Merkels unter­wür­figer USA-Besuch: Schlecht für Deutschland, schlecht für Europa, gut für die USA!

Küsschen, Umar­mungen, Hand­shake. Das mit Spannung erwartete Auf­ein­an­der­treffen zwi­schen dem US-Prä­si­denten und der deut­schen Kanz­lerin in Washington begann mit einem uner­war­teten Bil­der­feu­erwerk. Doch niemand sollte sich davon blenden lassen. Prä­sident Trumps Insze­nierung zielte vor allem darauf, die deutsche Kanz­lerin inter­na­tional nicht zu beschä­digen. Der Grund dafür wurde schnell offenbar: Neue deutsch-ame­ri­ka­nische Regie­rungs­deals treiben einen Keil mitten durch Europa und einige Aus­sagen der deut­schen Regie­rungs­chefin waren geeignet, in den Amts­stuben der EU Tumulte auszulösen.
(Von Walter Ehret)
Betrachtet man die deutsch-ame­ri­ka­ni­schen Kon­sul­ta­tionen am Freitag Abend nüchtern, war der ver­meint­lichen „Anfüh­rerin der freien Welt“ am Ende das deutsche Hemd doch näher als die euro­päische Jacke. Brüssels Stra­tegen erwar­teten ver­geblich eine harte Linie der Kanz­lerin gegenüber Donald Trump. Statt die EU-Vor­stel­lungen zu über­bringen, wonach es keine Ver­hand­lungen geben solle, bis in den USA die Straf­zölle auf­ge­hoben wurden, schlossen Merkel und Trump über­ra­schend eine Reihe von Deals. Bila­terale Abkommen, die es nach EU-Vor­stel­lungen gar nicht geben dürfte.
US-Rüs­tungs­technik im Aus­tausch für Aus­nahmen bei den Russlandsanktionen
Im Kon­kreten deuten die Über­ein­künfte zwi­schen Merkel und Trump darauf hin, dass die deutsche Bun­deswehr ihren Mangel an Mili­tär­technik nun ver­stärkt mit ame­ri­ka­ni­schen Rüs­tungs­pro­dukten deckt. Im Gespräch war zuletzt bereits der Ankauf von 60 Schwer­last­hub­schraubern im Wert von fünf Mil­li­arden Euro, dazu C‑130J-Trans­port­ma­schinen als Ergänzung für den euro­päi­schen Pan­nen­trans­porter M400 und mög­li­cher­weise F35-Kampfjets der USA als Ersatz für die ver­al­teten deut­schen Tor­nados. Es ist ein wahr­schein­liches Sze­nario für den Deal mit der US-Regierung – sieht sich Trump doch ohnehin als Chef­ver­käufer der ame­ri­ka­ni­schen Rüs­tungs­in­dustrie und aus Deutschland winkt hier ein gewal­tiges Auf­trags­vo­lumen. Im Gegenzug geneh­migen die USA offenbar deutsche Aus­nahmen in den Wirt­schafts­sank­tionen gegen Russland. Die Kanz­lerin sprach dabei von direkten Gesprächen mit dem US-Finanz­mi­nister und verwies darauf, sie könne not­falls auch beim ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­denten antelefonieren.
Auch in Sachen Zuwan­derung dürfte die Kanz­lerin nach den Washing­toner Gesprächen ihre Posi­tionen wohl noch einmal gründlich über­denken. Trump erläu­terte im Pres­se­ge­spräch unmiss­ver­ständlich, die USA drängen auf Grenz­schlie­ßungen und strikte Ein­wan­de­rungs­be­grenzung. Und das in einer Deut­lichkeit, dass es fast wie eine Drohung in Richtung Deutschland klang, auch wenn der US-Prä­sident sich damit nicht aus­drücklich an Angela Merkel wandte. Man darf deshalb gespannt sein, ob die Bun­des­re­gierung in den nächsten Tagen Anzeichen erkennen lässt, die auf eine Änderung in dem ver­hee­renden Flücht­lingskurs schließen lassen. Denn natürlich ist es ein inter­na­tional sicher­heits­re­le­vantes Poli­tikum, wenn Deutschland als wich­tigster NATO-Partner in Europa sich innen­po­li­tisch zu desta­bi­li­sieren droht. Dann berührt das selbst­ver­ständlich auch US-Inter­essen und erfordert eine klare Ansprache des ame­ri­ka­ni­schen Präsidenten.
Merkel unter­wirft sich der ame­ri­ka­ni­schen Macht
Betrachtet man den Gesamt­verlauf des bila­te­ralen Arbeits­treffens, hat wohl niemand Kanz­lerin Merkel in ihrer gesamten Amtszeit je zuvor so devot gegenüber der Macht gesehen, wie bei der Pres­se­kon­fernz in Washington. Sie deutete sogar ihre berüch­tigte „Bier­zeltrede“ um, wonach sich Europa mehr auf sich selbst ver­lassen müsse und setzte sie nun, man vernahm es mit Staunen, in einen Zusam­menhang zu der „unfairen“ US-Über­be­lastung in den Verteidigungsausgaben.
Auch Trump griff tief in die Trick­kiste der Rhe­torik. Mit immer wieder erfol­genden gezielten Abschwei­fungen zu anderen Themen, wie etwa die Ent­wick­lungen in Korea, brüs­kierte er die Kanz­lerin und ver­deut­lichte immer wieder, dass der USA-Besuch der Kanz­lerin auf seiner Agenda nur eine kleine Neben­rolle spielt. Deutschland wurde knallhart auf das redu­ziert, was es ist. Ein macht­po­li­tisch und mili­tä­risch unbe­deu­tender Handelsstaat.
Aus der EU droht Ärger für Merkel
Diese impli­zierten Zurecht­wei­sungen dürften die Kanz­lerin schwer getroffen haben. Und auch aus der EU droht Ärger. Wenn dort nun ein hek­ti­scher Kri­senstab tagt, weil Merkel sich in Abkehr von der Brüs­seler Linie dafür aus­sprach, bila­terale Abkommen mit den USA aus­zu­handeln, sollten die selbst­herr­lichen Euro­kraten bedenken, dass die deutsche Kanz­lerin eine Ent­scheidung treffen musste. Es ist die deutsche Schlüs­sel­in­dustrie der Auto­mo­bil­branche, mit ihren hoch angreif­baren glo­ba­li­sierten Zulie­fe­rungs­ketten, die von Trumps Abschot­tungs­po­litik bis ins Herz getroffen würde. Letztlich hat Angela Merkel hier auch in der Sache recht, denn die Welt­han­dels­or­ga­ni­sation WTO ist seit dem Aus­scheren der USA mau­setot und war zuletzt nicht mehr in der Lage, inter­na­tionale Abkommen zu verhandeln.
Insoweit ist die deutsche Regie­rungs­chefin am Tag von Washington erstmals seit Jahren wieder ihrer Amts­pflicht gegenüber ihrem Land nach­ge­kommen. Man möchte fast gra­tu­lieren, wenn man dieser Kanz­lerin auch nur einen Hauch Ver­trauen ent­ge­gen­bringen könnte und nicht befürchten müsste, dass die wohl­klin­genden Worte mit dem Anflug auf Berlins Flug­hafen bereits wieder ver­gessen waren.

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Quelle: PI-News.net