Screenshot Ostthüringer Zeitung

„Na, wie geht’s Euch, Ihr Schlampen?“ — Rotary Club ver­mittelt Werte für min­der­jährige Flüchtlinge

Man ist sozial enga­giert, „Charity“ heißt das Zau­berwort und elitäre Clubs wie der Lions-Club und Rotary Club suchen sich immer gern neue, mild­tätige und lobens­werte Pro­jekte, sammeln Geld und setzen das Projekt dann auch mit viel Enga­gement um. Eine gute Sache. Man macht von sich reden, lässt sich feiern, erwirbt sich Renommee und gewinnt neue Mitglieder.
Der Rotary Club in Gera hat sich in der Flücht­lingsfrage enga­giert. Nicht, dass das falsch ankommt: Es ist sehr sinnvoll und eine gute Sache, enga­gierte Zuwan­derer aus­zu­bilden, ihnen Fähig­keiten zu ver­mitteln, mit denen sie sich eine Existenz auf­bauen können, zu Leis­tungs­trägern der Gesell­schaft werden, in die sie ein­wandern. In dem Beitrag ist von einem klar struk­tu­rierten Pro­gramm die Rede, von der Inte­gration in die Arbeitswelt und in die Gesell­schaft die Rede. Die mehr oder weniger jungen Männer um sie herum sollen auch die Werte unserer Demo­kratie kennen und achten lernen: „Bei Semi­naren, unter anderem an der Dualen Hoch­schule Gera, werden auch ele­mentare gesell­schaft­liche Kennt­nisse ver­mittelt, etwa zu Grund‑, Frei­heits- und Men­schen­rechten, Demo­kratie, Kon­flikt­ver­meidung, Kon­flikt­lösung, Unter­neh­mens­gründung und Betriebs­führung.“ schreibt die Ost­thü­ringer Zeitung.
Da kann man nur viel Erfolg bei wün­schen, dass die jungen Leute auf dem Bild auch diese Werte ver­stehen und danach leben werden. Freundlich lächelnd sind sie alle um die blonde Dame in der Mitte grup­piert. Die Dame, sie ist die ehe­malige Prä­si­dentin des Rotary Clubs von Gera, heißt Martina Schweinsburg und sieht sehr gut­bür­gerlich, gut­ge­kleidet, gut­menschlich und gut­si­tuiert aus. Ist sie auch, denn sie bekleidet das Amt einer Land­rätin. Auch für die poli­tische Kar­riere ist es sehr för­derlich, sich für Flücht­linge zu enga­gieren, sich mit ihnen ablichten und von der Presse feiern zu lassen. Tu Gutes und sprich darüber.
Auf dem Fröh­lichkeit und Zuver­sicht ver­sprü­henden Foto sollen min­der­jährige Flücht­linge und voll­jährige Absol­venten zu sehen sein, liest man dar­unter. Min­der­jährig sieht zwar keiner von den jungen Herren aus, aber der freundlich lächelnde Herr rechts am Bildrand scheint noch keinen dieser Kurse besucht zu haben.
Das lässt zumindest die Auf­schrift seines T‑Shirts ver­muten: „Na, wie geht‘s Euch, Ihr Schlampen?“ (Como estas, Bitches?) ist darauf zu lesen. Frau Land­rätin und Prä­si­dentin Schweinsburg scheint es nicht zu stören. Oder ver­steht sie kein Spanisch?
Ob denn wohl von den für die Wer­te­ver­mitt­lungs-Semi­naren für die min­der­jäh­rigen, netten, jungen Herren zusam­men­ge­sam­melten 80.000 Euro noch ein wei­teres Seminar für den mit­tel­eu­ro­päi­schen, höf­lichen, anstän­digen und nicht sexuell dif­fa­mie­renden Umgang mit Frauen bezahlt werden könnte?