Kaum hatten ihn die Freiburger zum neuen Oberbürgermeister gewählt, da schlug dem 33-jährigen Martin Horn die Herzlichkeit der Menschen voll entgegen. Und zwar mitten auf die Zwölf. Ein blaues Auge und ein ausgeschlagener Zahn blieben dem frischgebackenen OB als nachhaltiges Andenken der Wahlparty zurück. Hallo, Herr Bürgermeister, Sie sind angekommen in der tolerantesten, liberalsten und buntesten Öko-Stadt Deutschlands, in der man gut und gerne lebt! Freuen Sie sich auf die neue Aufgabe.
Müssen wir uns jetzt ernstlich Sorgen machen? Ach iwo! C‘est la vie – wie der aufgeklärte Freiburger sagen würde. Kann schon mal passieren in dieser von Kollateralschäden nicht armen Kommune. Der bemitleidenswerte mutmaßliche Tatverdächtige, ein 54-jähriger vermutlich aus der Lebensbahn geratener Mensch, kann ja nichts dafür. Er ist halt psychisch krank und macht das wohl öfter, weiß die Polizei. Ein Einzelfall nur, wie er neuerdings ständig in Deutschland Respektspersonen gegenüber begegnet. Und Politiker sind nun mal ein Spiegelbild der Gesellschaft, wie man so schön sagt.
Das Verarzten des neuen Freiburger Bürgermeisters durch den Rettungsdienst ging dann ganz ohne Komplikationen vonstatten. Andernorts wird schon mal der Rettungswagen von außen durch launige Zeitgenossen aufgeschaukelt, dass man fast seekrank werden könnte. Oder es passiert Schlimmeres: Also alles halb so wild im Ländle.
Für Polizisten gehört es schon zum Alltagsgeschäft, wenn sie mit ihren Köpfen brutalst auf die Fäuste von erlebnisorientierten Menschen einschlagen. Sie werden schließlich bezahlt dafür, dass ihre Leiber Performance zeigen müssen. Zum Beispiel, wenn das Knöllchenverteilen an der kulturspezifischen Vitalität der falschparkenden Besitzer scheitern sollte. Wenn‘s ganz dicke kommt, können sie sich noch mit ihren Waffen in einem Fluchtraum verbarrikadieren, wie neulich in Ellwangen.
Auch Lehrer stehen seit geraumer Zeit hoch im Kurs, wenn es um Hiebe geht. Früher prügelten die Pauker ja selbst auf die Schüler ein. Man kann verstehen, wenn sich angesichts dieser Erbschuld nun der Wind gedreht hat und der Rohrstock, verbal oder physisch, in die andere Richtung austeilt. Das mag daran liegen, dass es einigen Lehrkräften nicht gelingen will, ihr Wissen von der toleranten, offenen, bunten Welt zielgerichtet an den Menschen, vornehmlich mit Migrationshintergrund, zu bringen. Schwächere und jüngere Menschen greifen dann mitunter auch schon mal im freundschaftlichen Schüler-Lehrer-Gerangel zum „Obstmesser“.
Wenn Ärzte Schläge von aufgebrachten Patienten beziehen, dann sind sie häufig selber schuld, muss man leider mutmaßen. Fast jeder von uns kennt das, wenn sich Privatpatienten in vollgedünsteten Wartezimmern oder auf Fluren von Notaufnahmen vorbeidrängeln wollen. Man kann verstehen, wenn bei Menschen, die unsere Kanzlerin eingeladen hat und die noch nicht lange hier leben, dann manchmal die Sicherungen rausspringen. Wer ihnen in solchen Stresssituationen keinen Kulturrabatt gewähren will, der ist wirklich kein Mensch. Es ist auch wenig sensibel, wenn zum Beispiel sämtliche Ärztinnen im Kreis Germersheim bei Nachteinsätzen Personenschutz fordern. Ein solches Verhalten ist geeignet, Misstrauen zu säen und die Gesellschaft zu spalten.
Von Busfahrern ist man ja schon gewohnt, dass sie sich manchmal unhöflich und nicht kundengerecht gegenüber schwarzfahrenden Menschen verhalten. Wenn diese Gäste dann kulturtypisch antworten, sind die Medien wieder voll davon. Dabei genügt doch ein freundliches „Beim nächsten Mal bitte den Fahrschein vorher lösen“ und gut is!
Zu den wenigen Respektspersonen, die ihre Sensibilität und Contenance auch in Stress-Situationen bewahren, das heißt, wenn sie eins in die Fresse bekommen, gehören wohl Pfarrer. Sie halten zwar nicht in jedem Fall die andere Wange hin, obwohl sie das eigentlich müssten, aber sie verzeihen zumindest und helfen dem Täter auf die Sprünge.
Hieran können sich vor allem jene Menschen, die schon länger hier leben und vielleicht einmal in eine der geschilderten Situationen geraten könnten, eine Scheibe abschneiden. Ansonsten ein wertvoller Tipp: Notfalls den Gehweg freimachen, die Straßenseite wechseln und laut singen, wie die Berliner Polizei empfiehlt. Das hilft nicht immer, aber immer öfter!
Diese wundervolle Glosse wurde erstveröffentlicht auf PI-News.net