pro­duktion in den letzten 50 Jahren nahmen die soge­nannten Zivi­li­sa­ti­ons­krank­heiten wie All­ergien, Asthma, Rheuma, Arthritis, Dia­betes, Alz­heimer, Auto­im­mun­erkran­kungen, Herz-Kreis­lauf­erkran­kungen, Schild­drü­sen­er­kran­kungen, Magen-Darm-Krank­heiten, Par­odon­titis und chro­nische Infek­tionen zu.
Alle diese Erkran­kungen haben eine Ent­zün­dungs­kom­po­nente, was dafür spricht, dass das Immun­system keine zusätz­lichen Reize mehr tole­riert. Auch hor­mon­be­dingte Erkran­kungen nehmen signi­fikant zu. Viele Wis­sen­schaftler machen die Umwelt­hormone dafür ver­ant­wortlich – wie Che­mi­kalien aus Plastik, die im Körper ähnlich wie Hormone wirken.
Das Buch “Plastik im Blut” richtet sich an alle, die die Umwelt und sich selbst schützen wollen. An die­je­nigen, die glauben, dass Plastik nur ein Problem für Men­schen ohne Wert­stoff­tonne ist (9 Gründe, warum Was­ser­fla­schen aus Plastik in den Müll­eimer der Geschichte gehören).
Wie schädlich sind Plastik- und Kunst­stoff­ver­pa­ckungen? Poly­ethy­len­te­re­phthalat PET
Es gibt eine Mög­lichkeit Plastik und Kunst­stoff auf deren Gift­po­ten­ziale hin zu unter­suchen. Dieses Ver­fahren sollte ins­be­sondere bei Lebens­mitteln und deren Ver­pa­ckungen ange­wandt werden. Viele, aber nicht alle Kunst­stoff­pro­dukte, weisen eine Nummer auf, den soge­nannten „Harz­i­den­ti­fi­ka­ti­onscode“, der von einem Pfeil­symbol umgeben und in – oder – auf dem Behälter, oft auf dem Boden, geformt oder ein­ge­stanzt ist. Die Ver­wendung des Wortes „Harz“ ist synonym mit „Polymer“ oder „Kunst­stoffart“. Von Jac­queline Roussety.
Dieser Recy­cling-Code dient der Kenn­zeichnung von ver­schie­denen Mate­rialien zwecks Rück­führung in den Wie­der­ver­wer­tungs­kreislauf. Er besteht aus dem Recy­clingsymbol mit drei (oft grünen) Pfeilen, die den Ver­wer­tungs­kreislauf wider­spiegeln sollen und einer Nummer, die das Material kennzeichnet.
Zumeist wird dar­unter auch noch ein Kürzel ange­geben, das die Werk­stoff­gruppe angibt. Die Kürzel für Kunst­stoffe basieren auf den genormten Kurz­zeichen für Kunststoffe.
Was Sie im Zusam­menhang mit den Iden­ti­fi­ka­ti­ons­codes beachten sollten:
• Der Iden­ti­fi­ka­ti­onscode wurde von der Kunst­stoff­in­dustrie ent­wi­ckelt, um das Recy­cling­ver­fahren zu erleichtern. Das Codie­rungs­system wurde 1988 von der in den USA ansäs­sigen Society of the Pla­stics Industry ent­wi­ckelt, um das Recy­cling von Plastik zu erleichtern. Der Code ist für Kunst­stoff­her­steller frei­willig und bei weltweit ver­kauften Kunst­stoff­pro­dukten all­gemein zum Standard geworden.
Die Codes garan­tieren keine Wie­der­ver­wert­barkeit. Obwohl dieses Codie­rungs­system das Recy­cling ver­ein­fachen soll, bedeutet das Vor­han­densein eines Codes auf einem Produkt NICHT, dass es recy­celbar ist. Das ist der Trug­schluss, dem der Ver­braucher aus­ge­setzt ist. Weiter unten im Text geben wir Infor­ma­tionen über die geschätzte Recy­clingrate jedes Kunst­stoff­harzes an.
• Codes zeigen keine Toxi­zitäts- oder Sicher­heits­grenze an. Sie ent­halten keine Infor­ma­tionen über die in den iden­ti­fi­zierten Kunst­stoffen ent­hal­tenen Toxine oder darüber, ob sie gesund­heits­schä­digend sind oder nicht. Der Code iden­ti­fi­ziert einfach die Art des Kunstharzes.
Kunst­stoff­her­steller müssen auch keine anderen Che­mi­kalien angeben, die dem Kunst­stoff hin­zu­gefügt wurden. Die meisten Kunst­stoffe ent­halten zahl­reiche syn­the­tische, oft aus Erdöl gewonnene, Sub­stanzen, die in hohem Maße gesund­heits­schädlich sind.
Sechs iden­ti­fi­zierte Plas­tik­typen: Infor­ma­tionen über die Toxi­zität und Sicherheit
Nur sechs Plas­tik­typen wurden explizit iden­ti­fi­ziert. Die Codes Nr. 1 bis Nr. 6 iden­ti­fi­zieren jeweils ein spe­zi­elles Kunst­stoff­po­lymer, das übli­cher­weise in Kon­sum­gütern auf der ganzen Welt ver­wendet wird. Code Nr. 7 ist z. B. eine all­ge­meine Bezeichnung, die im Wesent­lichen für jede andere Art von Kunst­stoff gilt.
Die sieben Kunstharz-Iden­ti­fi­zie­rungs­codes sind unten mit zusätz­lichen Infor­ma­tionen ver­sehen, die die Eigen­schaften eines jeden Kunst­stoffs iden­ti­fi­ziert, die im typi­schen Ver­wer­tungs­produkt vorkommen.
Hier ist eine kurze Zusam­men­fassung unserer Vor­schläge für die Ver­wendung dieser Kunst­stoffe, ins­be­sondere wenn sie z. B. als Ver­pa­ckung bei Speisen und Getränke ver­wendet werden:
Die Nummern 2, 4 und 5 sind nur für begrenzte Ver­wen­dungen geeignet, sprich zum ein­ma­ligen Gebrauch! Diese Kunst­stoff­sorten sollten nicht wieder ver­wendet werden. Sollte ihre Plas­tik­flasche mit diesem Code ver­sehen sein, sollten Sie die Flasche nicht wieder verwenden.
Ver­meiden Sie hin­gegen unbe­dingt die Kunst­stoff­sorten mit den Nummern: 1, 3, 6 und 7. Sie ent­halten das giftige Polykarbonat.
Poly­ethylen tere­phthalat (PET oder PETE oder Polyester)
PET ist das bekann­teste Mit­glied der Poly­es­ter­fa­milie der Kunst­stoff­po­lymere. Es wurde zunächst als „fal­ten­freie Faser“ all­gemein als „Poly­ester“ bezeichnet. Es ist weit ver­breitet und der Großteil seiner Pro­duktion geht immer noch auf die Tex­til­her­stellung zurück.
In den 60er Jahren galt Poly­ester als der große Durch­bruch, da es für viele Haus­frauen bedeutete, nicht mehr bügeln zu müssen. Hemden aus Poly­ester blieben knit­terfrei und die teuren Sei­den­strümpfe für Frauen wurden durch die Poly­es­ter­strumpfhose abgelöst und konnten in Massen billig her­ge­stellt werden. Es ist mitt­ler­weile auch wegen seiner starken Fähigkeit, eine Flüs­sig­keits- und Gas­bar­riere zu bilden, extrem populär für Nah­rungs­mittel- und Geträn­ke­ver­pa­ckung geworden.
Durch Poly­ester kann kein Sau­er­stoff in die Nahrung gelangen. Das bedeutet, dass die Ware länger frisch bleibt. Auch das Koh­len­dioxid, das koh­len­säu­re­haltige Getränke erzeugt, kann nicht her­aus­treten. Nur was nicht raus kann, bleibt auto­ma­tisch drinnen, und dieser dadurch aus­ge­löste che­mische Prozess ent­wi­ckelt eben­falls Toxine.
Typische Ver­wen­dungen von PET:
Plas­tik­fla­schen. (Wasser, Erfri­schungs­ge­tränk, Saft, Bier, Wein, Mund­wasser, Salat­dressing). Behälter für Erd­nuss­butter- und Mar­me­la­den­gläser, sowie abge­packte und damit ofen­fertige und mikro­wel­len­ge­eignete Mahl­zeiten, aber auch für Rei­ni­gungs­mittel und Rei­ni­gungs­mit­tel­be­hälter wird Poly­ester verwendet.
Folien werden für Kon­den­sa­toren, Iso­lie­rungen für Draht- und Iso­lier­bänder und als gemein­sames Finish für Holz­pro­dukte wie Gitarren, Kla­viere und Fahrzeug- /Yacht-Innen­räume verwendet.
PET-Gewebe (Poly­ester) wird häufig in Tex­tilien (Stoff und Kleidung), Pols­terung und Iso­lierung (für Kissen, Bett­decken, Pols­ter­möbel), Tep­pichen und Form­teilen ver­wendet. Auch für Rei­fen­ver­stär­kungen, För­der­bänder, Sicher­heits­gurte, beschichtete Gewebe und Plastikplanen.
Der Grad der Toxizität:
PET kann Antimon aus­laugen (Anti­mon­trioxid wird als Kata­ly­sator und Flamm­schutz­mittel in PET ver­wendet) (PET1, PET2). Je länger eine Flüs­sigkeit in einem PET-Behälter ver­bleibt, desto größer ist die Gefahr des Frei­set­zungs­po­ten­zials genau dieser Toxine. Außerdem erhöhen warme Tem­pe­ra­turen in Autos, Garagen und geschlos­senen Lager­be­reichen die Frei­setzung von Antimon in den Flüs­sig­keiten. Anti­mon­trioxid gilt als mög­liche Ursache für Krebs.
Arbeiter, die lange Zeit Anti­mon­trioxid aus­ge­setzt waren, zeigten Atem­wegs­rei­zungen und Haut­ir­ri­ta­tionen und bei weib­lichen Arbei­te­rinnen wurde ein erhöhtes Vor­kommen von Mens­trua­ti­ons­pro­blemen und Fehl­ge­burten fest­ge­stellt. Die Weich­macher im Poly­ester sind besonders für Klein­kinder gefährlich. Mitt­ler­weile rät man z. B. von Plas­tik­schnuller ab, die Alter­native hier: Kau­tschuk­schnuller. Plas­tik­fla­schen sollten generell ver­mieden werden.

Tex­til­stoffe aus Poly­ester ent­halten nicht selten Flamm­schutz­mittel, das während des Her­stel­lungs­pro­zesses in diese ein­ge­ar­beitet werden. Als solches wird Poly­ester oft als „inhärent flamm­hemmend“ beschrieben, aber es ist unklar, welche wei­teren flamm­hem­menden Che­mi­kalien dem Poly­ester während seiner Her­stellung zuge­geben werden. Von daher ist es schwierig zu wissen, wie gefährlich die Fasern letzt­endlich für den Men­schen sind. Klar ist auf jeden Fall, dass diese Kunst­fasern Gifte absondern, die in unsere Poren ein­dringen und damit in unser Kreis­lauf­system gelangen.

Recy­cling: oft weist das recy­celte Material eine geringere Qua­lität als das ursprüng­liche PET auf. Meist wird dies in qua­li­tativ min­der­wer­ti­geren Pro­dukten her­ge­stellt, bis es irgendwann nicht mehr recycelt werden kann und höchst­wahr­scheinlich auf Müll­de­ponien ent­sorgt werden muss. Dieser Müll, ins­be­sondere von Tex­tilen, wird dann nach Indien ver­schifft, wo er auf Müll­de­ponien landet.

2014 hat das Baye­rische Staats­mi­nis­terium für Umwelt und Ver­brau­cher­schutz ein umfang­reiches For­schungs­projekt gestartet, um die Mikro­plastik-Belastung in baye­ri­schen Flüssen und Seen sowie mög­liche Aus­wir­kungen zu unter­suchen. Und die ersten Zwi­schen­er­geb­nisse zeigen jetzt: In der Altmühl, dem Inn, der Isar und der Donau wurden im Durch­schnitt 30 bis 70 Mikro­plas­tik­par­tikel pro Kubik­meter Wasser festgestellt.

For­scher unter­suchen immer wieder das Wasser auf der ganzen Welt. Laut einer Studie der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sation “Orb Media” in Zusam­men­arbeit mit For­schern der Uni­versity of Min­nesota sollen 83 Prozent des welt­weiten Trink­wassers ist mit Mikro­plastik belastet sein. In Europa sind es demnach durch­schnittlich 72 Prozent, in den USA 94.

Alter­na­tiven:
Ver­wenden Sie eine wie­der­ver­wendbare Trink­flasche aus Glas oder Edel­stahl. Kaufen Sie mög­lichst auch ihre Mar­me­laden- und Honig­pro­dukte in Glas­be­hältern. Ein­mach­gläser sind unglaublich viel­seitig. Wählen Sie bei ihrer Kleidung natür­liche Stoffe (z. B. Bio-Baum­wolle, Wolle, Hanf).
Unser Vor­schlag:
Viele sehen PET als einen relativ sicheren Ein­weg­kunst­stoff, aber ange­sichts der For­schungs­er­geb­nisse, die darauf hin­deuten, dass es Antimon und Phthalate (Weich­macher) frei­setzen kann, schlagen wir vor, all die Pro­dukte zu ver­meiden, die aus Poly­ester her­ge­stellt werden. Wenn Sie es ver­wenden müssen, halten Sie es von Hitze und Kälte fern und ver­wenden Sie es nicht wieder.