Dem Tod knapp ent­kommen: Scho­ckie­render Erfah­rungs­be­richt und Warnung einer Pati­entin mit Histamin-Intoleranz

Wer mein Buch „Gift­de­ponie Mensch“ gelesen hat, weiß, dass ich in meinem Leben schon sehr viel erlebt habe, womit ich im Nach­hinein auch anderen Men­schen helfen konnte. Gerade im Gesund­heits­be­reich habe ich durch meine eigene – damals schwere – Erkrankung erfahren müssen, dass man immer auf­merksam sein muss und für sich und sein Wohl­ergehen selbst ver­ant­wortlich ist. Denn glaubt man Ärzten oder The­ra­peuten, scheint es für zahl­reiche chro­nische Erkran­kungen keine Dia­gnose oder Ursache zu geben. Ich bekam jedoch jüngst wieder einmal bestätigt, dass dem eben nicht so ist und es für alles eine Erklärung, eine Lösung und eben eine Ursache und somit auch Abhilfe gibt!
Was war passiert? 
Eigentlich erst einmal etwas nicht wirklich Unge­wöhn­liches, etwas, das schon viele Men­schen heim­ge­sucht hat: Nach einem etwas üppi­gerem und viel zu spätem Mahl, flippte meine Galle aus und zeigte mir mit einer wirklich äußerst schmerz­haften Kolik, was sie so alles drauf hatte. Dieser kaum aus­zu­hal­tende Zustand trieb mich nachts in ein Kran­kenhaus, wo ich auch wirklich sehr für­sorglich, schnell und freundlich auf­ge­nommen wurde. Schnell stand fest: Ein großer Stein blo­ckierte den Gal­len­ausgang, die Galle selbst war gna­denlos ent­zündet und musste schnellst­möglich raus. Dem­zu­folge beschloss man, mich zeitnah zu operieren.
Wenige Stunden später über­zeugte sich der Arzt, der mich ope­rieren sollte, nochmals vom Zustand meiner Bauch­organe und meinte, es ginge dann auch bald los. Hierzu war vorab ein auf­klä­rendes Nar­ko­se­ge­spräch mit einer Anäs­the­sistin von­nöten. Ich infor­mierte sie, dass ich bestimmte Medi­ka­mente nicht ver­trage und nannte diese auch und betonte anschließend, dass ich das Schmerz­mittel „Novalgin“ nicht ver­trage und Nah­rungs­mittel-Unver­träg­lich­keiten hätte sowie eine Histamin-Into­leranz. Dar­aufhin schaute sie mich fragend an, und ich erklärte ihr kurz, was es damit auf sich hat. Ich hatte über 24 Stunden nicht geschlafen und war bereits von den ver­gan­genen Schmerzen geschwächt, weshalb ich ihr anscheinend nicht VEHEMENT genug die Histamin-Into­leranz beschrieb. Die Ärztin fragte aller­dings nach meinen Aus­füh­rungen, ob ich vom Fach wäre und somit dachte ich, dass sie wusste, wovon ich redete. Sie beru­higte mich dann auch, indem sie sagte, sie würden schon gut auf mich auf­passen und es gebe ja noch andere Schmerzmittel.
►In meinem Buch gehe ich aus­führ­licher auf das Thema „Histamin-Into­leranz“ ein, deshalb hier nur eine kurze Erklärung: Men­schen mit einer Histamin-Into­leranz fehlt ein Enzym (Dia­min­oxidase – kurz DAO) bzw. haben sie nicht genug Enzyme, um Histamin im Körper abzu­bauen. Diese Men­schen müssen hist­amin­reiche Lebens­mittel (z.B. gereiften Käse, Rotwein, Fisch uvm.) meiden bzw. ihre ganz per­sön­liche Grenze her­aus­finden, wieviel und wie oft sie hist­amin­haltige Lebens­mittel zu sich nehmen können. Aber auch Stress und Sport lässt den Histamin-Spiegel steigen.
Nun war mir in diesem spe­zi­ellen Notfall-Moment nicht mehr bewusst, dass ich nach meiner Schild­drüsen-Ope­ration und auch in einer anderen Situation hef­tigere All­ergie-Anfälle hatte und starke Anti­hist­aminika brauchte – und ich spreche hier von rich­tigen sog. H1- und H2-Blo­ckern (Kor­tison und Dime­tinden). Man fand nie heraus, weshalb das so war, ver­mutete aber, dass das Schmerz­mittel Ibu­profen ver­ant­wortlich war, weshalb ich es immer brav und sofort als All­er­gie­aus­löser angebe. Novalgin mied ich, nachdem es mir nach einer kleinen Dosis sehr schwindlig wurde – und dies hatte ich ja auch der Nar­ko­se­ärztin gesagt.
Zurück zur Galle… Nach der OP wachte ich schon im Ope­ra­ti­onssaal auf und war sehr unruhig. Außerdem hatte ich das Gefühl, der ganze Raum würde sich um mich drehen, genauso das Bett unter mir. Als ich im Auf­wachraum war, bekam ich noch einen hef­tigen Schüt­tel­frost, den ich nicht unter Kon­trolle bekam. Hierfür wurde mir ein Mittel gespritzt, worauf es dann auch auf­hörte, aller­dings drehte sich immer noch alles und mir war übel. „Das ist die Narkose, das geht gleich vorbei“, waren die Worte des her­bei­ge­ru­fenen Nar­ko­se­arztes (der ein anderer war als die Ärztin, die das Auf­klä­rungs­ge­spräch führte).
Zurück im Zimmer war mir immer noch schwindlig, aber ich fügte mich in mein Schicksal, weil beteuert wurde, das liege an der Narkose. Nach drei wei­teren Karussell-Stunden bekam ich etwas Brei zu essen und Tee. Auf­setzen konnte ich mich vor Schwindel und Schmerzen aller­dings nicht. Und dann brach das Chaos aus! Mein Herz schlug plötzlich so schnell und heftig, dass ich Angst bekam. Außerdem bekam ich hef­tigste Kopf­schmerzen, vom Schwindel ganz zu schweigen, meine Schleim­häute schwollen an, mein Körper und Gesicht ebenso und nach kurzer Zeit war ich rot wie ein Hummer und bekam nur noch schwer Luft. Ich klin­gelte nach der Schwester, die auch sofort einen Arzt herbei rief. Und da ahnte ich es… Ich fragte, ob in der Infusion, die ich zuvor hatte, das Schmerz­mittel „Novalgin“ war und die Schwester bejahte. DAS ALLEIN WAR SCHON UNGLAUBLICH! Hielten die mich hier alle für blöd oder unzu­rech­nungs­fähig? Warum eigentlich hatte ich darauf hin­ge­wiesen, dass ich dieses Mittel nicht ver­trage und nicht möchte?
Doch für Zorn oder Wut hatte ich weder Kraft noch Zeit. Ich merkte, dass das Leben irgendwie aus mir wich… Nun gab ICH dem hilf­losen Arzt Anwei­sungen, mir SOFORT, DRINGEND und INTRA­VENÖS Kor­tison und Fenistil zu spritzen. Da fing dieser Arzt an zu dis­ku­tieren, woher ich das wissen wolle und sagte, er müsse noch einen anderen Arzt hin­zu­ziehen. Dieser schaute sich erst einmal in Ruhe mein Notfall-All­ergie-Set an, welches ich seit meinem letzten All­ergie-Anfall immer dabei habe. Aber das ging hier alles viel zu schnell und es hätte zu lange gedauert, die Medi­ka­mente über Magen und Darm auf­zu­nehmen. Irgendwann standen einige dienst­ha­bende Ärzte vor mir sowie zwei Kran­ken­schwestern und mein armer, ver­zwei­felter Mann, der die Ärzte bat, doch endlich die Mittel zu spritzen. Aber einer der Ärzte wollte erst einmal meinen Blut­druck wissen und die Schwester legte los. 80:40, kurz vorm Weg­treten also. Ich wusste, dass dies eine fort­ge­schrittene Stufe eines ana­phy­lak­ti­schen Schocks war und bekam Panik.
Jetzt riss mir der Arzt die Beine trotz Schmerzen hoch, das Bett wurde schräg gestellt und mir wurde plötzlich sehr übel. Ich bet­telte in diesem erbärm­lichen Zustand nur noch, mir die Mittel doch endlich zu spritzen, worauf ein Pfleger oder Arzt (und ihm sei wirklich Dank!) sagte, er hätte sie schon mal auf­ge­zogen und hielt sie hin. Ich übergab mich und merkte wäh­rend­dessen, dass ich nicht mehr lange anwesend bzw. auf dieser Welt sein würde. Zwi­schen­durch zischte ich nur noch: „Spritzen Sie doch!“, worauf sich ein Arzt ENDLICH erbarmte und beide Mittel spritzte. Nach höchstens 30 Sekunden war mein Kreislauf wieder da, der Schwindel hörte auf, die Kopf­schmerzen gingen zurück und meine Schleim­häute schwollen nach und nach ab. Da hatte ich mir wohl selbst gerade mit letzter Kraft das Leben gerettet! Dass dies wirklich so war, erfuhr ich nach einigen Recherchen, als ich wieder fit war. Dar­aufhin beschloss ich, meine Geschichte öffentlich zu machen, um anderen Men­schen zu helfen, damit sie niemals in solch eine Gefah­renlage kommen müssen. Nie werde ich die ahnungs­losen Gesichts­aus­drücke der Ärzte ver­gessen, die an meinem Bett standen und völlig hilflos sowie mit der Situation absolut über­fordert schienen!
Am über­nächsten Tag war ich nun wieder Herr meiner Sinne und wollte wissen, welche Ursachen nun wirklich hinter diesem all­er­gi­schen Schock steckten und fing an, im Internet zu recher­chieren, nachdem meine Schwester mir den Hinweis ihrer Bekannten wei­tergab, dass der Körper bei einer Ope­ration sehr viel Histamin aus­schüttet, was mir zwar logisch, aber auch noch neu war. Die Infor­ma­tionen, die ich fand, waren sehr auf­schluss­reich und können lebens­rettend sein, weshalb ich sie hier zusam­men­ge­fasst weitergebe:
►          Bei Stress und bei Schmerzen schüttet der Körper hohe Mengen an Histamin aus.
►          Bei All­ergien macht er dies ebenso.
►          Anti­in­flamm­a­to­rische (ent­zün­dungs­hem­mende) und anal­ge­tische (schmerz-lin­dernde, nako­ti­sie­rende) Medi­ka­mente steigern die Histaminfreisetzung.
►        Manche Lebens­mittel und Sub­stanzen, aber auch Medi­ka­mente blo­ckieren die Bildung des Enzyms DAO, welches Histamin abbaut.
Wie­viele sind auf­grund der Unwis­senheit von Ärzten auf dem OP-Tisch schon „grundlos“ gestorben?
Nun kommen bei einer Ope­ration gleich mehrere Fak­toren zusammen und das Hist­aminfass läuft sehr schnell über. Manche Men­schen reagieren bereits während einer Ope­ration heftig, der Kreislauf bricht zusammen oder eben andere Reak­tionen zeigen sich – bis zum Tod! Dies scheint aber leider nicht allen Ärzten bekannt zu sein bzw. wird man nicht gefragt, ob Into­le­ranzen vor­liegen. All­ergien ja, das scheint bekannt zu sein, aber es gibt Men­schen, die eine Unver­träg­lichkeit auf bestimmte Sub­stanzen haben – und hierbei handelt es sich nicht um eine All­ergie! (siehe mein Buch „Gift­de­ponie Mensch“). Und es gibt Men­schen, die eben nicht wissen, dass ihre chro­ni­schen Beschwerden z.B. von einer Into­leranz kommen, und welche sich in meiner Situation sicher auch nicht selbst hätten helfen können. Hier darf man gar nicht daran denken, wie viele Men­schen viel­leicht schon „auf dem Tisch“ geblieben sind. Das sind dann die Todes­fälle, bei denen keiner weiß, warum sie einen Routine-Ein­griff nicht über­lebten! Und wer haftet für all diese Todes­fälle? Wer ent­schädigt die Hinterbliebenen?
Bei meinen Recherchen las ich weiter, dass man bei ver­un­fallten Per­sonen meist ein Mittel mit dem Wirk­stoff „Met­amizol“ spritzt, um den Körper schnell von Schmerzen zu befreien, was aller­dings bei Men­schen mit Histamin-Into­leranz ganz schnell tödlich enden kann! Ich ahnte etwas und merkte, wie Wut in mir hochkam… Ein paar Klicks später hatte ich es dann schwarz auf weiß: Hinter dem Schmerz­mittel Novalgin steckt der Wirk­stoff Met­amizol!!! Ich war ent­setzt! Deshalb also vertrug ich dieses Medi­kament nicht. Ich schwankte zwi­schen tiefer Dank­barkeit, noch am Leben zu sein und rasender Wut, dass man mir dieses Mittel trotz meiner Hin­weise gegeben hatte. Das, so beschloss ich, wollte ich nicht auf mir sitzen lassen. Hätte ich noch eine Galle, wäre sie spä­testens jetzt übergelaufen!
Meinen behan­delnden Arzt, der mich auch ope­riert hatte, wollte ich direkt auf­klären, was auch wirklich not­wendig war. Er war völlig ahnungslos, was es mit einer Histamin-Into­leranz auf sich hat. Ja, er hat mich gut und erfolg­reich ope­riert und sich natürlich auf die Anäs­the­sisten ver­lassen. Und ja, er ist ein sehr sym­pa­thi­scher Arzt, der mit mir immer auf Augenhöhe redete und oft nach meinem Befinden fragte. Ich habe auch wirklich Respekt davor, was Ärzte leisten, einen Men­schen auf­zu­schneiden und zu ope­rieren muss man ja auch erst einmal können. Aber dennoch wurde mir jetzt das Ausmaß der Unwis­senheit erst richtig bewusst! Warum werden Ärzte darüber nicht aus­rei­chend geschult? Und laut Inter­net­be­richten ist dies keine Sel­tenheit. Da konnte ich ja froh sein, dass ein Arzt bei meinem vor­he­rigen Anfall direkt richtig gehandelt hatte. Dieser Arzt redete sich und seinen Berufs­stand jetzt heraus, indem er meinte, ich hätte eine solche All­ergie schriftlich vor­legen müssen und sollte mir das für die Zukunft dringend bestä­tigen lassen. Jetzt sollte ich auch noch selbst dafür ver­ant­wortlich sein! Hier wird das letzte Wort noch nicht gesprochen sein…
Ich werde mir dennoch schriftlich bestä­tigen lassen (Halb­götter in Weiß glauben wohl leider nicht den Worten eines Nor­mal­sterb­lichen), worauf ich reagiere, was zu beachten ist und wie man vor­gehen muss. Hilfe hierfür (das weiß ich leider auch erst seit dem Vorfall) findet man in All­ergie-Zentren, in denen mehrere All­er­go­logen Hand in Hand arbeiten. Dort werden sehr vor­sichtig All­ergie-Tests gemacht (mit bereit­lie­genden und sofort ver­wend­baren H‑Blockern), auch im Falle von Histamin-Intoleranzen.
In einem Bericht einer öster­rei­chi­schen Ärz­te­zeitung wurde ich fündig, wie man wirklich bei einer Histamin-Into­leranz und einer anste­henden Ope­ration vorgeht: Man spritzt VOR der Ope­ration pro­phy­lak­tisch die H‑Blocker (z.B. Kor­tison und Fenistil), WÄHREND der Ope­ration und DANACH bei Bedarf nochmals. Nur so kann man einen Hist­amin­über­schuss ver­hindern. Diese Infor­mation kann für viele Men­schen lebens­rettend sein! 
Abschließend würde ich mich sehr freuen, wenn dieser Bericht so oft wie möglich geteilt wird, um viele Betroffene, deren Ange­hörige und Freunde sowie Ärzte zu erreichen und viel­leicht noch recht­zeitig vorzuwarnen.
Ein ganz herz­liches DAN­KE­SCHÖN dafür!
Und noch etwas fiel mir auf und zeigte mir erneut, wie alleine gelassen Pati­enten heut­zutage sind: Die Ärzte sagten zu mir, es wäre kein Problem, ohne Galle zu leben, man müsse sich nur etwas umstellen. Wie genau, das sagte keiner. Das inter­es­sierte mich aber, als ich wieder eini­ger­maßen fit war, und ich fragte die Kran­ken­schwester, ob sie kein Infor­ma­ti­ons­blatt hätten, wie man sich nach einer Gallen-Ope­ration ver­halten muss. Sie schaute mich völlig ver­dutzt an und meinte, diese Infor­ma­tionen bekäme ich doch online, da müsste ich mal schauen…
Nun gehört eine Gallen-Ent­fernung zu den sog. Routine-Ope­ra­tionen und da könnte man doch meinen, man hätte Infor­ma­tionen parat, um die Pati­enten auf die Ent­lassung und das Leben ohne Galle vor­zu­be­reiten. Was machen z.B. ältere Men­schen, die sich mit der Technik nicht aus­kennen und sich keine Infor­ma­tionen selbst aus dem Internet ziehen können? Ich habe dort so viele Unter­lagen zur Daten- und Rechts­be­lehrung bekommen, dass es doch sicher auch möglich wäre, ein Infor­ma­ti­ons­blatt für Galle-Pati­enten zusam­men­zu­stellen, oder?
 

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