Kli­ma­wandel in Öster­reich: Alpen­glet­scher vor einigen Jahr­tau­senden kürzer als heute

Der Kli­ma­wandel macht vor nichts und nie­mandem halt. Und das seit einigen Mil­li­arden Jahren. So auch in Öster­reich, dessen Glet­scher im Rhythmus des Wechsels von Kalt- und Warm­zeiten immer wieder vor­stießen bzw. sich zurück­zogen. Genau so wie heute auch. Dies bestätigt gerade mal wieder ein Bericht, der in „Die kalte Sonne“ ver­öf­fent­licht wurde.
(Von “Die kalte Sonne”)
Im Jahr 1998 gab es in Öster­reich 925 Glet­scher oder Eis­körper mit mehr als 1 ha Fläche, die zusammen 452 Qua­drat­ki­lo­meter bedeckten, wobei sich 50 % der öster­rei­chi­schen Glet­scher­fläche in den beiden Gebirgs­gruppen Ötz­taler Alpen und Vene­di­ger­gruppe befindet. Alle ver­mes­senen Glet­scher Öster­reichs haben im Zeitraum seit 1980 deutlich an Fläche und Volumen ver­loren. So hat z.B. in den süd­lichen Ötz­taler Alpen, dem größten zusam­men­hän­genden Glet­scher­gebiet Öster­reichs, die Glet­scher­fläche von 144,2 km² im Jahre 1969 auf 126,6 km² im Jahre 1997 und 116,1 km² im Jahre 2006 abge­nommen (APCC 2014). Zuvor hatte es in den 1960er und 1970er Jahren jeweils für wenige Jahre beacht­liche Glet­scher­vor­stöße in Öster­reich gegeben (Abb. 1). Lang­fristig ist jedoch ein deut­licher Schmelz­trend über die letzten anderthalb Jahr­hun­derte zu ver­zeichnen. Dieser Eis­verlust passt gut ins Bild des Tem­pe­ra­tur­an­stiegs im Zuge der Wie­der­erwärmung nach der Kleinen Eiszeit.
 

Abbildung 1: Jähr­liche Eis­mas­sen­bi­lanzen des Hin­ter­eis­ferners 1952–2011. Negative Werte bedeuten Eis­schmelze, positvive Werte mar­kieren Eis­zu­wachs. Quelle: APCC 2014 nach Fischer et al. (2012).
Wichtig ist jedoch auch der län­ger­fristige Kli­ma­kontext. Noch vor 1000 Jahren – zur Zeit der Mit­tel­al­ter­lichen Wär­me­pe­riode – waren viele Alpen­glet­scher ähnlich kurz wie heute. Im Übergang zur Kleinen Eiszeit wuchsen die Alpen­glet­scher dann stark an, wobei sie in der Regel ihre größte Aus­dehnung der gesamten letzten 10.000 Jahre erreichten. Gegen Ende der Kleinen Eiszeit setzte dann der Schmelz­trend ein, der noch heute anhält. So wurden in den Schweizer Glet­schern häufig Holz­funde aus der Zeit um 1000 n. Chr. gemacht, also aus der Mit­tel­al­ter­lichen Wär­me­phase stammend. Offen­sichtlich waren Teile der heu­tigen Glet­scher­ge­biete damals während starker Glet­scher­rück­zugs­phasen bewaldet. Eine noch inten­sivere Schmelz­phase trat in den Alpen bereits vor 8000–4000 Jahren auf, während des soge­nannten holo­zänen ther­mi­schen Maximums (HTM), als viele Alpen­glet­scher kürzer waren als heute (Abb. 2). Am Gepatsch­ferner lag die Baum­grenze damals z.T. deutlich höher als heute. Glet­scher­vor­schübe und –rückzüge wech­selten dort während der letzten 4000 Jahre stetig (Nico­lussi & Ker­schner 2014). Der Öster­rei­chische Sach­stands­be­richt Kli­ma­wandel 2014 fasst die vor­in­dus­tri­ellen Ver­än­de­rungen der Glet­scher­längen in Öster­reich wie folgt zusammen (APCC 2014, Band 2, Kapitel 2):
Die Glet­scher waren im Alpenraum während der letzten rund 11 000 Jahre [Holozän] gekenn­zeichnet durch lang andau­ernde Perioden mit ver­gleichs­weise geringer Aus­dehnung im frühen und mitt­leren Holozän (bis vor rund 4 000 Jahren) und mehr­fache sowie weit­rei­chende Vor­stöße in den fol­genden Jahr­tau­senden, die in den großen Glet­scher­ständen der „Kleinen Eiszeit“ (ca. 1260 bis 1860 n. Chr.) kul­mi­nierten. Die gegen­wär­tigen Glet­scher­aus­deh­nungen wurden im Früh- und Mit­tel­ho­lozän mehrfach sowohl unter- als auch überschritten.
 

Abbildung 2: Blaue Balken mar­kieren Zeiten, als viele alpine Glet­scher kürzer als heute waren. Dar­ge­stellt sind Belege auf Basis von Baum­ringen und C14-Datie­rungen. Graphik ver­ändert nach APCC 2014.

www.eike-klima-energie.eu — Der Beitrag erschien zuerst bei „Die kalte Sonne“ hier