Hamburg ist die erste Stadt, die sich rüstet und brüstet, um Dieselfahrzeugen die Innenstadt zu versperren. Dabei kommt gerade dort der meiste Ausstoß an Stickoxiden nicht von den Autos, sondern von den dicken Pötten, die im Hafen anlanden, also von den riesigen Personen- und Containerschiffen, die Schweröl verbrennen und ihre Maschinen auch im Hafen durchlaufen lassen.
(Von Florian Hoffmann)
Wieviel CO2 ein nobler Passagierdampfer ausstößt, ist offiziell nicht zu ermitteln – das Geschäft mit Passagen und Passagieren ist einfach zu gut. Wieviel CO2 die im Hamburger Hafen liegenden, unter obskurer Flagge fahrenden, containertragenden Seelenverkäufer ausstoßen, das möchte anscheinend erst recht niemand wissen. Von anderen, höchst schädlichen Gasen und Feinstäuben, die aus dem Hafen herüberwehen, mal ganz zu schweigen. Also kümmern sich die Hamburger Stadtväter um kleinere Fahrzeuge, denen eher beizukommen ist – um Autos. Und da hat man es auch nicht mit mächtigen Reedern, sondern eher mit Handwerkern und Rentnern zu tun, die sich zweimal überlegen müssen, ob sie sich überhaupt einen Anwalt leisten können.
Sinnvoller wird’s deswegen nicht. Dass Stickoxid im Verkehr für irgendwelche Todesfälle verantwortlich sein soll, ist schon rein medizinisch quasi unmöglich: Stickoxide beginnen – so wird vermutet – bei einer Konzentration von 3.000 Mikrogramm je Kubikmeter schädliche Auswirkungen auf Menschen zu haben. In umfangreichen Laborversuchen mit Ratten wurde ein messbarer Reizwert bei 8.000 ermittelt, weshalb der Gesetzgeber sich auf einen Wert von 940 Mikrogramm als Grenzwert am belasteten Arbeitsplatz festgelegt hat, um auf der absolut sicheren Seite zu sein. Vor diesem Hintergrund sind die für den Straßenverkehr festgesetzten Grenzwerte von 40 Mikrogramm gewiss wohlmeinend, aber so weit an der Realität vorbei, dass ein medizinisches Risiko irreal ist. Wobei es bestimmt irgendeinen Mediziner gibt, der hier ein Risiko sieht. Es gibt schließlich auch Menschen, die glauben, dass Tumorerkrankungen durch Handauflegen heilen sind.
Lächerliche, unbegründete Hysterie
Bleiben wir also bei den Fakten. Bis zu 940 Mikorgramm Stickoxyd am Arbeitsplatz sind unkritisch, also erlaubt. Woher kommen aber nun die von der EU vorgegebenen Grenzwerte von 40 Mikrogramm – in Worten: vierzig – an starkbefahrenen Straßen? Die beruhen auf Messungen bei Straßenanwohnern von vor 15 Jahren irgendwo auf der Welt, bei denen die Belastungen durch verschiedene Gase und Partikel nicht getrennt, sondern gemischt durchgeführt wurden und die Zahl der vermeintlichen Todesopfer danach geschätzt wurden. Alle Schätzungen von vermeintlichen Todesopfern beruhen damit, genau betrachet, auf unseriösen Annahmen und nicht auf gezählten oder gemessenen Werten. Es handelt sich also schlichtweg um eine völlig lächerliche, unbegründete Hysterie – die allerdings ihren Weg in die Gesetzgebungsmaschinerie gefunden hat.
Zum Vergleich: Wenn man die Grenzwerte ernst nähme, müssten an Silvester und zwei Tage danach alle deutschen Städte gesperrt werden – allein wegen der Silvesterknallerei. Bis jetzt ist allerdings hierzulande kein einziger Ohnmachtsfall bekannt, der auf die Gasbelastung der Luft zurückzuführen gewesen wäre. Da hatten andere Gifte, zum Beispiel Alkohol, sowie explosions- und flugkörperliche Einwirkungen ganz andere zähl- und messbare Folgen.
Straßensperrungen aus prinzipieller Erwägung
Alle LKW, alle Traktoren und alle Kleintransporter sind Dieselfahrzeuge, weil sie robuster sind und weil sie zehn bis zwanzig Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen, also auch dementsprechend weniger CO2 erzeugen. Wenn in Zukunft viele Dieselfahrzeug durch Benziner ersetzt werden, steigt der CO2-Ausstoß flächendeckend – um in ein paar Innenstädten an ein paar Stellen, wo zu wenig Zugluft ist, minimal schadstoffärmere Luft zu erhalten. Und da der Verkehr durch die Innenstadt-Sperrungen in äußere Bereiche verdrängt wird, steigt dort die Belastung – mit der Folge, dass weitere Sperrungen zu befürchten sind, bis mutmaßlich alles komplett gesperrt wird. Als ob wir in Europa und jenseits des Atlantiks keine anderen Probleme hätten!
Wenn Volkswagen als einziger Hersteller in der Vergangenheit die Ausstoßwerte manipuliert hat, weil man seinerzeit die Grenzwerte nicht einhalten konnte, so ist dieses Manko zwischenzeitlich durch ein ganz normales Software-Update zu einhundert Prozent behoben. Die Weiterentwicklung der Software hängt nicht mit der früheren Manipulation zusammen, sondern ist technischer Fortschritt, der ohnehin gekommen wäre – vergleichbar mit den bekannten Software-Updates von Microsoft, Apple oder einem sonstigen Software-Anbieters, die ein jeder kennt. Hardware-Umbauten, wie von manchen Ministern oder Experten der Grünen gefordert, sind überflüssig und unverhältnismäßig, weil mit Kosten verbunden, die manchen Gebrauchtwagenwert übersteigen würden.
Technischer Fortschritt und Pharisäertum
Wer heute an der Straße steht und die Autos beobachtet, kann an keinem Auspuff mehr eine „Fahne“ erkennen. Wer sich an die qualmenden Diesel früherer Zeiten erinnert – von den Ölschwaden in Trabbi-Land ganz zu schweigen –, muss sich heute wundern, welchen gigantischen Fortschritt die Automobil-Industrie vollbracht hat. Der Dieselfeinstaub ist verschwunden, weil er verbrannt wird, indem man die Motortemperatur erhöht hat. Die Folge ist ein erhöhter Ausstoß von Stickoxiden, der allerdings niemand schadet, ausgenommen dass er dem eigenartigen Verein „Deutsche Umwelthilfe e. V.“ zu Popularität und Einnahmen verhilft. Mit diesem Geld schützt die Umwelthilfe dann nur zu drei (!) Prozent die Umwelt, was sie ihrem Namen nach ja eigentlich tun sollte, sondern sie richtet unter Zuhilfenahme weltfremder Verwaltungsgerichte einen gigantischen politischen Schaden an. Cui bono?
Von Florian Hoffmann für TheEuropean.de