Es in der FDP zu etwas zu bringen, ist mit viel Arbeit verbunden. In den Reihen der Liberalen gibt es unzählige Wichtigtuer, die nur darauf warten, irgendeinen wichtigen Posten zu ergattern. Viele Karrieristen arbeiten ihr halbes Leben darauf hin, beginnen damit meist schon bei den Jungen Liberalen, sie verbringen dort unzählige Wochenenden an Treffpunkten in ganz Deutschland mit Seminaren, in denen liberale Rhetorik und Theorien trainiert werden.
Die FDP züchtet ihren Nachwuchs beinahe krampfhaft heran, um später die linientreuesten Parteisoldaten zu selektieren und strategisch zu platzieren – der Rest, die Querdenker, die Eigenbrödler, werden meist fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Ich kenne dieses Spiel aus meinem Bekanntenkreis nur gut genug. Während meiner Studienzeit hatte ich einige Freunde, die es zu den Jungen Liberalen oder der Jungen Union zog und nicht selten wurde von ihnen eine Parteikarriere angestrebt. Der Großteil von Ihnen merkte dann schmerzlich nach ein paar Jahren, dass sie ihre Zeit und Energie umsonst geopfert hatten, denn eurokritische Geister und Europaskeptiker waren in der FDP nicht mehr gern gesehen und in der CDU schon gar nicht.
Und mal ganz nebenbei bemerkt: Dieses Spiel läuft in allen Parteien seit Jahren so ab: Die neue Elite wird von klein auf geformt, Quereinsteiger haben meist keine Chance – sie werden auch gar nicht gebraucht, verkaufte Seelen gibt es bereits genug. Und genau so ist unsere derzeitige politische Elite entstanden, und die, die nachkommen, werden noch mehr dem Gutmenschengleichschritt folgen, wie die, die wir jetzt schon haben.
Aber zurück zum Thema: Einer dieser Emporkömmlinge ist Benjamin Strasser, der seit der letzten Bundestagswahl Mitglied des Deutschen Bundestags ist. Strasser ist genau einer von diesen gezüchteten Liberalen. Er war stellvertretender Landesvorsitzender der Jungen Liberalen in Baden-Württemberg, dann Mitglied im Landesvorstand der FDP, Gemeinderat für die FDP in seiner Heimatgemeinde, verfehlte dann den Einzug in den Landtag in BaWü und zog dann schließlich in den Bundestag ein. Der junge Rechtsanwalt verdiente sich seine Sporen als Referendar am Landgericht Stuttgart und dann innerparteilich als Berater für den FDP-Landtagsabgeordneten Prof. Dr. Ulrich Goll, dem ehemaligen Justizminister von Baden-Württemberg. In dieser Rolle war er auch für den NSU-Untersuchungsausschuss des Landtages zuständig. Nach dem letzten Satz brauche ich den Eingeweihten wahrscheinlich nicht mehr viel erzählen. Das Kartell aus Wissenden und vor allem Schweigenden scheint in den letzten Jahren ja ausgesprochen viel Glück bei Beförderungen gehabt zu haben. Und gerade die „Stuttgarter Gesellschaft“ rund um die dortigen Gerichte fällt dabei spannenderweise besonders ins Auge. Aber das ist ein anderes Thema.
Herr Strasser ist natürlich auch total gegen die AfD. Besonders zeigt das ein Facebook-Post, in dem er sich durch einen Film der staatlichen Propagandasendung „Panorama“ über den Aufstieg der NSDAP an die AfD erinnert zu fühlen. Er schreibt dazu: „Manche Töne in ähnlicher Form kommen mir von einer gewissen Fraktion am rechten Rand des Plenums bekannt vor.“
Ist Herr Strasser einfach auf die, zugegebenerweise sehr plumpe Anti-AfD-Propaganda von Anja Reschke & Co. reingefallen, oder springt er mit voller Absicht auf diesen Zug auf?
Wir werden es wahrscheinlich nie erfahren, denn auch kritisches Nachfragen scheint bei Herrn Strasser nicht möglich zu sein, denn unser Kommentar unter seinem Facebook-Post wurde einfach gelöscht. Aber okay, es ist seine Pinnwand, da hat er das Hausrecht und mal ganz davon abgesehen unterstützt die FDP ja die Beibehaltung des Maas´schen Zensurgesetzes, dem NetzDG.
Benjamin Strasser hat übrigens am 9. Februar, also morgen, Geburtstag. Vielleicht sollten ihm möglichst viele Leserinnen und Leser dies als Anlass betrachten, ihm die besten Glückwünsche und vielleicht einige kritische Worte per Email zukommen zu lassen. Sie erreichen ihn sicherlich über seine dienstliche Email-Adresse: benjamin.strasser@bundestag.de
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