For­scher erstellen erstmals Karte von uner­klär­baren Hoch­ge­schwin­dig­keits­wolken in der Milchstraße

Das Weltall birgt unglaublich viele Mys­terien, die umso rät­sel­hafter sind, weil wir keinen genauen Blick auf sie erha­schen können. Eines der mys­te­riö­sesten Phä­nomene sind soge­nannte Hoch­ge­schwin­dig­keits­wolken. Das sind riesige, enorm schnelle Wolken aus Gas, die im Halo der Milch­straße ent­deckt wurden.
Doch bald könnten wir endlich sehr viel mehr darüber lernen, denn nun ist es Wis­sen­schaftlern gelungen, die bisher detail­reichste Karte dieser Wolken zu erstellen. Mit­hilfe von Radio­te­le­skopen konnten die For­scher Fila­mente, Klumpen und Ver­äs­te­lungen erkennen, die zuvor noch nie gesehen wurden.
„In der Ver­gan­genheit war das einfach nicht sichtbar. Jetzt könnte uns die Karte neue Hin­weise auf den Ursprung und die phy­si­ka­li­schen Bestand­teile dieser Wolken liefern“, sagte Tobias West­meier, ein Astronom von der Uni­versity of Western Aus­tralia, der die Karte erstellte.
Niemand kann erklären, woher die Wolken kommen
Obwohl wir schon eine Weile von diesen Wolken wussten, waren sie für Wis­sen­schaftler bislang ein Rätsel. Sie sind gigan­tisch, ihre Masse ist mehrere Mil­lionen mal so groß wie die Sonne, ihr Durch­messer beträgt mehr als 80.000 Lichtjahre.
Sie schweben durch das galak­tische Halo — wobei „schweben“ relativ ist. Sie bewegen sich mit einer unglaub­lichen Geschwin­digkeit von 70 bis 90 Kilo­metern pro Sekunde.
Ihre Bewegung lässt sich in keiner Weise mit der galak­ti­schen Rotation ver­ein­baren. Sie bewegen sich auf anderen Bahnen und mit höheren Geschwin­dig­keiten als die übrige Materie der Milchstraße.
Sie sind höchst eigen­tümlich, denn niemand kann erklären, woher sie kommen. Es exis­tieren Ver­mu­tungen, wie bei­spiels­weise die Annahme, dass es sich bei den Wolken um ein Material handelt, das von außerhalb in unsere Galaxie fällt. Oder um Material, das aus dem Inneren unserer Galaxie entweicht.
Oder um Material, das bei der Ent­stehung unserer Galaxie zurück­ge­blieben ist und nun nach und nach mit ihr ver­einigt wird. Beweise gibt es aller­dings für keine dieser Hypothesen.
Die Wolken bedecken 13 Prozent des Himmels
Eine der Hoch­ge­schwin­dig­keits­wolken könnte auch bei einer Inter­aktion mit den nahe­ge­le­genen großen und kleinen Magel­lan­schen Wolken ent­standen sein. Der Rest der Wolken jedoch ist noch ver­blüf­fender, denn ihre unter­schied­lichen Zusam­men­set­zungen weisen auf ver­schiedene Ursprünge hin.

Einige weisen eine geringere Metal­li­zität auf als die meisten anderen Objekte in der Milch­straße, während andere wie­derum voller schwerer Ele­mente stecken.
West­meier iso­lierte die Wolken, indem er Gas aus­blendete, das sich in der­selben Geschwin­digkeit bewegt wie die Milch­straße. Dazu nutzte er Daten der Him­mels­kar­tierung HI4PI, einer Radio­karte des gesamten Himmels, zusam­men­ge­tragen von zwei der weltweit größten voll beweg­lichen Radio­te­le­skope, das 100-Meter-Teleskop des Max-Planck-Instituts für Radio­as­tro­nomie bei Effelsberg, sowie das 64-Meter-Teleskop bei Parkes, ca. 400 km westlich von Sydney.

Den Berech­nungen von West­meiers Team zufolge bedeckt das ver­blei­bende Material — also die Hoch­ge­schwin­dig­keits­wolken — min­destens 13 Prozent des Himmels. „Diese Gas­wolken bewegen sich mit ein paar hundert Kilo­metern pro Sekunde auf uns zu oder von uns weg“, sagte er. „Sie sind defi­nitiv eigene Objekte“ (Immer mehr Beweise, dass der Urknall doch nicht der Ursprung des Uni­versums ist).

West­meier hat seine Karte frei zugänglich gemacht. Jeder kann sie also her­un­ter­laden und mög­li­cher­weise sogar dazu bei­tragen, das Rätsel um den Ursprung der Wolken zu lösen — und der Welt damit viel­leicht auch einen grö­ßeren Ein­blick in die Ent­ste­hungs­pro­zesse galak­ti­scher For­ma­tionen verschaffen.