Petra Paulens offener Brief zum BAMF-Skandal: Was haben Sie eigentlich die ganze Zeit getan, Herr Seehofer?

Vor zwei Jahren sprach er noch von der „Herr­schaft des Unrechts“, ja er ließ sogar von einem der füh­renden Ver­fas­sungs­rechtler ein Gut­achten erstellen, das höchst bedenk­liche Rechts­brüche seitens der Bun­des­re­gierung fest­stellte. Doch damals gehörte Horst See­hofer – oder Dreh­hofer, wie ihn viele längst nennen – noch nicht selbst zu Merkels Kabinett. Nachdem die CSU ihn in Bayern ent­sorgt und nach Berlin geschickt hat, sitzt er dort mit in der Bun­des­re­gierung und plötzlich ist nichts mehr zu hören von Unrechts­herr­schaft. Das Ganze scheint wie gehabt wei­ter­zu­laufen, nur ein wenig gedrosselt. Die Best­sel­ler­au­torin Petra Paulsen fühlt dem neuen Bun­des­in­nen­mi­nister mal etwas auf den Zahn.
Was haben Sie bisher getan, Herr Seehofer?
Sehr geehrter Herr Bun­des­in­nen­mi­nister See­hofer, sehr geehrte BAMF-Mit­ar­beiter, voll­mundig wurde nun von Ihnen, Herr Bun­des­in­nen­mi­nister, die unab­hängige und scho­nungslose Auf­klärung des BAMF-Skandals in Bremen und wei­terer 13 Außen­stellen ange­kündigt. Sogar von der Bun­des­kanz­lerin wurde Ihnen die “volle poli­tische Unter­stützung“ zugesagt und Rücken­de­ckung zuge­si­chert. Na, das klingt doch recht viel­ver­spre­chend, was auch immer unter „voller poli­ti­scher Unter­stützung“ zu ver­stehen sein mag – allein mir fehlt der Glaube!

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Schließlich waren doch Sie der­jenige, der im Rahmen der Migra­ti­ons­krise 2015/2016 – die übrigens gerade wieder durch neue Routen auf dem Balkan an Fahrt auf­nimmt – von einer Herr­schaft des Unrechts durch Frau Merkel sprach und die offene Grenze als einen andau­ernden Rechts­verstoß bezeichnete. Sogar ein Gut­achten wurde von Ihnen in Auftrag gegeben und Ihre ange­kün­digte Ver­fas­sungs­klage gegen den Bund wegen der unbe­grenzten Auf­nahme von Migranten hätte sogar Aus­sicht auf Erfolg gehabt.
Was ist seither Ihrer­seits geschehen? Nichts! Außer viel Getöse, wes­wegen Sie von vielen Bür­ge­rinnen und Bürgern mitt­ler­weile als Herr Dreh­hofer, Merkels Bett­vor­leger oder als zahn­loser Tiger bezeichnet werden. Nein! Doch! Ohh… Und kommen Sie mir jetzt bitte nicht mit der Wie­der­ein­führung der Grenz­kon­trollen in Bayern. Diese ver­dienen nämlich nicht einmal den Namen, da die Kon­trollen dort nur stich­pro­ben­artig erfolgen – ich als Nord­licht habe es mehrfach live erlebt. Darüber hinaus sind die Grenzen zu sämt­lichen Nach­bar­ländern völlig offen. Bei­spiels­weise reisen derzeit ver­stärkt abge­lehnte Asyl­be­werber illegal über Dänemark nach Deutschland ein. So weit, so schlecht!
Wer hat den Auftrag erteilt, weltweit ein Wer­be­video für das gelobte Asylland Germany zu verbreiten?
Doch zurück zum BAMF: Ein wenig Licht ins Dunkel über die Arbeit im BAMF brachte der Under­cover-Jour­nalist Abdullah Khan, der ver­gangene Woche zu Gast bei Markus Lanz war. Wo wir jetzt also eine scho­nungs- und lückenlose sowie voll­um­fäng­liche Auf­klärung der Miss­stände im BAMF erwarten dürfen, kommen auch Sie, liebe BAMF-Mit­ar­beiter, jetzt ins Spiel.
Ich per­sönlich – und viele andere Men­schen in diesem Land sicherlich auch – habe ein Interesse daran, zu erfahren, wer dem BAMF den Auftrag erteilt hat, bereits Anfang 2014 bei der Ham­burger Fim­pro­duk­ti­ons­firma Mira­media GmbH einen 17-minü­tigen Videoclip drehen zu lassen, um mit diesem die „Ware Asyl“ in Deutschland in diversen Sprachen auf der Inter­net­seite des BAMF im welt­weiten Netz zu bewerben. In wessen Auftrag wurde hier gehandelt? Wer ist hierfür verantwortlich?
Stefan Aust hat darüber bereits am 30.08.2015 einen sehr inter­es­santen Artikel in der „Welt“ unter der Über­schrift „Der Wer­befilm für das gelobte Asylland Germany“ ver­öf­fent­licht. Natürlich wusste man genau, dass sich ein solch pro­fes­sionell erstellter Clip als Pull­faktor erweisen würde, wie eben auch die von Frau Merkel mit Migranten gemachten Selfies, die in vieler Herren Länder ver­schickt wurden.
Wie Europa völlig gewis­senlos zum „ein­zig­ar­tigen his­to­ri­schen Expe­riment“ gemacht wird
Und all das, obwohl Deutschland von sicheren Dritt­staaten umgeben ist. Seither befindet sich Europa, allen voran aber die Bun­des­re­publik, in einem ein­zig­ar­tigen his­to­ri­schen Expe­riment, wie von dem Poli­tik­wis­sen­schaftler und Harvard-Dozenten Yascha Mounk am 20.02.2018 in den Tages­themen zu hören war.
Finden Sie als christlich-sozialer Uni­ons­po­li­tiker gesell­schafts­po­li­tische Ver­suche mit lebenden Men­schen in dieser Form eigentlich ver­tretbar, obwohl dieses Expe­riment so manch einer mit seinem Leben bereits bezahlt hat bzw. noch bezahlen wird? Wenn ich nur daran denke, wird mir per­sönlich ganz schlecht.
Einer schnellst­mög­lichen Antwort sehe ich in freu­diger Erwartung ent­gegen! Diese Mail werde ich auf­grund des sicherlich hohen Inter­esses im Internet ver­öf­fent­lichen lassen – Ihre Antwort natürlich eben­falls. Schließlich sollte ein Bun­des­mi­nister den Bür­ge­rinnen und Bürgern Rede und Antwort stehen, zumal dieser auf der Gehalts­liste der Steu­er­zahler steht. Ich bedanke mich für Ihre Bemü­hungen und verbleibe
Mit som­mer­lichen Grüßen
Petra Paulsen
 

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