Der Meeres­spiegel steigt, aber nicht wegen des Klimawandels

Es gibt nichts, was wir dagegen tun können, außer Deiche ein wenig höher zu bauen.
Von allen bekannten und ima­gi­nären Kon­se­quenzen des Kli­ma­wandels fürchten die Men­schen am meisten den Anstieg des Mee­res­spiegels. Aber Bemü­hungen zu ergründen, was hinter diesem Anstieg steckt, werden zer­schlagen durch schlechte Daten und Unstim­mig­keiten bzgl. der Ver­fahren. Der bekannte Ozea­no­graph Walter Munk ver­glich den Anstieg des Mee­res­spiegels mit „Enigma“, andere nennen es ein Puzzle.
(Von Fred Singer, WSJ)

All­gemein wird davon aus­ge­gangen, dass der Mee­res­spiegel haupt­sächlich durch die ther­mische Aus­dehnung des Meer­wassers steigt. Aber mittels einer Unter­su­chung über ein sehr kurzes Zeit­in­tervall ist es möglich, die meisten Kom­pli­ka­tionen zu umgehen, wie etwa „iso­sta­tische Adjus­tierung“ der Küs­ten­linie (wenn Grund­wasser und Mine­ralien extra­hiert werden).

Ich ziehe gewöhnlich den Mee­res­spiegel-Trend von 1915 bis 1945 heran, als eine authen­tische und unab­hängig bestä­tigte Erwärmung von etwa 0,5°C statt­ge­funden hat. Ich betone im Beson­deren, dass der Mee­res­spiegel-Anstieg nicht von der Erwärmung beein­flusst wird. Vielmehr setzt er sich mit der gleichen Rate fort, etwa 1,8 mm pro Jahr, wie aus einer Über­sicht von Andrew S. Trupin und John Wahr aus dem Jahr 1990 her­vorgeht. Daher schluss­folgere ich – im Gegensatz zur all­ge­meinen Ansicht – dass die Tem­pe­ratur des Meer­wassers keine direkte Aus­wirkung auf den Anstieg des Mee­res­spiegels hat. Das bedeutet, dass dies auch für den Koh­len­di­oxid­gehalt der Atmo­sphäre gilt.

Diese Schluss­fol­gerung muss man unter­streichen: Sie zeigt, dass der Mee­res­spiegel-Anstieg nicht vom Ver­brauch fos­siler Treib­stoffe abhängig ist. Dieser Beweis sollte die Angst ver­mindern, dass zusätz­liches CO2 das Meer immer schneller steigen lässt.

Aber es gibt auch ver­läss­liche Daten, aus denen her­vorgeht, dass der Mee­res­spiegel mit zuneh­mender Rate steigt. Der Trend wurde gemessen durch ein Netzwerk von Tiden­mess­punkten, von denen viele schon Daten seit über einem Jahr­hundert sammeln.

Die Ursache dieses Trends ist ein Puzzle. Die Physik ver­langt, dass sich Wasser bei zuneh­mender Erwärmung aus­dehnt. Aber um die Rate des Anstiegs kon­stant zu halten, wie es beob­achtet wird, muss die Aus­dehnung des Meer­wassers durch irgend­etwas anderes kom­pen­siert werden. Was könnte das sein? Ich folgere, dass es die Akku­mu­lation von Eis sein muss mittels Ver­dunstung von Meer­wasser und der nach­fol­genden Bildung von Nie­der­schlag als Schnee. Es ist belegt, dass die Eis-Akku­mu­lation auf dem ant­ark­ti­schen Kon­tinent den ste­ri­schen Effekt seit min­destens meh­reren Jahr­hun­derten kom­pen­siert hat.

Es ist schwierig zu erklären, warum die Ver­dunstung von Meer­wasser die Aus­dehnung zu etwa 100% kom­pen­siert. Mein Ana­ly­se­ver­fahren berück­sichtigt zwei mit­ein­ander in Relation ste­hende phy­si­ka­li­schen Phä­nomene: ther­mische Aus­dehnung von Wasser und Ver­dunstung von Was­ser­mo­le­külen. Aber falls die Ver­dunstung die ther­mische Aus­dehnung wirklich kom­pen­siert, ist das Resultat natürlich nahe Null. Was ist dann der wirk­liche Grund für den Anstieg des Mee­res­spiegels um 1 bis 2 mm pro Jahr?

Das Schmelzen von Glet­schern und Eis­schilden fügt dem Ozean Wasser hinzu und lässt den Mee­res­spiegel steigen (das gilt natürlich nicht für auf dem Meer schwim­mende Eis­felder). Nach dem raschen Abschmelzen der nörd­lichen Eis­schilde kann das langsame Schmelzen ant­ark­ti­schen Eises an der Peri­pherie des Kon­ti­nents der Haupt­grund für den gegen­wär­tigen Anstieg sein.

All dies ist so, weil es derzeit viel wärmer ist als vor 12.000 Jahren am Ende der jüngsten Ver­eisung. Aber es steht nur wenig Wärme zur Ver­fügung für die Unter­stützung des Abschmelzens.

Wir erleben derzeit, dass das Ross-Schelfeis des west­ant­ark­ti­schen Eis­schildes schmilzt. Geo­logen haben das langsame Ver­schwinden des Eis­schildes ver­folgt, und der Gla­ziologe Robert Bind­sch­adler pro­phezeit, dass das Schelfeis innerhalb der nächsten 7000 Jahre ver­schwinden wird mit dem daraus fol­genden wei­teren Anstieg des Meeresspiegels.

Natürlich kann innerhalb von 7000 Jahren sehr viel pas­sieren. Das Ein­setzen einer neuen Ver­eisung kann den Anstieg zum Halten bringen. Er könnte sogar um ca. 120 m sinken auf das Niveau des letzten Maximums der Ver­eisung vor 18.000 Jahren.

Gegen­wärtig deutet nichts darauf hin, dass der Anstieg des Mee­res­spiegels von der Was­ser­tem­pe­ratur der Ozeane abhängig ist, und mit Sicherheit nicht von CO2. In abseh­barer Zukunft dürfte der Mee­res­spiegel weiter mit etwa der jet­zigen Rate steigen. Bis zum Jahr 2100 können es weitere ca. 15 cm Anstieg sein – ein müder Abklatsch der alar­mie­renden Zahlen von Al Gore.

Es gibt nichts, was wir in der Zwi­schenzeit gegen den Anstieg des Mee­res­spiegels tun können. Am Besten bauen wir Deiche und Schutz­dämme ein wenig höher.


Mr. Singer is a pro­fessor eme­ritus of envi­ron­mental science at the Uni­versity of Vir­ginia. He founded the Science and Envi­ron­mental Policy Project and the Non­go­vern­mental Inter­na­tional Panel on Climate Change.

Link: https://wattsupwiththat.com/2018/05/16/singer-the-sea-is-rising-but-not-because-of-climate-change/
Über­setzt von Chris Frey EIKE