„Sexuell immer bereit, uneman­zi­piert & häuslich!“ – Sexismus & Ras­sismus bei inter­na­tio­nalen Partnervermittlungen!

Allzeit bereit, sinnlich, sexy, treu, häuslich & uneman­zi­piert! So werben inter­na­tionale Part­ner­ver­mittler mit der „Ware Frau“. Sexismus und Ras­sismus auf einer ganz anderen Schiene!
Diese Betrachtung schrieb ich bereits vor einigen Jahren für die inter­na­tionale Men­schen­rechts- und Hilfs­or­ga­ni­sation zur Beratung und Betreuung von Opfern von Men­schen­handel, Zwangs­pro­sti­tution und Bezie­hungs­gewalt, SOLWODI (Soli­darity with women in distress – Soli­da­rität mit Frauen in Not).
Nach wie vor ist das Thema hochaktuell.
Voraus gingen jah­re­lange Recherchen bei natio­nalen und inter­na­tio­nalen Partn­ver­mitt­lungs­agen­turen, mit oft unse­riösen bis betrü­ge­ri­schen Machenschaften.
Daraus ent­stand mein Buch “Glück auf Bestellung — Tatort Hei­rats­markt” sowie Print-Repor­tagen und mehrere TV- Dokumentationen. 
Ein Aspekt, der mir dabei außer­or­dentlich wichtig erscheint und der so bislang auch poli­tisch und juris­tisch sicher unterschätzt worden ist, ist der des Sexismus und Ras­sismus bei inter­na­tio­nalen Partnervermittlungen.
Wenn man sich die Foto­ga­lerien ver­schie­dener inter­na­tio­naler Agen­turen und Institute anschaut, dann fällt auf, dass oftmals nur sehr leicht bekleidete Damen abge­bildet werden. Manchmal mit Minirock, BH, Bade­anzug oder Bikini in verführerischen Posen. Offen­sichtlich soll damit sexuelle Bereit­schaft signa­li­siert werden, dabei wird jedoch lediglich das Kli­schee exo­ti­scher Sexualität bedient.
Es sollte überlegt werden, wie missbräuchliche Werbung mit exo­ti­schen Frauenkörpern als Lockvögel für die Part­ner­ver­mitt­lungs-Branche ver­hindert werden kann.
Nach­folgend möchte ich weitere Vor­ur­teile, Kli­schees und Mythen benennen, mit denen ver­schiedene Part­ner­ver­mitt­lungen arbeiten. Dabei greife ich wahllos einige Bei­spiele aus dem ange­bo­tenen Material heraus, die sich auf bra­si­lia­nische und osteuropäische Frauen beziehen.
Bra­si­lia­nische Frauen
Agentur O. berichtet: „Bra­silien ist nicht nur das Land des Lambada, der Samba oder anderer heißer Rhythmen, sondern auch der tem­pe­ra­ment­vollen und schönen Frauen. Auf gepflegtes, attrak­tives Aus­sehen legen sie großen Wert und sind allem Schönen zugetan. Sie gelten als treu und lei­den­schaftlich. Für den Partner ihrer Liebe gehen sie durchs Feuer.“
Und weiter: „Mit viel Fröhlichkeit, Tem­pe­rament und großem Einfühlungsvermögen gelingt es ihnen immer wieder, ihrem Lebens­partner und ihrer Familie ein Gefühl des Glücks und der Gebor­genheit zu geben, denn Partner und Familie sind für sie das Wich­tigste im Leben. Obwohl sie allem Neuem auf­ge­schlossen und ver­ant­wor­tungs­bewußt ist, so sagt man, hat sie sich ihren Charme und volle Weib­lichkeit bewahrt. Emanzen und Machos haben keine Chancen bei ihr, denn sie ist roman­tisch veranlagt.”
Selt­sa­mer­weise habe ich die teil­weise wort­iden­ti­schen Sätze der Cha­rak­te­ri­sierung bra­si­lia­ni­scher Frauen auch bei der Part­ner­ver­mittlung P. gefunden. Fast so, als hätten die Agen­turen von­ein­ander abgeschrieben. 
Institut U. fragt: „Welcher Mann hat nicht schon einmal davon geträumt, eine Bra­si­lia­nerin als Frau zu haben? Die Bra­si­lia­nerin gilt als lei­den­schaftlich und treu zugleich. Darüber hinaus ist sie sehr opti­mis­tisch, feiert und tanzt gerne. Sie ist sehr kom­mu­ni­kativ … Sie bringt prak­tisch neuen Schwung in Ihr Leben, freut sich auf neue Freund­schaften, ist charmant und reizvoll, liebt es, sich attraktiv und sexy zu kleiden.”
Osteuropäische Frauen
Auch zu Frauen aus Ost­europa äußert sich Agentur O.: „Gemeinsam möchte … (die Osteuropäerin / d. Verf.) mit dem Lebens­partner die Zukunft ‚anpacken‘ und ‚meistern‘. Gern trägt … (sie) zum Fami­li­en­un­terhalt bei, ist viel­seitig inter­es­siert und allem ‚Neuen‘ auf­ge­schlossen. Man sagt ihnen nach, dass sie ruhig, aus­ge­glichen, lie­bevoll und fleißig sind. Sie legen großen Wert auf Treue und Zuverlässigkeit, haben solide Prin­zipien und große Wertschätzung für ein intaktes Familienleben.“
Institut D. erklärt, dass rumänische Frauen treu, hübsch, ehrlich und zuverlässig seien, also all das, was sich jeder zukünftige (deutsche) Partner eigentlich so sehn­lichst wünschen würde.
Agentur W. berichtet, rus­sische Frauen besäßen in der Regel einen ausgeprägten Fami­li­ensinn. „Die Familie, ein Zuhause, in dem sich alle wohlfühlen, ist für sie besonders wichtig. Nicht Kar­riere, sondern Familie und Gebor­genheit sind die Ziele der Frauen…“
Und Ver­mittler S. lässt ver­lauten, tsche­chische Damen seien sehr “kin­derlieb und haben Freude an der Haus­arbeit (sie sind sehr gute Köchinnen). Sie sind nicht im Luxus groß geworden und trotzdem sind sie attraktive und moderne Frauen, jedoch keine Emanzen. Diese Frauen kennen die natürliche Bestimmung zwi­schen Mann und Frau und gehen in ihrer Rolle als Frau auf.”
Kin­derlieb, Freude an der Haus­arbeit, gute Köchinnen, attraktiv, modern, keine Emanzen, die die “natürliche Bestimmung zwi­schen Mann und Frau” kennen, die sich also unter­ordnen lassen für Bett und Herd. Kaum eine Agentur bedient so offen diese Kli­schee­vor­stel­lungen und ent­spricht so scheinbar den Wünschen der part­ner­su­chenden Männer.
Auch Part­ner­ver­mittlung P. weiß über die Mentalität bei­spiels­weise tsche­chi­scher Frauen zu berichten: „Viele Tsche­chinnen haben erkannt, dass sie mit deut­schen Männern immer besser aus­kommen als mit den eigenen Lands­leuten… alle haben sie eines gemeinsam, sie suchen sich einen Partner, der für sie da ist, der sie liebt, begehrt und treu ist.“
Der Part­ner­ver­mittler schreibt den slo­wa­ki­schen Frauen die­selbe Mentalität wie den tsche­chi­schen zu, hat die Nationalität lediglich in seinem fest­ste­henden Text geändert. Mehr nicht.
Diese Bei­spiele zeigen die Ernst­haf­tigkeit, mit der Ver­mittler tatsächlich an diese Pro­ble­matik herangehen.
Vordergründig werden lediglich Kli­schees bedient.
Sonst gar nichts.
Viel schlimmer aber noch wird durch diese ras­sis­ti­schen und sexis­ti­schen Dar­stel­lungen ausländischer Frauen durch Part­ner­ver­mitt­lungs­agen­turen ein obskures Ausländerbild in den Köpfen deut­scher Männer geprägt, das mit­unter men­schen­ver­achtend ist.

Dieser Beitrag wurde erst­ver­öf­fent­licht auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de