Man muss sich nicht belei­digen lassen! — Vera Lengsfeld und der Gebrauch der Ohrfeige

Helmut Kohl war der vorerst letzte Poli­tiker, der eine Fle­gelei per Ohr­feige zu den Akten legen wollte. Mat­thias Schipke, seines Zei­chens Juso-Chef von Halle, bewarf am 10. Mai 1991 Bun­des­kanzler Helmut Kohl mit einem Ei. „Ich hatte Wut im Bauch und die wollte ich Kohl zeigen“. Sagte er 25 Jahre später.
(Von Gunter Weißgerber)
Das Ei erwies sich als geis­tiger Dünn­schiß und erzielte das Gegenteil von Erfolg. Mat­thias Schipke stand in der Folge betröppelt in der Gegend herum und sieht seine Aktion von damals nicht mehr so schlau. Und Kohl, der Mann, der sich nicht ängstlich hinter seinen Sicher­heits­leuten ver­kroch? Klar, der war der Sieger.
Kohls beherztes „auf den Lümmel los­gehen“ fand ich damals unge­achtet meiner poli­ti­schen Dif­fe­renzen mit dem CDU-Kanzler beachtlich. „Hut ab“, wir müssen uns nicht alles gefallen lassen.
Vor einigen Tagen gab es die nächste Ohr­feige in Köln seitens einer Poli­ti­kerin. Ein wütender junger Mann warf sein Ei in Form einer ehren­rüh­rigen schweren Belei­digung. Er zieh Vera Lengsfeld öffentlich „Nazi­schlampe“. Vera Lengsfeld machte den Kohl und klebte dem Lümmel eine. Poli­tisch nicht korrekt und doch irgendwie sauber!
Vera Lengsfeld wurde genau genommen zweimal beleidigt. Einmal soll sie eine natio­nal­so­zia­lis­tische Sym­pa­thi­santin, was die Bejahung der NS-Dik­tatur ebenso ein­schließt wie die Bejahung des NS-Völ­ker­mords und des Holo­caust, und zum anderen soll sie eine Schlampe sein. Richter Zellhorn stellte 2013 in Essen fest: “Schlampe” ist eine Beleidigung.
Ob und wie der Kölner Banause für die Belei­di­gungen am Ende bezahlen wird, wird sich zeigen. Poli­tisch zahlt er jetzt schon seinen wohl­ver­dienten Preis: Die nächsten Zehn­tausend Unter­schriften unter die „Gemeinsame Erklärung 2018“ gehen auf sein Konto. Was wie­derum die wehr­hafte Vera Lengsfeld nicht ärgern dürfte.
 


Gunter Weiß­gerber für TheEuropean.de