Zombie-Firmen ver­giften das Wasser für alle

Viele marode Firmen exis­tieren nur noch, weil sie sich in Nied­rigzins-Zeiten mit bil­ligem Geld finan­zieren können. Das Problem der „Zombies“ war schon wie­derholt Thema auf meinem Blog. So zuletzt im August, wo ich aus der FT zitierte und dabei auch ein inter­es­santes Chart zeigte:

Quelle: FT
Nun nimmt das Thema auch die F.A.Z. auf:

  • „Die schwache Ent­wicklung der Pro­duk­ti­vität in den ver­gan­genen Jahren ist eng mit dem wach­senden Anteil von Zom­bie­un­ter­nehmen‘ ver­bunden. Zu diesem Schluss kommt eine neue Unter­su­chung der Indus­trie­staa­ten­or­ga­ni­sation OECD  Eine wichtige, aber oft über­sehene Quelle für die Pro­duk­ti­vi­täts­bremsung ist die zuneh­mende Häu­figkeit von wenig pro­duk­tiven und auch Zombie-Firmen, die eigentlich aus­scheiden sollten oder in einem wett­be­werb­lichen Markt zu einer Restruk­tu­rierung gezwungen würden.‘“
    Fazit: Wir brauchen eine Berei­nigung. Zombies wirken mehrfach: Sie sind selber schwach, aber sie ver­giften auch das Wasser für alle anderen.

 

  • „In Italien sei der Anteil des Kapitals, das in Zom­bie­firmen‘ gebunden ist, zwi­schen 2007 und 2013 von 7 auf 19 Prozent gestiegen, errech­neten die OECD-Fach­leute. In Spanien habe sich der Anteil auf etwa 16 Prozent ver­doppelt, auch in Por­tugal ist er deutlich gestiegen. (…) In Deutschland liegt er laut OECD-Angabe bei 12 Prozent.“
    Fazit: in Deutschland! Alle leben von Mario Draghi. Wenn die Zinsen stiegen, wäre der Konkurs sicher. Deshalb dürfen sie nicht steigen.

 

  • „Ange­schlagene Banken hoffen, dass sich ange­schlagene Kre­dit­nehmer doch noch erholen; daher ver­längern sie faule Kredite immer wieder, statt sie abzu­schreiben. Je schlechter es den Banken geht, desto stärker die Zom­bie­fi­zierung der Wirt­schaft insgesamt.“
    Fazit: weil sie es eben mit einer Über­schuldung zu tun hat!

 

  • Um wieder mehr wirt­schaft­liche Dynamik in Europa zu erzeugen, sollte eine ent­schlossene Berei­nigung vor­an­ge­trieben werden, emp­fiehlt die OECD.“
    Fazit: wie in China (15-Uhr-Beitrag) vom 12.12.2017) stellt sich die Frage: Wer trägt die Ver­luste?

 
Am selben Tag bringt auch die FT etwas zum Thema Zombies. Mit einer anderen Studie:

  • „Research by Chris Watling of London’s Longview Eco­nomics examines the number of  zombie‘ com­panies in ope­ration. These are com­panies that over a span of three suc­cessive years have not made enough ear­nings before interest and tax to cover their interest pay­ments, and are at least 10-years-old (so as to exclude young com­panies bor­rowing to fund their growth phase). The pro­portion of zombies within the US has risen sho­ckingly since the crisis, with 12 per cent of com­panies qua­li­fying as such:“
    Fazit: Es ist ein Problem der ganzen Welt, auch von China.


Quelle: FT

  • „Mean­while, the trend is global, but is not as pro­no­unced in most countries as it is in the US. About 9 per cent of com­panies in 18 countries sur­veyed by Longview qualify as zombies, and the number has been rising ste­adily.“
    Fazit: Es ist die ein­deutige Folge der Geldpolitik.


Quelle: FT

  • „Once interest rates rise, the zombies will find it much harder to keep their march forward. If this results in bank­ruptcies, that will have knock-on effects for the rest of the economy.“
    Fazit: Davor ist doch der heilige Mario!

 

  • „The risk of the Faustian bargain made back in 2009 was that in return for averting an all-out Second Great Depression – which appeared a real risk, and which was averted – the world would instead have to put up with slower growth in the longer term. (…)  low interest rates might lead capital to be allo­cated to com­panies that could not use it pro­duc­tively. That appears to be hap­pening. Com­panies that in other eras would have one bust are taking in capital, and failing to do any­thing much with it. Hence poor pro­duc­tivity and poor returns.“
    Fazit: Es ist eben eine Depression in Zeitlupe, wie hier immer und immer wieder beschrieben!

 

  • „Looking through cor­porate results also shows that some 30 per cent of US small-caps are not making a profit, (…) the mul­tiples on those that are actually making a profit look ludicrously high. (…)  the Russell 2000 small-cap index traded at 19.3 times forward ear­nings at the end of November, once unpro­fi­table com­panies almost one-third of the index are excluded. That is in the 99th per­centile of the his­to­rical valuation for the index and a level seen only in three other months since 1979.“
    Fazit: quasi als Zugabe noch die Erin­nerung, dass Aktien sehr sehr teuer sind.

Und das übrigens noch mit der zugleich höchsten Ver­schuldung der Unter­nehmen seit langem …
FT (Anmeldung erfor­derlich): „Authers’ Note: Pride, Pre­judice, Zombies and bit­coins“, 8. Dezember 2017
F.A.Z.: „In Europa gibt es zu viele tote Unter­nehmen“, 8. Dezember 2017
Dr. Daniel Stelter / www.think-beyondtheobvious.com