Nach Syrien jetzt der Iran? — Wieder ein “Regime-Change” mit Spon­soren? (Videos)

In Syrien kehrt langsam Frieden ein. Die meisten IS-Söldner sind tot oder inhaf­tiert, bis auf wenige ver­sprengte Wider­stands­nester ist Syrien befreit. Die Syrer krempeln die Ärmel hoch und beginnen mit bewun­derns­wertem Elan den Neu­aufbau. Von unseren Medien ver­schwiegen und behindert, zeigen Videos auf Youtube, wie Syrien die zer­bombten Städte wieder aus Ruinen auferstehen.
https://www.youtube.com/watch?v=Wm47V6dWRoE
https://www.youtube.com/watch?v=2Ez_1e6Efgc
https://www.youtube.com/watch?v=ZmWMi9QwREc
 
Regime-Change in Syrien hat nicht funktioniert
Um es kurz auf einen Nenner zu bringen: So war das nicht geplant gewesen von der CIA und den US-Falken. In dieser Region stehen enorm wichtige Dinge auf dem Spiel. Von hier aus kon­trol­liert man einen sehr bedeut­samen Teil der Ener­gie­flüsse via Pipe­lines nach Asien und Europa hinein, und hier wird auch das Wohl und Wehe des Staates Israel ent­schieden. Über die besondere Beziehung zwi­schen Israel und den USA ist viel geschrieben worden, und muss hier nicht im Ein­zelnen refe­riert werden.
Die Situation ist jetzt die, dass die USA und Israel mit einem wie­der­erstar­kenden Syrien zu tun haben, das nicht nur wei­terhin mit großer Mehrheit hinter Prä­sident Assad steht, sondern auch in Zukunft sehr wahr­scheinlich lieber mit der Schutz­macht Russland und dem eben­falls im Kampf gegen den IS hilf­reichen Iran zusam­men­ar­beiten wird. Syrien ist der totalen Zer­störung durch die USA gerade noch einmal ent­kommen. Die Hun­derten Mil­lionen Dollar, die die USA und Israel in die Rekru­tierung, Training und Aus­rüstung des IS inves­tiert haben sind – salopp for­mu­liert – für die Katz. Diese Rolle der CIA und des Mossad ist zu Genüge belegt und doku­men­tiert und trägt nicht gerade zu einem Repu­ta­ti­ons­gewinn der USA und Israels bei. Überdies hat „der Westen“ noch das Problem der geflo­henen IS-Ter­ro­risten, die sich in Richtung Europa bewegen. Ins­be­sondere IS-Kämpfer bri­ti­scher Staats­an­ge­hö­rigkeit sind eine unmit­telbare Bedrohung für die brü­chige öffent­liche Sicherheit im United Kingdom.
Es war von Anfang an nicht davon aus­zu­gehen, dass eine Nie­derlage der west­lichen Allianz und Israels in Syrien einfach hin­ge­nommen werden würde. Dazu steht zu viel auf dem Spiel. Ins­be­sondere die USA wird mit allen Mitteln ver­suchen, sich dem Verlust ihres Ein­flusses auf diese Region ent­ge­gen­zu­stemmen, um den nächsten Schritt in Richtung „Nie­dergang der Super­macht USA“ zu ver­hindern. Ohne die Schutz­macht USA würde es in Zukunft eng für Israel. Gleich­zeitig bilden Russland, China und der Iran eine zunehmend mächtige Allianz, der sich die zur Zeit unbe­re­chenbare Türkei mit dem untrüg­lichen Instinkt des tür­ki­schen Prä­si­denten Erdogan für Macht anzu­schließen scheint.
Was bleibt in so einer ver­fah­renen Lage zu tun?
Man könnte sich, rein theo­re­tisch, von der Seite „des Westens“ dazu durch­ringen, sich mit offenen Karten an einen Tisch zu setzen und eine gemeinsame Linie mit allen Par­teien aus­handeln, mit der alle leben können und viel­leicht sogar pro­fi­tieren. Zum Bei­spiel im Rahmen des Mega-Pro­jektes „Neue Sei­den­straße“ (One Belt One Road), bei dem auch die Erdöl- und Gas­flüsse kon­struktiv mit ein­be­zogen werden könnten. Das wider­spricht aber sämt­lichen Erfah­rungen, die die Welt mit den USA (und Groß­bri­tannien) gemacht hat.
Also über­rascht es den auf­merk­samen Zeit­ge­nossen wenig bis gar nicht, dass die USA und Israel das Ziel­fernrohr ein wenig zur Seite drehen und der Iran (wieder) im Faden­kreuz auf­taucht. Nicht, dass die Begeis­terung für eine radi­kal­is­la­mische Herr­schaft die Feder führte. Nicht um Sym­pathie für die Scharia, Frauen in Burkas, Todes­strafe für Homo­se­xua­lität und Stei­ni­gungen geht es: Hier geht es aus­schließlich um die Frage, ob das nächste Land durch die USA und Israel in einen blu­tigen Umsturz gezerrt wird.
Ein offi­zi­eller Mordauftrag
Ein klarer Hinweis auf das, was sich in und um den Iran nun zusam­men­braut, ist bei­spiels­weise die Meldung der regie­rungs­nahen, israe­li­schen Zeitung „Haaretz“. Unter der Über­schrift „Report: U.S. Gives Israel Green Light to Ass­as­sinate Iranian General Sol­eimani“ (Bericht: Die USA geben grünes Licht zur Ermordung des Ira­ni­schen Generals Sol­eimani) berichtet die Online-Ausgabe der Haaretz, dass der Mossad schon seit Jahren diesen General töten wollte, die USA das aber bisher ver­hindert haben. Jetzt aber gibt es aus Washington grünes Licht dafür.

General Qassem Sol­eimani, Bild: Screenshot Youtube

General Qassem Sol­eimani ist seit 20 Jahren Kom­mandeur der „Quds Force“, eine Unter­or­ga­ni­sation der ira­ni­schen Revo­lu­ti­ons­garde und ein  hoch­in­tel­li­genter, bestens ver­netzter, erfah­rener, alter Hau­degen. Ein Mann vom Fach. Er ist ein Spe­zialist für ver­deckte Ope­ra­tionen im Ausland. Die „Times of Israel“ berichtet, er sei zuständig für die Koor­di­nation der Mili­tär­ak­ti­vi­täten in Syrien und im Irak und Libanon. Würde er aus­ge­schaltet, wäre das ein herber Verlust für die Pläne und die Fähigkeit des Irans, seinen Ein­fluss in dem ener­gie­po­li­tisch und geo­po­li­tisch bedeut­samen Gebiet Israel, Syrien, Irak, Iran aus­zuüben. Gleich­zeitig würde der Iran damit an Wich­tigkeit und Gestal­tungs­kom­petenz in seinem lebens­wich­tigen Umfeld ver­lieren. Sein Tod wäre aber auch ein ernster Verlust für die Allianz Russland/Iran/Syrien/Türkei, was die Zer­schlagung des IS, die Zurück­drängung der CIA-Akti­vi­täten und die Befriedung der Region betrifft. Die Israel Times schreibt hierzu:
Sol­eimani is a key figure in efforts to prop up Syrian Pre­sident Bashar Assad and to enable him to retake cities and towns from rebel groups during his country’s ongoing civil war. He is also respon­sible for pro­viding military aid to the Lebanese terror group Hez­bollah and the Pal­es­tinian Hamas in Gaza — both of which are com­mitted to the des­truction of Israel“ 
Über­setzung: Sol­eimani ist eine Schlüs­sel­figur bei den Anstren­gungen, Prä­sident Bashar Al Assad zu stützen und ihn in die Lage zu ver­setzen, Städte und Gemeinden von den Rebel­len­gruppen in dem andau­ernden Bür­ger­krieg zurück zu erobern. Er ist auch für die Mili­tä­rische Hilfe an die liba­ne­sische Ter­ror­gruppe „His­bollah“ ver­ant­wortlich und der paläs­ti­nen­si­schen „Hamas“ in Gaza – die sich alle beide die Zer­störung Israels auf die Fahnen geschrieben haben.
Man muss kein Experte sein, um hier das gemeinsame Interesse der USA und Israels zu sehen und zu ver­stehen, warum dieser Mann ermordet werden muss.
Der nächste, unüber­sehbare Hinweis ist die Ver­ur­teilung des ira­ni­schen „Regimes“ durch die USA, kurz und prä­gnant durch die Tweets von Prä­sident Donald Trump:

 
Der Regime-Change im Iran wird vorbereitet
Hier bringt es die stets bestens infor­mierte Insi­der­seite „ZeroHedge“ auf den Punkt:
The US State Department has issued a formal con­dem­nation of the Iranian government fol­lowing two days of eco­nomic pro­tests cen­tering in a handful of cities, calling the regime “a rogue state whose chief exports are vio­lence, bloodshed, and chaos” while announcing support for pro­testers.It fits a familiar script which seems to roll out when anyone pro­tests for any reason in a country con­sidered an enemy of the United States (whether over eco­nomic grie­vances or full on calling for government overthrow). 
Über­setzung: Das US-Außen­mi­nis­terium gab eine for­melle Ver­ur­teilung der ira­ni­schen Regierung heraus infolge der zwei Tage an wirt­schaftlich (moti­vierten) Pro­testen in einer Handvoll an Städten, und nannte das Regime einen „Schur­ken­staat, dessen vor­nehm­liche Exporte Gewalt, Blut­ver­gießen und Chaos“ seien. Gleich­zeitig kün­digte man Unter­stützung der Pro­tes­tierer an. Das paßt in das bekannte Skript, das sich anscheinend ent­faltet, wenn irgend­jemand aus irgend­einem Grund in einem Land pro­tes­tiert, das als Feind der Ver­ei­nigten Staaten betrachtet wird (seien es nun wirt­schaft­liche Miss­stände oder ein voll­um­fäng­licher Ruf nach Regierungsumsturz).
Hier die offi­zielle Stellungnahme:

Obwohl es bisher noch keine anderen Infor­ma­tionen gibt, als dass die Pro­teste sich gegen wirt­schaft­liche Miss­stände richten, woran die USA mit ihren harten Sank­tionen kei­neswegs unschuldig sind, stellt es das Statement des Außen­mi­nis­te­riums sofort als eine Revo­lution gegen eine Schur­ken­re­gierung dar:
Iran’s leaders have turned a wealthy country with a rich history and culture into an eco­no­mically depleted rogue state, whose chief exports are vio­lence, bloodshed, and chaos. [ … ] We urge all nations, to publicly support the Iranian people and their demands for basic rights and an end to corruption.“
Über­setzung: Die Führer des Irans haben ein wohl­ha­bendes Land mit einer reichen Geschichte und Kultur in einen Wirt­schaftlich aus­ge­laugten Schur­ken­staat ver­wandelt, dessen vor­nehm­liche Exporte Gewalt, Blut­ver­gießen und Chaos sind. [ … ] Wir mahnen alle Nationen, das ira­nische Volk und und seine For­de­rungen nach Grund­rechten und einem Ende der Kor­ruption zu unterstützen.
Das sind die üblichen, alt­be­kannten Text­bau­steine, die aus allen Ritzen der US-Insiti­tu­tionen schallen, sobald das Halali auf ein „Regime“ geblasen wird, das bis gestern in der Welt­presse noch eine „recht­mäßige Regierung“ war. Auch die Spre­cherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, son­derte unver­züglich die­selben Regime-Change-Sprach­module per Twitter ab.
Die mediale  Vorbereitung
Das kommt nicht über­ra­schend. Schon Mitte Juni dieses Jahres erklärte der US-Außen­mi­nister Rex Til­lerson im Kon­gress, er werde „die Ele­mente im Iran unter­stützen, die zu einem fried­lichen Regie­rungs­wechsel führen“. Und dass diese Ele­mente bereits da seien, „wie wir wissen“.
Mit anderen Worten: Schon bereits im Sommer arbei­teten die in Umstürzen erfah­renen Geheim­dienste der USA daran, die Bevöl­kerung auf die Straße zu bringen und den Iran zu destabilisieren.
Mit zum Des­in­for­ma­tions-Reper­toire gehört, den Ruf des Iran zu ram­po­nieren, indem man angeb­liche Beweise dafür prä­sen­tiert, dass der Schur­ken­staat in spe mit der Al-Qaeda zusam­men­ge­ar­beitet haben soll. Am 01. November 2017 ver­öf­fent­lichte die CIA schon einmal im Vorfeld fast eine halbe Million Akten, die sie angeblich aus der digi­talen Bibliothek Osama Bin Ladens ent­nommen haben will. Das Ana­ly­se­portal „Long War Journal“ bereitete die Funde für die inter­na­tionale Presse auf. Hinter diesem Online­portal steht der US-Thinktank und Stiftung „Foun­dation for Defense of Demo­cracies“ (FDD). Diese Stiftung ver­tritt schon seit langem völlig unver­blümt den Stand­punkt, ein Sturz der ira­ni­schen Regierung sei unbe­dingt nötig. Die Bezie­hungen zwi­schen dem FDD und der CIA sind herzlich. Die Unter­stützer und Geld­geber der Stiftung sind keine Überraschung.
Die Medien nahmen die ihnen vom Long War Journal bereit­ge­stellten Infor­ma­tionen begierig auf und fabu­lierten, dass der Iran seinen „sau­di­schen Brüdern“ — ins­be­sondere dem sala­fis­ti­schen Al-Qaeda Netzwerk – alles, was benötigt werde, ange­boten habe: Geld, Waffen, Aus­rüstung und Kampf­training in den Lagern der schii­ti­schen His­bollah im Libanon. Als Gegen­leistung sei eine Unter­stützung durch sun­ni­tische Djihad-Kämpfer gegen den Ein­fluss der USA in Saudi-Arabien zuge­si­chert worden.
Bekann­ter­maßen haben sich in Syrien die sun­ni­tisch-sala­fis­tische Fraktion der Al-Qaeda samt deren Ableger und die pro-ira­nische Schiiten-Miliz auf’s Erbit­tertste bekämpft. Zwi­schen Sun­niten und Schiiten besteht kei­nerlei Freund­schaft. Ein Faktum, das den Qua­li­täts­medien offenbar nicht auf­ge­fallen ist.
Der ira­nische Außen­mi­nister Javad Sarif demen­tierte die Echtheit dieser „Bin Laden Akten“:

Über­setzung: „Das ist ein Rekordtief für die Reich­weite der Petro-Dollars: CIA und FDD (instru­men­tai­sieren) gefakte Infor­ma­tionen mit aus­ge­suchten al-Qaeda-Doku­menten. Der Iran kann der Rolle der US-Ver­bün­deten beim 11. Sep­tember keinen Per­sil­schein ausstellen.“ 
Selbst intern, in der CIA, wird die Echtheit der Doku­mente stark bezweifelt.
Die “Washington Post” meldet Zweifel an der Sinn­haf­tigkeit eines neuen Regime-Change-Ver­suches in der Region an. Unter der Rubrik „Affen­käfig“ und mit sel­tener Offenheit lautet die Über­schrift: „Die Trump-Regierung will einen Regime-Change im Iran. Aber Regime-Change funk­tio­niert übli­cher­weise nicht.“
Schon die Ein­leitung des Artikels sagt alles:
Pre­sident Trump is no fan of Iran. As a can­didate, he had pro­mised to tear up the Iran Nuclear Agreement. Having been frus­trated in his attempts to do that — at least for now — the admi­nis­tration and its backers have been rumbling about changing the regime. 
Über­setzung: Prä­sident Trump ist kein Fan des Iran. Als (Präsidentschafts-)Kandidat ver­sprach er, den Atom­vertrag mit dem Iran zu zer­fetzen. Frus­triert durch seine (ver­geb­lichen) Ver­suche, das zu tun, — zumindest bis jetzt — pol­terten die Regierung und ihre Unter­stützer herum, dass sie das Regime aus­wechseln wollen.
Es ist das, was man ein offenes Geheimnis nennt. Eigentlich weiß die ganze Welt, was hier vorgeht und wie die USA den nächsten Staat mit­hilfe von Des­in­for­mation, Lügen, ange­zet­telten Auf­ständen, Geheim­diensten und viel Geld zum Zusam­men­bruch bringt.
Werden wir trotzdem mit ansehen müssen, wie die Auf­führung ihren schreck­lichen Lauf nimmt? Wie Blut die Straßen rot färben wird, und das nächste Land in Chaos, Trümmer und Leid ver­sinkt? Oder gibt es eine neue Allianz, die aus Libyen und Syrien gelernt hat? Können und wollen Russland, Syrien und China zusammen mit dem Iran den USA die Stirn bieten?

Der Iran ist keine Bananenrepublik
Der Iran ist ein uraltes Kul­turland. Das sind keine Nomaden, die nur das Öl reich gemacht hat. Die Perser haben der Welt seit Jahr­tau­senden gezeigt, dass sie eine Hoch­zi­vi­li­sation sind und Reiche orga­ni­sieren können. Die geo­stra­te­gische Lage allein ist eine Nuss, die die USA erst knacken müssen. Die topo­gra­fi­schen Gege­ben­heiten, wie der riesige Gebirgs-Schutzwall rund um den Iran, vom Irak bis zum kas­pi­schen Meer, machen es schwer, diesem Land mili­tä­risch bei­zu­kommen. Der Saudisch/Emiratischen Küste gegenüber liegt, tief gestaffelt, eine hohe, feind­liche Berg­ketten nach der anderen, das Zagros-Gebirge. Von oben, Turk­me­nistan muss man erst durch eine riesige Wüste. Afgha­nistan rechts dar­unter hat nicht ohne Grund den Bei­namen „Friedhof der Imperien“. Zwi­schen Pakistan im Osten und dem Iran muss man eben­falls über Bergmassive.
Darum hat das auch kaum jemand in den letzten 2000 Jahren ver­sucht. Zumindest nicht erfolgreich.
Die USA bekommen das zer­störte, fast men­schen­leere Afgha­nistan nicht in den Griff. Der Iran ist noch eine ganz, ganz andere Klasse. Dazu kommt, dass die Iraner den Ame­ri­kanern ihre brutale Ein­mi­schung 1953 (Ope­ration Ajax) niemals ver­gessen. Letzt­endlich hat dieser von den USA bezahlte Umsturz mit der anschlie­ßenden Dik­tatur und Aus­plün­derung des Landes durch den Schah die isla­mische Revo­lution aus­gelöst. Die Ame­ri­ka­nische Ein­mi­schung ist also schon einmal kata­strophal dane­ben­ge­gangen. Damals hatte der Iran aber keine mäch­tigen Verbündeten.
Viel­leicht beißen sich die USA dieses Mal die Zähne aus.