Pressefoto von Benjamin Strasser - Fotografin Tanja Ruetz

Die gezüchtete poli­tische Elite: FDP-Empor­kömmling ver­gleicht AfD mit NSDAP

Es in der FDP zu etwas zu bringen, ist mit viel Arbeit ver­bunden. In den Reihen der Libe­ralen gibt es unzählige Wich­tigtuer, die nur darauf warten, irgend­einen wich­tigen Posten zu ergattern. Viele Kar­rie­risten arbeiten ihr halbes Leben darauf hin, beginnen damit meist schon bei den Jungen Libe­ralen, sie ver­bringen dort unzählige Wochen­enden an Treff­punkten in ganz Deutschland mit Semi­naren, in denen liberale Rhe­torik und Theorien trai­niert werden.
Die FDP züchtet ihren Nach­wuchs beinahe krampfhaft heran, um später die lini­en­treu­esten Par­tei­sol­daten zu selek­tieren und stra­te­gisch zu plat­zieren – der Rest, die Quer­denker, die Eigen­brödler, werden meist fal­len­ge­lassen wie eine heiße Kar­toffel. Ich kenne dieses Spiel aus meinem Bekann­ten­kreis nur gut genug. Während meiner Stu­di­enzeit hatte ich einige Freunde, die es zu den Jungen Libe­ralen oder der Jungen Union zog und nicht selten wurde von ihnen eine Par­tei­kar­riere ange­strebt. Der Großteil von Ihnen merkte dann schmerzlich nach ein paar Jahren, dass sie ihre Zeit und Energie umsonst geopfert hatten, denn euro­kri­tische Geister und Euro­pa­skep­tiker waren in der FDP nicht mehr gern gesehen und in der CDU schon gar nicht.
Und mal ganz nebenbei bemerkt: Dieses Spiel läuft in allen Par­teien seit Jahren so ab: Die neue Elite wird von klein auf geformt, Quer­ein­steiger haben meist keine Chance – sie werden auch gar nicht gebraucht, ver­kaufte Seelen gibt es bereits genug. Und genau so ist unsere der­zeitige poli­tische Elite ent­standen, und die, die nach­kommen, werden noch mehr dem Gut­men­schen­gleich­schritt folgen, wie die, die wir jetzt schon haben.
Aber zurück zum Thema: Einer dieser Empor­kömm­linge ist Ben­jamin Strasser, der seit der letzten Bun­des­tagswahl Mit­glied des Deut­schen Bun­destags ist. Strasser ist genau einer von diesen gezüch­teten Libe­ralen. Er war stell­ver­tre­tender Lan­des­vor­sit­zender der Jungen Libe­ralen in Baden-Würt­temberg, dann Mit­glied im Lan­des­vor­stand der FDP, Gemein­derat für die FDP in seiner Hei­mat­ge­meinde, ver­fehlte dann den Einzug in den Landtag in BaWü und zog dann schließlich in den Bun­destag ein. Der junge Rechts­anwalt ver­diente sich seine Sporen als Refe­rendar am Land­ge­richt Stuttgart und dann inner­par­teilich als Berater für den FDP-Land­tags­ab­ge­ord­neten Prof. Dr. Ulrich Goll, dem ehe­ma­ligen Jus­tiz­mi­nister von Baden-Würt­temberg. In dieser Rolle war er auch für den NSU-Unter­su­chungs­aus­schuss des Land­tages zuständig. Nach dem letzten Satz brauche ich den Ein­ge­weihten wahr­scheinlich nicht mehr viel erzählen. Das Kartell aus Wis­senden und vor allem Schwei­genden scheint in den letzten Jahren ja aus­ge­sprochen viel Glück bei Beför­de­rungen gehabt zu haben. Und gerade die „Stutt­garter Gesell­schaft“ rund um die dor­tigen Gerichte fällt dabei span­nen­der­weise besonders ins Auge. Aber das ist ein anderes Thema.
Herr Strasser ist natürlich auch total gegen die AfD. Besonders zeigt das ein Facebook-Post, in dem er sich durch einen Film der staat­lichen Pro­pa­gan­da­sendung „Pan­orama“ über den Auf­stieg der NSDAP an die AfD erinnert zu fühlen. Er schreibt dazu: „Manche Töne in ähn­licher Form kommen mir von einer gewissen Fraktion am rechten Rand des Plenums bekannt vor.“
Ist Herr Strasser einfach auf die, zuge­ge­bener­weise sehr plumpe Anti-AfD-Pro­pa­ganda von Anja Reschke & Co. rein­ge­fallen, oder springt er mit voller Absicht auf diesen Zug auf?
Wir werden es wahr­scheinlich nie erfahren, denn auch kri­ti­sches Nach­fragen scheint bei Herrn Strasser nicht möglich zu sein, denn unser Kom­mentar unter seinem Facebook-Post wurde einfach gelöscht. Aber okay, es ist seine Pinnwand, da hat er das Haus­recht und mal ganz davon abge­sehen unter­stützt die FDP ja die Bei­be­haltung des Maas´schen Zen­sur­ge­setzes, dem NetzDG.
Ben­jamin Strasser hat übrigens am 9. Februar, also morgen, Geburtstag. Viel­leicht sollten ihm mög­lichst viele Lese­rinnen und Leser dies als Anlass betrachten, ihm die besten Glück­wünsche und viel­leicht einige kri­tische Worte per Email zukommen zu lassen. Sie erreichen ihn sicherlich über seine dienst­liche Email-Adresse: benjamin.strasser@bundestag.de