Die Deut­schen legen ihr Geld falsch an

André Kos­tolany war eine Bör­sen­le­gende. Er war in den 1980ern und 1990ern Dau­ergast in den abend­lichen Talk­shows, wo er in ein­fachen Sätzen die Bör­senwelt erklärte, und die Men­schen von der Aktie als Alters­vor­sorge über­zeugen wollte. Seine Weis­heiten werden heute noch viel zitiert.
(Von Frank Schäffler)
Eine davon lautet: „Ein Anleger soll in ein solides, inter­na­tio­nales Akti­en­depot inves­tieren, dann Schlaf­ta­bletten nehmen und schlafen, und wenn er nach fünf oder sechs Jahren auf­wacht, wird er meist eine ange­nehme Über­ra­schung erleben.“ Sein kon­ge­nialer Partner war Gott­fried Heller, mit dem er 1971 die FIDUKA, eine unab­hängige Ver­mö­gens­ver­waltung in München, gründete, die bis heute zu den Großen der Branche gehört. Heller, ein über­zeugter Anhänger der Markt­wirt­schaft im Erhard­schen Sinne, hat jetzt ein Buch vor­gelegt, das die Idee Kos­to­lanys auf­greift und heu­tigen Lesern zugänglich macht. Nicht mehr und nicht weniger als „Die Revo­lution der Geld­anlage“ schwebt ihm dabei vor. Dabei ist das Buch nicht ein typi­sches Anle­gerbuch, sondern es ist auto­bio­gra­phisch, poli­tisch und visionär. Das unter­scheidet es von vielen anderen auf dem Bücher­markt. Wahr­scheinlich gibt es kaum jemanden in Deutschland, der so viele Erfah­rungen als Investor gesammelt hat. Daher ist schon alleine der Rück­blick auf ein erfolg­reiches Leben als Ver­mö­gens­ver­walter lesenswert.
Was Gott­fried Heller umtreibt, ist der Umstand, dass die Deut­schen ihr Geld falsch anlegen, damit Chancen für die Zukunft ver­spielen und so vielfach Alters­armut droht. Diese Ängste haben his­to­rische und poli­tische Gründe. Die his­to­ri­schen Wäh­rungs­re­formen 1923 und 1948 haben sich tief in das kol­lektive Gedächtnis der Deut­schen ein­ge­prägt. Über diese Ängste schreibt er ein ganzes Kapitel. Die Angst vor Inflation, vor dem Verlust mit Lebens­ver­si­che­rungen und von der dau­er­haften Null­zins­po­litik der EZB. Nicht alles wischt er als unbe­gründet einfach weg. Denn die Wäh­rungs­union in Europa ist tat­sächlich ein Sprengsatz für den Kon­tinent. Der Euro habe die Euro­päische Union in zwei Lager gespalten. Durch­hal­te­pa­rolen im Mer­kel­schen Sinne hält er für gefährlich.
Er schlägt vor, eine fle­xible Wäh­rungs­union zu bilden, die einen gere­gelten Aus­tritt, aber auch einen Wie­der­ein­tritt erlaubt. Spe­ziell für Grie­chenland hält er den Aus­tritt für erfor­derlich, damit das Land außerhalb des Euros seine neue Währung abwerten und selbst­be­stimmte Reformen durch­führen kann. Die Glaub­wür­digkeit der EZB sieht er schwer beschädigt. Der Ankauf von Staats­an­leihen in Bil­lio­nenhöhe ist für ihn eine Staats­fi­nan­zierung durch die Hin­tertür. Er schlägt eine Stimm­ge­wichtung nach der Größe der Haftung der ein­zelnen Noten­banken vor. Ob das hilft, wenn alle im Glashaus sitzen?
Die Revo­lution der Geld­anlage sieht er in den ETFs (exchange-traded funds), also bör­sen­ge­han­delten Fonds. Sie ermög­lichen es inzwi­schen auch Klein­an­legern, in breit­ge­streute Porte­feuilles und Indizes zu inves­tieren. Was früher nur großen Ver­mö­gens­ver­waltern oder Fonds möglich war, ist heute mit geringen Beträgen und geringen Kosten jedem Anleger möglich. Er ist geradezu begeistert von dieser Anla­ge­ka­te­gorie. „Wenn es um Ein­fachheit, niedrige Kosten und eine solide Per­for­mance geht, sind ETFs unschlagbar.“ Inzwi­schen gibt es über 1.000 ETFs, die an deut­schen Börsen gehandelt werden. Alleine mit 15 ETFs könnten so 8.000 bis 10.000 Ein­zel­titel abge­bildet werden.
Der Regierung liest der Grand­sei­gneur der deut­schen Ver­mö­gens­ver­walter die Leviten. Die ein­seitige För­derung der Riester-Rente hält er für grund­falsch. Er zitiert Horst See­hofer, der 2016 die Riester-Rente für gescheitert erklärt hat. Ähnlich wie Rürup-Renten und die vielen Pen­si­ons­kassen leiden diese Instru­mente an der über­mä­ßigen Anlage in Zins­pa­pieren und an der Ver­ren­tungs­pflicht am Ende ihrer Laufzeit. Dies mache die Pro­dukte unren­tabel und teuer. Zahl­reiche Länder machen es da wesentlich besser. Als Bei­spiel nennt er die USA, wo in die so genannten 401(k)-Pläne bis zu 15 Prozent des Jah­res­ein­kommens steu­erfrei auch in Aktien- und gemischte Fonds inves­tiert werden können.
Letztlich plä­diert Gott­fried Heller in seinem Buch für mehr Freiheit des Ein­zelnen. Der Staat solle die Men­schen nicht an die Hand nehmen, sondern jedem ein­zelnen die Chance für ein selbst­be­stimmtes Leben ermög­lichen. Das ist das eigent­liche Bekenntnis dieses sehr lesens­werten Buches. Daher zitiert er auch die Phi­lo­sophie Erhards: „Jeder ist seines Glückes Schmied. Es herrscht die indi­vi­duelle Freiheit und dies umso mehr, je weniger sich der Staat anmaßt, den ein­zelnen Staats­bürger zu gängeln oder sich zu seinem Schutz­herren auf­spielen zu wollen.“
HIER ver­san­kos­tenfrei bestellen: Gott­fried Heller: Die Revo­lution der Geld­anlage – Wie Sie mit ein­fachen Methoden erfolg­reich inves­tieren, Finanz­buch­Verlag, München, 1. Auflage 2018


Frank Schäffler für TheEuropean.de