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Zu viele Abge­ordnete abwesend: AfD lässt Bun­des­tags­sitzung abbrechen da Plenum nicht beschlussfähig

Ein Vorgang, der seit vielen Jahren nicht mehr statt­ge­funden hat: Der Bun­destag musste am Don­ners­tag­abend auf Initiative der AfD eine Sitzung abbrechen, weil das Plenum nicht beschluss­fähig war. Abge­ordnete der Alt­par­teien hatten nach der Fest­stel­lungs­be­an­tragung durch die AfD ver­sucht, den Vorgang zu verzögern.
Die Nach­zählung, der soge­nannte Ham­mel­sprung, hatte die AfD-Fraktion ver­langt. Dabei kam gegen 23.20 Uhr heraus, dass 312 Abge­ordnete da waren – es hätten aber 355 sein müssen, wie eine Spre­cherin des Bun­destags am Frei­tag­morgen laut einer dpa-Meldung mit­teilte. Die AfD bean­tragte sodann die Beschluss­fä­higkeit des Bun­des­tages fest­stellen zu lassen. Ein Vorgang, der seit vielen Jahren nicht mehr statt­ge­funden hat.
Wie der Bun­des­tags­ab­ge­ord­neter Karsten Hilse, AfD Bautzen, fest­stellen konnte, hatten viele Abge­ordnete der Alt­par­teien den Ple­narsaal nicht ver­lassen, um den Vorgang zu ver­zögern und Kol­legen her­bei­zu­te­le­fo­nieren. Nach einer ca. einer halben Stunde würde dann die Zählung durch­ge­führt. In der Zwi­schenzeit waren einige Abge­ordnete der Alt­par­teien, unter anderem Herr Lindner, herbei geteilt, wie Hilse weiter berichtet. Es reichte trotzdem nicht. Bun­des­tags­vi­ze­prä­si­dentin Petra Pau (Linke) musste des­wegen die Sitzung nach den Vor­schriften der Geschäfts­ordnung des Par­la­ments abbrechen.
Aus­grenzung von 13 Prozent der Wähler
AfD-Frak­ti­onschef Alex­ander Gauland teilte gegenüber der dpa mit: „Der aktuelle Ham­mel­sprung ist die Revanche für die Nicht-Wahl von Roman Reusch. So lassen wir uns nicht behandeln! Das ist erst der Anfang.“
Die AfD wird aktuell bei der Besetzung von Gremien aus­ge­grenzt. So am Don­nerstag, als der Kan­didat der AfD, Roman Reusch, ehe­ma­liger Lei­tender Ober­staats­anwalt aus Bran­denburg, nicht in das Par­la­men­ta­rische Kon­troll­gremium gewählt wurde. Der bran­den­bur­gische Abge­ordnete bekam statt der not­wen­digen 355 Stimmen lediglich 210 Stimmen. Das neun­köpfige Gremium ist für die Kon­trolle der Geheim­dienste ver­ant­wortlich. Dass die AfD nun vorerst außen vor bleibt, benannte Alex­ander Gauland als Aus­grenzung von 13 Prozent der deut­schen Wähler.
Ham­mel­sprung
Der Begriff Ham­mel­sprung wurde schon mit Ein­führung dieser Abstim­mungsart 1874 im Reichstag der Kai­serzeit ein­ge­führt, warum und woher der Begriff kommt ist aber unklar. Jeden­falls fand sich später im 1894 ein­ge­weihten Reichs­tags­ge­bäude über einer der Abstim­mungs­türen sogar ein Holzbild, in der eine Szene aus dem grie­chi­schen Werk „Odyssee“ abge­bildet war. Ein ein­äu­giger Riese, der erblindet war, wollte ver­hindern, dass ihm Odysseus auf einem Widder reitend ent­kommen konnte. Weil der Riese nichts mehr sehen konnte, strich er seinen  Widdern über den Rücken. Mit diesem Bild wurde iro­nisch die vor­handene par­la­men­ta­rische Zähl­praxis und ihre Bezeichnung auf­ge­griffen. Übrigens hat es dem Riesen nichts genutzt: Odysseus hatte sich unter dem Bauch eines Widders fest­ge­krallt und konnte dem Riesen damit entkommen
(Quelle: mitmischen.de und JouWatch.com)