Ankunft von Flüchtlingen aus den Ostgebieten des Deutschen Reiches in Heide/Holstein. Bild: Wikimedia, gemeinfrei

Aus­wandern: Deutsche auf der Flucht

In den letzten Jahren ist die Zahl der Aus­wan­derer aus Deutschland stark ange­stiegen. Angeblich zwi­schen 1,1 und 1,5 Mil­lionen pro Jahr. Die da sta­tis­tisch erfasst werden, sind natürlich nicht alle Deutsche. Viele Gast­ar­beiter gehen zurück in ihre Hei­mat­länder, weil man dort mit der deut­schen Rente viel besser zurecht­kommt, als im run­ter­ge­wirt­schaf­teten und teuren Germanien.
(Von Wolfgang Prabel)
So kostet eine Kilo­watt­stunde Strom in Bul­garien und der Türkei nur 10 Center, in Ungarn 11, in Kroatien und Rumänien 12, in Polen 15 in Grie­chenland 19, in Italien 21. Im Ausland kann die deutsche Rente also das zwei- bis drei­fache Wert sein. Außerdem ist das Wetter im Süden viel besser.
Die mensch­ge­machte Teuerung ist aber auch einer der Gründe, warum nicht nur Aus­länder, sondern auch Deutsche das Land ver­lassen. Bei vielen Städtern reicht die Rente nicht für Miete und Heizung, weil das Bau­recht das Wohnen unnütz ver­teuert hat. Den Rest besorgen die Ener­gie­steuern. Im länd­lichen Raum reicht hier­zu­lande eine Rente von 1.000 € locker aus, weil das eigene Haus mit Holz geheizt wird. In der Groß­stadt sind 1.000 Kröten nichts. Ich habe die Zwei­zim­mer­wohnung mit Koch­nische meiner Mutter in einer Platte auf­gelöst und die Miet­rechnung gefunden. Schock­schwere Not!
In den letzten Jahren hat die Aus­wan­derung aber auch aus poli­ti­schen Gründen zuge­nommen. Die WELT berichtete von Laim Rückert, der in seiner Schule von Moslems belästigt wurde und nach Tel Aviv weg­ge­macht hat. Er sei zufrieden mit seiner Ent­scheidung berichtete die Zeitung. Auch andere deutsche Kinder hat es schon nach dem Osten ver­schlagen, weil sie zu Hause nur noch gemobbt wurden. Im Schlosspark von Kes­thely traf ich im Sommer ein Ehepaar aus Leipzig, das nach Gyenesdiás am Balaton umge­zogen ist. Leipzig war ihnen zu unruhig geworden, um es mal diplo­ma­tisch aus­zu­drücken. In den Graf­schaften Zala, Veszprém, Somogy, Baranya und Bács-Kiskun gibt es zahl­reiche Orte, wo sich deutsche und öster­rei­chische Zuwan­derer regel­recht zusam­men­ballen. An einem gesel­ligen Meeting von Aus­wan­derern mit zehn Sorten Pálinka hatte ich mal teil­ge­nommen. Da waren Flücht­linge aus Bayern, Sachsen-Anhalt, Wien, Kärnten und Thü­ringen versammelt.
Auch Polen ist inzwi­schen Aus­wan­de­rungsland. Offi­ziell wandern etwa 8.000 Deutsche jährlich nach Polen aus, einige davon sind aber nach Jahren auch Rück­kehrer. Die meisten tauchen in der Sta­tistik nicht auf, weil sie sich nur ein Haus gekauft haben, ohne gleich ganz über­ge­siedelt zu sein. Vor ein paar Tagen habe ich mit einem pol­ni­schen Freund aus Wroclaw darüber gesprochen. Er sagte, dass die Deut­schen an der Ostsee und in Schlesien die Immo­bi­li­en­preise schon etwas ver­dorben hätten, in den Bes­kiden und über­haupt im Osten seien aber noch Schnäppchen drin. Das ist auch in Ungarn so. Ein bewohn­bares Gebäude auf dem Lande gibt es ab 20.000 €. Meistens mit 5.000 Qua­drat­metern Garten. Ich war 16 Jahre Bür­ger­meister auf dem Lande und wurde immer wieder mit dem Wunsch von Ein­wohnern nach einem Garten kon­fron­tiert. Wegen der rigiden Gesetz­gebung konnte nicht viel bewegt werden. Viele junge Leute gehen dann ins öst­liche Ausland, um etwas Selbst­ver­sorgung oder Klein­land­wirt­schaft zu betreiben.
Die pol­ni­schen und unga­ri­schen Grund­bücher sind mit deut­schen Stan­dards ver­gleichbar. Es wiehert nach hundert Jahren immer noch der k. u. k. Amts­schimmel, es gibt Flur­karten, Risse und die akri­bisch geführten Ein­tra­gungen in den drei Abtei­lungen. Die Bezah­lungs­mo­da­li­täten sind etwas rus­ti­kaler als bei uns. Eine Auf­lassung gibt es nicht.
Die Ver­sorgung mit Strom und Gas ent­spricht der bei uns. Viele länd­liche Grund­stücke sind wie in Deutschland noch nicht ans Abwas­sernetz ange­schlossen. Dafür gibt es im Unter­schied zu Deutschland flä­chen­de­ckend schnelles Internet.
Sicher­heits­tech­nisch und hin­sichtlich der Sau­berkeit hat der Osten Vor­teile. Tat­sächlich ist es so, dass sich Frauen auch zu später Stunde noch frei bewegen können. Die Benutzung öffent­licher Ver­kehrs­mittel im Dunkeln ist über­haupt kein Problem, auch in War­schau, Prag und Budapest nicht. Vor den Bahn­höfen drängeln sich keine ekligen Rauschgiftverkäufer.
Da Ungarn und Polen neben der Tsche­cho­slo­wakei früher die ein­zigen legalen Rei­se­länder waren, kann ich ele­mentar Pol­nisch und Unga­risch. Der Aufwand zum Erlernen unter­scheidet sich. Pol­nisch kann man in einem Vier­teljahr mit geringem Aufwand lernen, Unga­risch erfordert etwa den zehn­fachen Aufwand, was an einer wahrhaft byzan­ti­ni­schen Gram­matik liegt. Aber schon dilet­tan­tische Bemü­hungen werden deshalb von den Ein­hei­mi­schen gewürdigt. Man erwartet nicht wie im Lande der Fran­zosen eine ein­wand­freie Aussprache.
Meine volks­tüm­liche Freundin hat sich in zwei Aus­wan­de­rer­foren bei Facebook ein­ge­tragen. Da geben die­je­nigen, die schon seit zehn oder mehr Jahren dort sind, den Neu­lingen Tipps. Zu Anfang sind alle Aus­wan­derer von der neuen Heimat total begeistert. Bei den Meisten ist das auch nach Jahren noch so. Ich habe mal einen Greisler (das ist ein fah­render Kolo­ni­al­wa­ren­händler) aus Nie­der­ös­ter­reich ken­nen­ge­lernt, der den Umzug ins Umland von Sarvár auch nach 15 Jahren nicht bereut hatte. Seine Argu­mente waren das billige Wohn­ei­gentum, die mode­raten Preise und das Wetter. Eine trinkbare Flasche Wein kriegt man dort für 300 Forint, also einen Euro.
Wenn man Facebook als Maßstab nimmt, kehren immer mehr Leute Deutschland aus poli­ti­schen Gründen den Rücken. Es ist schon fast die Hälfte der Aus­wan­derer. Nach dem Migra­ti­onspakt werden es sicher noch einige mehr werden. Die Preise auf dem pol­ni­schen und unga­ri­schen Häu­ser­markt sind seit Jahren beim Steigen, wie mir einige Makler ver­si­chert haben. Auch bei eBay, Immowelt und Immo­scout kann man das beob­achten. In Slo­wenien sind die Preise schon längst durch die Decke gegangen.
Wer weiter gegen das dilet­tan­tische Mer­kel­regime kämpfen kann, sollte hier in Deutschland bleiben. Aber gegen einen Plan B – ein Feri­enhaus, in das man im Falle der Errichtung einer dun­kel­grünen Dik­tatur fliehen kann – ist über­haupt nichts ein­zu­wenden. Der kluge Mann baut vor. Was dabei geil ist: Die Erwerbs- und Reno­vie­rungs­auf­wän­dungen im Ausland schmälern das deutsche Steu­er­auf­kommen und ver­ringern dem­zu­folge den finan­zi­ellen Hand­lungs­spielraum der Mer­kel­clique. Die tür­ki­schen Rentner, die ihren Lebens­abend lieber in Adana als in Altona ver­bringen, tun übrigens das­selbe. Sie zahlen Umsatz­steuern bei Erdogan und nicht bei der wider­wär­tigen Wind­mühlen- und Mes­ser­kanz­lerin mit den abge­kauten Nägeln.
Ein Aspekt, der von der Oppo­sition bisher zu wenig beleuchtet wurde: Man muss der Regierung das Steu­er­ein­nehmen erschweren. Zunächst erst mal mit ganz legalen Methoden. Urlaub­machen, Inves­ti­tionen, Arbeit und das Rent­ner­dasein im Ausland schwächen die Groko. Und die kann dagegen nichts machen. Wegen der von ihr immer wieder beschwo­renen Frei­zü­gigkeit in der EU. Übrigens kann man den Arbeits­anteil von Erhal­tungs­auf­wän­dungen an Immo­bilien, die in der gesamten EU belegen sind, von der deut­schen Ein­kom­mens­steuer absetzen. Aller­dings darf das Geld nicht czarny, nicht negru und nicht fekete fließen, sondern per Überweisung.
 


Dieser Beitrag von Wolfgang Prabel erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.prabelsblog.de