Der Herbst des Feminismus

Er ist erschöpft, sinn­ent­leert und matt geworden. Er hat keine klaren Ziele mehr und er exis­tiert nur noch zum Selbst­zweck. Längst ist er zum Exer­zier­plätzchen für seine ver­dros­senen und frus­trierten Ama­zonen geschrumpft. Der Herbst des Femi­nismus ist da und es ver­dorren nicht nur die Blätter der einst in den Himmel wach­senden Ideen­bäume der Frau­en­kämp­fe­rinnen, sondern es stocken auch ganz all­gemein die Lebens­säfte dieser Ideologie.
Frau­en­volks­be­gehren
Weil die zustän­digen Damen das gemerkt haben, wurde im Herbst(!) dieses Jahres in Öster­reich ein Frau­en­volks­be­gehren initiiert, das aber erwar­tungs­gemäß nicht den gewünschten Erfolg brachte. Freilich wurde es von den ein­schlä­gigen Medien und den dazu­ge­hö­rigen Lobbys hoch­ge­jazzt als ob unzählige mes­sia­nische Heils­ver­spre­chungen wahr werden könnten, wenn nur genug Frauen das Begehren unter­schrieben.  Der Ausgang ist bekannt: Von 6,5 Mil­lionen Wahl­be­rech­tigten haben nicht einmal 500.000 unterschrieben.
Und gerade in den Groß­städten, wo ja der Femi­nismus angeblich noch am stärksten ver­treten ist, fuhren die Kämp­fe­rinnen inter­es­san­ter­weise das schlech­teste Ergebnis ein. Wird ver­mutlich an den vielen klugen Frauen liegen, die längst erkannt haben, dass der Femi­nismus ihnen nichts bringt und heut­zutage auf­grund seines ver­queren Wesens womöglich sogar schädlich für die Anliegen der Frauen sein kann.
Die Gründe
Man könnte ver­ein­facht sagen: Der Femi­nismus hat seine Schul­digkeit getan, der Femi­nismus kann gehen. Wir haben Gleich­be­rech­tigung, Kin­der­be­treu­ungs­mög­lich­keiten für berufs­tätige Frauen, Väter­k­arenz usw. Es gibt daher nur noch wenige Themen, die aus­serhalb eines harten femi­nis­ti­schen Kerns die Frauen wirklich inter­es­sieren. (Die Abtreibung auf Kran­ken­schein, die im Frau­en­volks­be­gehren gefordert wurde, gehört da sicher nicht dazu.)
Feindbild “alter weisser Mann”
Der Hardcore-Femi­nismus, der haupt­sächlich von sattsam bekannten Jour­na­lis­tinnen betrieben wird, beschäftigt sich vor­wiegend mit Absur­di­täten: Der Kampf gegen den “alten weissen Mann” ist eine davon. Dabei ist genau dieser Mann der letzte Garant dafür, dass es noch so etwas wie tra­di­tio­nelle Familien geben kann und “safe spaces”  für Mütter exis­tieren. Man nennt diese geschützten Räume Ehe und  die dazu­ge­hö­rigen Eigen­schaften des “alten weissen Mannes” heißen Ver­ant­wor­tungs­gefühl und Ver­läss­lichkeit. Von den Ama­zonen wird er dafür aber gerne als Patriarch und Macho dif­fa­miert, der Frauen als Gebär­ma­schinen sieht und sie zurück an den Herd drängen will. Diese Anwürfe sind aber nur noch absurd, wie schon gesagt. Mög­li­cher­weise ent­springen diese dystopen Fan­tasien jenen dunklen See­len­welten, die ver­schmähte oder zu kurz gekommene Frauen plagen können.
Und die echten patri­ar­cha­li­schen Strukturen?
Stichwort Patri­archat: Erstaun­li­cher­weise ist die wirklich patri­ar­cha­lisch struk­tu­rierte ori­en­ta­lisch-afri­ka­nische Par­al­lel­ge­sell­schaft, die in Öster­reich rasend schnell her­an­wächst, fast nie ein Thema der Furien und Erinnyen, wenn sie zum 738. Mal in den Kampf gegen den bösen Mann ziehen. Obwohl in diesen Gesell­schaften die Frau auf der Straße ein paar Schritte hinter dem Mann gehen und sich ver­schleiern muss, fällt keiner unserer sonst so empörten Frau­en­kämp­fe­rinnen dazu etwas Sub­stan­zi­elles ein.
Warum eigentlich lassen die Damen diese Pro­blem­zonen unbe­rührt? Ver­lässt die Ama­zonen da der Mut? Oder ist aus Gründen der poli­ti­schen Kor­rektheit jede Kritik am Zuge­wan­derten obsolet, sodass man lieber den alten weissen Mann basht, bis man als Frau nur noch lächerlich wirkt? Eine Antwort darauf haben die üblichen Markt­schreie­rinnen des Femi­nismus bisher nicht gegeben. Nur die Ikone dieser einstmals starken Bewegung, Alice Schwarzer, hat sich dazu schon mehrfach kri­tisch geäussert. Ihre Nach­fah­rinnen ver­sagen dafür auf ganzer Linie. Und sie kri­ti­sieren Frau Schwarzer, was einer gewissen patho­lo­gi­schen Ironie nicht entbehrt.
Es geht zu Ende
Weil sich die Ziele des Femi­nismus heute aus Absur­di­täten rekru­tieren und er die wirk­lichen Pro­bleme und Themen stets umschifft, kann man getrost davon aus­gehen, dass seine Endzeit ange­brochen ist. Eine frau­en­spe­zi­fische Ideo­logie, die LGBT-Anliegen trans­por­tiert, Abtrei­bungen öffentlich finan­ziert und ver­harmlost haben will und “alte weisse Männer”, die meist ordent­liche und respekt­volle Fami­li­en­väter sind, an jeder Ecke kri­ti­siert und die nicht in der Lage ist, eine rationale und intel­lek­tuell red­liche Debatte zuzu­lassen, hat sich selbst überlebt. Der Herbst ist da, die Blätter fallen schon.
 

Dr. Marcus Franz — www.thedailyfranz.at