By Wolfmann - Own work, CC BY-SA 4.0, Link

#MeToo: Was dazu noch erwähnt werden sollte

Die #MeToo-Debatte ist zwar schon ziemlich abge­grast, aber eine wichtige Facette der­selben blieb bisher fast uner­wähnt. Bis jetzt drehten sich sämt­liche Argu­mente, welche die Femi­nis­tinnen und deren weib­liche und männ­liche Anhänger und Gegen­spieler in die Dis­kus­sionen ein­brachten, um die Rolle der west­lichen Frau. Ihr Selbst­ver­ständnis und die Wahr­nehmung dieses ihres Bildes durch die west­lichen Männer standen im Mittelpunkt.
Einfach nicht drüber reden?
Genau in dem­selben Maße, in dem aus­ufernd über diese The­matik dis­ku­tiert wird, schweigen die #MeToo-Damen  über die ori­en­ta­lische Frau und den ori­en­ta­li­schen Mann und deren Sexu­al­moral sowie über deren grund­sätz­lichen Umgang mit­ein­ander. Man blendete sol­cher­maßen einen großen Teil der Bevöl­kerung samt deren kul­tu­reller Gege­ben­heiten einfach aus. (Damit wir wissen, über welche Dimen­sionen wir reden: Allein in Öster­reich gibt es ca. 700.000 Muslime, Tendenz stark steigend. In Deutschland sind es etwa 5 Mil­lionen, auch dort werden es täglich mehr.)
Zunächst zum Grund­sätz­lichen. Die Sexu­al­moral wird nicht nur durch den ritua­li­sierten Umgang zwi­schen Mann und Frau, sondern auch sehr stark über die Art und Weise der Kleidung sym­bo­li­siert. West­liche Frei­zü­gigkeit defi­niert sich nicht zuletzt auch darin, dass west­liche Frauen selbst­ver­ständlich heute nahezu alles tragen können, was sie wollen: Vom hoch­ge­schlos­senen Kostüm über den Hosen­anzug bis zum bauch­freien Top mit Minirock. Wenn es nicht gerade den Anlass kon­ter­ka­riert oder völlig deplat­ziert wirkt, ist alles erlaubt.
Kein Frei­brief
Der Klei­dungsstil ist ein wesent­licher Punkt der #MeToo-Debatte: Ein offen­her­ziger und ero­ti­scher Stil darf von den Frauen gepflegt werden, ohne dass er als Frei­brief für die Männer ver­standen werden darf. Und wo #MeToo grund­sätzlich völlig richtig liegt, ist die Tat­sache, dass zwi­schen vor­ge­setztem Mann und nach­ge­ord­neter Frau defi­nitiv kein Vor­recht des Mannes in der ohnehin gege­benen Macht­po­sition ent­steht, diese sexuelle oder sonstwie aus­zu­nützen. Son­der­fälle, wo die Frauen ihre Reize gezielt ein­setzen, um sich am Arbeits­platz Vor­teile zu ver­schaffen, wird es aller­dings immer geben. Auch das wird in der #MeToo-Dis­kussion gerne verschwiegen.
Prin­zi­piell gilt natürlich: Kein Mann hat das Recht, auf­grund der starken Signale, die ohne Zweifel durch den Klei­dungs- und Schminkstil sowie durch andere weib­liche Acces­soires aus­ge­sandt werden, sich unge­fragt und ohne Erlaubnis der betref­fenden Frau in bestimmter und ein­deu­tiger Absicht zu nähern. Ohne weib­liches OK geht gar nichts. Und man muss es zugeben: Die zwi­schen­mensch­lichen Situa­tionen und vor allem die Aus­lotung der Grenzen erhalten dadurch einen ganz beson­deren Reiz, der fester Bestandteil der neuen Sexu­al­moral geworden ist. Faktum ist: Die Männer buhlen, aber die Frauen wählen aus und geben ihr OK. Oder eben nicht.
Es knistert
Freilich ent­steht durch diese moderne Frei­zü­gigkeit aber auch eine Art per­ma­nenter Ein­la­dungs­at­mo­sphäre, die immer wieder Anlass zu Debatten und Neu­po­si­tio­nie­rungen gibt. Das weg­zu­leugnen, wäre heuch­le­risch. Man kann sich als Frau ja nicht einer­seits betont weiblich prä­sen­tieren und dann erwarten, dass dies keine Reak­tionen bei den Männern her­vorruft. Und sind wir ehrlich: Die männ­lichen Reak­tionen sind ja auch gewollt, sie gehören eben zum uralten Spiel zwi­schen Mann und Frau. Und die west­lichen Männer können zum aller­größten Teil damit auch sehr gut umgehen. Über­triebene Empö­rungen seitens der Femi­nis­tinnen sind daher meistens fehl am Platz.
Die andere Seite bleibt ohne Diskussion
Auf der anderen Seite haben wir in Europa nun Mil­lionen junger Männer, deren Frau­enbild kul­turell völlig anders geprägt ist. Die ori­en­ta­lische Kultur ver­langt von der Frau sittsame Ver­hüllung bis hin zur Burka. Und sie ver­langt in der Öffent­lichkeit ein sehr zurück­hal­tendes und eher stilles Auf­treten der Frau. Für Ori­en­talen ist daher jede leicht­be­kleidete Frau (die nach west­lichen Maß­stäben völlig normal ange­zogen ist) eine Her­aus­for­derung. Die Frauen der eigene Kultur gelten hin­gegen als sakro­sankt, das klare und unmiss­ver­ständ­liche Zeichen dieser Unbe­rühr­barkeit ist der offi­ziell getragene Schleier (die Niqab, der Hijab etc.).
Wir finden also auf ori­en­ta­li­scher Seite eine völlig andere Sexual- und Klei­dungs­moral vor als dies bei uns der Fall ist. Am klarsten treten diese mas­siven Unter­schiede im Sommer in den Bädern zutage: Hier die bis über den Kopf in den Schwimm-Burkini gehüllten mus­li­mi­schen Frauen, dort die oben ohne lau­fenden west­lichen Frauen im String-Tanga. Das alles findet zur selben Zeit im selben “Kul­turraum Europa” statt und sorgt natürlich für unzählige Kon­flikte bis hin zu Sexualverbrechen.
Den #MeToo-Kämp­fe­rinnen fehlt der Mut
Die for­schen Prot­ago­nis­tinnen der #MeToo-Debatte haben bis jetzt nicht den Mut gefunden, dieses tief­grei­fende Problem der auf­ein­an­der­pral­lenden Kul­turen aus­rei­chend und profund zu the­ma­ti­sieren. Man weicht dieser zen­tralen Kul­tur­frage aus, indem man sich nur auf die west­lichen Männer fokus­siert und jedem Mann den Cha­rakter eines Harvey Wein­stein oder die Atti­tüden eines Peter Pilz unterstellt.
Das ist natürlich wesentlich ein­facher als sich mit der Rolle der eben­falls hier lebenden ori­en­ta­li­schen Männer und Frauen zu beschäf­tigen. Eine seriöse Debatte über die ver­schie­denen “Sexu­al­mo­ralen” und dessen, was geht und was nicht, darf in einem Europa, das durch die Migration nach­haltig ver­ändert wird, nicht ganz einfach aus­ge­blendet werden. Es gibt sichtbare neue Fakten, die einer genauen Betrachtung und ver­mutlich einer neuen Ordnung bedürfen.  Sonst bleibt die ganze #MeToo-Geschichte eine unglaub­würdige und letztlich pein­liche Maku­latur, die gerade den west­liche Frauen mehr schaden als nützen wird.
Dr. Marcus Franz — thedailyfranz.at