Nega­tiv­preis „Goldene Kar­toffel“ für BILD – phä­no­me­nales Eigentor für die „Neuen deut­schen Medienmacher“

Da steht sie, in mer­kel­roter Bluse, die Frau Sheila Myso­rekar, Vor­sit­zende der „Neuen deut­schen Medi­en­macher“. Sie erklärt, warum es den neuen Nega­tiv­preis „Die goldene Kar­toffel“ für Medien gibt. Wie sie sich über Bericht­erstattung geärgert haben, die kri­tisch mit der Mas­sen­ein­wan­derung umgeht. Die Pro­bleme und Kon­flikte grob übertreibe.
Jedes Mal, wenn wir flu­chend vor dem Fern­seher saßen, wenn wir die Zeitung zusam­men­ge­knüllt in die Ecke feu­erten, dann haben wir uns genau solch einen Medi­en­preis für die schlech­teste Bericht­erstattung gewünscht.“
Nun kann sie sich endlich, endlich, endlich rächen und schüttet all ihren Frust über Julian Rei­chelt, den vor­sit­zenden Chef­re­dakteur der BILD aus. Häme, Wut und unver­hohlene Vor­ur­teile gegenüber jedem, der Bericht­erstattung in einer unge­nehmen Weise wagt, werden nur dürftig hinter wohl­pla­zierten Worten ver­steckt. Nicht, dass wir hier bei den Unbe­stech­lichen auch nur im geringsten Fans der BILD wären, aber das fällt auf.
Dann kri­ti­siert sie – unter vielen anderen Vor­würfen -, BILD ver­wende dop­pelte Stan­dards in der Bericht­erstattung über Men­schen mit und ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund und habe einen sehr eth­no­zen­tri­schen Blick auf unsere Einwanderungsgesellschaft.
Es ist wirklich erstaunlich, wie blind die „Neuen deut­schen Medi­en­macher“ für die eigenen Ver­hal­tens­weisen und die eigene Wortwahl sind.
Da geben die NdM (Neuen deut­schen Medi­en­macher) ein Glossar heraus, in dem sie sich anmaßen, den Deut­schen vor­zu­schreiben, was sie wie zu wem sagen dürfen und was nicht. Sprach­sen­si­bi­lität vom Feinsten, es wird bewertet, ver­ur­teilt, gelobt. Selbst das Wort „Wir“ ist grenz­wertig, weil es aus­grenzend ver­wendet werden kann. Hinter allem mög­lichen wird Ras­sismus ver­mutet, und bei der The­men­gruppe „Kri­mi­na­lität“ ist man auch hoch­sen­sibel. Die Bezeichnung „Clan“ impli­ziere schon, dass es um Ein­wan­derer geht (und dass diese Bezeichnung unter „Kri­mi­na­lität“ gelistet ist, impli­ziert, dass die Ver­fasser selbst wissen, dass diese Clans sehr oft auch kri­minell sind. Den Bei­geschmack hatte das Wort nämlich ursprünglich gar nicht, sondern kommt aus Schottland und heißt „Sippe“) und solle daher nicht gebraucht werden, sondern „große Familie“.
So geht es dahin, und jeder Begriff wird seziert, ob er nicht eine irgendwie geartete Dis­kri­mi­nierung in sich trage.
Aber in der „Lau­datio“ für Julian Rei­chelt wimmelt es von Unver­schämt­heiten und Dis­kri­mi­nie­rungen: Unsach­lichkeit“ (besser wären: Sicht­weisen, deren Begründung eher im Emo­tio­nalen liegt), „Vor­ur­teile“ (besser: Ver­all­ge­mei­nernde Beur­tei­lungen ohne eigenen Erfah­rungs­hin­ter­grund), und „Panik­mache“ (besser: Der aktu­ellen Situation nicht ange­messene Ver­breitung und Kom­mu­ni­kation von großer Besorgnis), Neo­nazis“ (besser: Men­schen mit eth­no­zen­tri­schem, natio­nen­ori­en­tiertem, non-global-ori­en­tiertem Weltbild), „ras­sis­tisch“ (besser: Men­schen nach Eth­ni­en­zu­ge­hö­rigkeit beur­teilend), „Feind­bilder“ (besser: Defi­nierte Gruppen von Men­schen, deren Ver­hal­tens­stan­dards sub­jektiv als inferior emp­funden und beschrieben werden). „Revol­ver­blatt“ (besser: Publi­kation mit von manchen Men­schen der Situation als unan­ge­messene Zuspitzung emp­fundene Berichterstattung).
Sehen Sie, gnädige Frau Sheila Myso­rekar, das beschö­ni­gende Ver­schleie­rungs­ge­schwurbel können wir auch.
Den Vogel aber schießt die dreiste Sym­bolik des ver­lie­henen Nega­tiv­preises ab: „Eine goldene Kar­toffel“. Das zeugt nun wirklich ent­weder von absicht­licher Fra­ter­ni­sierung der NdM mit der Sorte von Zuwan­derern, die alle Deut­schen abfällig mit dem ihnen als typisch deutsch und min­der­wertig erschei­nenden Lebens­mittel „Kar­toffel“ in toto abwertend als fremd und pri­mitiv aus­grenzen oder von purer Unsen­si­bi­lität und Ahnungslosigkeit.
Das bemüht-ver­krampfte Umin­ter­pre­tieren des Begriffs “Kar­toffel” in eine Ver­kör­perung der Viel­schich­tigkeit kul­tu­reller und natio­naler Iden­ti­täten in Frau Myso­rekars Lau­datio ist eher peinlich. Sehr wahr­scheinlich war also erstere obige Absicht gemeint.
Und genauso sah es auch der Laureat, Herr Julian Rei­chelt, — und das mit Recht. Es ist platter, anti­deut­scher Ras­sismus und Herr Rei­chelt lehnte die Annahme des Preises ab. Recht so, und in diesem Fall Applaus für Herrn Julian Rei­chelt, der Mumm bewiesen hat, zu dem Häme­fes­tival der NdM zu erscheinen und Haltung zu zeigen. Und den NdM sei ein Sprichwort der BdK (Blöden Deut­schen Kar­toffeln) zur Reflexion anemp­fohlen: „Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem and‘ren zu!“
Herr Julian Rei­chelt begündete die Ablehnung des Preises damit,
dass das Wort „Kar­toffel“ ras­sis­tisch gegenüber Deut­schen benutzt werde. In seiner Rede sagte er, im Vorfeld habe er sich gefragt, ob die Auswahl einer Kar­toffel für den Preis achtlos oder kal­ku­liert gewesen sei. Im Laufe des Abends sei ihm die Antwort klar­ge­worden. Rei­chelt verwies auf den Gebrauch des Wortes an Brenn­punkt­schulen, „wo Migration keine Erfolg­ge­schichte ist“, und sagte an die Ver­an­stalter gerichtet, das hätte sie von dem Wort abschrecken sollen: „Kar­toffel ist nämlich dort eine Beschimpfung geworden, die sich tat­sächlich auf Rasse und Her­kunft bezieht, und das ist in keiner Weise lie­bevoll gemeint.“ Das wüssten alle, deren Kinder derzeit solche Schulen besuchten.“ 
Ich darf noch einmal den Vorwurf, den Frau Sheila Myso­rekar an Herrn Julian Rei­chelt richtete, in Erin­nerung rufen:
BILD ver­wendet dop­pelte Stan­dards in der Bericht­erstattung über Men­schen mit und ohne Migra­ti­ons­hin­ter­grund und hat einen sehr eth­no­zen­tri­schen Blick auf unsere Einwanderungsgesellschaft.“
Streiche „BILD“, setze „Neue deutsche Medienmacher“.