Eva Herman: Das Dritte Reich und die Kitas

Eine Analyse von Eva Herman — Als ich 2012 in einer öster­rei­chi­schen Talkshow über das gebur­ten­schwache Deutschland sprach, raunzte mich ein linker Aktivist an. Er hatte eine Mutter meh­rerer Kinder, die aus Kamerun stammte, und heute in Wien lebt, zur Sendung begleitet: Ich würde ihre afri­ka­ni­schen Lands­leute dis­kri­mi­nieren, die doch schließlich jetzt her­über­kämen, um das Ruder zu über­nehmen. Ob die denn nicht gut genug seien als unsere Nachfolger?
Johannes Kerner: Sind Mütter noch ernst­zu­neh­mende Mit­glieder der Gesellschaft?
Mit anderen Worten: Ihr könnt ruhig aus­sterben, für Euch gibt es genügend Ersatz. Damals fragte ich mich, ob dies nicht auch eine Dis­kri­mi­nierung gegenüber den Deut­schen und Öster­rei­chern sei, aber, wie gesagt, die Frage inter­es­sierte damals nie­manden, auch nicht den öffentlich-recht­lichen ORF-Mode­rator, und heute schert sich ohnehin kein alter Hund mehr um solche Fragen.
Seit fast zwanzig Jahren beschäf­tigen mich Themen wie: Warum ist Deutschland so kin­der­feindlich? Wieso bekommen die Deut­schen die wenigsten Kinder auf der Welt? Weshalb wird hier der kleinste Kern der Gemein­schaft, die Familie, sys­te­ma­tisch durch eine grau­selige Fami­li­en­po­litik zer­stört? Warum werden zu Hause blei­bende Mütter dif­fa­miert, wieso erhalten sie keine Aner­kennung, weder gesell­schaftlich, noch finan­ziell? Wieso nur die erwerbs­tätige Frau ein »ernst­zu­neh­mendes Mit­glied der Gesell­schaft«, wie es Johannes B. Kerner in seiner legen­dären ZDF-Raus­schmiss-Talkshow vom 09. Oktober 2007 konstatierte?
Hitlers Fami­li­en­po­litik brachte erst den Lei­densweg über Mutter und Kind
Wer über solche Themen laut nach­denkt, wird schnell und ohne Umschweife in die rechte Ecke gestellt, meinen doch die poli­tisch kor­rekten Gut­men­schen, dass gerade die Mutter in der dunklen Zeit Deutsch­lands durch die Fami­li­en­po­litik Adolf Hitlers hoch­verehrt worden sei. Doch unsere Top-Jour­na­listen und Poli­tiker scheinen die Geschichts­bücher nicht richtig gelesen zu haben. Denn neben dem bil­ligen Pro­pa­ganda-Instrument des Mut­ter­ordens begann genau in dieser der Lei­densweg der deut­schen Mutter und ihren Kindern- und übrigens damit auch der für die Männer. Und somit ent­stand erst die Kin­der­feind­lichkeit, die heute, achtzig Jahre später, all ihre demo­ra­li­sie­renden Aus­wir­kungen zeigt.
Unsere heutige Krip­pen­po­litik ist exaktes Abziehbild aus dem Dritten Reich
Wie man viel­leicht noch weiß, schrieb ich über dieses Thema einige Bücher, ich forschte, unter­suchte, recher­chierte. Die von mir ver­öf­fent­lichten Resultate waren der­artig ver­heerend, dass das System mich so schnell wie möglich aus sel­bigem ent­fernen wollte, was dann auch geschah. Mit allen Mitteln suchte man eine öffent­liche Dis­kussion über die wahren Gründe zu ver­hindern: Die feh­lende Wert­schätzung der Mutter.
Zudem steht die Tat­sache fest, dass unsere heutige Krip­pen­po­litik ein exaktes Abziehbild der Hit­ler­schen Fami­li­en­po­litik ist. Denn auch heute tut die Politik alles, um die erwerbs­tä­tigen Mütter so früh wie möglich von ihren kleinen Kindern zu trennen und letztere von fremden Per­sonen »erziehen« zu lassen.
Die rigorose Mutter-Kind-Trennung begann bei Hitler
Aber die Wahrheit lässt sich stets nur für eine Zeitlang ver­tu­schen, sie wird sich immer ihren Weg suchen, auch wenn es manchmal etwas länger dauert. Wer also ernsthaft wissen will, was hier in Deutschland dazu führte, dass die Bevöl­kerung ihre eigene Zukunft ablehnt, sich selbst als nicht mehr lebenswert zu betrachten scheint, der muss sich in die tiefsten Abgründe unserer Geschichte begeben, in die Nazizeit.
Hier nahm man einst flä­chen­de­ckend und ganz sys­te­ma­tisch die rigorose Trennung von Müttern und ihren Babys vor. Johanna Haarer hieß eine Ärztin, die von Adolf Hitler ins Fami­li­en­mi­nis­terium geholt wurde, um mit Pro­pa­ganda und Gesin­nungs­wäsche das Land davon zu über­zeugen, die Kleinen nicht zu »ver­zärteln«, sondern sie früh weg­zu­geben. Sie schrieb mehrere Bücher, die zur Pflicht­lektüre für alle Mütter wurden, worin sie, für jeden Psy­cho­logen und Bin­dungs­for­scher leicht erkennbar, desas­tröse »Emp­feh­lungen« gab.
Friedrich Engels: »Die Beschäf­tigung der Frau löst die Familie not­wendig gänzlich auf«
Doch was hat das mit der heu­tigen, nie­der­schmet­ternden Gebur­tenrate zu tun? Wir sollten uns dazu zwei Zitate ansehen, zum ersten jenes des 1820 gebo­renen Poli­tikers Friedrich Engels, der gemeinsam mit dem heute hoch­ge­fei­erten Karl Marx den berühmten »Mar­xismus« und die »Grund­sätze des Kom­mu­nismus« ent­wi­ckelte und erar­beitete. Er sagte:
»Die Beschäf­tigung der Frau in der Fabrik löst die Familie not­wendig gänzlich auf, und diese Auf­lösung hat in dem heu­tigen Zustande der Gesell­schaft, der auf der Familie beruht, die demo­ra­li­sie­rendsten Folgen, sowohl für die Ehe­leute wie für die Kinder. Eine Mutter, die nicht Zeit hat, sich um ihr Kind zu bekümmern, ihm während der ersten Jahre die gewöhn­lichsten Lie­bes­dienste zu erweisen, eine Mutter, die ihr Kind kaum zu sehen bekommt, kann diesem Kinde keine Mutter sein, sie muss not­wendig gleich­gültig dagegen werden, es ohne Liebe, ohne Für­sorge behandeln wie ein ganz fremdes Kind, und Kinder, die in solchen Ver­hält­nissen auf­ge­wachsen, sind später für die Familie gänzlich ver­dorben, können nie in der Familie, die sie selber stiften, sich hei­misch fühlen, weil sie nur ein iso­liertes Leben ken­nen­ge­lernt haben, und müssen deshalb zur ohnehin schon all­ge­meinen Unter­grabung der Familie bei den Arbeitern bei­tragen. Eine ähn­liche Auf­lösung der Familie wird durch die Arbeit der Kinder herbeigeführt.«
Mar­xis­ti­scher Kul­tur­po­li­tiker: »Unsere jetzige Aufgabe ist die Zer­störung der Familie und die Ablösung der Frau von der Erziehung ihrer Kinder.«
Fragen wir einmal Anatoli Lunat­scharski (1875–1933), mar­xis­ti­scher Kul­tur­po­li­tiker Russ­lands, der unter dem Kom­mu­nisten-Idol Wla­dimir Lenin als Volks­kom­missar für das Bil­dungs­wesen fun­gierte. Er offen­barte vor fast hundert Jahren, was bei den Nazis dann ganz konkret ins Fami­li­en­pro­gramm auf­ge­nommen und stringent umge­setzt wurde:
»Unsere jetzige Aufgabe ist die Zer­störung der Familie und die Ablösung der Frau von der Erziehung ihrer Kinder. Wenn wir in unseren Gemein­schafts­häusern gut vor­be­reitete Abtei­lungen für Kinder orga­ni­siert haben, ergibt es sich zwei­fellos, dass die Eltern ihre Kinder von allein dorthin senden werden, wo sie durch medi­zi­nisch und päd­ago­gisch qua­li­fi­ziertes Per­sonal über­wacht sind.«
Nazi­bücher waren bis in die acht­ziger Jahre Bestseller
In Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind legte die über­zeugte Nazi-Autorin Johanna Haarer eine umfas­sende  Anleitung vor, wie Mütter mit ihren Kindern umgehen sollten. Das schaurige Werk erschien erstmals 1934 und wurde bis zum Ende des Krieges mehr als eine halbe Million Mal ver­kauft. 1936 kam Unsere kleinen Kinder auf den Markt, eben­falls ein Best­seller. Es wurde das Grund­la­genwerk der »Reichs­müt­ter­schulung« und galt als weg­weisend bis in die acht­ziger Jahre.
Die Haarer-Bücher waren im Reichs­müt­ter­schu­lungskurs der NS-Frau­en­schaft auch eine Grundlage der Aus­bildung junger Frauen. Noch heute hören wir von unseren Müttern und Groß­müttern so manches Mal – natürlich unbe­wusst – das üble Gedan­kengut aus der dunklen Zeit, wenn sie sagen: »Lass das Baby schreien, das stärkt die Lunge!«.
Nazi-Tipp für Babys: »Schreien lassen, das stärkt die Lunge!«
Zwei Gedanken prägten Haarers Bücher: die phy­sische Trennung von Mutter und Kind und die emo­tionale Distanz. Ein­dringlich warnte sie vor einem »Übermaß an Liebe«, und empfahl, den Säugling einzig zum Stillen in den Arm zu nehmen. Wenn das Baby schreit, lautete die Devise: »Liebe Mutter, werde hart«, gab Haarer zu ver­stehen. »Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bette her­aus­zu­nehmen, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren und oder es auf dem Schoß zu halten.«
Die Schriften der Nazi-Gehilfin degra­dierten Kinder sys­te­ma­tisch zu wider­spens­tigen Stö­ren­frieden. »Kleine Nichts­nutze« nannte sie den Nach­wuchs, Erziehung war für sie der Kampf gegen den Willen des Kindes. Alle ele­men­taren Gefühle wurden als »Affen­liebe« ein­ge­stuft. Im Zentrum der Mutter- Kind-Beziehung stand für Haarer das Pos­tulat, das Kind zur »Selbst­stän­digkeit« zu erziehen. Was damit gemeint war, ist klar:
Bin­dungslose Kinder als später willige Erfül­lungs­ge­hilfen des Systems
Es ging, genau wie im Kom­mu­nismus, auch bei den Nazis darum, bin­dungslose Kinder her­an­zu­ziehen, die sich früh in das ideo­lo­gische Erzie­hungs­system inte­grieren ließen. Sol­da­tische Tugenden wie Dis­ziplin und Gehorsam wurden den Kindern vom ersten Schrei an abge­fordert, das Bereit­stellen von Nach­wuchs, der sich mühelos in das System ein­gliedern ließ, war oberstes Gebot.
Das Kind der Nazizeit wurde in einem stän­digen Span­nungs­zu­stand gehalten, seine exis­ten­zi­ellen Bedürf­nisse wurden per­manent mit Füßen getreten. Das frühe Ersterben­lassen eigener Gefühle musste schließlich zum inneren Todsein führen. Wer nie die Liebe erfuhr als Kind, die er lebens­not­wendig braucht, der wird niemals richtig lieben können, weder sich selbst, noch andere, später auch nur schwer die eigenen Kinder..
Viele spüren den Schmerz nicht einmal mehr
Die Nazi-Theorien Haarers prägen bis heute die Mütter, damit auch die Kinder und Kin­des­kinder, die seit dieser Zeit geboren wurden – und die selbst Mutter wurden. Das muss man wissen, wenn man sich fragt, warum Frauen heute offenbar leichten Herzens dazu bereit sind, ihre Babys in fremde Hände weg­zu­geben, um wieder zu arbeiten. Viele spüren den Schmerz nicht einmal mehr. Wes­wegen auch Liebe und Glück nur noch so seltene Besucher geworden sind.
Der später auf­ge­kommene Femi­nismus, ange­führt von Chef-Emanze Alice Schwarzer, rückte die von den Nazis vor­be­rei­teten Bahnen der Fami­li­en­auf­lösung end­gültig in die gewünschte Richtung. Heute gehört die frühst­mög­liche Trennung der Mutter von ihrem Säugling zum festen Bestandteil der Gesellschaftspolitik.
Wir sind eine Gesell­schaft des Sterbens geworden
Und nun? Noch lamen­tieren die Obersten, noch lassen sie diffuse Ideen kur­sieren, um angeblich etwas zu ändern bzw. die Gebur­tenrate zu erhöhen. Doch bei den Deut­schen wird es nichts mehr werden damit, denn es ist zu spät. Wir sind nicht eine Gesell­schaft des Lebens, sondern des Sterbens geworden, aber, das stört ja keinen alten Hund mehr. Zu träge sind wir, zu müde offenbar, um zu wider­sprechen. Man lässt alles einfach geschehen.
Und jetzt wird sich ohnehin alles ändern, da immer mehr fremde Kul­turen in unser Land strömen, gebär­freudig, wider­stands­fähig, stark. Und sie sind nicht geprägt und blo­ckiert etwa durch ihre eigene, wirklich ver­hee­rende Geschichte. Irgendwie hatte der Linke in der ORF-Sendung damals doch recht.
 


Eva Herman auf eva-herman.net