Die Leibniz Universität Hannover nimmt die den linkspolitisch verehrten Sexualforscher Helmut Kentler unter die Lupe (Bild Uni: Andree Stephan; CC BY-SA 3.0; Bild Helmut Kentler: WikiMannia; siehe Link)

Pädo­philie-Skandal? — Uni­ver­sität Han­nover nimmt Begründer der “eman­zi­pa­to­ri­schen Sexu­al­erziehung” unter die Lupe

Han­nover – Die Leibniz Uni­ver­sität Han­nover nimmt den hoch umstrit­tenen Begründer der eman­zi­pa­to­ri­schen Sexu­al­erziehung, Helmut Kentler, scharf unter die Lupe. Kri­tiker werfen dem links­po­li­tisch ver­ehrten Kentler neben seinen schänd­lichen Pädo­philen-Expe­ri­menten lange schon Unwis­sen­schaft­lichkeit vor. Auch Kentlers Dok­tor­arbeit soll dabei unter­sucht werden, teilte die Hoch­schule mit.
Der homo­se­xuelle Han­no­ve­raner Sexual-Wis­sen­schaftler Helmut Kentler hatte – mit Unter­stützung der Ber­liner Senats­ver­waltung für Bildung, Jugend und Wis­sen­schaft  – in den 70er Jahren in einem Modell­projekt meist ver­wahr­loste Jugend­liche bei vor­be­straften Päd­erasten unter­bringen lassen. Das Pfle­gegeld kam vom Senat und der Sozi­al­päd­agoge Kentler schaute regel­mäßig zur „Super­vision“ vorbei. Der 2008 gestorbene Wis­sen­schaftler lehrte bis zu seinem Ruhe­stand im Jahr 1996 an der Uni Hannover.
Warum gab es in der Fach­com­mu­nitiy nie einen Aufschrei?
Die Leibniz Uni­ver­sität Han­nover hat nun ange­kündigt, externe Wis­sen­schaftler mit einer Unter­su­chung zum Wirken des umstrit­tenen Sexu­al­wis­sen­schaftlers zu beauf­tragen. Ziel werde es laut der Ärz­te­zeitung die sich auf eine dpa-Meldung beruft, sein, die Umstände von Pro­motion, Berufung und Wirken Kentlers bis zu seinem Aus­scheiden detail­liert zu unter­suchen. Dazu gehöre auch die Dok­tor­arbeit Kentlers, so die Hoch­schule am Mittwoch.
„Ich bin auch völlig irri­tiert, dass die Fach­com­munity dieses Agieren Kentlers nicht kom­men­tiert, nicht auf­ge­schrien hat!“, hatte der Prä­sident der Leibniz-Uni­ver­sität, Volker Epping, in seiner Rede auf dem Neu­jahrs­empfang der Uni am ver­gan­genen Freitag gesagt. Es gelte nun, die Rolle Kentlers an der Uni­ver­sität umfassend aufzuarbeiten.
Der Spiegel berichtete zum Jah­res­wechsel von zwei Männer, die als Jungen von Kentler zu einem pädo­philen Pfle­ge­vater ver­mittelt wurden. Der pädo­phile Mann habe 30 Jahre lang als Pfle­ge­vater arbeiten dürfen. Zwei seiner Pfle­ge­kinder erzählen in dem Bericht, dass der Mann Videos von ihnen in der Bade­wanne gemacht und sexuelle Hand­lungen an ihnen vor­ge­nommen habe.
„Die miss­brauchte Republik. Auf­klärung über die Aufklärer“
Sandra Scheeres (SPD), seit 2006  Mit­glied des Abge­ord­ne­ten­hauses und seit Ende 2011 Sena­torin für Bildung, Jugend und Wis­sen­schaft des Landes Berlin, ist seit Jahren nicht in der Lage, „Licht in diese Dun­kelheit“ zu bringen. Bereits 2015 hatte die SPD-Funk­tio­närin ange­kündigt, dem Vorwurf Helmut Kentler habe im Rahmen des vom Senat geför­derten Pro­gramms obdachlose Jungen Pädo­philen zuge­führt, nach­gehen zu wollen. Bereits 2010 hatten die Autoren Andreas Späth und Menno Aden in ihrem Buch „Die miss­brauchte Republik. Auf­klärung über die Auf­klärer“ auf diesen Skandal auf­merksam gemacht.
Der Miss­brauch wurde zudem von Kentler selbst bestätigt, da er in eigenen Büchern darüber berichtete. Aller­dings ver­öf­fent­lichte Kentler – der sowohl Mit­glied in der renom­mierten „Deut­schen Gesell­schaft für Sexu­al­for­schung“ als auch Kurator Arbeits­ge­mein­schaft Humane Sexua­lität (AHS) war –  dies erst ein Jahr­zehnt später und erreichte damit eine Ver­jährung seines straf­tat­be­wehrten Tuns. Bei einer Frak­ti­ons­an­hörung der FDP im Jahr 1981 berichtete Kentler: „Diese Leute haben diese schwach­sin­nigen Jungen nur des­wegen aus­ge­halten, weil sie eben in sie ver­liebt, ver­knallt und ver­narrt waren“. 1988 bezeichnete der „pädo­phi­liefreundlich gesinnte“ Wis­sen­schaftler Kentler die Pro-Kin­dersex-Allianz in einem Gut­achten für eben diese Senats­ver­waltung für Familie, Frauen und Jugend die Ergeb­nisse des Pro­jekts als „vollen Erfolg“.
Huma­nis­tische Union trauerte um den „erlo­schenen Leuchtturm“ Kentler
Im Nachruf der Huma­nis­ti­schen Union (HU) auf Helmut Kentler 2008 wurde dieser als „erlo­schener Leuchtturm“ des HU-Beirats betrauert. Die 1961 in München aus dem links­po­li­ti­schen Spektrum gegründete 1.500 Mit­glieder starke HU gilt als älteste heute bestehende Bür­ger­rechts­or­ga­ni­sation in Deutschland.
Der Bun­des­vor­stand der HU wandte sich seit Mitte der 90-er Jahre gegen die „Ver­po­li­zei­li­chung der Gesell­schaft im Bereich der Sexu­al­straf­taten“ und cha­rak­te­ri­sierte den gesell­schaft­lichen und staat­lichen Umgang mit der Gruppe der Pädo­philen als „Lehr­stück aus dem ebenso alten wie offenbar auf­klä­rungs­re­sis­tenten Kapitel der Erzeugung von gesell­schaft­lichen Sün­den­böcken und der mora­li­schen Ver­schiebung und Ent­äu­ßerung sozialer Pro­bleme.“ Der HU-Vor­stand sprach gar von „kreuz­zug­artige Kam­pagne gegen Pädophile“.
Claudia Roth sitzt im pädo-freund­lichen HU-Vorstand
Die HU for­derte im Jahr 2000 den Bun­des­vor­stand auf, diese pädo­phi­liefreund­liche Position nicht als HU-Position zu ver­breiten und ver­suchte klar­zu­stellen, dass die Huma­nis­tische Union sexuelle Kon­takte von Erwach­senen mit Kindern weder billige noch in irgend­einer Weise unter­stütze. Der positive Nachruf auf Kentler aus dem Jahr 2008 indes lässt Zweifel an der Ernst­haf­tigkeit der Distan­zierung der HU aufkommen.
Im Beirat der HU sitzen laut der Vereins-Homepage unter andere, Claudia Roth (Grüne), aber auch der ehe­malige Bun­des­tags­vi­ze­prä­sident Burkhard Hirsch (FDP).
Helmut Kentler, Pate für evan­ge­lische Jugendarbeit
Auch auf die Jugend­arbeit der Evan­ge­li­schen Kirche in Deutschland (EDK) blieb Kentlers jahr­zehn­te­langes Wirken nicht ohne Ein­fluss, da beim EDK Kentlers Publi­ka­tionen leitend gewesen sein dürften. Auf der Inter­net­seite des Stu­di­en­zen­trums für evan­ge­lische Jugend­arbeit sollen sich laut dem Infor­ma­ti­ons­forum Medrum eben­falls „schwär­me­rische Nachrufe“ auf eines der „übelsten Apo­lo­geten des sexu­ellen Miss­brauchs an Kindern“, so der erste Vor­sit­zende der Kirch­lichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB), Andreas Späth, befunden haben.
Dort hieß es: „Mit Helmut Kentler ver­liert die evan­ge­lische Jugend­arbeit in Deutschland einen pro­fi­lierten Mit­streiter, der die päd­ago­gisch-kon­zep­tio­nelle Debatte in den 60-er und 70-er Jahren des letzten Jahr­hun­derts maß­geblich beein­flusst hat“. (SB)

 
Quelle: JouWatch.com