Nach Definition von ARD, ZDF und anderen Trägern der Deutungshoheit handelt es sich bei den Rohingyas, einer muslimischen Minderheit in Myanmar (Birma), um bedauernswerte Opfer. Auf einen ähnlichen Sachverhalt treffen wir – angenommen wir vertrauen ARD und ähnlichen Informationsquellen – bei muslimischen Minderheiten in China (Uiguren), in Rußland (Tschetschenen) oder in Ex-Jugoslawien (Kosovaren).
Im Falle von Ex-Jugoslawien hatte die NATO leichtes Spiel, Serbien in einem im Neusprech genannten „humanitären Einsatz“ (früher war die häßliche Bezeichnung „Krieg“ gebräuchlich) niederzubomben, um die muslimischen „Opfer“ vor den christlichen „Tätern“ zu retten.
China und Rußland dagegen sind bis auf die Zähne bewaffnete Atommächte. Insofern ist das Zaudern der NATO vor einem humanitären Erstschlag gegen China und Rußland nachvollziehbar.
ARD und ZDF verniedlichen in ähnlicher Manier die Islamistenhochburg Idlib in Syrien penetrant mit der sehr viel sympathischeren Bezeichnung „Rebellenhochburg“.
So können wir dann viel besser nachvollziehen, wenn die Bundeswehr in „humanitären Einsätzen“ die Unschulds-Rebellen gegen Chemiewaffenmonster wie Assad und seine Verbündeten tapfer verteidigt. Kollateralschäden in Form von Särgen mit Bundeswehrsoldaten gehören zur Staatsräson des Merkelstaates.
Was das Thema Rohingya anbelangt, beleuchten Isabella Klais, Max Thoma, Jürgen Braun und Marco Gallina die andere Seite der Medaille, die in der einseitigen ideologischen Schulung in den Öffentlich-UNrechtlichen Medien ganz klar zu kurz kommt:
«Die Rohingya»: Reisen bildet nicht immer alle.
von Isabella Klais
Das geflügelte Wort „Reisen bildet“ trifft zwar in der Regel zu, aber nur in den Grenzen der genetisch individuell vorgegebenen Rezeptions~ und Einordnungsfähigkeit, was auch mit „Intelligenz“ umschrieben werden kann. Bildung als Erwerb von Wissen und Fähigkeiten setzt Intelligenz voraus und füllt den durch sie determinierten Rahmen aus, vermag ihn aber nicht zu erweitern.
Außen vor bleiben bei dieser Betrachtung einmal Reisen, die sich in Müßiggang am Strand erschöpfen oder nur pro forma dem Abhaken bestimmter Sehenswürdigkeiten gelten, die „man“ gesehen haben muß – zumindest durch die mitgeführte Kamera, wobei man oft erst zu Hause sieht, wo man eigentlich war; Hauptsache, man beeindruckt damit in den sozialen Medien.
Die zentrale Frage, um die es hier geht, ist die, ob nur eine vor Ort gewonnene Sicht der Dinge ein profundes Urteil darüber zuläßt.
Der Autor Max Thoma und der Bundestagsabgeordnete Jürgen Braun (AfD) haben sich, wie es scheint, dankenswerterweise mit einem Thema auseinandergesetzt, das immer mal wieder durch die Medien geistert und in einschlägigen Kreisen für Aufregung sorgt: „die Rohingya“ in Myanmar.
Dabei haben beide keine Mühe gescheut, sich die Hintergründe dieses Konfliktes zu erarbeiten. Ihre Erkenntnisse lehnen sich an die des Historikers Jacques P. Leider an, der ausführt, daß der Begriff „Rohingya“ erst seit den 1960er-Jahren vereinzelt für muslimische Gruppierungen – und nicht für eine Ethnie – Verwendung gefunden habe und ein Sammelbegriff für Aufständische sei, die für die Errichtung eines unabhängigen muslimischen Staates an den Grenzen zu Bangladesch kämpften.
In einer Bundestagsdebatte zu diesem Thema war der noch ernsthafteste Einwand der Opposition gegen die Rede Jürgen Brauns, er kenne das Krisengebiet nicht aus eigener Anschauung. Ansonsten erging man sich seitens der Kritiker in primitivsten Anwürfen ohne inhaltlich verwertbaren Beitrag.
Es kann einmal dahingestellt bleiben, ob die Kritiker ihrerseits Myanmar und Bangladesch bereist haben.
Die Genese eines Konfliktes erschließt sich nicht vor Ort. Dazu bedarf es der Heranziehung von Geschichtsbüchern und historischen Dokumenten als Quellen. Die Genese aber ist entscheidend für die Beurteilung des gegenwärtigen Zustandes.
Vor Ort sieht man allenfalls, wie sich die Lage nun darstellt, aber nicht, weshalb es so gekommen ist. Davon abgesehen, steht das, was man sieht, häufig stark unter dem Lichte dessen, was man erwartet bzw. sehen will. Auch die Informanten vor Ort berichten aus ihrer Sicht, die nicht unbedingt die objektiv richtige sein muß. Kennt man die historische Faktenlage nicht, kann man das Gesehene und Gehörte kaum korrekt einordnen, bzw. kaum die zielführenden Fragen stellen.
Und natürlich gilt das eingangs Festgestellte: Die Inaugenscheinnahme vor Ort bewegt sich im Ergebnis innerhalb der kognitiven Grenzen des Betrachters. Das relativiert stark den Anspruch, den viele Reisende bezüglich ihrer Urteilskompetenz erheben.
Zu der „Rohingya“-Frage selbst, kann man nur vor einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten Myanmars warnen. Einmal abgesehen davon, daß dieser Konflikt für Deutschland sicherlich nicht von vitalem Interesse ist, und es den Eiferern an Sachkenntnis mangelt, stellt das Beispiel von Libyen anschaulich und abschreckend dar, welches Desaster durch ausländische Einmischung ausgelöst werden kann. Wenn man am Stuhl der gegenwärtigen Regierung Myanmars sägt, muß man bedenken, was die Alternative zu ihr wäre.
Dies soll natürlich kein Plädoyer gegen die Gewinnung von Erkenntnissen vor Ort sein. Diese ersetzen jedoch keine seriöse intellektuelle Vorarbeit. Erst danach verspricht eine Reise die ergänzende Einsicht. Sonst heißt es schnell: Wie Sie sehen, sahen Sie nichts!
So erschienen auf: https://bayernistfrei.com/2018/09/24/die-rohingya-soap-von-ard-und-zdf/
www.pi-news.net/2018/04/juergen-braun-raeumt-mit-rohingya-luege-auf-hofreiter-loest-tumult-aus/
https://de.wikipedia.org/wiki/Rohingya
http://www.marcogallina.de/2018/06/08/die-rohingya-sind-keine-terroristen-oder/