Zu westlich: Im Irak werden rei­hen­weise junge Frauen ermordet

Im Irak werden derzeit rei­hen­weise pro­mi­nente junge Frauen ermordet, die sich gegen die kon­ser­vative Lebens­weise auf­lehnen. Weinend wendet sich nun die Ex-Miss Irak Shimaa Qasim an die Öffent­lichkeit — sie fürchtet, sie wird die Nächste sein, die sterben muss. 
Am Wochenende wandte sich die 25-Jährige auf YouTube an ihre fast 3 Mil­lionen Fol­lower und erzählte unter Tränen von den Mord­dro­hungen, die sie erhält.
Vier pro­mi­nente junge Frauen sind in jüngster Ver­gan­genheit im Irak auf offener Straße ermordet worden. Sie alle eint, dass sie attraktiv sind, sich der isla­mi­schen Lebens­weise wider­setzen und in den sozialen Netz­werken aktiv sind.
Am ver­gan­genen Don­nerstag wurde die 22 Jahre alte Tara Fares in Bagdad in ihrem par­kenden Porsche erschossen. Ihre Ermordung soll laut heute.at auf zwei YouTube Videos fest­ge­halten worden sein. Behör­den­an­gaben nach war das Instagram-Model, das 2,8 Mil­lionen Fol­lower hatte, mit ihrem Auto in Bagdad unterwegs, als sie von drei Kugeln getroffen wurde. Tara Fares, die auch einen YouTube-Kanal und einen Blog besaß, wurde noch am frühen Morgen ins “Sheik Zaid Hos­pital” gebracht, doch für sie kam jede Hilfe zu spät.
Die geschiedene allein­er­zie­hende Mutter, die mit 16 ver­hei­ratet worden war, hatte immer wieder Fotos von sich mit unter­schied­lichen Haar­farben, in knappen Shorts und mit tiefen Aus­schnitten ver­öf­fent­licht. Dar­aufhin sei sie immer wie­derholt als “Nutte” beschimpft und bedroht worden, berichtet BBC. Die Ex-Schön­heits­kö­nigin lebte in Erbil und hielt sich nur selten in der ira­ki­schen Haupt­stadt auf. Ihre Mörder wurden bisher nicht gefasst.
Zwei Tage vor der Ermordung von Tara Fares traf es die Men­schen­rechts­ak­ti­vistin Suad al-Ali in der süd­ira­ki­schen Stadt Basra. Sie war auf dem Weg zu ihrem Auto, als die Schüsse sie trafen. Al-Ali hatte unter anderem die jüngsten Pro­teste gegen Strom­aus­fälle und Was­ser­knappheit in Basra orga­ni­siert. Im August wurden die beiden Ira­ke­rinnen, Rasha al-Hassan und Rafifi al-Yasiri, in der­selben Woche getötet. Beide Frauen arbei­teten in Schön­heits­kli­niken. Auch sie waren in den sozialen Netz­werken unterwegs und bekannt.
Als Grund für ihre Ermordung ver­muten viele Fans von Tara Fares ihren west­lichen Lebensstil. Einige meinen, sie sei ins Visier von isla­mi­schen Sit­ten­wächtern geraten.
“Frauen werden rund­herum erschossen. Überall. Wir erleben eine moderne Hexenjagd”, erklärte Zainab Salbi, Lei­terin des Institut Women for Women Inter­na­tional in Washington gegenüber dem “Guardian”
Der ira­kische Pre­mier­mi­nister Haider al-Abadi ordnete eine Unter­su­chung an und ver­sprach, “die Angreifer zu jagen”. Er glaubt nicht, dass die Hin­rich­tungen zufäl­ligen Ereig­nisse sind. “Die Morde sind Droh­bot­schaften, die nicht nur an Frauen, sondern an die gesamte Gesell­schaft gerichtet sind”, glaubt auch Hanaa Edwar, Grün­derin der Men­schen­rechts­or­ga­ni­sation Amal. “Die Attacken sollen Frauen, die ein öffent­liches Leben führen, dazu zwingen, sich zu Hause ein­zu­schließen”, ist sie überzeugt.

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Quelle: Jou­watch