Negative Strom­kosten: Die PR-Kosten für Merkels Ener­gie­wende plündern den Bürger aus

Am Neu­jahrstag, so schreibt der Focus, habe Deutschland zum ersten Mal in seiner Geschichte seinen Strom­bedarf kom­plett aus erneu­er­baren Energien gedeckt. Man sollte denken, dass das einen Jubel­sturm in dem Main­stream­m­edium her­vorruft, scheint dieser Tag doch ein Mei­len­stein in der Rettung des Klimas und damit des Pla­neten zu sein. Dieser eine Tag, hat er nicht schon ganz allein Frau Kanz­lerins Ener­gie­wende gerecht­fertigt? Eigentlich erwartet man ja schon ein anrüh­rendes Foto von einem glück­lichen Eis­bären, der auf einer Eis­scholle dahin­treibend, ein „Danke, Mutti Merkel!“ Schild hochhält.
Die Schat­ten­seiten der erneu­er­baren Energien – reden wir von was anderem
Doch das Froh­locken fällt auf­fällig zurück­haltend aus, denn es kommt das „Große Aber“: „Doch der Öko-Rekord wird teuer erkauft. Denn die fos­silen Kraft­werke laufen als Reser­velast weiter – sie können nicht tage- oder stun­den­weise auf Knopf­druck abge­dreht werden.“
Was der Focus hier anspricht, ist das Kern­problem der Ener­gie­wende: Der pha­sen­weise Strom­über­fluss. Der Deutsch­landfunk hatte in den ersten Janu­ar­tagen ein Interview mit Jochen Homann, dem Prä­si­denten der Bun­des­netz­agentur ver­öf­fent­licht, das sich genau mit diesem Thema beschäftigt. Es geht um den Ausbau der Ener­gie­netze, die Sta­bi­lität der Strom­ver­sorgung, die Strom­über­pro­duktion, negative Strom­preise, die Anpassung des Netzes an die erneu­er­baren Energien, Strom­aus­fälle und den Bedarf an Spei­cher­medien für erzeugten Strom.
Eigentlich ist es kein Interview, sondern die Bun­des­netz­agentur mietete sich bei der Deut­schen Welle einen Herold und Jubel­perser, der dem Prä­si­denten der Bun­des­netz­agentur die Bühne bereitete und mit zustim­menden Bemer­kungen unter­stützte. Und eigentlich ist alles prima.
Ideo­logie contra Realität
Die Strom­über­pro­duktion an sehr win­digen Tagen über­fordert schlicht das Netz. Und so lesen wir in dem Interview: „… Kopf­zer­brechen bereiten diese Erfolge den Betreibern der Strom­netze. Sie müssen immer wieder Anlagen abregeln, weil die Netze sonst über­lastet wären, und sie müssen immer häu­figer Strom ins Ausland ver­schenken und manchmal dafür sogar noch eine Prämie zahlen, weil er im Inland nicht gebraucht wird. [ … ] es ist immer häu­figer vor­ge­kommen in den letzten Jahren schon und aktuell auch, dass die Strom­netze nicht mehr in der Lage sind, den Strom zu trans­por­tieren, der an der Börse ver­kauft wird. Und das ist eines der Kern­pro­bleme im Rahmen der Energiewende.“
Bun­des­netz­agen­tur­prä­sident Homann ist ent­weder unbe­darft und hat die Impli­ka­tionen und Kon­se­quenzen der Ener­gie­wende noch gar nicht so richtig bemerkt – wovon bei einem Fachmann nicht aus­zu­gehen ist, oder er ver­harmlost bewusst die Pro­bleme, die das EEG (Erneu­erbare Energien Gesetz) mit sich bringt. Das Kos­ten­problem der „Grund­last­fä­higen Kraft­werke“ adres­siert er über­haupt nicht. Auch nicht die Frage, ob die die anderen EU-Länder denn über­haupt gewillt sind, dem deut­schen Energie-Son­derweg bedin­gungslos zu folgen, gerade in Anbe­tracht der nicht uner­heb­lichen Pro­bleme und Kosten. Über die wirk­lichen Pro­bleme und Kosten hätte sich der Redakteur hier ein­lesen können. Dann hätte er, wenn er es denn gewollt hätte, einen echtes, kri­ti­sches Interview führen können.
Erneu­erbare“ und „Dekar­bo­ni­sierung“ treiben die Ener­gie­preise hoch
Im November 2011 titelte die Frank­furter All­ge­meine: „Zwei Bil­lionen für die Ener­gie­wende“ und berichtete, zu welchen Ergeb­nissen Tech­nik­wis­sen­schaftler kommen, wenn sie die ener­gie­po­li­ti­schen Ziele der Bun­des­re­gierung, die „Dekar­bo­ni­sierung“ (= mög­lichst gar kein CO2 mehr aus­zu­stoßen) und den Wechsel zu erneu­er­baren Energien analysieren:
„Auch die poten­ti­ellen Kosten haben die Wis­sen­schaftler abge­schätzt. Je nach Höhe des Reduk­ti­ons­ziels von 70 oder 85 Prozent CO2-Min­derung gegenüber 1990 dürften sie „im Bereich von 1000 bis 2000 Mil­li­arden Euro liegen“. [ … ] Da das Min­de­rungsziel der Politik aller­dings bei 80 bis 95 Prozent liegt, dürften die Kosten mit zwei Bil­lionen Euro deutlich unter­schätzt sein.“
Dazu kommt, dass man Reser­ve­ka­pa­zi­täten zu Ver­fügung halten muss. Scheint weder sie Sonne noch weht der Wind, müssen kon­ven­tio­nelle Kraft­werke als „Backup“ bereits am Laufen sein: „Anstelle von Koh­le­kraft­werken, die aus Gründen des Kli­ma­schutzes still­gelegt werden sollen, müssten demnach Gas­kraft­werke in großem Stil als Reserve vor­ge­halten werden, damit die Strom­ver­sorgung auch in Dun­kel­flauten gesi­chert bliebe. Die müssten zudem im Lauf der Zeit mit „grünem“ Gas befeuert werden, das künstlich aus Was­ser­stoff und CO2 erzeugt wird, das zuvor etwa der Atmo­sphäre ent­zogen wurde. Offen ist, ob sich solche Kraft­werke für Inves­toren lohnen oder ob die Kunden für die Ver­sor­gungs­si­cherheit eine Art Bereit­stel­lungs­gebühr zahlen müssten.“
Das alles ist teuer und ein großer Aufwand. Die Ver­braucher bezahlen natürlich auch die Reser­ve­kraft­werke über den Strom­preis. Könnte man den erzeugten Solar- und Wind­strom effektiv und kos­ten­günstig spei­chern, wären die teuren Reser­ve­kraft­werke nicht nötig. Und auch keine nega­tiven Strompreise.
Negative Strom­preise: Warum sie den Ver­braucher viel Geld kosten
Negative Strom­preise ent­stehen dann, wenn bei­spiels­weise „Starkwind“ über Deutschland zieht und viel mehr Strom pro­du­ziert, als das Stromnetz auf­nehmen kann und gleich­zeitig nicht genug ver­braucht wird. Ein hin­kender, aber anschau­licher Ver­gleich: Pumpt man Luft in einen Fahr­rad­reifen und merkt, dass der voll auf­ge­pumpt ist, hört man einfach auf. Der Reifen hat den rich­tigen Druck — und fertig. Hat man aber keine Mög­lichkeit, die Pumpe abzu­stellen und von Reifen weg­zu­nehmen, drückt sich immer mehr Luft hinein, und der Reifen zer­platzt. Ein zweites, geöff­netes Ventil kann das ver­hindern. Die über­zählige Luft strömt aus, der Reifen ist gerettet.
Im Prinzip läuft das mit dem Strom und den Netzen auch so. Die Solar­an­lagen können bei hohem Son­nen­licht­auf­kommen nicht einfach ab- und nachher wieder ange­schaltet werden. Wind­an­lagen werden erst bei starkem Wind abge­schaltet. Aber auch bei Abschaltung von Groß­wind­an­lagen  und Redis­patch-Maß­nahmen wird Geld fällig: Im Jahr 2017 kostete die „Abre­gelung von Wind­kraft­an­lagen“ rund eine Mil­liarde Euro. Der Netz­be­treiber schaltet die Wind­kraft­anlage ab, um den Zusam­men­bruch des Netzes zu ver­hindern, bekommt aber das Geld, das die Anlage erzeugt hätte, wenn er sie nicht abge­schaltet hätte. Auch das bezahlt der Strom-Endkunde.
Also müssen Strom­erzeu­gungs­spitzen, um Schäden am Stromnetz zu ver­meiden, irgendwie „aus­ge­leitet“ werden. Aus diesem Grunde rut­schen die Preise an der Strom­börse ins Minus. Das heißt, der Anbieter muss sein Netz dringend ent­lasten und bezahlt auch noch dafür, dass jemand den Strom abnimmt. Der Emp­fänger der Strom­lie­ferung bekommt Geld dafür, dass er dem Lie­fe­ranten aus der Klemme hilft und den Strom oben­drauf. Dum­mer­weise bezahlt auch hier der deutsche Ver­braucher diesen Preis. Er zahlt eigentlich immer. All diese Kosten werden auf die EEG-Umla­ge­kosten geschlagen und treiben den Strom­preis für die deut­schen Bürger in die Höhe.
Und es gibt neue Opfer dieser Ener­gie­po­litik. Eine im nagel­neuen Koali­ti­ons­vertrag fest­ge­legte Reform dieser „Netz­ent­gelte“ sollte die Kosten, die durch Reser­ve­kraft­werke, Über­pro­duktion, Negative Strom­preise und Redis­patch-Maß­nahmen auf die Strom­kunden umge­wälzt werden, neu regeln. Die Zau­ber­formel im Koali­ti­ons­vertrag heißt: „Die Kosten sollen unter ange­mes­sener Berück­sich­tigung der Netz­dien­lichkeit ver­teilt“ (Seite 72 des Koali­ti­ons­ver­trages) werden. Dar­unter kann man sich erst einmal nichts vorstellen.
Der Bürger hat den Kanal voll
Hin­ter­grund der “ange­mes­sener Berück­sich­tigung der Netz­dien­lichkeit” ist: In den Regionen, wo besonders viele Wind­kraft­an­lagen stehen und des öfteren weder der Ver­brau­cher­bedarf noch die Netze die Wind­energie auf­nehmen können, bezahlen die Bürger in beson­derem Maße die Kosten der Abschaltung und die Kosten der Netz­ein­griffe über die „Netz­kosten“. Gerade in den neuen Bun­des­ländern, wie Bran­denburg und Meck­Vorpomm gibt es viel Wind­kraft, aber wenig Ver­brauch und schlecht aus­ge­baute Strom­netze. Dort bezahlen die Bürger die höchsten Netz­kosten in Deutschland, in Berlin die niedrigsten.
Die Bran­den­burger zum Bei­spiel haben die Nase voll von der „Ver­spar­gelung“ der Land­schaft durch die Wind­an­lagen, die Schäden an der Natur, den Preis­verfall der Grund­stücke in der Nähe der Wind­kraft­an­lagen und die unglaublich hohen Netz­kosten. Hier ent­stehen Bür­ger­initia­tiven von ganzen Dörfern voller zor­niger Bürger. Die Groko schafft gerade einen neuen Grund für Protestmärsche.