Auf­ge­deckt: Big Brother NSA – die Ausmaße sind gigantisch

Die US-Web­seite „The Intercept“ ver­öf­fent­lichte vor einigen Tagen Bri­santes. Über­ra­schend ist es zwar nicht, dass das Ausmaß der Bespit­zelns und Abhörens durch die National Security Agency (NSA) noch viel größer ist, als bisher bekannt. Jedoch ein gewissen Staunen dürfte die US-Bürger schon befallen haben, wie massiv die Über­wa­chung von allem und jedem tat­sächlich ist. Erich Mielke würde in seinem Grabe vor Neid noch weiter erblassen, wenn er könnte.
Obwohl die NSA nicht nur ver­steckte Räume irgendwo, sondern ganze Hoch­häuser benutzt, ist dem Durch­schnitts­ame­ri­kaner das über­haupt nicht klar.
Was die Autoren Ryan Gal­lagher und Henrik Moltke zusam­men­ge­tragen haben, ist unheimlich und ver­un­si­chernd. In vielen großen Städten gibt es Büros, Räume, ganze Hoch­häuser, in denen die, die man nicht kennt, 24 Stunden Lausch­an­griffe auf alle Ame­ri­kaner und darüber hinaus auf alle Men­schen, die ihnen inter­essant erscheinen, durch­führen. Zum Bei­spiel auf deutsche Poli­tiker und auch auf Frau Bun­des­kanz­lerin Dr. Angela Merkel („Sowas gehört sich nicht unter Freunden“).
In den ame­ri­ka­ni­schen Groß­städten, wie Atlanta, Chicago, Dallas, Los Angeles, New York, San Fran­cisco, Seattle und Washington haben die beiden Autoren und ihr Recher­cheteam solche NSA-Stütz­punkte der NSA aus­ge­macht, immer in Ein­rich­tungen des ame­ri­ka­ni­schen Telekom-Unter­nehmens AT&T. Dort sind die rie­sigen elek­tro­ni­schen Netz­werke und Geräte, die die gigan­tische Daten­mengen an Mails, Tele­fo­naten, Mes­senger-Daten und Inter­net­verkehr durch die Ver­ei­nigten Staaten und die ganze Welt schaufeln. Das große Über­wa­chungs­pro­gramm der NSA trägt den hüb­schen Namen „Fairview“
Das Recher­cheteam stellte Beweis­ma­terial zusammen aus klas­si­fi­zierten NSA-Doku­menten, öffent­lichen Auf­zeich­nungen und Gesprächen mit meh­reren ehe­ma­ligen AT&T‑Angestellten. Daraus ent­stand ein ziemlich gutes Bild des Gesamt­systems der Zusam­men­arbeit von AT&T mit der NSA und wie wichtig diese Gebäude quer über die USA für die Spio­na­ge­arbeit der NSA sind. Seit Jahren werden von hier aus Mil­li­arden von E‑Mails, Tele­fon­an­rufen und Online-Chats über­wacht, auf­ge­zeichnet und aus­ge­wertet. Die Bezie­hungen zwi­schen AT&T zu dem Geheim­dienst sind „ein­zig­artig“, die NSA betrachte die AT&T wegen ihrer „extremen Hilfs­be­reit­schaft“ als einen ihrer ver­trau­ens­wür­digsten Partner, schreiben die Autoren des Bei­trages. Die NSA nutzt diese ein­zig­artige Beziehung eifrig, indem sie die riesige Infra­struktur des Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­riesen in Beschlag nimmt und nach Belieben aus­beutet. Diese Karte zeigt das raum­grei­fende Netz der NSA , die sich wie ein Fisch im Wasser im AT&T‑Netzwerk bewegt:
 

Die acht Gebäude mit Zugang zu den “Back­bodes” des AT&T‑Telekommunikationsriesen

 
Während die Über­wa­chungs­pro­gramme der NSA genug Staub auf­ge­wirbelt haben, wusste bisher niemand, wie die phy­sische Infra­struktur dieses Bespit­ze­lungs­monsters aus­sieht. Es gibt sehr viel mehr Orte, an denen sich die NSA in den hun­derten von Filialen und Gebäuden der AT&T ein­ge­nistet hat. Die acht in der Karte ein­ge­zeich­neten dienen bestimmten Auf­gaben, ver­ar­beiten die gesamten Kun­den­daten mit allen per­sön­lichen Infor­ma­tionen und deren Ver­bin­dungen unter­ein­ander. Außerdem kommen in diesen acht Schalt­stellen auch riesige Daten­mengen anderer Internet‑, Mail- und Social-Media-Anbietern herein. Diese acht Gebäude und ihre Bedeutung für die Daten­in­fra­struktur werden auch als „Backbone“ und „Peering“- Ein­rich­tungen bezeichnet. Peering bedeutet: Viele Netz­be­treiber wählen die kos­ten­güns­ti­geren Pfade der Groß­an­bieter wie AT&T und lassen über deren Lei­tungen ihre Daten­pakete transportieren.
Zum Bei­spiel macht das auch die Deutsche Telekom. Und nicht nur innerhalb der USA. AT&T ist mit seinen 19.500 „Points of Pre­sence“ in der ganzen Welt ver­treten. Diese acht oben genannten Ein­rich­tungen können auf das gemeinsame „Backbone“ des glo­balen AT&T‑Netzwerkes zugreifen, und deshalb sitzt die NSA genau dort massiv mit drin und breitet ihre Ten­takel über die ganze Welt aus. Hier kann die Spio­na­ge­agentur „nicht nur Daten von AT & T sammeln, sondern auch alle Daten, die zwi­schen dem AT & T‑Netzwerk und anderen Unter­nehmen aus­ge­tauscht werden“, schreibt „The Inter­ceptor“. Ein ehe­ma­liger AT&T‑Techniker, der seit 22 Jahren dort arbeitete, weiß, dass diese acht Ein­rich­tungen „effi­ziente Punkte für die Inter­net­über­wa­chung“ sind.
Eben­falls abge­bildet sind im „The Intercept“ die fol­genden Karten, auf denen die Back­bones, Router, Ver­bin­dungen, Pering-Rooter-Kom­plexe, Kabel­sta­tionen und vieles andere zu sehen sind.
 

Die Karten The Intercept zur Iden­ti­fi­zierung der Internet-Über­wa­chungshubs.Karten: NSA / AT & T